Mitteilung der RS (Redaktions-Sippe)

Wir, selbstorganisierte MigrantInnen aus verschiedenen Städten in Deutschland, wollen mit diesem Info-Blatt ein Forum zu Kommunikation, Informationsaustausch und Auseinandersetzungen unter uns herstellen..
Gleichzeitig soll damit ein Stück Eigenständigkeit und Unabhängigkeit vom teutonischen Blätterwald und von den assimilierungsfixierten MigrantInnenzusammenhängen ("Asimilanten" laut Feridun Zaimoglu) erreicht werden. Die Zuspitzung der rassistischen, antisemitischen und völkischen Angriffe, die Entschlossenheit der erdrückenden Mehrheit der Teutschen, mit uns und allen, die als Nichtteuts gelten, kurzen Prozeß zu machen, zwingt uns gerade dazu, geeignete Formen und Mitteln zu finden, um unsere Selbstverteidigung zu organisieren, um unsere enger gewordenen Freiräume zu wahren und auszubauen, um eine Verständigung und eine gemeinsame (Ab)Sprache zu finden.
Über den Charakter dieser Texte können wir eher sagen, was wir nicht wollen:
-keine Aufklärung betreiben
-keine Organisationsstrukturen aufbauen
-kein Hinnehmen von anderen Gewaltverhältnissen im Namen des Antirassismus
-keine Rücksicht auf TäterInnen (ob rechts- oder linksDeutsche) nehmen
-keinen linken Kitsch und keine revolutionäre Esoterik praktizieren

Wir haben für dieses Land und seine Einheimischen nichts übrig: weder konstruktive Vorschläge, noch Hoffnungen auf Veränderungen, noch irgendeinen Glauben an revolutionäre Erfolge. Wir scheißen auf Standortdebatten, auf Sozialabbau, -aufbau, -umbau und andere IG-Bau's. Wir stellen uns gegen die "unser-Viertel-muß-erhalten-bleiben" und andere identitätsstiftende Psychosen, gegen teutonische 1., 2. oder 3. Mai-K(r)ämpfe und sonstige kalendarische Planerfüllungswichsereien. Das Primat der Praxis ist ein aufgezwungener Imperativ (die oder wir!) und keine freie Entscheidung. Frei ist aber wohl die Entscheidung, solche Texte zu erstellen, um gemeinsam unter uns und mit anderen, die das wollen, auf unsere 1001 Fragen Antworten zu suchen oder gar zu finden. Mit "6.000" wollen wir uns diesen Luxus erlauben.
Die Entscheidung, diese Texte zu lesen, muß angesichts seiner (für viele) Unappetitlichkeit bewußt getroffen werden. Der Anspruch, abschreckend zu wirken, heißt aber nicht die Qualität des Inhalts zu vernachlässigen. Im Gegenteil: Der Anspruch ist und bleibt, seine Originalität, Konsequenz, Subjektivität und Rücksichtslosigkeit bei jeder Ausgabe unter Beweis zu stellen.

Die Auswahl und Veröffentlichung der Texte unterliegt strengster Zensur, es fehlt jegliche Pluralität, eine andere Meinung außerhalb unserer Zusammenhänge, findet hier keinen Platz. Ausgewählte Texte von anderen Quellen, die wir richtig und wichtig finden, werden unter der Rubrik "Gäste" zu finden sein (in dieser Ausgabe ist es ein Beitrag von "Fluchschrift"). Auseinandersetzungen über die eigenen unterschiedlichen Positionen und Meinungen werden in voller Breite ausgetragen. Die ewige Frage, was ist richtig und was ist falsch, und vor allem, wer darüber entscheidet, stellt sich für uns erst gar nicht: Wir entscheiden was richtig und was falsch ist und sonst niemand.
Ob dieser Ausgabe weitere Folgen haben wird, wagen wir nicht zu sagen. Und wenn ja, wie oft, in welchen zeitlichen Abständen ist unkalkulierbar. Auch nicht welche Form die nächste haben wird. Es bleibt alles ungewiß und planlos. Einen Zwang, eine Verpflichtung sehen wir nicht. Außerdem ist das oberste Gebot die absolute Freiwilligkeit und Bereitschaft. Und wer will heute schon genau wissen ob er/sie in einem oder zwei Monaten, die Zeit oder/und die Lust hat, etwas dazu beizutragen oder ob es immer noch wichtig ist. (Die Redaktions-Sippe)


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