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Antifa Woche 
Sachsenhausen
23. - 29.4.2000

 
 

 

Veranstaltungen
der Antifa-Woche Sachsenhausen:

(Wenn kein anderer Ort angegeben in Oranienburg)





Samstag 22. April: 

Vor genau 55 Jahren befreite die Rote Armee die letzten Häftlinge des Konzentrationslager Sachsenhausen. Vorbereitungsgruppe trifft sich zum feierlichen Wodkatrinken.


Sonntag 23. April: 

nachmittags Anreise der TeilnehmerInnen, Besuch der Gedenkstätte

18.00
Eröffnungsplenum

21.00 
Party und Konzert im Friedrich Wolf-Haus mit Frantick, Crimson (beide O-burg), Smelly Family (Punk ausBerlin) und The Changers (Ska aus Prag)


Montag 24. April:

11.30
Führungen durch die Gedenkstätte, Besuch der Museen, Filme, Gespräche mit ehemaligen Häftlingen

14.30
Prof. Hajo Fuke berichtet vom Auschwitzleugner-Prozeß David Irvings in London

Holocaustleugner liefern oftmals die ideologische Grundlage für antisemitische Attacken. David Irving ist einer der bekanntesten unter ihnen. Momentan nutzt er einen von ihm angestrengten Prozeß in London zur öffentlichkeitswirksamen Verbreitung seiner Theorien. Hajo Funke von der FU-Berlin beobachtet diesen Prozeß vor Ort und wird uns exclusiv berichten.


16.00
Diavortrag zur Geschichte der Gedenkstätte vom stellvertrtenden Gedenkstättenleiter Dr. Meyer

18.00
Plenum

20.00
Rechtshilfetips für die Antifa-Woche


Dienstag 25. April:

9.00 
Vortrag zu Zwangsarbeit auf dem Industriehof, danach bis 14.00 Entrümpelung des Geländes

Auf dem unmittelbar neben dem Häftlingslager liegenden Industriehof, mußten die Häflinge Zwangsarbeit in den SS-eigenen "Deutschen Ausrüstungswerken" leisten. Außerdem befand sich hier die "Station Z", die zentrale Vernichtungsstation des Kzs. Letztere war schon immer Teil der Gedenkstätte , der Rest des Industriehofs soll nun ebenfalls integriert werden. Während der Antifa Woche wollen wir jeweils vormittags das verfallene Gelände freilegen. Zurvor berichtet Thomas Irmer zur Geschichte des Geländes. Er forscht zu Zwangsarbeit in Kzs im Allgemeinen und speziell zum Industriehof Sachsenhausen.


14.30 
Stadtrundgang zur NS-Geschichte Oranienburgs und Naziaktivitäten heute. Bitte Fahrräder mitbringen.

Die Stadt trug einst den Beinamen "Stadt der SS". Im Schloss Oranienburg hatte die SS zunächst ihren Sitz. 1933-34 gab es schon das KZ Oranienburg in einer alten Brauerei, bis dann 1936 das KZ-Sachsenhausenerichtet wurde. Die "Inspektion der Konzentrationslager", die Zentrale des Konzentrationslagersystems zog 1938 ebenfalls nach Oranienburg. Doch es soll nicht nur zu Stätten der nationalsozialistischen Vergangenheit gehen, 

sondern auch aktueller rechter Terror in Oranienburg wird Thema sein. Fahrräder mitbringen. 


18.00
Plenum

20.00 
Polnische Antifas berichten über Gedenkstättenpolitik und Nazis heute in Polen


Mittwoch, 26. April:

14.30 
Vortrag und Diskusssion zu Faschismustheorie

16.00
Veranstaltung für Frauen und Männer zum Geschlechterverhältnis aus Frauenperspektive

18.00 
Plenum

20.00 
Diskussionsrunde zu antirassistischen Strategien in Brandenburg mit Forum gegen Rassismus Oranienburg und einem Vorbereiter der Gollwitz-Demo

Alwien Ziel wollte Anfang 1999 öffentlichkeitswirksam die Erfolge der Aktion tolerantes Brandenburg präsentieren, in der Nacht zuvor stirbt bei einer rassistischen Hetzjagd ein Algerier in Guben. 

Anfang Februar diesen Jahres bitten Asylbewerber aus Rathenow kollektiv in einem offenen Brief um die Evakuierung aus Brandenburg, da die Polizei sie dort vor dem rassistischen Terror nicht schützen 

kann. Rassismus beschränkt sich natürlich nicht auf direkte Gewalttaten und natürlich nicht nur auf Brandenburg. Doch in Brandenburg manifestiert sich der Rassismus in den letzten Jahren in besonders vielen gewalttätigen Übergriffen. Die der Landesregierung ist beim verbalen Antirassismus ganz vorne mit dabei. Ihre Aktion tolerantes Brandenburg ist jedoch hochgradig heuchlerisch, da die Landesregierung stets Träger eines institutionellen Rassismus bleibt und oftmals nur um das Ansehen im Ausland bemüht ist. Daneben gibt es unabhängige Initiativen und Bündnisse, die vor Ort durch Aufklärung und kulturelle Projekte den Rassismus bekämpfen.. Eine andere Strategie ist die der Skandalisierung rassistischer Übergriffe in einer breiten (auch 

internationalen) Öffentlichkeit - siehe Gollwitz, Dolgenbrodt und die Broschüre "Ethnical Cleansing in Brandenburg". Es diskutieren Bernhard Fricke vom Forum gegen Rassismus Oranienburg und Justus Wertmüller vom Vorbereitungskreis der Gollwitz-Demo



Donnerstag, 27. April:

9-14.00
Entrümpeln des Industriehof und Diskussion über den Sinn von "Arbeiten am authentischen Ort"

Auch die Antifa-Woche will wie klassische Workcamps zum Freilegen und Erhalt der historischen Substanz des KZ-Sachsenhausen beitragen. Aber ist diese Arbeiten (man denke an die deutsche Übersetzung von Workcamp) nicht ein reaktionäres pädagogisches Projekt? Oder kann man diese Arbeit politisch definieren? 

Dazu stellt sich die Frage nach der Bedeutung von "historischer Authenzität". Steht hinter ihrer proklamierte Authenzität nicht immer ihre heutige Inszenierung mit bestimmten Absichten? 

Daniel Liebeskind thematisierte in seinem Wettbewerbsvorschlag zur Gestaltung des ehemaligen SS-Geländes in Sachsenhausen diese Fragen. Sein Entwurf sah eine Art inszenierten Verfall der historischen Substanz 

vor. Ist das ein gefährlicher Vorschlag, der Leugnern und Verdrängern Vorschub leistet, oder liegt hier eine Chance zur kritischen Beschäftigung mit der Vergangenheit und heutiger Gedenkpolitik? 


14.30 
Veranstaltung zur Roten Armee als Befreier der Sachsenhausen-Häftlinge mit einem Veteran der Roten Armee am sowjetischen Ehrenmal.

Am 22. April 1945 befreite Einheiten der Roten Armee und polnische Einheiten die letzten Häftlinge im 

KZ Sachsenhausen. Die meisten Häftlinge sind zuvor von der SS auf einen Todesmarsch Richtung Ostsee getrieben worden. Millionen von Rotarmisten starben im Kampf gegen das nationalsozialistische 

Deutschland. Ihnen zu Ehren gibt es in Oranienburg ein Denkmal, das wie die anderen sowjetischen Ehrenmale unter dem Schutz internationaler Abkommen steht. Nichtsdestotrotz werden diese Denkmäler von Deutschen oft als Schandmale empfunden, dem Verfall preisgegeben oder mutwillig demontiert. Herr Mandt von der Brandenburger Freundschafttsgesellschaft hat sich intensiv mit den sowjetischen Ehrenmählern in Brandenburg beschäftigt und wird berichten. Dazu erzählt ein Veteran der Roten Armee vom Kampf um Berlin. 


17.00 
Plenum

19.00
Podiumsdikussion zu Gedenkstättenpolitik mehr oder weniger Prominenten im Runge Gymnasium

Gedenken an den NS und seine Verbrechen sagt mehr über den Zustand der heutigen Gesellschaft als über Vergangenheit aus. Trotz aller Betonung von Wissenschaftlichkeit und historischer Authenzität ist 

jede Gedenkstätte notwendigerweise eine politische Einrichtung. Von welchem breiteren gesellschaftlichen Kontext wird das Gedenken in der BRD geprägt? Wieso nimmt das Gedenken an den NS mit zunehmendem 

zeitlichen Abstand anscheinend zu? Und in welchem Zusammenhang damit steht die Umgestaltung der Gedenkstätte Sachsenhausen? Es diskutieren Winfried Meyer, Annegret Ehmann und ein Störenfried. 



Freitag, 28. April:

9-14.00 
                     Vortrag zum und Arbeit am jüdischen Friedhof Oranienburg      

 Am 31. Oktober 1947 verurteilte ein sowjetisches Militärtribunal in Berlin Pankow die 16 Hauptverbrecher des KZ Sachsenhausen zu lebenslanger Zwangsarbeit in der SU. Drei Tage nach diesem Urteilsspruch im erst  öffentlichen NS-Verbrecher-Prozeß der Sowjets wurde der jüdische Friedhof in Oranienburg vollständig verwüstet. In dieser und andern antisemitischen Taten der Nachkriegszeit, bekannten sich Deutsche weiterhin zu ihrem Führer und der "Endlösung der Judenfrage". Auch die amerikanische Reeducation und die von der SED ausgerufene endgültige Beseitigung des Antisemitismus, konnten den gefährlichen deutschen Antisemitism höchstens unter Kontrolle halten. Am Jahrestag der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 wurde der jüdische Friedhof 1997 erneut geschändet.  


                          Jüdische Friedhöfe waren und sind in Deutschland gefährdet, auch wenn sich zunehmend Städte mit dem
                          Wiederaufbau von Synagogen, mit Klezmer-Musik oder wie in Oranienburg mit der Ehrenbürgerschaft
                          promineter Juden (michael Blumenthal, Direktor des Jüdischen Museum in Berlin) schmücken. In welcher
                          Situation befindet sich der jüdische Friedhof in Oranienburg heute und was ist die Geschichte und 
                         Gegenwar jüdischer Gemeinden in Brandenburg? 

9-14.00
Entrümpeln des Industriehofs

14.30
SchülerInnen aus verschiedenen Städten diskutieren Strategien gegen rechts

17.00
Plenum

20.00
Erich Mühsam-Liederabend im Schloss Oranienburg, der ehemaligen SS-Zentrale

Der Anarchist Erich Mühsam wurde 1934 von der SS im frühen Oranienburger KZ ermordet. Sitz der SS war damals das Oranienburger Schloss. Für einen Abend erobern seine Lieder nun den ehemaligen Sitz seiner Mörder. Doch Mühsam hatte nicht nur was gegen Nazis und seine Lieder hat er nicht für gemütliche bildungsbürgerliche Kulturabende geschrieben! 



Samstag, 29. April:

9.00
Entrümpeln des Industriehofs, Abschlusskundgebung

12.00
Gemichtes Fußballtunier der Antifa Oranienburg "Träumende Rebellen"

Alle Veranstaltungen ohne extra-Hinweis finden in der Unterkunft oder in Räumen der Gedenkstätte statt.