Zwei Tote bei regierungsfeindlichen Demonstrationen in Paraguay

Dienstag 16. Juli 2002, 14:29 Uhr

Asunción (dpa) - Bei Auseinandersetzungen zwischen regierungsfeindlichen Demonstranten und der Polizei sind am Montag in Paraguay nach Medienberichten mindestens zwei Menschen getötet, Dutzende verletzt und etwa 150 festgenommen worden. Tausende von Menschen hatten bei den landesweiten Kundgebungen den Rücktritt des unpopulären Präsidenten Luis González Macchi gefordert.

Die Regierung verhängte für fünf Tage eine Form des milden Ausnahmezustandes, unter dem das Demonstrationsrecht und die Versammlungsfreiheit eingeschränkt sind. Über dessen Rechtmäßigkeit muss innerhalb von 48 Stunden das Parlament entscheiden. Außerdem erhielt das Militär den Auftrag, sich zur Unterstützung der Polizei bereit zu halten.

In der Stadt Ciudad del Este an der Grenze zu Brasilien und Argentinien sowie in der Hauptstadt Asunción blockierten die Menschen wichtige Brücken und Verkehrsstraßen. In Ciudad del Este wurden zwei Männer getötet. In Asunción, Ciudad del Este und Encarnación setzte die Polizei Gummigeschosse, Tränengas und Wasserwerfer ein, um die Proteste niederzuschlagen.

Die Proteste richten sich gegen die liberale Marktwirtschaft und die wuchernde Korruption in dem armen Land, das wie seine Nachbarn Argentinien und Brasilien von eine Wirtschaftskrise heimgesucht wird.

Einheimische Medien gingen davon aus, dass die Proteste von der Partei Unace des früheren Generals Lino Oviedo und Mitgliedern der oppositionellen liberalen Partei PLRA organisiert wurden.

Oviedo hatte sich 1996 am Putsch gegen den damaligen Präsidenten Juan Carlos Wasmosi beteiligt. Er wurde auch mit der Ermordung des Vizepräsidenten Luis Maria Argaña 1999 und dem Tod von sieben Demonstranten in Asunción in Verbindung gebracht. Er lebt in Brasilien, das einen Auslieferungsantrag der Justiz Paraguays ablehnte.

Macchi von der seit mehr als 50 Jahren regierenden Colorado-Partei, der sein Amt 1999 antrat, gilt bei der Mehrheit der Bevölkerung als korrupt. Aber auch Oviedo genießt nur wenig Vertrauen. Deshalb galt es als unwahrscheinlich, dass sich ein größerer Teil der Bevölkerung den Demonstranten anschließen würde. Die nächste Präsidentenwahl ist für Mai 2003 angesetzt.

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