Bauer getoetet in Bolivien Date: Sun, 30 Sep 2001 00:08:55 +0200 (MET DST) Bauer getoetet in Bolivien Blockaden drohen in Cochabamba Der 40jaehrige Bauerngewerkschafter Ramon Perez, der eine Gruppe von JournalistInnen durch Chapare fuehrte, ein militarisiertes Gebiet oestlich von Cochabamba, wurde am 27.9. durch Gewehrkugeln ermordet. Bereits zu Jahresbeginn war es im Coca-Anbaugebiet Chapare zu Konflikten mit Militaer- und Polizeikraeften gekommen, die versuchen, die Anbaufelder zu vernichten. Die BaeuerInnen im Chapare wehren sich gegen die Zerstoerung ihrer Lebensgrundlagen. Sie haben fuer den 1. Oktober die Blockade der Strasse von Cochabamba nach Santa Cruz, der groessten Stadt Boliviens, und anderer Transportwege angekuendigt. Vor einem Jahr dauerte ein landesweiter Streik 1 ˝ Monate. Die Coca-PflanzerInnen plannen nun eine nerneute Radikalisierung der Mobilisierung. Gegenueber einer lokalen Zeitung stellte Regierungsminister Leopoldo Fernandez in einer gnadenlosen Ueberschaetzung des Netzwerks eine Verbindung her zwischen der soeben beendeten Konferenz von Peoples’ Global Action und dem erneuten Ausbruch der Konflikte im Chapare. Als Teil der Konferenz hatten die Teilnehmenden die Coca-PflanzerInnen im Chapare besucht und einer Demo mit 25000 Leuten beigewohnt. Sie mussten dazu mehrere Kontrollen im militarisierten Gebiet pasieren. Bei dem militaerischen und polizeilichen Hinterhalt in der Naehe eines Militaerlagers am 27.9. schossen die Soldaten ohne Vorwarnung und warfen Traenengas. Die JournalistInnen schrien sie seien von der Opresse, doch erst als ein Bauer von einer Gewehrkugel getroffen wurde und ein Journalist eine weisse Fahne hochhielt und um Hilfe fuer den Verletzten bat, hoerten die Schuesse auf. Die Soldaten riefen einen Helikopter herbei, doch Ramon Perez verstarb beim Transport. Evo Morales, Leiter der Coca-PflanzerInnen und Abgeordneter, machte Regierungspraesident Jorge Quiroga und dessen Kabinett fuer den Tod des Bauern verantwortlich. Er warf dem Praesidenten vor, gleichzeitig um sozialen Waffenstillstand zu bitten und mit Gewehrkugeln den Protest der Coca-PflanzerInen zu unterdrucken. “Wir hatten die Hoffnung, dass ein ziviler Praesident anders ssei als ein Militaerpraesident und Dikator (der ehemlaige Praesident Hugo Banzer Suarez). Wir dachten dass es Loesungen fuer die Forderungen der Bauern geben wuerde. Aber wir werden durch Hunger und Kugeln getoetet”, sagte Morales. Die BaeuerInnen fordern einen Stopp der Zerstoerung der Coca- Pflanzen und die Freilassung von drei Bauern, denen die angebliche Ermordung von Soldaten und Polizisten vorgeworfen wird. Das Cocablatt selbst ist im Gegensatz zum Kokain keine Drige, sagen die BaeuerInnen. Unter dem Vorwand der Drogenbekaempfung wurde das Gebiet des Chapare mit US-amerikanischer Unterstuetzung militarisiert und der Coca-Anbau bekaempft. Die beliebte Kaupflanze wird fuer die Herstellung von Tee und Medizin verwendet. Der Preis anderer Anbaupflanzen ist derart tief, dass die BaeuerInnen nur mit dem Anbau von Coca ueberleben koennen, dessen Preis stabil geblieben ist. Sie haben nun aus Protest fuenf Militaerlager umzingelt, mit Macheten bewaffnet, um die Zerstoerung der Coca-Pflanzen zu beenden.