flugblatt der antifaliste(al) und der autonomen antifa (m) zum unistreik:
alles für alle - und zwar umsonst!

In Göttingen wird demonstriert wie schon seit den 80ern nicht mehr, angesichts des Sparkurses derniedersächsischen Landesregierung schafften es bis zu 8.000 Studies auf die Straße. Dass der rechte AStA lediglich die Kürzungen an der Göttinger Universität kritisieren mag, ist aus seiner Sicht sicherlich konsequent. Da kommt der Vorschlag des RCDS, die Universität Vechta zu schließen, aber bloß nicht in Göttingen zu kürzen, wenig überraschend. Wie sich der rechte AStA die Universität als Standortfaktor für „unser“ schönes Göttingen vorstellt, hat er auf seiner letzten Demonstration unter dem Motto „Ab in den Süden...der Bildung hin ter her!“ recht deutlich auf den Punkt gebracht. Neben Unipräsident Horst Kern, der
sonst gegen Studiengebühren so gar nichts hat, durfte auch Oberbürgermeister Danielowski auf der Demo sprechen. Dessen Partei, die CDU, ist als Landesregierung Initiatorin der Kürzungen und denkt auch über die Einführung allgemeiner Studiengebühren nach.
Zwei, die dasselbe wollen...
Der rechte AStA stellt sich also auf die Seite des Unipräsidenten Kern und beteiligt sich an dem gesellschaftlichen Diskurs, nach dem alle zum Wohle des Standorts Deutschlands „den Gürtel enger schnallen müssen“. Ob es die Hartz-Gesetze sind oder die sogenannte Gesundheitsreform der Bundesregierung, das Prinzip ist das selbe: Die Organisierung der Gesellschaft nach dem Maßstab maximaler Kapitalverwertung und die Zurückdrängung ehemals erkämpfter Regulierungen und sozialer Abfederung. All diese vermeintlichen Re formen der rot-grünen Regierung werden vom rechten AStA und ihren Mutterparteien begrüßt.
Die aktuellen Kürzungen an den Universitäten sind nur die konsequent Weiterführung dieser Verwertungslogik. Daher ist vom rechten AStA gegen diese neuerlichen Verschärfungen wie etwa die bereits erwähnte Einführung allgemeiner Studiengebühren, die ab dem ersten Semester gezahlt werden sollen, kein ernstzunehmender Widerstand zu erwarten. Alle, was dieser AStA auf die Beine stellt, ist der lokalpatriotische Appell an die Landesregierung, nur bei anderen Unis und nicht in Göttingen zu sparen. Während an anderen Unis in Niedersachsen und Hessen gestreikt wird, die Asten sich in ihrem Protest koordinieren und in Frankfurt sogar Ministerpräsident Koch in der Uni eingesperrt wurde, geht in Göttingen der „Widerstand“ über gemeinsame Demos mit den Verantwortlichen nicht hinaus.
Aber mehr als das will der AStA auch gar nicht, schließlich begrüßt er im Grunde genommen, dass Umstrukturierungen vorgenommen werden, die dafür sorgen, dass Studierende keinen Einfluss mehr auf ihr Studium nehmen können. Ein erstzunehmender Protest jedoch darf nicht die Verantwortlichen integrieren, sondern sie angreifen und den universitären Betriebsalltag zum Erliegen bringen.
Die Luft wird dünner...
So wird das humboldtsche Bildungsideal entgültig ad Acta gelegt und Bildung als reine Ware betrachtet. Die Uni versität wird so zum Hort der Wissenschaften, um wahlweise die Region oder auch ganz Deutschland im Wettbewerb gegen andere Nationen in Stellung zu bringen. Natürlich war die Uni in der bürgerlichen
Gesellschaft schon immer Trägerin ideologischer, politischer und und zwar:
juristischer Legitimation dieses Systems und gleichzeitig Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Strategien zur Kapitalverwertung. Sie leistet nichts anderes als ihren Beitrag zum Bestehenden: Die Reproduktion von Herrschaft, Eliten und so weiter... Da Wissenschaft inzwischen Hauptproduktivkraft im Sinne des Wissenschaftsstandorts Deutschland geworden ist, ist sie selbst der Kapitallogik
unterworfen. Als Studierende muss man keine Lust haben, sein Leben an dem Zweck zu orientieren, sich möglichst profi tabel verkaufen zu können. Ums mitspielen kommt man jedoch trotzdem nicht herum, bleibt einem in der kapitalistischen Logik doch nur der Verkauf der eigenen Arbeitskraft als Mittel zum überleben. Studierende sind diesem Zwang allerdings nur teilweise unterworfen. Sie befinden sich zumindest für den Moment ausserhalb der direkten Konkurrenz. Die Konkurrenz um den
besten, schnellsten Abschluss ist vorerst nur vermittelt. Auch wenn der Druck groß ist, den Zustand des „den Eltern oder dem Staat auf der Tasche Liegens“ schnellstmöglichst zu beenden. Was bleibt, ist der Zustand, den Adorno folgendermaßen formuliert hat, es bleibt den Studierenden „in der Hölle noch die
Luft zu atmen.“ So können sie im Gegensatz zu denen die schon arbeiten, die schon mittendrin sind, noch die „systematischen Scheuklappen“ beiseite legen und versuchen, dem Charakter dieser „Hölle“ auf die Spur zu kommen. Die notwendige Folge der gegenwärtigen Reformen ist, dass Studierende, die nicht schon aus der ökonomischen Elite der Gesellschaft stammen, es wieder zunehmend schwerer
haben im Studium zu bestehen. So werden Errungenschaften aus den sechziger bis achtziger Jahren, die das Studieren etwas erträglicher machten, Schritt für Schritt rückgängig gemacht.
Rechte Eliten? No way!
Mit Burschis und dem rechten AStA lässt sich nicht für ein selbstbestimmtes
Studium demonstrieren. Wir haben nicht vor, uns mit diesem AStA und seinem weiter rechts stehenden Umfeld gemeinsam für den Hochschulstandort Göttingen stark zu machen und die aktuellen Kürzungen isoliert zu betrachten. Die momentane Initiative der Landesregierung ist nur die logische Weiterführung der Umstrukturierung der Universität nach dem Prinzip der Optimierung des Studiums im Sinne der Marktkonkurrenz. Sie läuft aber nur in diesem Falle dem Modernisierungswillen des Unipräsidenten und sämtlicher konservativer Kräfte
entgegen, zuvor waren es genau jene, die eine Umstrukturierung der Uni in eine Stiftung öffentlichen
Rechts vorangetrieben haben. Der rechte AStA macht sich zum Erfüllungsgehilfen dieser Politik, so hat er sich bisher weder gegen die Einführung von Studiengebühren für Langzeitstudierende gerichtet, noch ist von ihm ein ernsthafter Protest gegen allgemeine Studiengebühren zu erwarten. Deshalb:

Bildet Euch – Bildet Andere – Bildet Banden!
Kapitalismus abschaffen!

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