Die Reaktionen in der Neonazi-Szene auf die Anschläge in den USA waren von großer Zustimmung und Freude geprägt. Ihre Kommentare waren an Zynismus und Menschenverachtung kaum zu überbieten. Die Zitate „Bushfeuer in Manhattan" und „die USA bekamen nun erstmals einen Schluck von der eigenen Medizin verabreicht" aus einer Presseerklärung des „Aktionsbüro Norddeutschland", dem Sprachrohr der besonders gewalttätigen „Freien Nationalisten", muten hierbei - im Gesamtkontext gesehen - eher harmlos an.
Da wird der inzwischen entlassene Mitarbeiter im Umweltamt der Hansestadt Lübeck und Vorsitzende des „Bündnis Rechts", Dieter Kern, schon deutlicher: Er bezeichnet die Anschläge in den USA als „längst überfällige Befreiungsaktion" und behauptet gar, diese hätten „mit Sicherheit nicht in erster Linie den Zivilisten" gegolten. Rechtsanwalt Horst Mahler, der die NPD in ihrem Verbotsverfahren vertritt, bezeichnet sie als „eminent wirksam und deshalb rechtens". Über die Attentäter sagt er: „Es sind opferbereite Krieger. Ich empfinde Hochachtung." Und zum Anschlag selbst, bei dem über 5000 Menschen starben: „Und da gibt es dann die sogenannten Kollateralschäden."
Den plumpen Antiamerikanismus, den sie in ihren Kommentaren zum Ausdruck bringen, verbinden die Neonazis immer wieder mit offen oder metaphorisch antisemitischen Äußerungen. So wirft die NPD den USA in einer Pressemitteilung vor: „Der selbsternannte Weltpolizist schaut dem Völkermord in (...) Palästina tatenlos zu." Das „Bündnis Rechts" spricht verschwörungstheoretisch von „Interessen einer zionistischen Oligarchie", die die USA vertreten würden. Die Anschläge seien ein „Stich ins Herz (...) der Ostküsten-One-World-Strategen", ein Synonym, das in der Neonazi-Szene seit jeher für die Juden benutzt wird. Horst Mahler sieht in den Attentaten eine Kampfansage an die Globalisierung. Es gehe darum, die Macht des Geldes zu brechen, die er reflexartig mit den Juden in Verbindung bringt. „Und dann", so Mahler, „ist auch das Judaismus-Problem gelöst. (...) das ist die Frage der Macht des Geldes, die jüdische Macht ist."
Eine strategische Partnerschaft mit Palästinensern und Arabern gegen die „Zionisten" versuchen die sogenannten „Holocaustleugner" in der Neonazi-Szene zu schmieden. Einer, der zu diesem Netzwerk gehört, ist der extrem rechte Islamist Achmed Huber aus der Schweiz, der zuletzt gern gesehener Gast beim Pressefest der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme" am 8. September im sächsischen Grimma war. Im Zuge möglicher Finanztransaktionen des Osama Bin Laden ist er inzwischen ins Visier der Geheimdienste geraten. Vermutet wird, dass Gelder von Bin Laden über die Finanzgesellschaft „Al Taqwa Management Organization" mit Sitz in Lugano geflossen sind. Zu den Verwaltungsratsmitgliedern der Firma, die laut dem jüngsten Handelsregisterauszug in „Nada Management Organization SA" umbenannt worden ist, gehört auch Huber. Eigenangaben zufolge hat dieser in der libanesischen Hauptstadt Beirut auch Verbindungsleute von Bin Laden kennen gelernt.
Das es sich bei der Partnerschaft, die sich die Neonazis mit bestimmten Strömungen des Islam wünschen, lediglich um eine strategische handelt, machen die folgenden Äußerungen deutlich, die nach den Anschlägen in den USA getätigt wurden. So wird in dem am 16.September vom Landesvorstand der NPD Schleswig-Holstein (inzwischen abgesetzt!) beschlossenen „Aktionsprogramm gegen die islamische Bedrohung in unserem Land" die „konsequente Rückführung aller auf deutschem Boden lebenden Bürger außereuropäischer Herkunft in ihre Heimatländer innerhalb der nächsten 100 Tage" auch mit Hilfe der Bundeswehr gefordert. Horst Mahler geht noch weiter. Jetzt gelte der „Kampf den Betreibern der Multi-Kulti-Politik, die mit ihrem Multikulti-Wahn die gesamte westliche Welt in Todesgefahr gebracht hat, wie die letzten Ereignisse bewiesen haben". „Alle, die jemals für Multikultur eingetreten sind, alle Politiker, die Multikultur gefördert haben, müssen wegen Hoch- und Landesverrat und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht gestellt werden."
Im Übrigen, wenn deutsche Neonazis sich für Frieden einsetzen, hat dies nur einen einzigen Grund: „Nicht, dass wir Nationalisten grundsätzlich ein Problem mit Kriegen hätten, aber hier wird deutsches Blut auf der falschen Seite vergossen!" (Aktionsbüro Norddeutschland)