Die Kriminalität hält Einzug in Zittau.
Der triumphale Empfang des Prager Hansel.

Der Karasek, der Karasek, der war ein echter Bürgerschreck.









Die Grenze heute im Jahr 1999, die wäre nach seinem Geschmack gewesen. Grenzschmuggel, das war sein Geschäft. Den Wohlstand umverteilen, das war ein Ergebnis. Seinen eigenen Weg gehen, nicht dem Ruf der Armee folgen, im Gegenteil, zu desertieren, das war sein Wille. Er wusste gut mit den lokalen Gegebenheiten umzugehen. Sein Ende war trotzdem tragisch. Er wurde gefangengenommen, gefoltert, zum Tode verurteilt und schliesslich zu lebenslänglicher Kerkerhaft begnadigt. Im frühen 19. Jh. war das Bürgertum genauso unbarmherzig wie heute und so starb Johannes Karasek, gelernter Tischler und Fleischhauer, 1809 an den unmenschlischen Haftbedingungen und der Zwangsarbeit.

Heute wird er im Museum Seifhennersdorf als lokale Berühmtheit ausgestellt. Heute ist ein Wirken, wie er es früher getan hat, genauso verfolgt und und geächtet. Heute werden die Grenzschmuggler, die Schlepper, die Fluchthelfer als organisierte Kriminelle gejagt. Heute ist die Heuchelei, die Doppelmoral genauso Bestandteil des bundesrepublikanischen Grenzregimes wie die Vermarktung des Johannes Karasek. Er kann sich leider nicht wehren.
So sorgen wir dafür, dass der alte Gangster Genugtuung erfährt und dem satten deutschen Wohlstandsbürgertum den Marsch blasen kann.

Heute ist die tschechisch-deutsche Grenze vor allem eine Wohlstandsgrenze. Deutsche Bürgerinnen und Bürger gehen preiswert einkaufen in Polen und Tschechien, trinken billig und reichlich die Biere und Schnäpse und begrüssen die gute Nachbarschaft der sogenannten Euro-Neisse-Region. Aber wehe, ein/e tschechische/r oder polnische/r Staatsangehörige/r bekommt das gleiche Recht auf Arbeit, auf Verdienst, auf gewerkschaftliche und politische Koalitionsfreiheit, dann gehen die Wogen hoch. Die Grenze, die ist Einbahnstrasse. Als TouristInnen, als billige Werks-, Saison- und KontingentarbeiterInnen sind sie gern gesehen, jedoch nicht als Menschen mit gleichen Rechten.

Richtig rund geht es selbstverständlich bei der illegalen Einwanderung nach Deutschland. Das wäre so richtig ein Geschäft nach Karaseks Geschmack gewesen. Ein Schlepperzug. Starten in der tschechischen Republik, die Waggons voll mit Leuten aus Afghanistan, Albanien, dem NATO - Protektorat Kosovo, gelegentlich Irak und Sri Lanka. 'ne Mark kassieren und dann ab nach Deutschland. Die Mark winkt. Noch Sore einpacken, zollfrei und dann hier verhökern. Die Mark lacht. Deutsche BürgerInnen kaufen gern günstig Zigaretten, Schnaps und Werkzeug, deutsche Männer im speziellen noch vorzugsweise die billige Grenzprostitution. Da hört die Loyalität gegenüber Staat, Familie, Finanzamt und made in germany auf.

Aber Schluss mit lustig. Menschen über die Grenze helfen, ist ein gefährliches Geschäft. Häufig ist das nichts anderes als ein Zuverdienst für den Familienerwerb. Selbst der BGS schreibt in seinem Jahresbericht, dass auf einen Fluchthelfer ca 4-5 Einwanderer kommen. Das spricht eher für Familienbetrieb denn organisierte Kriminalität. Auch wenn Mafia - Stukturen am Werk sind, das sehen wir nüchtern, das ist Marktwirtschaft - Angebot und Nachfrage, die der Staat nicht bedient. Die Bedürfnisse aber bleiben.

In den letzten Jahren wurden die gesetzlichen Grundlagen geschaffen, um die einfachste menschliche Geste und Dienstleistungen zu einer kriminellen Handlung zu machen. Die Prozesse der Zittauer Taxifahrer legen davon Zeugnis ab. Beispiele aus anderen Gegenden und Staaten gibt's ebenso. Der railway undergound ist ein altes Mittel subversiver Grenzüberwindung. Schon in früheren Zeiten wurden damit EinwanderInnen aus Mittel- und Südamerika nach Nordamerika in die USA und Kanada befördert.

Mittel- und westeuropäische EinwohnerInnen sind noch längst nicht auf dem Niveau organisiert dieses Angebot den Menschen zu machen, die hierhin kommen wollen. Die Kampagne Kein Mensch ist illegal besteht darauf, dass Menschen ungeachtet ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer Überzeugung das Recht haben, ihren Aufenthaltsort und Lebensmittelpunkt selbstzubestimmen. So propagieren wir offene Grenzen und ein Bleibe - und Bürgerrecht für die Flüchtlinge und EinwanderInnen, die den Weg hierhin geschafft haben.

Die tschechische Republik hat jüngst das erste Abschiebegefängnsi eröffnet. Die Haftbedingungen dort sowie im Reception Center für Asylsuchende sind genausowenig akzeptabel wie die Gründe überhaupt solche Gefängnisse einzurichten. Ebensowenig ist die Rechtlosigkeit der Gefangenen hinzunehmen.

Wer Zahlen braucht, um menschliches Elend und Ungerechtigkeit zu begreifen, dem sei hiermit geholfen:
1998 haben 44.000 Menschen via Polen versucht nach Deutschland zu gelangen und wurden dabei vom polnischen Grenzschutz festgenommen. Einhergehend mit der Einbindung Polen's in die Abschottung der Europäischen Union verlagerte sich die Haupteinwanderung an die tschechisch - deutsche Grenze. Dementsprechend stieg die Zahl der Festnahmen auf deutscher Seite durch den BGS auf 19.203 Menschen. Wir sagen ganz ehrlich, angesichts einer Bevölkerung von ca. 80.000.000 Menschen in der BRD sind das keine besorgniserregenden Zahlen. Wir hoffen, es sind weitaus mehr durch die Fahnung geschlüpft. Zahlenspiele sind immer manipulierbar, angesichts des gesellschaftlichen Reichtums, der in Westeuropa existiert, angesichts der Basis, auf der dieser Reichtum angehäuft wird und angesichts der Last, die in weitaus ärmeren Kontinenten getragen wird, fordern wir uneingeschränkt die Rehabilitierung des Johannes Karasek als Rebell, alternativ die Schliessung des Museum wegen Propagierung organisierter Kriminalität und delinquenten Verhaltens. Sollte diesen Forderungen nicht entsprochen werden, wird der Appell an die Milliarden EinwohnerInnen der Welt herausgegeben, persönlich bei den Ämtern und Behörden der EU vorzusprechen, um die Umverteilung des Wohlstands zu besprechen und die Überwindung von Transferhindernissen zu organisieren.

Wir sagen dabei Unterstützung zu.




Fahrgäste beim Lesen der Campzeitung  

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