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 Schau mir in die Augen,
Kleines!
 "Nur im Stupor [Starre,
Teilnahmslosigkeit] der lebendigen von ihm vergewaltigten Frau kann er
seine Macht
erleben, indem er sie in
sexuelle Lust transponiert." (Ingrid Strobl (1))
 Dies ist ein Text über
Vergewaltigung und den Umgang damit in der sogenannten Szene, diesmal in
Berlin
 (Ladies, ein bitteres Grinsen
steht Euch gut, jetzt). Es ist ein Text im Kampf um Definitionsmacht.
 
 "[Ehefrau]: l informed
him that I was scared of him. "Oh yes, Steven, you were pleased. You felt
pleasure
seeing the dead girl's body."
[Ehemann): "You're pleased saying this. We're getting to know each other.²"
 "Es"- Das Unbenennbare
 In "unseren" bürgerlichen
gutmenschelnden Köpfen (Körpern?) ist Vergewaltigung
etwas, das eigentlich nicht
wirklich passiert. Und wenn "es" passiert, dann irgendwo anders, jedenfalls
nicht bei
 "uns". Outta hell. "Wir"
sind schließlich reinweiße, bessere Menschen mit Kinderstube
und "es" ist bei "uns"
 nicht da. Eben aufgeklärt
und vernünftig. "Wir" sehen zwar und lesen, wie "es" gegen Frauen
zunimmt, in
 Hamburg wurde im April eine
17-jährige in der S-Bahn vergewaltigt, während andere Fahrgäste
zusahen - aber
 das ist S-Bahn: Spießer-area,
das ist nicht bei "uns" im Casablanca, autonomen Zentrum. Das sind quasi
 Entgleisungen- von denen
"wir" Kenntnis nehmen, messages aus einer anderen Wirklichkeit. Bei "uns"
werden
 Konflikte schließlich
durch Redeprozeduren gelöst, sogenannte Auseinandersetzungen.
 Abgrenzungsmechanismen. Das
gutkonstruierte Selbst und das abgründige Andere. Der Mensch (=der
Mann
als Norm) ist gut und Sexualität
ist unschuldig. Die Erde ist eine Scheibe. Sex, wie gesellschaftlich
 zurechtgebogen, das letzte
Residuum eines disziplinierten Bedürfnisses: Kreativität. Bitte,
laßt doch den Sex in
 Ruhe. Was soll das feministische
lustfeindliche Lamentieren. Sex ist schließlich geil und die Zeiten
sind hart.
 Quod erad demonstrandum
"2).
 Was ist eigentlich Vergewaltigung?
 "Vergewaltigung
und sexuelle Nötigung, wie Gewalt gegen Frauen im Strafgesetzbuch
reduzierend bezeichnet
Und wenn "es" bei "uns" passiert,
so ist es heikel. Und dannwird. ist Alltag, daß
dies auch für die sogenannte Subkultur gilt, ist ebenfalls hinlänglich
bekannt. Ebenso wie
 das Unvermögen, sexuelle
Gewalt gegen Frauen zu diskutieren und persönlich oder gemeinsam zu
verhindern.
 Vergewaltigung hat etwas
mit Gewalt und Sexualität von Männern zu tun. Über beides
wird viel geredet, aber
 nur oberflächlich oder
in Witzeleien....] Mittels der Trennung in sich selbst und die Vergewaltiger
und durch die
 strafrechtlichen Normierungen
und Definitionen werden Vergewaltigung und Vergewaltiger zum Tabu. Darüber
 spricht man nicht bzw. es
ist jedem klar: Sowas macht man nicht. Aber welche Männer vergewaltigen
denn
 dann??? Da fest steht, daß
Vergewaltiger Freunde, Genossen, Väter, Bekannte, "ganz normale Männer
aller
 Gesellschaftsschichten sind,
scheint die Vorstellung von den Vergewaltigern als "den anderen" schlicht
falsch zu
 sein!" (Jedi-ritter für
das Gute - gegen das Böse)'
 
 treten die Abgründe
der Realität vor "unsere" Augen. Und sofort setzt die Verdrängung
ein: "Kann das wirklich
 stimmen?", "da weiß
man ja auch nicht, was da dran ist (=was man hat)." Jargon wie aus einem
Helge
 Schneider-Dialog... "Das
kann doch nicht sein - der ist doch ein lieber Typ und ein guter Genosse.
da bilden
 wir ersteinmal einen Stuhlkreis
und diskutieren das aus und beschließen einen Beschluß." Das
Unvorstellbare
 hat keine Kategorie in "unseren"
erkenntnisreichen Köpfen (Körpern?). Sprachlosigkeit die Reaktion.
We're so
 fucking good, Alter. We're
so fucking holy. Sagte schon Ideal in den 80ern. Remember?
 Schwein
 Du denkst ich bin der
softe Typ
der die Frauen gut versteht
 der heimlich Gedichte
schreibt
 und zur Selbsterfahrung
geht
 so sensibel, so charmant
 gerade richtig zum verlieben
 du hast mich noch nicht
erkannt
 mein wahres ich ist schwer
durchtrieben.
 Ich habe unbändige
Lust fies und gemein zu sein
 es macht mir einen Höllenspaß
 so wie ein Schwein zu
sein
 ich lüg dich an
mit einem Lachen
 das fällt dir gar
nicht auf
 ich kann noch ganz andre
Sachen machen
 da kommst du gar nicht
drauf. (Ideal, 1981)
 Vergewaltigung ist Gewalt,
die sexualisiert ausgedrückt und verhandelt wird. Sexualisierte Gewalt.
Vergewaltigung ist neben
anderen ein Mittel um Herrschaft auszuüben, auszubauen oder zu zementieren.
 Vergewaltigung hat nur in
der veröffentlichten Meineidung etwas mit der Sexbestie im Busch (Waldmetapher,
 schau nach im Theweleit,
boy) oder den unkontrollierbaren sexuellen Instinkten des Mannes zu tun
(Subkulturell
 übersetzt: Free Will/ie,
Charles Manson). Vergewaltigung hat nichts mit Sexualität, aber viel
mit Hierarchie und
 Macht/Ohnmacht zu tun. Erzwungene
Penetration und andere Formen von Vergewaltigung sind neben vielen
 anderen ein Mittel, mit
dem der Mann sich seiner Superiorität, insbesondere im Konfliktfall,
versichert und
 erneut herstellt(5). Vergewaltigung
ist ein Mittel, um Kontrolle und Dominanz herzustellen, insbesondere dann,
 wenn sie bedroht erscheint.
Vergewaltigung ist "normal". Sie ist nichts weiter als eine alltägliche
Form der
 Herstellung und Zementierung
von Geschlechterrollen und hierarchien.
 In den USA ist das Bewußtsein
über die Existenz von sexualisierter Gewalt fortgeschrittener als
in der BRD.
Hier sind einige aktuelle
Zahlen von dort:
 
 1 von 3 Frauen wird
während ihrer Lebens vergewaltigt. 1 von 10 Männern wird als
Erwachsener sexuell
"Es"- Gewalt nimmt zu - auf
allen Ebenen!angegriffen. Nur 2% aller
angezeigten Vergewaltigungen sind unbegründet. 91% der Vergewaltigungen
sind
 geplant. 97% aller Vergewaltiger
sind Männer. Über 85% aller Vergewaltigungen werden durch Bekannte
des
 Opfers begangen. Von 1000
Vergewaltigern, werden nur 3 eingeknastet(6).
 
 Vergewaltigung ist strukturell
vergleichbar mit den Übergriffen weißer Jungmänner gegen
"Ausländer". Sexismen
und Rassismen verweisen
auf ein politische Machtgefüge, in dem Dominanz ökonomisch, politisch
und kulturell
 durch ein Surplus an Partizipationsmöglichkeiten
belohnt wird. Machtgefüge, die sich zeigen in den Fahrten
 weißer Männer
ins Land der Sexsklavinnen - Thailand (Fickbomber und Fidschisklatschen).
Jeder Schuß ein
 Ruß - jeder Stoß
ein Franzos. Sieg und Niederlage. Konstruktion von eigener Stärke
durch Schwächung und
 Herabsetzung des Anderen.
 Das Männer-Handbuch
 Er hatte mir eine Rose auf
dem Rummel geschossen, das Porzellan zerplatzte. Die Rose zitterte hin
und her.
Richtig ansetzen und schießen.
Dann Schenken. Dann Besitzen... Es gibt, wie ihr wißt, ungeschriebene
 Handbücher für
Männer, hier die Rezension von Jack Hoyles, der 25-jährig eine
Haftstrafe von 17 Jahren in
 einem Hochsicherheitstrakt
verbüßt und noch 10 Jahre vor sich hat:
 
 "Dein ganzes Leben
lang wird dir beigebracht, gewalttätig zu sein, deine Probleme zu
verdrängen und keine
Gefühle zu zeigen.
deine Eltern geben dir die ersten Lektionen, wie du ein Mann bist.: "Heul
nicht. Rede nicht
 über Gefühle.
Geh nicht zu nah an andere Männer heran. Du bist nicht verletzt. Du
bist ein Schwuler, eine
 Tunte, ein Arschficker,
ein Homo. Steh auf und kämpfe, Schwächling. Dann hörst du
die nächste Lektion, wie
 du ein Mann bist, von deinen
Freunden in der Clique. "Wenn dir eine Frau auf dem Kopf rumtanzt, gib
ihr eins
 auf den Kopf. Frauen sind
hier. Also können wir soviel wie möglich vögeln. Frauen
sind böse. Sie wollen, daß
 Du sie schlägst. Sie
mögen es. Sie wollte es von mir." Dieses Handbuch, daß noch
niemand gesehen hat, ist
 sehr hilfreich, weil es
dich 100 und eine Möglichkeit lehrt, dich selbst und Frauen zu mißbrauchen.
Das Buch ist
 großartig, weil es
sagt, daß es richtig ist, Frauen zu mißbrauchen, und es gibt
sogar ein Kapitel, wie wir uns
 selbst rechtfertigen können.
Also tragen wir keine Verantwortung, haben keine Schuld und haben es nicht
nötig,
 uns zu verändern, da
die Information von Mann zu Mann weitergegeben wird, daß dies ein
akzeptables
 Verhalten ist. [...] Laß
uns nicht die Gesellschaft im allgemeinen vergessen, und die Rolle, die
sie in diesem
 berühmtberüchtigten
und ungeschriebenen Buch über Gewalt und dem Blick auf Frauen als
 (Fleisch-)Sexobjekte spielt.
Die Medienmogule pumpen jeden Tag hunderte von Morden, Schlägereien
und
 andere Formen von Gewalt
in unser Leben durch die Gedankenkontrolle.[...] Uns wird gesagt, daß
es
 akzeptabel ist, gewalttätig
zu sein aber auch, daß wir, wenn wir gewalttätig sind, eingesperrt
werden. [...] Es
 gibt noch mehr Verwirrung.
Auf der einen Seite wird uns gesagt, daß es richtig ist, dicht und
gewalttätig zu sein
 und keine Gefühle zu
zeigen, während ich auf der anderen Seite eine Beziehung zu meiner
Partnerin, Chrissie,
 habe. Sie sagt: "Rede mehr,
sei nicht so abweisend und zeige, was du fühlst. Es ist wie ein Krieg
zwischen zwei
 starken Botschaften an jeder
Seite des Herzens. Wenn Du Frauen als Menschen begegnest, verlierst Du
deine
 Kumpel und wirst einsam.
Gerade so, wie du die Liebe deiner Eltern verloren hast, wenn du Gefühle
zeigtest
 und weintest. Am Ende verlierst
Du dich selbst in dieser Verwirrung. Ich weiß, daß ich da irgendwo
bin, unter
 all dem, was ich im Austausch
für Liebe und Anerkennung lernen mußte. [...] Man muß
Stellung beziehen
 gegenüber diesem verrückten
Buch mit seinen verrückten Regeln und Ausreden und nach seinem wahren
ich
 suchen, unter all dem Scheißdreck,
den man lernen mußte. Sein wahres ich wird ihn aus der Dunkelheit
führen
 in die er geführt worden
war. Sein wahres ich wird Licht bringen, wenn er nur den ersten Schritt
tut und seinen
 eigenen Weg geht. Dann kann
er sich wahrhaft als Mann bezeichnen,(7)"
 "Daß Männer
von den sexuellen Herrschaftsverhältnissen schweigen, ist logisch.
Ihr autis1isches und
usurpatorisches sexuelles
Verhalten, das ihnen im Verlauf der Festigung und Erweiterung patriarchaler
Macht
 zum scheinbar natürlichen
Bedürfnis wurde, ist Teil ihrer Identität, dessen Aufgabe ihre
Identität als solche
 bedroht. Das Frauen davon
schweigen, liegt unter anderem an ihrer Identifikation mit dem Aggressor
und
 dessen Theorien. Und an
der Angst der Sklavin vor den Frösten der Freiheit." (Ingrid Strobl)
 Darüber spricht
man nicht!
 Anstatt den Mut zu sehen,
den eine Frau aufbringt, wenn sie einen Täter benennt, reagiert der
Großteil ihrer
Umwelt mit komplettem Unverständnis
und Unbehagen. Psychologisch einfühlsam erklärt ist das ein simpler
 Verdrängungsakt, Abgründe
sind immer auch persönlich bedrohlich, always look an the bright side
of life,
 hinzukommt jedoch hier,
daß die Verdrängung sich vervielfacht, in die betroffene Frau
hineinwirkt, ihre Realität
 wird ausgeschnitten und
in den trash hineinverlagert, ihre Erfahrung verschwiegen und weggepackt,
ihre Existenz
 vernichtet, sie zum Schweigen
gebracht. Doch keine Frau benennt Vergewaltigung grundlos, sie hat zuviel
zu
 befürchten. Eine lebenslange
Stigmatisierung, den (unaus-) gesprochenen Angsthaß der Männer
und mancher
 Frauen auf die Nestbeschmutzerin,
die fortwährende Wiederholung ihres Traumas. Oder, noch perfider und
 reaktionärer, Beschuldigungen
vor der Justiz wie im Fall HBW. (Das muß man sich mal klar machen,
die
 betroffenen Frauen benennen
die Täter noch aus einem politischen Bewußtsein heraus nicht
vor der Staatsjustiz.
 Und die achso linken Täter
zeigen die Frau bei der Klassenjustiz wegen übler Nachrede (o.ä.)
an.) Aber das ist
 ja naheliegend - Bullen
und Staatsanwälte sind Männer. "Herr Wachtmeister, Herr Wachtmeister".
Ihr
 Schlafmützen und Nachtwächter!
 Während Benennung von
Rassismus und der Kampf gegen Rassisten und Faschisten als (Helden)tat
bewertet
wird, ist die Benennung
eines Vergewaltigers, damit die Benennung der Existenz von Patriarchat
und
 patriarchaler sexualisierter
Gewalt, etwas zwiespältiges. Das ist dann ja auch so klebrig-persönlich.
Und da, wo
 es zwiespältig und
widersprüchlich wird, beginnt das Schubladenprinzip im Stammhirn:
Benennende Frauen
 werden irgendwie durch die
ihnen qua Körper zugeschriebenen Eigenschaften wie Emotionalität,
Verletzlichkeit
 und Sensibilität (das
ist der alte Hysterie-Topos, 'freudvoll lach') zu solchen Aussagen getrieben.
Sie sind quasi
 nicht Subjekte des Benennungsaktes
(des Sprechens als Handlunq und intentionale Tat, als Positionierung
 innerhalb eines von Männern
dominierten Diskurses). Sie werden dahin getrieben, sie können eben
nicht
 anders. Es ist jedenfalls
nicht ihre Intelligenz, ihr Mut, ihr Rebellinnentum und Kampfgeist. (Und
liegt an dem
 jeweiligen Verhältnis
zum vergewaltigenden Mann, womöglich hat sie sich zuwenig einfühlend
um den Typ
 gekümmert...blabla).
Reaktionen der Herren der autonomen Männerbünde, allzu oft beobachtet.
Einmal mehr.
 Es macht den Anschein als
bestehe die (Männer)-Szene aus profilierungswilligen und z.T. sehr
klugen
Szene-Kleinstaatsanwälten,
die sich "verhalten" (aber immer schön leise und verhalten) ohne Verantwortung
zu
 übernehmen, um "sich
eine Position zu bilden". Immer hübsch abstrakt bleiben, meine Herren,
nur nichts
 anbrennen lassen. Was für
eine Position? Was für eine Position unabhängig von der Benennung
der
 benennenden/betroffenen
Frau? Könnten, um einen Vergleich zu bemühen, Rassisten unter
sich eine
 rassismuskritische Position
entwickeln? Maßlose Torheit!
 Für die benennende/betroffene
Frau ist jede "Positionsbildung" ein Schlag ins Gesicht, eine Relativierung,
ein
In-Frage-stellen ihrer Glaubwürdigkeit.
Jedes mal neu das Trauma erleben - ich werde angezweifelt - ich bin
 schuld - es liegt an mir.
Um so länger dieser Prozeß anhält, desto eindringlicher
für die Frau - der Zweifel
 zerstört. Und immer
wieder muß sie sich versichern: Ich habe es erlebt, es ist Realität,
es ist meine Realität.
 Wenn sie Glück hat,
weiß sie, wie es läuft. Sie weiß, die Struktur des Täters
bestand vor ihr, das Patriarchat
 bestand vor ihr, die Erziehung/Zurichtung
der Jungen zu Männern bestand vor ihr. Vielleicht weiß sie,
daß ihre
 eigene Zurichtung darin
besteht, immer wieder zu verzeihen, zu schweigen, die Arme zu öffnen.
Die
 Frauenhäuser sind voll
von Frauen, die abermals verziehen haben. Sie weiß, was sie erlebt
hat und nie mehr los
 wird, sie immer prägen
wird. Vielleicht kann sie es schaffen, sich davon zu befreien und zu kämpfen.
Liebe und
 Kraft!
 Und wenn es nicht an ihrer
Person liegt, so muß man mal die Beziehung unter die Lupe nehmen.
Dann beginnen
die gutgeschulten Szenekleinstaatsanwälte
die Beziehung zu sezieren (Im Teilen und zertrennen waren sie schon
 immer gut, die Herren in
Weiß). Da findet man dann solche Zynismen wie den hier: Verständlich,
daß der Typ
 gewälttätig wird,
es handelt sich bei der Vergewaltigung quasi um einen Befreiungsschlag
des in der Beziehung
 gefangenen Mannes, um seine
Autonomie zurückzuerlangen. Da steckt dann die alte ödipale Angst
vor
 emotionaler Verbindlichkeit
und Verantwortung (wird von Männern gern als Abhängigkeit bezeichnet)
auch
 noch drin. Dabei waren "wir"
mit den Begriffen Abhängigkeit/ Unabhängigkeit schon mal weiter
(zumindest auf
 dem Papier, jaja):
 
 "Der Ursprung der
Wertsetzung der Unabhängigkeit liegt nicht in kapitalistischer, feudalistischer,
rassistischer,
imperialistischer... Unterdrückung.
Der Ursprung der Wertsetzung der Unabhängigkeit ist der Beginn des
 historischen Mannes". Er
konstituiert sich in der Negierung der Frau - als eigenständig, frei
und unabhängig. Alle
 anderen Ausbeutungsformen
haben den "unabhängigen Mann" zur Grundlage. Vielleicht entstehen
sie aus der
 Notwendigkeit, die nicht
existente Bedingung einlösen zu wollen, für einzelne und ein
paar mehr Exemplare des
 männlichen Geschlechts:
den Lehnsherrn oder die Arbeiterklasse. Vielleicht ist nur auf der Grundlage
dieser
 "Unabhängigkeit" Abhängigkeit
möglich- und notwendig. [...] Warum "der Mann" es nicht ertragen kann,
von
 uns abhängig zu sein
und alles unternimmt, nicht mehr als "Produkt" gesehen zu werden - ich
weiß es nicht. Das
 möge der revolutionäre
Mann beantworten, so es eine gemeinsame Entwicklung geben soll." (Vom Mythos
der
 Unabhängigkeit)(8)
 Das Vergewaltigungsparadigma:
Erfahrungen
 Das sind Reaktionen, die
desillusionieren und schmerzen. Sistas, wundert Euch nicht, es ist der
normale
Verhaltenskanon:
 
 
Das Vergewaltigungsparadigma
 Männer, welche mit
Charme sich mühen, Dich zu trösten, und eigentlich doch nur eine
Fick wollen. 
Männer, die suchen, ob
es irgendetwas geben könnte, in Deiner Vergangenheit, daß Dich
sozial/politisch/persönlich unglaubwürdig machen könnte.
Männer, die Dich fragen,
ab Du Dich gewehrt hast... 
Männer, die Verständnis
für den Täter und Vergewaltiger signalisieren, weil Du "eine
starke Frau" bist, gegen die der Mann sich eben nur körperlich gewalttätig
behaupten könne. 
Männer, die den Täter
schützen als Freund (obwohl Freundschaft als Unterstützung im
emanzipatorischen Prozeß bedeuten würde, ihn mit seiner Tat
zu konfrontieren). 
Männer, die "um den Weg
zurück in die Szene offen zu halten", die Vergewaltigung als bloße
Gewalt relativieren (Komisch, auch ganz schön creepy, das). Daß
das Ausschluß von Frauen bedeutet, ist ihnen wohl nicht klar oder
weniger wichtig. 
Männer, die auf den Vergewaltiger
zeigen, als sei diese Struktur ihnen total fremd. Nach dem Motto da das
Monster. 
Männer, die dem Täter,
den Rat geben, "sich doch eine andere zu suchen", also die nächste
potentielle Vergewaltigung noch unterstützen. Und natürlich auch
das übliche Muster von Männern reproduzieren bei Konflikten eben
umzusteigen/umzuschalten. ("Sind wir down wegen Fraun, werfen wir fünf
Antifrust"(Ideal)) 
Frauen und Männer, die
das Verhalten des Opfers beurteilen, ohne sich die komplizierten psychologischen
Mechanismen des Vergewaltigungstraumas klarzumachen. 
Frauen, die um die Bestätigung
von ihnen nahestehenden Männern bangen und deshalb die Aussagen des
Opfers/der benennenden Frau infrage stellen. 
Frauen, die nicht Stellung beziehen,
aus Angst als "lustfeindlichen Emanzen" zu gelten. 
Frauen, die schweigen und schweigen
und schweigen...  
  "Das Vergewaltigungsparadigma
ist am besten zu veranschaulichen durch die Art, wie die Polizei, 
die Gerichte und die Öffentlichkeit durchweg mit Vergewaltigung umgehen.
Die Reaktion dieser  Einrichtungen auf Opfer von Vergewaltigung legt
das Gefüge frei, in dem sexuelle Gewalt und  Sklaverei gedeihen.
Von einem vergewaltigten Opfer wird erwartet, daß es übermächtigen 
Faktoren zum Trotz - zu denen Betrug, List, physischer Zwang und Gewalt,
Manipulation und  Todesangst zählen - heil entkommen ist. Kann
sich die Frau der Situation, in der die      
Vergewaltigung stattfindet, nicht entziehen, so wird angenommen, daß
sie irgendwie an dem   Überfall mitschuldig war. Folglich
wird er nicht mehr als Überfall betrachtet, und sie ist nicht 
wirklich ein Opfer. Ihre Viktimisation wird, je nach dem Wert ihres Wortes,
der Beurteilung ihres   Charakters, der Keuschheit ihres vergangenen
Geschlechtslebens, ihrer Art sich zu kleiden, dem Funkeln in ihrem Auge
und dem Lächeln auf ihren Lippen, bewiesen oder widerlegt. Jedes Vergewaltigungsopfer
wird als ein in sich abgeschlossenes Gesellschaftsstudium behandelt, um         
festzustellen, warum Männer Frauen das antun, was sie ihnen antun.
Keine weitere Analyse  gesellschaftlicher Machtfaktoren oder männlichen
Verhaltens braucht in Erwägung gezogen werden. Nichts außerhalb
ihr selbst, nicht einmal ihr Angreifer, erklärt die Vergewaltigung.
Dies ist  das Vergewaltigungsparadigma."(9) 
  "Frauen, die
vergewaltigt oder sexuell versklavt wurden, sind weniger Opfer als vielmehr
Überlebende. Überleben ist die Kehrseite von Opfersein. Es beinhaltet
Willen, Tätigkeit, Initiative  von seiten des Opfers. Jede Frau,
die in einer Situation sexueller Gewalt gefangen ist, muß Momententscheidungen
über ihr Überleben treffen. Sie muß alles, was sie an Reserven
hat, um auf  die Situation einzuwirken, aus sich herausholen. Wenn
ihr Mann sie nach mehreren Ehejahren  plötzlich zu schlagen beginnt
[...], muß sie entscheiden, ab sie an einem kritischen Punkt angelangt         
ist, ob sie ernsthaft bedroht wird oder ob auch dies vorübergehen
wird. Sehr wahrscheinlich; hat  sie wenig Übung darin, mit einer
solchen Art von Trauma umzugehen, und mag glauben - wie viele Vergewaltigungsopfer
vor ihr - daß passives Hinnehmen der beste Weg sei, um die Sache
durchzustehen." (10) Genau darum geht es.
Nicht länger passiv hinzunehmen, sondern zu handeln. Der erste Schritt
ist  die Benennung, das ist kein Jammern sondern eine Tat, welche
in einer Äußerung eines Anspruchs  besteht: ein claim,
am Diskurs und Definition nicht nur teilzuhaben, sondern ihn selbst zu 
bestimmen. Und das ist, in Zeiten wie diesen, bereits kämpfen. Und
das ist Rebellion. Und Mut.  Anagan!
  In Erinnerung an: Mia
Zapata (vergewaltigt und ermordet 7. Juli 1993) Namenlose Frau aus der 
Anti-Castor-Bewegung (vergewaltigt und nach Selbsttötung im März
1997 gestorben) Dank und  Respekt an: die unermüdliche Pastaköchin;
alle, die da waren und sind; & Louise Colet, Simone de Beauvoir, Verena
Stefan, Valerie Solanas, Helene Cixous, Andrea Dworkin, Ingüd Strobl,
Audre Lorde, Kathleen Hanna, Kathy Acker, Anne Clark, Lydia Lunch, all
tough and passionate ladies and sisters (and correct brothers) worldwide!
          
Muschi Untermaier, März/Okt. 1997
          
1) Ingrid Strobt. Die Angst vor den Frosten der Freiheit in: Metropolengedanken
und Revolution.
Texte zur Patriarchats-, Rassismus, Internationalismusdiskussion, Berlin
1991 (ID-Archiv),
 S.13-25, S.21 2) Kalhy Acker."The Language Of The Body im Internet unter
etheory (http
 J/www.ctheory.com/a-language_of_the_body.htm) (3) Lateinisch: Was zu beweisen
war,
 (Message auch des Arranca!-Sexualitätsheftes So.96). (4) Jedi-Ritter.
Harte Zeiten,
 Gewaltstrukturen. Zum bürgerlichen Staat und dem patriarchalen Geschlechterverhältnis,
1992 (5)
 meint auch W. Wieck in seinem Buch: Männer lassen lieben, in dem er
am Schluß daraufhinweist,
 Frauen sollten den Männern schon n bißchen therapeutisch zur
Seite stehen, also schon son
 bißchen nett sein... (6) Beiheft zu Hardcore-Sampler "Give me Back",
Label: ebullition, Kontakt:
 Sonia Skinrud; PO Box 680; Goleta, CA93116 (7) Jack Hoyles: "Wie kein Mann
sein?" in:
 Schwere Jungs- Männer und/im Knast (Sonderausgabe des Männenrundbriefs
Mai 1996,
 Herausgeberlnnen: Männer-Medienarchiv c/o Schwarzmarkt Hamburg/Männerarchiv
c/o
 Papiertiger Berlin/Gefangeninitiative e.V. Dortmund) (8) Vom Mythos der
Unabhängigkeit oder:
 das bestürzende Bild der Bedingung Mann zu sein - ein Versuch in:
Metropolengedanken und
 Revolution. Texte zur Patriarchats-, Rassismus-, Internationalismusdiskussion,
Berlin 1991
 (ID-Archiv), S 73-80, S.79f.. (9) Kalhleen Barry Sexuelle Versklavung von
Frauen (leider habe
 ich nur eine Kopie, also suchen...) 15)"Kathleen Barry: Sexuelle Versklavung
von Frauen
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