Vorstellung der "Europäischen Consulta"

Das spanische Wort Consulta ist mit "Befragung" unzulänglich übersetzt, und sollte in diesem Zusammenhang nicht mit einer Umfrage in der Bevölkerung verwechselt werden oder mit einem Volxzählungsfragebogen. Gemeint ist in diesem Fall ein kollektiver Diskussionsprozeß, der von bestimmten Fragestellungen ausgeht und schließlich die Veränderung der Gesellschaft zum Ziele hat und den Kapitalismus ablehnt.

Die EZLN, zapatistische Befreiungsarmee in Chiapas, Mexiko, hat bereits vor einigen Jahren eine Consulta ins Leben gerufen, die zur Verbreitung zapatistischer Ideen in der Bevölkerung beitrug. Auch unter europäischen Solidaritätsgruppen wurde die Idee aufgegriffen, um das Interkontinentale Treffen 1997 vorzubereiten, erfuhr aber größtenteils wenig Resonanz in der Bevölkerung, in der BRD wurde sie vermutlich von den wenigsten Gruppen wahrgenommen. Größerer Erfolg war hingegen den consultas beschieden, die in anderen lateinamerikanischen Ländern und im spanischen Staat bisher durchgeführt wurden. Das Netzwerk Ya Basta in Italien führte vor den Protesten gegen den G8-Gipfel in Genua eine Consulta durch, die jedoch eher zur Abstimmung über zivilen Ungehorsam verkam.

Eine Consulta ist also nur ein Werkzeug, wichtig sind die Inhalte, mit denen sie gefüllt wird.

Der jetzige Vorschlag einer Consulta hat in den Kreisen von Peoples' Global Action (PGA) schon zu intensiven Debatten geführt. Vorgelegt wurde der Vorschlag von der Gruppe MRG aus dem spanischen Staat, und zunächst stieß der Entwurf für eine Europäische Consulta auf viel Kritik. Anfänglich von vielen als reformistische Befragung abgetan, hat der Vorschlag durch ausgedehnte Diskussionen eine erhebliche Verbesserung erfahren. Ein Kritikpunkt war die Gefahr der Vereinnahmung eines breiteren gesellschaftlichen Diskussionsprozesses durch medienwirksame Organisationen, dem jedoch mit einem klaren Bezug auf antihierarchische Eckpunkte begegnet wird (aufmerksamen LeserInnen wird die Ähnlichkeit der Eckpunkte zu den PGA-Grundsätzen auffallen). Zuletzt wurde der Entwurf zum Consulta-Vorschlag auf dem europäischen PGA-Arbeitstreffen in Leiden, Niederlande, weiter diskutiert, und dieser Prozeß findet in verschiedenen europäischen Ländern seine Fortsetzung. Es ist also ein vorläufiges Arbeitsdokument, das noch weiterer Diskussion bedarf.

Dies ist der Moment um diesen Prozeß zu dezentralisieren und die MRG Leuteaus der Barcelona Consulta Promoter Group lädt alle ein so genannte promotergroups oder Initiativgruppen ins Leben zu rufen, Gruppen die den Prozeßlokal voranbringen. MRG bittet um e-mail Kontaktadressen von all jenen Gruppen die bereit sind in ihrer Region die Consulta bekannt zu machen. Ihr könnt dazu an consultaeuropea@gmx.net schreiben. MRG ist auch dabei, eine Datenbank mit Kontaktadressen und Verteilerlisten für den Consulta Prozeß zu erstellen. In einigen Wochen wird eine europäische Liste eingerichtet zur Kommunikation und Koordination zwischen all den Gruppen die zum Prozeß arbeiten. Es gibt eine Webseite bei http://www.europeanconsulta.org

Anmerkung der Übers.: Bei einem oberflächlichen Überfliegen könnte dieser Text als eine Aneinanderreihung von etwas inhaltsleeren Phrasen erscheinen. Doch es steht mehr dahinter: es ist eine vorläufige Diskussionsgrundlage, mit dem die Inhalte erst in einem gemeinsamen Prozeß erarbeitet werden und noch nicht vorgegeben sein sollen. Es ist ein Aufruf an Gruppen, dieses abstrakte Sprachgerüst mit konkreten Inhalten zu füllen die mit den Erfahrungen aus den Auseinandersetzungen vor Ort gefüttert sind.

EUROPEAN SOCIAL CONSULTA

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