[home]
 
 

Boykotiert Österreich
 




20.3.2000 11:23 MEZ

Notprogramm für Kongresstourismus geplant - 58.000 Stornos in Wien

Staatssekretärin Rossmann: Ausfallhaftung auch für Kongresstourismus - Chef-Hotelier Peter fordert 300-Millionen-S-Sonderprogramm

Wien - Österreichs Tourismus-Experten versuchen die Auswirkungen der politischen Debatte um die neue Regierung möglichst gering zu halten und rechtzeitig gegenzusteuern. Am konkretesten betroffen ist der heimische Kongresstourismus, waren sich die Teilnehmer an einer ORF-Fernsehdiskussion zum Thema "Tourismus in Österreich - Zwischen Stornos und Rekordzahlen" am Sonntagabend einig. Die Staatssekretärin für Tourismus, Mares Rossmann, hat ein Maßnahmenpaket angekündigt, für das die Österreich Werbung (ÖW) einen Betrag von 10 Millionen S (726.728 Euro) zusätzlich zur Akquirierung von Kongressen aufwenden wird. 

Der Präsident der Hoteliervereinigung, Helmut Peter, forderte dagegen ein 300 Millionen S schweres Sonderprogramm, mit dem prominente Österreicher etwa aus Wirtschaft und Kultur im Ausland das "verrückte Bild" über das Land zurechtrücken sollen. Die bekannt gewordenen Stornos seien nur die "Spitze eines Eisberges". 

Rossmann kündigte an, die Tourismusbank und die staatliche Haftungsgarantiegesellschaft Bürges würden künftig auch Ausfallshaftungen für den Kongresstourismus übernehmen. Diese Institutionen würden Ausfälle bis zu 25 Mill. S zu 75 Prozent abdecken, wodurch das Risiko für die Veranstalter minimiert werde. 

Der Geschäftsführer des Wiener Kongresszentrums, Walter Straub, sprach von 58.000 stornierten Nächtigungen allein in Wien, davon 34.000 heuer und 24.000 nächstes Jahr. Das entspreche einem Wert zwischen 260 und 270 Mill. S oder von 6,5 Prozent der Gesamtnächtigungen im heurigen Jahr. Der Kongresstourismus habe im heimischen Tourismus einen Stellenwert als "kleiner Exote", sei aber mit Gesamtausgaben von 5.000 S pro Kopf und Tag sehr lukrativ. 

Österreich könne in Sachen Tourismus selbstbewusst in die Zukunft blicken, betonte der Geschäftsführer der Österreich Werbung (ÖW), Michael Höferer. Seit Jahresbeginn habe Österreich an 120 Tourismus-Messen teilgenommen. Trotz "Einzelstornos" setze sich der positive Trend im Wintertourismus fort. Seriös ließen sich Auswirkungen auf den Sommertourismus erst im Mai beurteilen. 

Rossmann: "Allen Unkenrufen zum Trotz ..."

 Mares Rossmann sprach "allen Unkenrufen zum Trotz" von einer ausgezeichneten Wintersaison. Bei den ausländischen Messebeteiligungen sei Österreich auf Grund der "überzogenen Berichterstattung" eine "Sympathiewelle wie noch nie" entgegen geschlagen. Österreichweit gebe es starken Zuwachs von französischen und belgischen Touristen. 

Hans-Jörg Kröll von der Sektion Fremdenverkehr in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) appellierte an die Betriebe, gerade jetzt besonders freundlich und serviceorientiert zu sein. Der freiheitliche Bürgermeister und Hotelier Matthias Krenn ortete in der Debatte einen "Anflug von Masochismus" und riet dazu, die Zahlen nicht überzubewerten. (APA) (Standart)