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"Sie können den Imperialismus jetzt abschalten!"

Autonomes Rhein-Main-Info • Nr.134 | August2005

(...)

Trotz der großen Beteiligung an den Protesten gegen die g8 in Gleneagles wurde der linksradikale Widerstand, anders als bei früheren Gipfeln, in Medien und Öffentlichkeit nur wenig aufgegriffen. Breiten Raum nahm dagegen das musikalische Massenspektakel der Live8-Konzerte ein, deren Organisatoren sich von den militanten Aktionen um den Gipfeln distanzierten und versuchten, die Antiglobalisierungsbewegung zu spalten. (...)

Unmittelbar nach Beginn des Gipfels wurde die öffentliche Wahrnehmung von den faschistoiden Bombenanschlägen in London dominiert. Innerhalb der Antiglobalisierungsbewegung lösten sie großes Entsetzen aus und führten zu einer Lähmung der Proteste. In der Berichterstattung zu Gleneagles war spätestens ab 7.7. der Anti-G8-Widerstand praktisch bedeutungslos geworden. Dadurch hat sich das strategische Dilemma einer engen Orientierung politischer Aktionen auf die Termine der G8 Treffen noch einmal mehr sehr deutlich gezeigt. Einen möglichen Ausweg sehen wir in der Option einer kontinuierlichen und langfristig angelegten Politik, die sich durch inhaltliche Ausrichtung und die konkreten Aktionen weder reformistisch vereinnahmen noch durch die situative Dominanz anderer Ereignisse einfach totschweigen lässt. (...) Es erscheint uns sinnvoll, nicht erst Anfang 2007 in einer Art Feuerwehrpolitik in die Mobilisierung der Antiglobalisierungsbewegung einzusteigen, sondern die nächsten zwei Jahre zu nutzen, an konkreten praktischen Initiativen darüber zu diskutieren, wo und wie wir Strukturen kapitalistischer Ausbeutung und imperialistischer Unterdrückung angreifen können und müssen.

  1. Für eine internationalistische Solidarität mit Kämpfen im Trikont gegen kapitalistische Ausbeutung und imperialistische Unterdrückung und für eine Verbindung zu emanzipativen sozialen Kämpfen in der BRD und Europa.
  2. Die globalen Strukturen kapitalistischer Ausbeutung und imperilaistischer Unterdrückung hier angreifen.
  3. Die Verbindung zwischen den unterschiedlichen Aktionsfeldern sozialen Widerstands herstellen.

(...) Die Antiglobalisierungsbewegung hat (..) nur dann eine Chance , emanzipatives Potential zu entwickeln, wenn sich die politisch Arbeit verstetigt und verdichtet, und wenn sie in ihrer Wahrnehmung nicht mehr auf die reformistische Dominanz von NGO's und attac beschränkt bleibt. Auch müsste der Fokus der Aktionen und Mobilisierungen, der bisher auf die Orte und Termine der Gipfeltreffen selbst gerichtet ist, erweitert werden und die politische Mobilisierung losgelöste Konstanz bekommen. Eine „andere Welt" ist tatsächlich erst möglich, wenn wir bereit sind, mit diesem System zu brechen und wenn wir es schaffen, Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Orten und Ansätzen sozialen Widerstands herzustellen, wenn wir unsere Kämpfe hier gegen Arbeitszwang und Studiengebühren, gegen Abschiebung und Polizeirepression, gegen sexistische Gewalt und Ausbeutung in einen globalen Zusammenhang stellen. In der Antiglobalisierungsbewegung sehen wir den Versuch, in diese Richtung Neues auszuprobieren. Sie hat eine hohe Ausstrahlungskraft auf viele Menschen, die sich in den aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen politisieren und nach Möglichkeiten für eigenen Widerstand suchen. (...) Eine langfristige linksradikale Mobilisierung im Vorfeld des G8 in Heiligendamm und darüber hinaus bietet die Möglichkeit, wieder mehr Profil zu gewinnen und von uns aus Orientierungspunkte für inhaltliche Auseinandersetzungen und Aktionsfelder zu setzen. (...)

August 2005

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