~~==++ Antirassistische Gruppe Leipzig ++==~~
veröffentlicht in: ZAG Nr. 41

Der Rassismus-Papst

Ernst Haeckel und die Etablierung des wissenschaftlichen Rassismus‘ in Deutschland

Das 5. antirassistische Grenzcamp findet dieses Jahr in Jena statt. Die Ortswahl im Landesinneren – erstmals nicht an einer Landesgrenze, sei es im Osten oder am Flughafen in Frankfurt/Main – wurde vor allem von Flüchtlingen und The Voice forciert, die nicht nur – wie die letzten Jahre – an den Camps als Objekte der antirassistischen Begierde teilnehmen, sondern sich aktiv in die Vorbereitung einbringen, ihre eigenen „Begierden“ formulieren, handlungsmächtige Subjekte werden und die Residenzpflichtkampagne fortsetzen wollen. Ob dies gelingt, ist offen – aus Kritik an dem generellen Camp-Konzept werden dieses Jahr neben dem in Jena zwei weitere Camps stattfinden.(1) Die Ortswahl erwies sich insofern aber als günstig, als dass Jena die Wirkungsstätte von Ernst Haeckel (1834-1919) war, dem Begründer des Sozialdarwinismus‘ in Deutschland, und heute noch viele Zeugnisse in der Stadt davon künden.

Eine Beschäftigung mit Haeckel mag auf den ersten Blick altbacken wirken: Der biologistisch argumentierende Rassismus eines Haeckel scheint wissenschaftlich überholt und politisch diskreditiert. Die Ehrschätzung, die ihm noch heute nicht nur in Jena entgegengebracht wird – etliche Haeckel-Museen, -Ausstellungen, -Symposien, -Preise, -Straßen und -Schulen sowie 22 nach im benannte Tierarten zeugen davon – und die schon immer vorhandene Vermischung von naturwissenschaftlichen mit kulturalistischen Argumentationsmustern zur Begründung des Rassismus mögen einen ersten Ansatzpunkt ergeben. Viel interessanter ist allerdings die Tatsache, dass Haeckel eben nicht nur der berühmte Biologe war, der den Darwinismus in Deutschland mit messianischem Eifer popularisierte, sondern aus der Evolutionstheorie eine Weltanschauung formte, die als Monismus totalitäre Gültigkeit beanspruchte und beispielhaft für die Transformierung der klerikalen und feudalen Gesellschaft hin zur kapitalistischen Moderne steht. Haeckel selbst vereint in sich die fortschrittlichen und zutiefst reaktionären Elemente, die das aufstrebende Bürgertum zum Ende des 19. Jahrhunderts ausmachten. Er wurde sowohl von Sozialisten enthusiastisch gefeiert als auch von den Konservativen positiv rezipiert. Insofern haben weder die Biographen recht, die von Haeckel zu Hitler eine kausale Verbindung nachzuweisen versuchen, noch jene, die Haeckel beschönigend als „Kind seiner Zeit“ bezeichnen, um seinen vermeintlichen wissenschaftlichen Ruhm nicht durch den ihm inhärenten Nationalismus und Rassismus befleckt zu sehen.

So richtig die Kritik von Karl Marx an Charles Darwin ist, er würde die menschlichen Begriffe von Konkurrenz, Kampf ums Dasein und um Lebensräume, erst auf die Biologie übertragen, damit sie von anderen dann in der Rückübertragung als quasi natürliche Legitimierung bestehender Gesellschaftsverhältnisse fungieren könnten, so richtig ist es gleichzeitig, dass Darwins Evolutionstheorie einen ungeheuren Fortschritt gegenüber den religiösen Schöpfungsmythen darstellte – und Marx wusste diesen Fortschritt auch entsprechend zu würdigen. Genauso wie die ökonomischen Verhältnisse im Kapitalismus einen Fortschritt darstellten, der ohne die Naturwissenschaft nicht möglich gewesen wäre. Im Gegenzug bewirkten die wissenschaftlichen Erkenntnisse der damaligen Zeit die Revolutionierung der Produktionsverhältnisse und der Gesellschaft.

Darwin beschränkte sich allerdings darauf, Naturwissenschaftler zu sein: Nur zögerlich und bescheiden präsentierte er seine Evolutionstheorie, wagte anfänglich keine Aussagen über die Entstehung der Menschen und warnte ausdrücklich davor, bei der Evolution von höher- und niederwertigen Arten zu sprechen.
Im Gegensatz dazu ging Haeckel an vielen Punkten weiter. Ob die Spezifik der Haeckelschen Fortentwicklung und Verallgemeinerung der Darwinschen Theorie schon Ausdruck des deutschen Sonderweges – der sich z.B. als Idealismus, mystische Naturverklärung, Absolutheitsanspruch, Eifer und Nationalismus (alles Elemente, die sich auch bei Haeckel nachweisen lassen) in der deutschen Geistesgeschichte niederschlug – oder purer Zufall ist, kann hier leider nicht weiter untersucht werden.

Haeckel, der bis zu seiner Darwin-Lektüre ein frommer Protestant war – angewidert vom wissenschaftlichen Materialismus seiner Universitätsprofessoren und den kranken Menschen, mit denen er während seines Medizinstudiums konfrontiert wurde, und lange schwankend, ob er sich getreu seinem Arbeitsethos fleißig seiner wissenschaftlichen Karriere widmen sollte oder besser doch der Landschaftsmalerei –, vollzog danach scheinbar eine 180-Grad-Wendung, beschimpfte die Kirche ob ihrer Rückschrittlichkeit und wurde von ihr angefeindet, agitierte unermüdlich für die Evolutionstheorie und sah sich selbst als unerschrockener Kämpfer gegen die alten Mächte. Genaugenommen dreht er sich jedoch spiralförmig um 360 Grad und war somit ungefähr dort wieder angelangt, von wo aus er seinen Ausgangspunkt nahm: Nicht von einer Revolution der Wissenschaft oder der Weltanschauung kann bei Haeckel die Rede sein, höchstens von einer Modernisierung oder Transformation der alten Vorstellungen. Weniger die Tatsache, dass Haeckel sich zwar 1904 auf dem Freidenker-Kongress zum Gegen-Papst küren ließ, jedoch erst 1910, neun Jahre vor seinem Tod, aus der Kirche austrat, mögen dafür als Beleg dienen. Vielmehr lesen sich seine philosophisch angehauchten Manifeste, die schon damals von den Philosophen belächelt, hingegen vom normalen Publikum als handlungsanleitende Sinnstiftung in der Umbruchszeit verschlungen wurden (400.000er Auflage seiner „Welträthsel“ aus dem Jahre 1899 sowie Übersetzung in mehr als 30 Sprachen), als Bedienungsanleitung für einen Kapitalismus deutscher, d.h. rückwärtsgewandter Prägung.

Er propagiert mit seiner monistischen Religion, die ein Band zwischen alter christlicher Religion und moderner Naturwissenschaft knüpfen will, die Strebsamkeit (Arbeitsethos gegen die alte Selbstgenügsamkeit), den Eigennutz (gegen den christlichen Altruismus), das Diesseits (Konsumgüter als Ausdruck für das Paradies auf Erden), gesunde Sexualität im Dienste der Fortpflanzung und Veredlung der Seele (im Gegensatz zur christlichen Enthaltsamkeit), bürgerliche Liebe (die Haeckel von der „Zellenliebe (...) von Spermazelle und Eizelle“ ableitet), Sittlichkeit (im Gegensatz zu den angeblichen sexuellen Ausschweifungen des katholischen Klerus, die Haeckel getreu dem Motto „Wasser predigen, Wein saufen“ als besonders verabscheuungswürdig erscheinen), die Achtung der Frau als gleichwertiges Wesen mit „eigenthümlichen Vorzügen und Mängeln“ und als notwendige Ergänzung des Mannes, die heterosexuelle Kleinfamilie als Keimzelle der Gesellschaft, Körperlichkeit (Körperpflege und -ertüchtigung), Euthanasie (Vernichtung von Kranken und Behinderten), Natur- und Tierliebe (als Ausgleich zur Entfremdung von der Natur und zur Reproduktion), die Trennung von Kirche und Staat, Nationalismus (Deutschland als zu kurz gekommene Kolonialmacht), Rassismus und die Natürlichkeit sozialer Ungerechtigkeiten, die er aus der Evolutionstheorie ableitet und deren Abmilderung durch Gesundheits-, Bevölkerungs- und Sozialpolitik er für schädlich für Rasse und Nation hält.

Während Haeckels Vorstellungen heute in allen Punkten (bis auf den Rassismus, auf den wir später zu sprechen kommen) umgesetzt scheinen oder zumindest eine nicht unbedeutende Diskursmächtigkeit erlangt haben, ereilte seiner monistischen Religion im engeren Sinne das Schicksal, heute in einer kleinen rechten Sekte(2) verkümmern zu müssen, die sich rühmt, im Dritten Reich verboten gewesen zu sein – ähnlich ging es auch dem Alldeutschen Verband (ADV), dem Haeckel ebenfalls angehörte, der als „Vorläufer und Wegbereiter der NS-Bewegung“(3) von den Nazis aufgelöst wurde, weil alle Punkte des Programms des ADV im Nationalsozialismus erfüllt seien. Die Nazis bedienten sich fleißig bei Haeckel, der mit seinen Büchern etliche Anschlußstellen für faschistische Ideologen bot, und es dürfte kein Zufall sein, dass die Universität Jena im Dritten Reich eine der Hochburgen für Rassenpolitik und Eugenik war. Die in Jena tätigen Wissenschaftler standen noch unter dem Einfluss von Haeckels Lehrtätigkeit, widmeten ihre Bücher den Männern an der Front und konnten auch nach 1945 ihre Forschungen ohne nennenswerte Einschränkungen fortsetzen, weil ihre reine Lehre angeblich nur von den Nazis diskreditiert wurde.(4)

Verwunderlicher ist die Begeisterung der Linken für den „General-Feldmarschall des Darwinismus“ (Haeckel über sich selbst). August Bebel, Carl v. Ossietzky, Kropotkin und W.I. Lenin waren nicht die einzigen, die Haeckels Thesen begierig aufgriffen und glaubten, mit ihnen eine Waffe für den Klassenkampf in der Hand zu halten. Dies gelang nur, indem sie – im Gegensatz zu den Nazis, die die Selektionsaspekte und den „Kampf ums Dasein“ der Evolutionstheorie überbetonten – das Prinzip der ständigen Fortentwicklung im Tier- und Pflanzenreich auf die Menschen übertrugen, und zwar zum einen auf die Menschen als biologische Wesen (die Eugenik als Verbesserung des Menschen war auch unter Sozialisten vor 100 Jahren sehr beliebt und das nicht nur in der politischen Polemik, wie bei Bebel, der sich gegen den Krieg mit dem Argument aussprach, dass dabei die stärksten, wehrtüchtigen Männer sterben würden und somit das eigene Volk degenerieren), zum anderen auf die menschlichen Gesellschaftsformation: Es schien ein natürliches Gesetz der Evolution zu sein, dass der Kapitalismus quasi von alleine vom Kommunismus abgelöst würde.

Aus dem gleichen Grund freundete sich auch das liberale Bürgertum schnell mit dem Sozialdarwinismus an. Er postulierte den evolutionären Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus, das hieß Reformen statt Revolutionen. Ausserdem vermochte er gleichzeitig die eigene Stellung gegen das aufbegehrende Proletriat abzusichern, dem erklärt wurde, es wäre eine unterlegene „Rasse“ oder würde sich aus Individuen zusammensetzen, die eben von Natur aus mit nicht so reichen Gaben ausgestattet wären.

Kommen wir zum Rassismus von Haeckel, der mit seinen diesbezüglichen Ausführungen im Gegensatz zu seiner sonstigen „Modernität“ auffallend altmodisch und überholt klingt. Dies mag daran liegen, dass sich die Naturwissenschaften in den letzten 100 Jahren so rasant entwickelt und sich somit selbst überholt haben, d.h. dass sein biologistisches Argumentationsschema nach wie vor Gültigkeit beanspruchen kann, allerdings die Inhalte hoffnungslos überholt sind. Andererseits dürfte die kapitalistische Eigendynamik inzwischen viele der scheinbar natürlichen Unterschiede der „Völker“ ad absurdum geführt haben, indem sie alle unter den gleichen globalen Verhältnissen vergesellschaftet hat. Nicht zuletzt zwang die Erfahrung des Nationalsozialismus zu einer kritischen Abkehr vom Sozialdarwinismus oder zumindest zu einer affirmativen Modernisierung.

Haeckel ist einer der ersten, der den Menschen vom Affen abstammen läßt(5) und einen Stammbaum der zehn verschiedenen „Menschenrassen“ aufstellt. Er nimmt die Kategorisierung anhand der Merkmale Haarbildung (Woll- und Schlichthaarige), Hautfarbe (schwarz, gelb, rot und weiß), Zahnstellung (Schief- und Gradzähnige) und Schädelbildung (Lang-, Kurz- und Mittelköpfe) vor. Es fällt auf, dass er die niedrigen „Menschenrassen“ (Papua-Mensch, Hottentotten) nach diesem System eindeutig klassifizieren kann: Sie vereinigen genau die „Affenmerkmale“ auf sich: starke Behaarung, dunkle Haut, lange Köpfe und vorspringende Vorderzähne. Bei der „zehnten und letzte(n) Menschenart (...) an der Spitze“, dem weißen Menschen, gelingt ihm diese genaue Zuordnung nach biologischen Kriterien nicht mehr: Die „Weißen“ sind nämlich nicht nur weiß, sondern auch „dunkel braungelb“, welches gar in „schwärzliches Braun“ übergehen kann. Auch die Schädelform variiert bei den „hochentwickelten Arten“ beträchtlich, was nicht die Theorie zum Wanken bringt, sondern nur noch die Höherwertigkeit durch Vielfalt untermauern soll: „Die Schädelbildung ist mannichfaltiger als bei allen übrigen Arten.“ (Die höchste Menschenart wird deswegen auch „die meisten anderen Species im Kampfe um das Dasein früher oder später besiegen und verdrängen“. Die niedrigen gehen „mit raschen Schritten ihrem völligen Aussterben entgegen“, die mittleren werden „begünstigt durch die Natur ihrer Heimath, der sie sich besser als die (weißen) Menschen anpassen können, den Kampf um’s Dasein mit diesen noch auf lange Zeit hinaus glücklich bestehen“)
Haeckel muss also auf kulturelle und soziale Zuschreibungen zurückgreifen, um überhaupt seine scheinbare naturwissenschaftliche Einteilung vornehmen zu können: „erhob sich nur wenig über die tiefe Stufe der ursprünglichen Bildung“, „die affenartigen Ureinwohner Australiens“, „in vielen körperlichen und geistigen Beziehungen stehen diese (...) Stämme auf der tiefsten Stufe menschlicher Bildung“, „Wie sich die weitere Verzweigung des indogermanischen Zweiges, aus dem die höchst entwickelten Kulturvölker hervorgingen, auf Grund der vergleichenden Sprachforschung im Einzelnen genau verfolgen läßt, hat August Schleicher in sehr anschaulicher Form genealogisch entwickelt.“
An diesem Punkt fliegt Haeckels Theorie endgültig auf. Er hat sich gar nicht die Mühe gemacht, akribisch körperliche Merkmale zu vergleichen (eine Arbeit, zu der seine Jünger im Dritten Reich noch genügend Gelegenheit haben sollten), sondern lediglich einer schon bestehenden rassistischen Sprachtheorie einen biologistischen Anstrich gegeben. Kein Wunder also, dass er Chinesen, Japaner, Tartaren, Türken, Finnen und Ungarn aufgrund der gleichen Sprachfamilie der achten Menschenart („Homo mongolicus“) zuordnet.

Im „Phyletischen Museum“(6) zu Jena, welches von Haeckel gegründet wurde und heute „die stammesgeschichtliche Entwicklung der Organismen, einschließlich des Menschen“ verdeutlichen will, wird genau an diese Sprachfamilien-Theorie angeknüpft. Neben der entsprechenden Schautaufel mit dem Stammbaum der „Menschenrassen“ – ein Begriff der laut Erklärung des Museums, als „nicht mehr legitim“ gilt (und nicht etwa als falsch!), „da der biologisch verbrämte Rassenbegriff ‚negride Rasse‘ oder ausschließlich politisch motivierte Rassenbegriffe wie ‚Jude‘ verhängnisvolle Folgen hatten und haben.“; empfohlen wird als Ersatz der Begriff „Ethnie“ – heißt es: „Die Sprachfamilien, von denen es heute etwa 12 gibt, entstehen parallel mit den weltweiten Wanderungen von Bevölkerungsgruppen. (...) Die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Völkern erlauben es demnach, einen linguistischen Stammbaum zu erstellen. Dieser stimmt mit den genetischen Befunden der jeweils zusammengehörigen Bevölkerungsgruppe weitgehend überein. Biologisch verwandte ethnische Gruppen sprechen auch verwandte Sprachen.“ Besser hätte das Haeckel sicher nicht sagen können! Weil nun allerdings der dumpfe Antisemitismus in Jena, unweit von Buchenwald, als nicht mehr legitim gilt, wurde zur Aufrechterhaltung der Theorie die semitische Sprachfamilie einfach aus dem linguistischen Stammbaum gekürzt – bei Haeckel kam sie noch vor. Ob er diese kleine Korrektur an seinem Original bedauert, sei dahingestellt. Ein bekennender Antisemit war er schon deshalb nicht, weil zu seiner Zeit die Antisemiten noch traditionell religiös argumentierten und in Haeckel einen gefährlichen Protagonisten des Werteverfalls sahen. Erst später griffen die Antisemiten Haeckels wissenschaftliches Instrumentarium begierig auf.

Erschreckend modern erscheint Haeckel allerdings auf einem anderen Gebiet: der Ökologie. Er erfand nicht nur diesen Begriff für die Interaktion der einzelnen Lebewesen mit ihrer Umwelt, sondern füllte ihn mit einer Naturmystik, die in der deutschen Innerlichkeit, inzwischen im Gewand der Esoterik, bis heute Bestand hat. Haeckel rückt der Natur zum einem mit seinem kalten wissenschaftlichen Instrumentarium zu Leibe und klassifiziert alles, was ihm begegnet – neben über 4.000 Einzellern z.B. auch das Schönheitsempfinden des Menschen in 8 Stufen: Ganz unten die einfache und die „rhythmische Schönheit“, ganz oben, noch vor der sexuellen, die „landschaftliche Schönheit“. Anderseits ergötzt er sich an der Natur, hält alle Materie, auch die anorganische, für beseelt, frönt der Landschaftsmalerei und verkauft die Bilder mit den von ihm entdeckten Einzellern, die er liebevoll nach seiner ersten Frau oder Fürst Otto von Bismarck benennt, als Kunst und setzt diese bloßen Abbilder der Natur mit Naturerkenntnis in eins.

Auf dem diesjährigen Grenzcamp in Jena wird es – natürlich in landschaftlich reizvoller Umgebung – eine Veranstaltung zu Haeckel geben. Aber auch aus anderen Gründen lohnt sich ein Besuch...

Martin Vogt
Antirassistische Gruppe Leipzig (antira-leipzig@nadir.org)



Literatur und Zitatnachweis:
Welträtsel und Lebenswunder. Ernst Haeckel – Werk, Wirkung und Folgen, Ausstellungskatalog des Oberösterreichischen Landesmuseums (1998)
Ernst Haeckel: Die Welträthsel, Natürliche Schöpfungsgeschichte (im Volltext unter: http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/stueber_library.html)

Bildunterschrift (Foto Seite 352)
„Diese stattliche Art (...) wurde zu Ehren des Fürsten Otto von Bismarck benannt, des genialen Gründers des neuen Deutschen Reiches und seiner hoffnungsvollen Kolonialmacht. Er wurde als praktischer Kenner der deutschen Stammesgeschichte am 31. Juli 1892 in Jena zum ersten Doktor der Phylogenie honoris causa ernannt.“ (Ernst Haeckel über die Benennung des Einzellers Alacorys bismarckii, hier in 200-facher Vergrößerung)

Fussnoten:
(1) Weitere Informationen über die geplanten Schill-Y-Out-Days in Hamburg, das Summercamp als Fortsetzung der Cross Over-Konferenz in Bremen und dem europaweiten antirassistischen und antikapitalistischen Camp in Strasbourg entnehmen sie bitte der Tagespresse bzw. folgenden Internetseiten: www.noborder.org, www.summercamp.squat.net, www.borders.org/borders/kein, www.nadir.org/nadir/kampagnen/landinsicht
(2) Freigeistige Aktion/Deutscher Monistenbund, www.freigeistige-aktion.de
(3) konkret 03/1999
(4) siehe dazu auch: Susanne Zimmermann: Die Medizinische Fakultät der Universität Jena während der Zeit des Nationalsozialismus, Ernst-Haeckel-Haus-Studien, Band 2 (2000)
(5) Um die Abstammung plausibel zu machen, macht er die Affen „schlauer“ als sie sind und gleichzeitig differenziert er die Menschen extrem aus, um die Grenze zwischen Affe und „Wildvölkern“ zu minimieren. Später versteigt sich Haeckel gar zu der These, dass die Haustiere, u.a. weil sie weiter zählen könnten, zivilisierter und fortgeschrittener seien als die „Wildvölker“. So erscheint es nur folgerichtig, dass der Euthanasie-Propagandist der Neuzeit, Peter Singer, gleichzeitig großer Affenliebhaber ist und sich für ihre Erhaltung einsetzt.
(6) www.zoo.uni-jena.de

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09.11.2003
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