Die Sonnenfinsternis und ihre Folgen für Deutschland und Europa

Einen Tag vor der Sonnenfinsternis, am Höhepunkt des öffentlichen Interesses, tauchen in Zittau diese Plakate und Flyer auf. Der Einladung eines ominösen Arbeitskreises "Welt und All" folgen immerhin ca. 50 Leute, die, nach wenigen Minuten wissenschaftlicher Erklärungen zum astronomischen Phänomen, unfreiwillige Zeugen des Unterganges Deutschlands werden. Der Mond bleibt vor der Sonne stehen, und bereits nach wenigen Wochen in Kälte und Dunkelheit ist Deutschland am Ende. Unter diesen Bedingungen entscheiden sich immer mehr Deutsche zur Flucht: Sammellager, hochgerüstete Grenzen, illegale Grenzübertritte werden auch für die deutschen Flüchtlinge zu Realität.
An dieser Stelle bricht der Film ab, und eine Stimme meldet sich aus dem Off. Die Fiktion, auf welcher der Film beruht, wird zerstört.
Nicht nur vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus ist diese ewige Sonnenfinsternis völliger Schwachsinn (wobei es auch hier verunsicherte Nachfragen aus dem Publikum gab).
Auch aus politischer Sicht hat diese Naturkatastrophe, die schicksalhaft vom Himmel fällt, wenig mit den tatsächlichen Ursachen und Gründen für Flucht zu tun. Es muss nicht immer nur ums nackte Überleben gehen, es gibt auch viele gute andere Gründe ein Land zu verlassen: Armut, Perspektivenlosigkeit, Diskriminierung und Verfolgung oder einfach nur der Wunsch, woanders unter besseren Bedingungen ein neues Leben anfangen zu wollen.
Der Spiess kann nicht einfach umgedreht werden; Deutschland wird nicht einfach vom Wohlstands- zum Armutsstaat. Es ist das Wesen einer Industrienation, sich die notwendigen Ressourcen und Rohstoffe auf lange Sicht zu sichern (nachzulesen in den Verteidigungspolitischen Richtlinien).

Soweit zu unserem Film, den wir auch noch am Tag der Sonnenfinsternis zum Fest an der Sternwarte in Jonsdorf zeigten. Wie reagierten die ZuschauerInnen darauf?
Wir waren durchaus darauf gefasst, dass sich Leute verarscht fühlen, verärgert reagieren und dass die Aussagen, die wir in dem Film treffen "Grenzen auf für alle - Kein Mensch ist illegal", zu härteren Auseinandersetzungen führen.
Entgegen unseren Erwartungen gab es keine dumpfen Sprüche oder Störungen. Während des Films verliessen nur zwei Personen den Raum, die meisten ZuschauerInnen sassen danach relativ betroffen da und waren zu Gesprächen mit uns bereit. Zuerst waren wir erleichtert, dass es zu mehr oder weniger entspannten Diskussionen kam, die wohl auf beiden Seiten Vorurteile abgebaut haben. Im nachhinein wurde in unserer Gruppe hierüber kontrovers diskutiert: Hat nicht bereits der Titel unserer Veranstaltung den Kreis der möglichen ZuschauerInnen eingeschränkt? Konnten vorhandene Meinungen a la "Ausländer raus" überhaupt in diesem Rahmen geäussert werden? Oder hinkt unsere Vorstellung von einem "krassen" rassistischen Denken immernoch einem längst überholten Bild hinterher, aller Neo-Rassismus-Diskussionen zum Trotz?
Leute, die die Ursachen für Flucht und Migration durchaus im ungerechten Welthandel sahen und auch die Rolle von Kolonialismus, Imperialismus und Kapitalismus erwähnten, betonten, dass vor allem die Zustände in den Herkunftsländern zu ändern seien. Dieses Argument benutzten sie gegen die Forderung nach offenen Grenzen, deren Berechtigung und Notwendigkeit sie vordergründig anerkannten, dann aber in Sachzwängen erstickten. Die üblichen salonfähigen Argumente, die auf ökonomischen und kulturellen Ängsten gründen, wurden angebracht. Insgesamt spiegelten die Meinungen die auch in den Medien geführte Debatte wieder, die die Einteilung in "wir" und die "anderen" als Kriterium nicht überwindet.

GLEICHES RECHT FÜR ALLE
KEIN MENSCH IST ILLEGAL


Eine Aktion Ihres Politbüros Schwäbisch Hall


Das 20-minütige Video kann für 10 DM bei der folgenden Adresse bestellt werden:
Politbüro
c/o club alpha 60
Pfarrgasse 3
74523 Schwäbisch Hall

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