Unsere Lebenssituation
verschlechtert sich täglich

Unsere Häuser werden in Brand gesetzt und auf der Straße können wir uns nicht sicher bewegen. Durch die Verschlechterung der ökonomischen Lage und die damit einhergehenden Verteilungskämpe wird es für uns immer schwieriger, Arbeit und Wohnraum zu finden. Wo immer soziale Errungenschaften abgebaut werden, sind wir die ersten, die davon betroffen sind. Das Arbeitsamt ist gezwungen, bei der Vergabe von freien Stellen zuerst Deutsche, dann "EU-Ausländer" und dann erst Menschen aus Nicht-EU-Staaten zu berücksichtigen. MigrantInnen, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, erhalten nach dem neuen Asylbewerberleistungsgesetz mindestenes 20% weniger Leistungen - also weniger als das offizielle Existenzminimum für Deutsche. Dies zwingt uns oft dazu, Schwarzarbeit anzunehmen, wenn sie uns angeboten wird, um überhaupt existieren zu können. Industrie und Dienstleistunsbetriebe nutzen unsere schlechte rechtliche Position aus, die durch den deutschen Staat verursacht wurde. Bei qualifizierten Tätigkeiten erhalten wir wesentlich weniger Geld als Deutsche. Häufig bleiben uns aber nur Dreckarbeiten bei minimaler Bezahlung und ohne jegliche Absicherung.

Ganz gleich, wie lange wir schon hier leben, wir haben nicht einmal die Sicherheit, überhaupt hier bleiben zu können. Die Abshiebungswellen der letzten Jahre haben gezeigt, daß der deutsche Staat in seinem völkischen Wahn nicht einmal das Lebensrecht von Menschen ohne deutschen Paß respektiert. Da die neuen Grenzen Europas bis in den Ural reichen und ständig militärisch gegen Flüchtlinge ausbebaut werden, können diese sie nur noch unter Lebensgefahr überqueren. Viele kommen auf dem Weg hierher ums Leben. Viele kommen auf dem Weg hierher ums Leben.Viele, die es schaffen, die Grenzen zu passieren, sind gezwungen, hier illegal zu leben. Das heißt, sie sind rechtlos und müssen sich verstecken. Ihre Lebensbedingungen sind schlecht, sie haben keine gesundheitliche Versorgung und stehen unter wirtschaftlichem und psychischem Druck. Sie sind ständig davon bedroht, aufgegriffen und abgeschoben zu werden. Aber auch für alle anderen MigrantInnen besteht keine Sicherheit vor Abschiebungen. Die Einführung der Visumspflicht für MigrantInnenkinder (auch für die, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind) zeigt deutlich, daß vielmehr keine mögliche Schikane ausgelassen wird, um uns das Leben hier schwer zu machen.

Wir haben keine Rechte und dürfen uns nicht aktiv am gesellschaftlichen und politischen Leben beteiligen - dafür werden wir in Wahlkämpfen als Zielscheibe populistischer Sprüche mißbraucht. Bei dieser Hetze kommt den Medien eine besondere Rolle zu: Dort wo sich mit Schlagzeilen über "Ausländer" die Auflagen und Einschaltquoten steigern lassen, werden bestehende rassistische Einstellungen bereitwillig bedient. Bei der Mehrzahl der willigen deutschen Untertanen in ihren Gartenzwergparadiesen fällt solche Propaganda auf fruchtbaren Boden: Dann ziehen sie schon mal (inzwischen fast täglich) los, um zur Verteidigung ihrer makellosen Vorgärten dem nächstbesten Undeutschen das Dach über dem Kopf anzuzünden.

Für viele von uns fängt der alltägliche Kampf auf dem Weg zur Schule an, geht auf der Arbeit weiter und verfolgt uns auch in unserer Freizeit; z.B. durch Gesichtskontrollen in Diskotheken. Demütigungen, Beleidigungen, sexistische Anmache und Übergriffe bis hin zu Vergewaltigung und Mord sind Teil unserer Realität. Dazu gibt es eine Unmenge von Razzien und Kontrollen, die sich gezielt gegen "undeutsch" aussehende Menschen richten. Auf Bahnhöfen etwa kommen Farbige inzwischen kaum um solche Sonderbehandlungen herum, die für diejenigen, welche keine Papiere dabeihaben, in Knast und Abschiebung enden können. Wer sich gegen rassistische Übergriffe wehrt, läuft Gefahr, bestraft und abgeschoben zu werden. Aus all dem wird klar: Wir leben hier rechtlos. Selbst die grundsätzlichen Menschen- und Bürgerrechte werden uns verweigert.

Über unsere Erfahrungen mit dem alltäglichen Rassismus hier und unsere unerträgliche Situation könnten wir Bücher schreiben, wenn wir Lust dazu hätten.
Papier ist geduldig, wir sind es nicht.


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