Antinationale Gruppe Bremen [ANG]
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11.02.09 in der Buchte
Vortrag am Mittwoch den 11. Februar 2009 um 19.30 Uhr von Kerstin und Mika im Jugendhaus Buchte (Buchtstrasse 14, 28195 Bremen).



Von Menschen und Tieren
Eine Auseinandersetzung mit dem politischen Veganismus



Veganismus ist eine Einstellung und Lebensweise, die jegliche Nutzung von Tieren ablehnt. Der Konsum von Fleisch, Milch, Eiern, Honig … und der Gebrauch von Leder, Wolle etc. wird vermieden. U.a. in der linken Szene tritt Veganismus auch als politische Bewegung in Erscheinung. Dem Selbstverständnis nach geht es um eine ‚Befreiung der Tiere’ von der ‚Herrschaft der Spezies Mensch’. Der linke politische Veganismus bzw. die Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung verfolgt das Anliegen, die ‚speziesistische Herrschaft’ über Tiere zu beenden und eine vegane Gesellschaft zu schaffen. Dieses Tierbefreiungsanliegen („Antispeziesismus“) wird als unverzichtbarer Schritt auf dem Weg zu einer gerechten, freien und herrschaftslosen Gesellschaft begriffen – und durch vegane Gruppen in einem Kontext der „Unity of Oppression“-Theorie verortet und vorgetragen: ‚Tierunterdrückung’ soll eine weitere ‚Herrschaftsform’ neben etwa Kapitalismus, Sexismus und Rassismus sein.

Der linke politische Veganismus meldet sich nun nach ein paar Jahren eher interner theoretischer und politischer Auseinandersetzungen wieder verstärkt in der linken Szene zu Wort und agitiert in andere linke Spektren hinein. Die heutzutage meist eher links-poststrukturalistisch verfassten Analysen und Konzepte der Veganen lassen die ‚old school’-autonome Kritik am Veganismus heutzutage ins Leere gehen (z.B. alle Veganen fänden Peter Singer gut, Singer will behinderte Babys umbringen, also sind Vegane nicht Teil der Linken).

In dieser Veranstaltung soll eine auf die aktuellen Theoriebildungen der Veganismusdebatte adäquat bezogene materialistische Kritik formuliert werden. Einführend werden die gegenwärtigen drei Hauptströmungen (die rechtstheoretisch/ethische, die diskurstheoretisch/dekonstruktive sowie die marxistisch/kritisch-theoretische Strömung) und deren Begründungen des gemeinsamen Ziels, einer veganen Gesellschaft, vorgestellt.

Dabei wird zu zeigen und diskutieren sein, dass die antispeziesistische Vorstellung vom Tier als Individuum mit eigenen Interessen (‚Subjekt eines Lebens’) die bürgerliche Vorstellung des autonomen Subjekts – das in der kapitalistischen Gesellschaft jeder einzelne Mensch erst qua Disziplinierung aus sich zu machen stets aufs neue genötigt ist – projektiv auch im Reich der Tiere entdeckt. Dieser unbewusste Anthropomorphismus (das Zusprechen menschlicher Eigenschaften auf Tiere, Götter, Naturgewalten, usw.) verknüpft die gesellschaftlich vorherrschende  naturwissenschaftliche Vorstellung des Mensch/Tier-Unterschieds mit einer spezifisch veganen Projektion des üblichen bürgerlichen Rechtsfetischismus auf die Tiere.

Es soll auch darum gehen, an welchen Stellen diese Theorien umschlagen in eine Zustimmung zu den Prinzipien der heute herrschenden Verhältnisse, die den Lebensunterhalt und die Befriedigung der Bedürfnisse von Menschen systematisch von ihrem individuellen Erfolg in der ökonomischen Konkurrenz abhängig machen – ohne dabei zu vergessen, dass die rücksichtslose Nutzung und Zurichtung all dessen, was zur ‚Natur’ gezählt wird, eine weitere Konsequenz derselben Verhältnisse ist.

 


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