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Indymedia.de
Von: stw
19.02.2002 17:26
Für folgende Resolution wurde am 2. Tag der asamblea nacional piquetera
gestimmt, die am Wochenende in Buenos Aires stattfand. Link zu
Audiomitschnitt am Ende.
Resolution die auf der Asamblea Nacional de Trabajadores beschlossen
wurde (von Raymond Po 18. Februar 02)
Resolution der landesweiten Versammlung der ArbeiterInnen
Diese landesweite Versammlung der ArbeiterInnen berücksichtigt:
[considera, auch: stellt fest, ist der Ansicht]:
1. Dass die Regierung Duhalde ein Feind der Arbeiterklasse und des
Volkes ist. Verantwortlich für die Abwertung, die unsere Löhne
vernichtet, für die Konfiszierung der Ersparnisse der kleinen
AnlegerInnen, der "Pesifizierung" [pesificacion, AdÜ: Umwandlung von
Dollarguthaben und -schulden in Pesos], die zu einer monumentalen
Liquidierung der Schulden der einheimischen Ausbeuter geführt hat,
und für die Verpflichtung, die Auslandsschuld zu begleichen. Eine
Regierung, die hinter der Phrase der "nationalen Souveränität" ihre
Politik der Plünderungen verbirgt, die den großen Kraken zugute
kommt, während sie gleichzeitig die Diktate des IWF exekutiert. Wir
geben allen ArbeiterInnen unseren Plan des Kampfes bekannt, um einen
gemeinsamen Ausweg zu finden. Dieser Ausweg ist nichts anderes als
die Entfernung Duhaldes und der Ausbeuterklasse, die ihn an die
Regierung gebracht hat.
2. Dass die Übereinkunft "concertation armada" unter Führung der Kirche
und der Vereinten Nationen ein politisches Manöver ist um die
Arbeiterorganisationen zu kooptieren, zu kontrollieren [regimentar]
und zu spalten, um ihr eigenes Regime aufrechtzuerhalten.
Konsequenterweise rufen wir dazu auf, diese Übereinkunft
zurückzuweisen und denunzieren die Unterstützung dieser Politik
durch die zentralen Gewerkschaften und politischen Kräften (PJ, UCR,
Frepaso, ARI, Polo Social, Frenapo).
3. Dass die "Krisenräte" [consejos de crisis] oder "beratenden Räte"
[consejos konsultivos] über die die Regierung vorgibt, Sozialpläne
zu erarbeiten, eine Organisation sind, um die Sozialhilfe zu einem
Geschäft der Kapitalisten zu machen und die genuinen Organisationen
der Arbeitslosen unter ihr Regime zu bringen oder zu verdummen. Wir
denunzieren die Verwendung der Beschäftigungsprogramme zur Schaffung
von billiger Arbeitskraft (50 Dollar) für bankrotte Unternehmen und
rufen dazu auf, diese "Komitees" der "Dringlichkeit" oder "Krise"
nicht einzubinden, und verlangen - unterstützt durch die
Mobilisierung - die Erfüllung all unserer Forderungen und deren
Kontrolle durch die Organisationen der Arbeitslosen.
4. Dass wir Teil sind an einem Strom von Kämpfen und der Organisierung
dieser Kämpfe durch die Asambleas Populares (und der
stadteilübergreifenden Versammlung im Park Centenario in Buenos
Aires) und die Asambleas Piqueteras und der Arbeiterklasse. Dass wir
zuallererst die Lösung der dringlichsten Probleme der Massen in
unsere Hände nehmen: die Arbeit, die Gesundheit, die Bildung, das
Wohnen, wozu diese Organisationen im ganzen Land angespornt und
ausgeweitet werden müssen, basierend auf einer eigenen Alternative
der ArbeiterInnen. Wir erklären, dass es zur Strategie der
piqueteros und der kämpferischen Teile der Gewerkschaften, die an
dieser landesweiten Versammlung teilnehmen, gehört, die
Arbeiterbewegung der Industrie und der großen privatisierten
öffentlichen Dienste in die gegenwärtigen Kämpfe der piquetes
einzubinden. Was auch immer die Ursache, die zu einer Niederlage der
aktuellen Regierung und des herrschenden Regimes führt, sein mag, so
kann sie doch nicht ohne die fundamentale Rolle die die
ArbeiterInnen, die heute die Hauptzentren der Produktion und der
unabdingbaren Dienstleistungen wie Licht, Gas, Telefon und Transport
in Gang halten, spielen, auskommen.
5. Dass die CCC, die FTV CTA [AdÜ.: Gewerkschaftsdachverbände] jegliche
Verhandlung mit der Regierung auf den Schultern der Bewegung der
piqueter@s abbrechen müssen und dem Kampfplan beitreten, um den
Erfolg zu garantieren. Die Politik des illusionären Glaubens an
Regierungen, die auf die einheimischen und ausländischen Ausbeuter
bauen, hat versagt und wir stellen dem das Programm der Piqueter@s
entgegen, dass nicht nur Beschäftigungsprogramme unter der Kontrolle
der Arbeitslosenorganisationen verlangt, sondern auch das
Rückgängigmachen der Abwertung, das Nichtbezahlen der
Auslandsschuld, die Verstaatlichung der Banken und Gehälter und
Unterstützung für die Arbeitslosen entsprechend dem Wert des
Familien-Warenkorbs. [canasta familiar, AdÜ.: wie der Warenkorb zur
Bestimmung der Inflation?] Wir bitten darum, das sofort eine
Diskussion des Programms dieser Organisationen beginnt, im Rahmen
des Kampfes und des Kampfplanes.
6. Dass angesichts der bestehenden Situation folgendes Programm
unterstützt werden soll:
o Freiheit für Raul Castells, Emilio Ali, Peralta und die übrigen
gefangenen GenossInnen. Keine Prozesse (desprocesamente?) gegen
die KämpferInnen.
o Verfolgung und Bestrafung der Schreibtischtäter und der Täter
der in den Tagen des 19. und 20. Dezember begangenen Morde.
Verfolgung und Bestrafung der Mörder der GenossInnen aus Salta
(Justiciano, Gomez, Veron, Barrios und Santillan) und von
Corrientes.
o Keine Bezahlung der Auslandsschuld
o Verstaatlichung der Banken und der wichtigen Unternehmen
o Verstaatlichung der AFJP (AdÜ.: Rentenkasse)
o Verhinderung der Entlassungen und Suspensionen
o Verstaatlichung und in Betreibnahme aller Unternehmen die
Schließen oder Entlassen, unter der Kontrolle der
ArbeiterInnen, und gleichzeitig die Wiedereröffnung derer, die
bereits zu gemacht haben
o Sofortige Rückgabe der Einlagen der kleinen SparerInnen
o Kampf für genuine und fortgesetzte Arbeit mittels der
Verteilung der Arbeitsstunden, ohne die Gehälter anzutasten
(AdÜ: etwa: Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich?)
o Existenzgeld [Salario minimo y subsidio] für Arbeitslose in
Höhe des Warenkorbs für Familien (einschliesslich der
Beschäftigungsprogramme), gemessen an den Lebenshaltungskosten
o Weg mit Duhalde und dem IWF. Für eine Regierung der
ArbeiterInnen.
7. 7. Dass diese Versammlung allen Vorgängen des Kampfes und der
Organisation Kontinuiät gibt, die die Bewegung der Piqueteros in
einen Faktor mit eigenem Gewicht in einer landesweiten politischen
Situation verwandelt hat. Kontinuität für den santiaguenazo, den
cutralcazo [evtl. Städtenamen: Santiago, Cutral, analog zum Begriff
des argentinazo / cacerolazo?], die Erhebungen von Mosconi und
Tartagal und den massiven Straßenblockaden in La Matanza, Prozesse,
die uns vor die Möglichkeit stellen, die Krise der Macht, die das
System der Ausbeutung in unserem Land umgibt, im Sinne der
ArbeiterInnen zu lösen.
8. 8. Dass es Zeit ist zu handeln, weil die beharrliche Aktion des
Volkes bisher noch nicht zu einem Sieg geführt hat sondern
stattdessen zu einer widerrechtlichen Besitzergreifung (usurpation)
einer illegitimen Regierung von Marionetten und Plünderern. Aus
diesem Grund schlagen wir folgenden Plan des Kampfes vor:
o Ab dem 18. Februar: Verstärkung der Straßenblockaden auf
unbestimmte Zeit
o 20. Februar: landesweite Straßenblockaden, Mobilisierungen und
cacerolazo zusammen mit den Asambleas Populares und der
stadtteilübergreifenden Versammlung auf der Plaza de Mayo und
bei allen Regierungsgebäuden anlässlich der Vollendung des
zweiten Monats der Volksrebellion und der Ermordung der
GenossInnen
o 25. Februar: Straßenblockaden bei den Zufahrten der
Erdölunternehmen und privatisierten Unternehmen
o 2. März: landesweite Mobilisierung für die Freiheit von Ali,
Castells, Peralta und allen anderen kämpfenden Gefangenen und
von Bertola und Quinteros und weiteren politischen Gefangenen
und für das Ende der Prozesse gegen die Kämpfenden. Verfolgung
und Bestrafung der Verantwortlichen für die Toten des 19. und
20. Dezember
o Montag 4. bis Freitag den 8. März: landesweiter Marsch der
ArbeiterInnen in Koordination mit den Asambleas Populares zur
Plaza de Mayo aus dem Inneren des Landes. Koordination mit der
Nichtbeginn der Klassen [con el no inicio de las clases??]
o Unterstützung der [Betriebs-] Besetzungen von Zanon, Brukman,
den Blockaden der Zufahrtsstraßen, der Mobilisierung der
Arbeitslosen nach Buenos Aires, des Kampfes der
EisenbahnerInnen von Sarmiento, der GrafikerInnen von Quebecor
und weiterer Kämpfe
o Ankündigung einer neuen Versammlung der beschäftigten und
unbeschäftigten ArbeiterInnen für den 2. April
Quelle imc argentina
Audiomitschnitt (mp3 20 Minuten, auch für die nicht spanisch sprechen
gibt er einen guten Eindruck von der Atmosphäre)
Homepage:
http://argentina.indymedia.org/front.php3?article_id=13373&group=webcast