Für eine linke Strömung!  Antifa/Antira AG
 Home
 Aktuell
 Archiv
 
 Antifa AG
 Intersol AG
 Sozial AG
 Arranca!
 
 Stadtteilladen
 Kontakt
 

Solidarität mit Thung!

Thung und seine Familie wurden von Nazis überfallen. Einer von denen ist jetzt tot, einer schwer verletzt.

Am 9.12.´00 zog eine ca. 20-köpfige Gruppe von Nazis randalierend und grölend über den Weihnachtsmarkt in Bernsdorf (Sachsen). Als dann dort drei Skins den Stand einer vietnamesischen Familie überfielen, griff der 15-jährige Thung zum Selbstschutz. Erlief zu seinem nahegelegenen Haus und holte zwei Küchenmesser. Unweit des Weihnachtsmarktes überraschte er die Angreifer und stach auf zwei von ihnen ein. Ein Nazi erlag seinen Verletzungen, wobei dies von Thung nicht gewollt war.

Die Tatsache, dass Menschen, die nicht in ein rechtes Weltbild passen, besonders Migrant-Innen tagtäglich Opfer von Gewalt werden, ruft kaum noch ernsthafte Empörung hervor. Doch was passiert, wenn diese deutsche Normalität einmal gebrochen wird? So wie es hier geschah als einer, dem eigentlich die Opferrolle zugewiesen war, sich zur Wehr setzte.

Die Übergriffe am 9.12. waren nicht Thungs erste Erfahrung mit rassistischer Gewalt. Neben physischen Angriffen war sein Alltag in der Kleinstadt geprägt von Ausgrenzung und Ablehnung durch die Mehrheit der deutschen Bevölkerung. In der Schule und auf der Straße war er ständig mit einer feindlichen Haltung ihm gegenüber konfrontiert. Von seinen MitschülerInnen wurde er ignoriert und aus der Klassen-gemeinschaft ausgeschlossen. Freundschaften waren nur zu Kindern von MigrantInnen möglich. Derartige Erfahrungen müssen MigrantInnen hier immer wieder machen. Sie können berichten, wie es ist, mit Gesetzen konfrontiert zu sein die nicht für, sondern gegen sie gemacht sind. Übergriffe militanter Neonazis bilden nur die zugespitzte Form einer rassistischen Leitkultur.

Thung hätte nicht zum Messer greifen müssen, wenn Andere ihm geholfen häten, die Nazis zu vertreiben.
Er sitzt momentan in der JVA Görlitz. Kurz nach der Tat wurde er festgenommen und ist jetzt wegen Totschlags angeklagt. Bezeichnend ist auch, dass alle vietnamesischen Familien die Stadt nach dem Vorfall verlassen haben, da sie sich vor weiteren Übergriffen nicht ge-schützt fühlen. Polizeilichen Schutz erhielten sie nicht. Der Bürgermeister von Bernsdorf, Eberhard Menzel, brüskierte sich lediglich über das Fehlen der 5 vietnamesischen Kinder in der Schule. Kontakt zu den Geflüchteten hat er nicht aufgenommen. Zwei Familien haben sich bei ihm gemeldet. Helfen wollte er ihnen nicht. Seine Hilfe beschreibt er so: “Indem man ihnen Mut macht. Mehr kann ich nicht tun.”Als PDS-Politiker schreckte er nicht davor zurück an der Spitze des Trauermarsches, gefolgt von Nazikadern und weiteren Mitgliedern der Naziszene (Skinheads Sächsische Schweiz SSS, Kittlitzer Kameradschaft Odins Legion, Junge Landmannschaft Ostpreußen, organisierte Rechte aus Dresden, Bautzen und Hoyerswerda), zu laufen.
Die Trauerkränze waren bestückt mit Ehrenbekundungen und allem, was die neofaschistische Symbolpalette hergibt.
Das die militante Naziskinszene hier einen neuen Märtyrer stilisiert, zeigte sich auch sehr deutlich in der abgehaltenen Mahnwache. Es mag sein, das Gerichte Thungs Verhalten nicht als Selbstverteidigung bewerten, aber angesichts täglicher Angriffe und rassistischer Gewalt ist sein Handeln logisch und absolut verständlich. Ein Wehren ist in jeglicher Form unterstützenswert.

Es ist notwendig sich gegen rechten Terror massiv zu wehren. JedeR ist in Lebensgefahr, wenn er/sie von Faschisten angegriffen wird.

Alle die sich gegen diese Verhältnisse zur Wehr setzen, verdienen unsere uneingeschränkte Solidarität!

Es gibt verschiedene Gruppen, die über die Antirassistische Initiative in Berlin vernetzt sind um Thung zu unterstützen. Ein Film zu rassistischen Angriffe und Selbstverteidigungsrecht ist in Arbeit und wird voraussichtlich im Sommer erhältlich sein. Der Prozeß gegen Thung beginnt am 15 Mai. Für die Kosten des Verfahrens und zur Unterstützung der Familie wird Geld benötigt. Unterstützt MigrantInnen-Organisiserung und Selbstverteidigung bei rassistischen Übergriffen!

Wenn ihr Thung schreiben wollt und/oder euch in die Unterstützungsarbeit einbringen wollt, meldet euch bei der Antirassistischen Initiative, Yorckstr. 59, 10965, Berlin, Tel.: 7857281

Der Prozeß gegen ihn beginnt am 15. Mai ´01 in Bautzen. Am 1. Prozeßtag wird es dort eine Solidaritäts-Kundgebung geben. Aus Berlin fahren Busse dorthin.

End racism! by any means necessary!

Spendenkonto: Antirassistische Initiative Berlin,
Bank für Sozialwirtschaft,
BLZ 100205 00, Konto-Nr: 309606,
Stichwort „Spende Thung“

 
   
 
 

FelS - Für eine linke Strömung, c/o Schwarze Risse, Gneisenaustraße 2a, 10967 Berlin