Die gefährlichen Mapuche und UmweltschutzaktivistInnen

Von Hugo Guzmán
http://www.npla.de/poonal/P524.htm#ch

(Montevideo, 19. Mai 2002, comcosur/anchi-Poonal).- Bei der Konferenz der Amerikanischen Heere (CEA), an der hohe Militärs aus der gesamten lateinamerikanischen Region teilnahmen, wurde ein Dokument erstellt (Kombinierte Einschätzung der Subversiven Situation auf dem Kontinent), demzufolge der Konflikt um die Mapuche in Chile zu einem sicherheitsrelevanten Thema werden könnte, ähnlich dem des Terrorismus.

Im Fall Chiles äußern die Militärs ihre Besorgnis darüber, dass sich "die indigene Bewegung durch die Zusammenarbeit mit der Umweltschutzbewegung in ihrer Entwicklung beeinflusst werde" und in warnendem Ton wird hinzugefügt: "der Konflikt könnte eine ähnliche oder größere Gefahr bergen als bislang stattfindende terroristische Aktionen". Ein Teil der Arbeit, die sich mit ganz Lateinamerika befasst, beschäftigt sich mit der beunruhigenden "Internationalisierung der ethnischen Konflikte, die eine latente Gefahr darstellt, da politische Bewegungen oder Nichtregierungsorganisationen die UreinwohnerInnen unterstützen und sich auf bestimmte politische Diskurse und umweltpolitische Themen berufen".

Diese Überlegungen stehen in direkter Verbindung mit Einschätzungen des militärischen Establishments, der Polizei und auch rechtsgerichteter Kreise, die eine "subversive Koordinierung" zwischen Mapuche-Organisationen, Umweltschutzgruppen und linken Organisationen sehen. Allerdings wird die Bildung einer ländlichen Guerilla in Chile als unwahrscheinlich angesehen.

Bei der Untersuchung der Widerstandsgruppen im als "geheim" eingestuften Dokument wird davon ausgegangen, dass diese sich zunächst in einer ersten Phase der Agitation und Propaganda befänden und ihre Hauptarbeit in der Reorganisierung, der Anwerbung neuer AktivistInnen und der Erarbeitung neuer politisch-militärischer Strategien angesichts der aktuellen sozialen Realität. Zum "Frente Patriótico Manuel Rodríguez" (FPMR) und der Revolutionären Linken Bewegung (MIR) wird festgestellt, dass die beiden genannten Gruppen "in den wichtigsten sozialen Konflikten präsent bleiben, ihnen allerdings die militärische Vorbereitung fehlt, um die eigenen politisch-militärischen Zielsetzungen umsetzen zu können".

Im Dokument wird nicht genauer auf Abspaltungen der FMPR oder der MIR eingegangen. Auch die Beweggründe der Mapuche-Bewegung und anderer indigener Gruppen werden ebenfalls ausgespart - es wird lediglich eine Verbindung zwischen ihnen und den Umweltschutzgruppen hergestellt. Allerdings geht der Text paradoxerweise in anderer Beziehung einen Schritt weiter und benennt den Neoliberalismus als Ursache für die ganze Misere.

Das Militärdokument spricht im Zusammenhang mit dem lateinamerikanischen Panorama davon, dass "die Einführung des neoliberalen Wirtschaftsmodells in der Mehrzahl der Länder die wahrscheinlich tiefgreifendste und umfassendste Beeinflussung des Verhaltens der großen Basisgruppen auf dem Kontinent war, speziell auf die, welche die Unterentwicklung anklagen". Die Überlegungen der Militärs der CEA gehen dahin weiter, dass "wir vor einem strategischen Panorama stehen, das unsicher, komplex, unbeständig und anscheinend nur zum Teil stabil und das sich noch nicht feste Formen angenommen hat." Was die Ursachen der Aktivitäten der Widerstands- und Oppositionsgruppen und ihre Zukunft angeht, wird in dem Papier die Einschätzung geäußert, dass "die Umsetzung des neoliberalen Modells aufgrund der tiefgreifenden Veränderungen, die ihm zugrunde liegen, weiterhin jene Opposition von Gruppen mit extremistischen Ideologien hervorrufen wird".


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