Was war eigentlich 1983 los?

 

01.01. Die zu den Sparmaßnahmen der neuen Bundesregierung gehörenden Gesetzesänderungen treten in Kraft; dazu gehören u.a. Kürzungen des Kindergeldes, Kostenbeteiligung der Patienten bei Krankenhausaufenthalten und Kuren, höhere Beiträge in der Renten- und Arbeitslosenversicherung.
05.02. Der ehemalige SS-Hauptsturmführer und Gestapo-Chef von Lyon Klaus Barbie wird nach seiner Ausweisung aus Bolivien in Frankreich verhaftet. Barbie gilt als verantwortlich für den Tod von mehr als 4000 französischen Widerstandskämpfern und Juden.
20.02. Das Bundesjustizministerium teilt mit, daß alle Urteile des NS-Volksgerichtshofs im Bundeszentralregister gelöscht worden sind.
06.03. Bei den vorgezogenen Neuwahlen zum 10. Bundestag erreicht die CDU/CSU 48,8 % der Stimmen und die F.D.P. erzielt trotz innerparteilicher Auseinandersetzungen um ihren Wechsel von der sozial-liberalen Koalition zur christlich-liberalen Koalition noch 6,9 %. Die SPD fällt mit 38,2 % erstmals seit 1965 unter die 40 %-Marke. Erstmals ziehen die Grünen mit 5,6% der Stimmen in den Bundestag ein.
28.03. Trotz angekündigten Verbotes versammeln sich 10.000 StartbahngenerInnen in Walldorf. Etwa 3.000 ziehen zum Bauzaun und es kommt zu Scharmützeln mit der Polizei.
18.04. Durch einen Sprengstoffanschlag wird die US-Botschaft in Beirut weitgehend zerstört. Eine Moslem-Gruppe bekennt sich zu dem Anschlag, der 66 Tote bzw. Vermißte fordert.
25.04. Das Magazin "Stern" kündigt auf einer Pressekonferenz die Entdeckung und Veröffentlichung von Tagebüchern Adolf Hitlers an und beginnt mit deren auszugsweisem Abdruck. Am 6. Juni werden die Tagebücher als Fälschung entlarvt.
04.05. Bundeskanzler Kohl bezeichnet in seiner Regierungserklärung den Abbau der Arbeitslosigkeit, die Wiedergewinnung wirtschaftlichen Wachstums und die Sanierung der Bundesfinanzen als Schwerpunkte der Regierungstätigkeit.
12.05. Auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin demonstrieren fünf Bundestagsabgeordnete der Grünen für Abrüstung in Ost und West. Sie werden von der Volkspolizei zunächst festgenommen, nach wenigen Stunden jedoch freigelassen.
17.05. Der Libanon und Israel unterzeichnen ein Abkommen, das den Abzug aller im Libanon stationierten israelischen Streitkräfte vorsieht, jedoch wegen unterlassener rechtzeitiger Einbeziehung Syriens nicht umgesetzt werden kann.
19.05. Zur Klärung der Flick-Spendenaffäre wird auf Antrag der SPD ein Untersuchungsausschuß des Bundestags eingesetzt.
04.06. In Hannover findet der erste Bundeskongreß der Grünen statt. Behandelt werden insbesondere die Themen Umwelt, Friedensbewegung, Deutschlandpolitik und Arbeitslosigkeit.
17.06. Der Parteichef der KPdSU, Jurij Andropow (1914-1984), wird zum sowjetischen Staatsoberhaupt gewählt. Damit sind die beiden höchsten Ämter der Sowjetunion wieder in einer Person vereinigt.
25.06. Anläßlich des Besuches vom US-Vizepräsidenten George Bush, im Rahmen der 300-Jahr-Feier des Beginns der organisierten deutschen Auswanderung nach Nordamerika und des Nato-Doppelbeschluß, ruft die "Friedensbewegung" zu einer Demonstration in Krefeld auf der 25.000 Menschen folgen. Autonome Gruppen mit stark anti-imperialistischer Ausrichtung rufen zu eigenständigen Protesten auf. Dabei werden rund 1.000 Demonstranten von SEK-Kommandos aufgehalten und zerschlagen. Es kommt zu über 60 schwer verletzten, 138 festgenommenen und 50 verurteilten Demonstranten.
29.06. Durch Kabinettsbeschluß übernimmt die Bundesregierung die Bürgschaft für einen Bankenkredit in Höhe von einer Milliarde DM an die DDR. Die Hilfe des bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß bei der Vermittlung des Kredits stößt auf Kritik auch in der eigenen Partei.
10.07. Treffen autonomer Gruppen in Wuppertal. Bei einer Razzia kommt es zu 104 vorläufigen Festnahmen und erkennungsdienstlichen Behandlungen. Der Polizeipräsident erklärt dazu: "Seit den Tagen der Gestapo war das Haus nicht mehr so voll."
27.08. Gründung der GJA (Gruppe Junger Anarchisten)
30.08. Der türkische Asylbewerber Kemal Altun springt aus einem Fenster des Verwaltungsgerichts in Berlin in den Tod. Er hatte ein Jahr in Abschiebehaft verbracht, weil die verschiedenen Stellen, die seinen Antrag bearbeiteten, sich nicht einigen konnten. Aus Angst vor der drohenden Abschiebung in die Türkei wählte Altun den Tod.
01.09. Eine Blockade des US-Militärdepots in Mutlangen durch prominente Rüstungsgegner bildet den Auftakt zu Protesten gegen die Stationierung der Pershing-II-Raketen in der Bundesrepublik.
10.10. Gegen den NPD-Parteitag in Fallingbostel demonstrieren rund 2.500 Menschen und versuchen diesen zu stören.
22.10. Den Höhepunkt der "Aktionswoche" der Friedensbewegung gegen die NATO-Nachrüstung bilden eine 108 km lange "Menschenkette" zwischen Neu-Ulm und Stuttgart sowie eine Großkundgebung im Bonner Hofgarten, an der trotz Verbots Bundeswehrsoldaten in Uniform teilnehmen, und mit einem Transparent und einer Pershing-II-Atrappe gegen die NATO-Nachrüstung demonstrieren.
25.10 US-amerikanische Truppen besetzen mit Unterstützung eines Hilfskontingents aus sieben karibischen Staaten die Karibik-Insel Grenada. US-Präsident Ronald Reagan begründet die Invasion mit dem Schutz der 1.000 auf Grenada lebenden US-Bürger nach dem Putsch von linken Offizieren auf der Insel. Er wirft Kuba und der UdSSR vor, einen Umsturz geplant zu haben. Die Vereinten Nationen verurteilen die Invasion.
22.11. Gegen die Stimmen von SPD und Grünen beschließt der Bundestag, am NATO-Doppelbeschluß festzuhalten.Kurz vor Ablauf eines neuen Saga-Ultimatums zum 28.Nov. kommt es in Sachen Hafenstraße zu einem Vertragskompromiß: Einzelmietverträge für alle Häuser mit der Saga, Vertragsdauer 3 Jahre und keine Instandssetzungsgelder für die 6er-Häuser von Saga/Stadt
27.11. Die Bundestagsabgeordneten Franz Handlos (geb. 1939) und Ekkehard Voigt (geb. 1939) treten aus der CSU aus und gründen in München die Partei "Die Republikaner".
29.11. Die Bonner Staatsanwaltschaft erhebt die ersten Anklagen in der Flick-Parteispendenaffäre. Wegen des Vorwurfs der Bestechung beziehungsweise Bestechlichkeit müssen sich unter anderem Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorf, sein Vorgänger Hans Friderichs (geb. 1931) sowie der frühere Flick-Manager Eberhard von Brauchitsch (geb. 1926) verantworten. Am 2. Dezember hebt der Bundestag die Immunität von Bundeswirtschaftsminister Graf Lambsdorff auf.
06.12. Die Bundesregierung verbietet die "Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten", die größte neonazistische Organisation in der Bundesrepublik.