Tausende von Polizisten geben Vollgas in Genf
red, 03.06.2003 02:34
http://switzerland.indymedia.org/demix/2003/06/10564.shtml

Heute Abend und während der Nacht hat sich in Genf ein Heer von tausenden Polizisten um eine anfänglich kleine Demo von ca. 300 Leuten gekümmert. Nach und Nach sammelten sich hunderte, dann mehrere tausend Schaulustige, die anfingen, sich Scharmützel, dann kleinere Schlachten mit der Polizei zu liefern.

Um ca. 17h wurden gestern alle Universitätsgebäude in Genf evakuiert. Grund: Eine Demo war angesagt, man fürchtete sich vor unberechenbaren "casseurs".

In Wahrheit suchte man um diese Zeit vergebens eine Demo im Umkreis der Uni, ca. 150 absolut friedliche Leute demonstrierten weit weg, vor der WTO, und wollten sich um 18 h auf der place Neuve treffen.

Suchte man, so fand man vor 19h auf der rechten uferseite des Pon du Mont Blanc eine Gruppe von weiteren rund 200 DomonstrantInnen, die sich hingesetzt hatten. Eine halbe Stunde Später stießen die von der WTO Kommenden zu ihnen.

Während schon von beginn an Polizei präsent war, vervielfachte sich das Aufgebot nun nach und nach. Die zwischen 300 und 400 Teilnehmenden wurden aus östlicher und südlicher Richtung von deutschen, aus Osten von welschen und aus Norden von deutschschweizer Polizisten eingekreist.

Zunächst sorgten Vermittler des Genfer Parlamentes dafür, dass "Unbeteiligte", Voyeure, und Touristen noch aus der Umzingelung freigelassen wurden. Sie wurden systematisch gefilzt. Später gab es kein Raus mehr, bis gegen Mitternacht der Bescheid kam, wer raus wolle müsse seine Identität angeben. In Gruppen und offenbar in Begleitung von Polizei lössten sich die paar Hundert schliesslich offenbar auf. Davor wurden sie bereits mit Wasserwerfern und Gummigeschossen traktiert.

In der Zwischenzeit, also zwischen 19h und Mitternacht hatte das immense Polizeiaufgebot anfänglich duzende, dann hunderte und schliesslich meherere Tausend Schaulustige angezogen. Diese begannen sich nach und nach mit den eingesperrten Demonstranten zu solidarisieren und Slogans für deren Freilassung zu skandieren. Besonderes auf der Place du Mont Blanc, Richtung Bahnhof Cornavin begannen sich eine neue, anfänglich üäbermächtige Demonstration gegen die Polizei zu richten. Es flogen erst nur leere Bierbüchsen und Plastikflaschen.

Als es für die Polizei ungemütlich wurde begann sie zu knallen, später Wasser zu werfen, bis sich die lage weiter aufheizte und schlussendlich auch Feuerwerkskörper flogen.

Gegen Mitternacht wurde die Place du Mont Blanc von oben bis unten mit Tränengas eingenebelt. Vile konnten rasch in Nebenstraßen verschwinden, hunderte fanden sich plötzlich mitten im Nebel und gerieten in Panik. Viele davon waren ältere Leute und auch Touristen, die als Schaulustige da waren, sich aber auch mit den Demonstranten auf der Mont-Blanc-Brücke solidariserten. Einzelne verletzen sich auf der Flucht, stolperten über Treppenstufen und Ketten, andere.

Dann fuhren die polizisten scheinbar auch noch ihre letzten Kräfte auf. Plötzlich waren im ganzen Quartier unter dem Bahnhof etwa fünf deutsche Wasserwerfer, die auf alles "schossen" was sich bewegte. Man wusste nicht mehr wohin sich bewegen.

Offenbar gab es verhaftungen. Viele kleine Gruppen haben sich gebildet. Vor allem junge erhitzte "casseurs" im Teenager alter sind jetzt in der Stadt unterwegs. In einem Quartier oberhalb des Bahnhofes wird ein brennendes Auto gemeldet...

Alles in Allem war (und ist) da doch ganz schön die Hölle los, dafür dass am Ursprung eine friedliche Demo von 300 Leuten stand. Und es handelte sich auch sicher nicht um "casseurs", mehr um eine Aktion der Romands, wie sie unter dem Jahr oft ablaufen und zwar ohne Problem.

Aber eben. Die Polizei wollte halt doch für einmal noch zeigen, was sie kann...


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