AFP, 1.6.03, 15.37 Uhr

Nur vereinzelte Gewalt bei Protesten zu Gipfel in Evian

Staats- und Regierungschefs beginnen G-8-Treffen

Evian/Lausanne, 1. Juni (AFP) - Am Rande des G-8-Gipfels im französischen Evian haben am Sonntag zehntausende Menschen friedlich protestiert, während es in der benachbarten Schweiz vereinzelt gewalttätige Ausschreitungen gab. Nach Angaben der Behörden lieferten sich vermummte Randalierer in Lausanne stundenlange Auseinandersetzungen mit der Polizei; es gab Festnahmen und leicht Verletzte. Auch in Genf kam es zu Zusammenstößen. Bei einer Autobahn-Blockade wurde ein Gipfel-Gegner schwer verletzt. In Evian traten unterdessen Staats- und Regierungschefs der G8 mit zahlreichen Gästen zu ihrem jährlichen Treffen zusammen.

An der französisch-schweizerischen Grenze trafen sich zehntausende Globalisierungskritiker zu einer friedlichen Großkundgebung gegen den Gipfel der sieben reichsten Industriestaaten und Russlands (G8). Die beiden Demonstrationszüge waren vom französischen Bergort Annemasse - wo ein Gegen-Gipfel läuft - und von Genf aus aufgebrochen. Nach Angaben der Präfektur Haute-Savoie zogen allein von Annemasse 12.000 Menschen zu der Kundgebung. Am frühen Nachmittag löste sich die Kundgebung auf, ohne dass es zu größeren Zwischenfällen kam. Am Rande scherten aber zwei Mal Vermummte aus und verwüsteten zwei Tankstellen auf Schweizer Gebiet.

In letzter Minute verboten die Schweizer Behörden einen parallel geplanten Protestmarsch in Lausanne am anderen Ufer des Genfer Sees. Zur Begründung verwiesen sie auf die Zusammenstöße zwischen Randalierern und Polizeibeamten: In Lausanne plünderten schwarz gekleidete Randalierer am Morgen ein Geschäft und eine Tankstelle. Anschließend besprühten sie Autos, setzten Barrikaden in Brand und lieferten sich stundenlange Straßenschlachten mit der Polizei. Die Sicherheitskräfte trieben schließlich rund tausend Demonstranten in einem Campingplatz am Rande von Lausanne zusammen. Mehrere Menschen wurden festgenommen.

Bei einer anderen Protestaktion auf der Autobahn Genf-Lausanne wurde ein Gipfel-Demonstrant schwer verletzt. Nach Angaben der Polizei im schweizerischen Aubonne gehörte der Mann zu einer Gruppe, die am Sonntagvormittag versuchte, die Straßen-Verbindung zu blockieren. Dabei seilten sich zwei Männer von einer Autobahn-Brücke ab, um den Verkehr zu stoppen. Einer der beiden stürzte ab. Er wurde mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus in Lausanne gebracht. Über seine Identität wurde zunächst nichts bekannt. Die Polizei kündigte eine Untersuchung zu den Umständen des Unfalls an.

In der Nacht zum Sonntag hatten rund 300 Globalisierungsgegner laut Polizei Schaufensterscheiben in der Genfer Innenstadt eingeworfen. Die Demonstranten versuchten demnach, Feuer am Rathaus und am Finanzamt der Stadt zu legen sowie mehrere Geschäfte in Brand zu setzen. Feuerwehrleute wurde bei den Löscharbeiten angegriffen. Auch gegen das Gebäude der Kantonsregierung seien zwei Molotowcocktails geworfen worden.

Die meisten Proteste gegen das Gipfeltreffen verliefen dagegen friedlich. G-8-Kritiker zündeten Samstagabend entlang des Genfer Sees zeitgleich rund 50 Feuer an. Auf beiden Seiten des Sees wurden Konzerte, Reden und Picknicks organisiert. In Lausanne demonstrierte eine Gruppe von rund zwei Dutzend mit roten und gelben Anti-G-8-Parolen bemalten Nackten. Am Sonntagmorgen versuchten rund 2000 G-8-Kritiker, eine Zufahrtsstraße zwischen den französischen Ortschaften Annemasse und Thonon zu blockieren. Nach Steinwürfen setzte die Polizei Tränengas ein, un einen Marsch nach Thonon rund zehn Kilometer westlich von Evian zu verhindern. Dabei wurde ein Zuschauer durch einen Splitter leicht verletzt.


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