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Badische Neueste Nachrichten, 18. Mai 99

Indische Bauern protestieren in Europa
Landwirte aus der Dritten Welt wehren sich gegen billige Exporte der EU

Bangalore/Frankfurt. Putta Swamy sieht seine wirtschaftliche Zukunft düster. Die Preise für Ölsaaten, Mangos und Hirse seien in den vergangenen Jahren drastisch gefallen, klagt der 43jährige Bauer aus dem Ort Aralalu Sandra im südindischen Bundesstaat Karnataka. Er führt dies auf die Liberalisierung des Handels zurück. Billige Agrareinfuhren zerstören die Märkte für indische Produkte. Swamy fordert von seiner Regierung Entschädigung und besseren Schutz. Doch die verweist immer auf die Welthandelsorganisation in Genf, deren Regeln Indien einhalten müsse. Indische Bauernverbände wollen sich damit nicht länger zufrieden geben.

Zusätzlich zu ihren nationalen Protesten suchen sie für ihre Kritik ein internationales Forum. Am 22.Mai werden 400 Bauern, Landlose, Repräsentanten von benachteiligten Urvölkern, von Initiativen gegen Großprojekte und von Frauenbewegungen aus Indien sowie 100 weitere Demonstranten aus Afrika und Lateinamerika in Düsseldorf landen. Von Deutschland aus wird die "Interkontinentale Karawane für Solidarität und Widerstand", an der Putta Swamy teilnimmt, mit elf Bussen durch Belgien, Frankreich, Großbritannien und Italien zum Sitz der Welthandelsorganisation in Genf reisen. Endpunkt der Fahrt wird der Weltwirtschaftsgipfel der sieben größten Industrienationen und Rußlands (G-8 Staaten) vom 18. Bis 20. Juni in Köln sein.

Nanjunda Swamy, Präsident der " Karnataka Rajya Ryota Sangha", einer Bauernorganisation mit zehn Millionen Mitgliedern, hat die Aktion initiiert. "Wir wollen den Regierungen, transnationalen Konzernen und den internationalen Organisationen im Norden direkt am Ort unsere Ablehnung ihres Ausbeutungssystems zeigen", erklärt der 63jährige Jurist. In Indien hat Nanjunda Swamys Organisation berreits in jüngster Zeit durch spektakuläre Aktionen Schlagzeilen gemacht. Im November vergangenen Jahres hatten Mitglieder der Bauernbewegung, die man an ihren grünen Schaals erkennt, Versuchsfelder des US-Konzerns Monsanto mit gentechnisch verändertem Saatgut zerstört.

Die Teilnehmer der Karawane sprechen sich auch gegen eine weitere Handelsliberalisierung aus, wie sie von der Welthandelsorganisation mit einer neuen Zollsenkungsrunde angestrebt wird. Wenn die indische Landwirtschaft auf internationale Wettbewerbsfähigkeit gedrillt werde, gehe das auf Kosten der indischen Ernährungssicherheit, so Nanjunda Swamy. Peter Bosse-Brekenfeld


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