Reuters, 1.6.03, 8.50 Uhr

Proteste in Frankreich gegen G8-Gipfel

- von Jon Boyle -

Annemasse, 01. Jun (Reuters) - Unmittelbar vor Beginn des Weltwirtschaftsgipfel im französischen Evian haben am Sonntagmorgen Globalisierungsgegner die Straße nach Evian zeitweise blockiert. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die rund 2000 Demonstranten auseinanderzutreiben, wie ein Reuters-Korrespondent berichtete. Die Aktivisten waren am Morgen von Annemasse aus in Richtung Evian gestartet.

Der Gipfel, an dem unter anderem auch US-Präsident George W. Bush teilnimmt, sollte am Sonntag unter hohen Sicherheitsvorkehrungen beginnen. Vor zwei Jahren waren bei Protesten gegen den G-8-Gipfel in Genua ein Demonstrant erschossen und Hunderte verletzt worden.

Annemasse liegt rund zehn Kilometer vor Evian. "Die Polizei hat die Demonstranten zuerst gewarnt, dass - falls nötig - Gewalt gegen sie eingesetzt wird", berichtete Reuters-Korrespondent Benoit van Overstraeten. Danach habe die Polizei zwei oder drei Salven Tränengas in die Menge abgefeuert. Schließlich seien nur noch 30 Demonstranten an der Barrikade geblieben, während 200 auf die Felder ausgewichen seien.

Trotz des großen Polizeiaufgebots war die Stimmung der Demonstranten zunächst als fröhlich beschrieben worden. Die Polizei hat die genehmigten Demonstrationsrouten mit Barrikaden auf beiden Seiten der französisch-schweizer Grenze gesichert. Der Kurort Evian selbst ist weitgehend abgeriegelt, so dass die Demonstranten mit ihren Protestaktionen voraussichtlich auf Annemasse, Genf und Lausanne ausweichen werden.

Ein zweiter Demonstrationszug setzte sich am Morgen ebenfalls von Annemasse aus in Richtung Genf in Bewegung, von wo aus viele Delegationen nach Evian reisen wollten. Die Demonstranten trugen Transparente mit sich und skandierten Slogans wie "Sie sind acht, wir sind Milliarden" oder "Widerstand gegen G-8". In Genf blockierten rund 200 Demonstranten die Mont-Blanc-Brücke. Sie trugen Plakate mit der Aufschrift: "Stoppt die Besetzung des Irak" und "Freies Palästina" mit sich. Die Brücke sei mit Friedensfahnen übersät.

Schon am Samstagabend war es in Annemasse zu Zusammenstößen von Globalisierungsgegnern mit der Polizei gekommen. Die Demonstranten warfen Steine, die Polizei antwortete mit Tränengas. Berichte über Festnahmen oder Verletzte lagen am Sonntagmorgen nicht vor. Rund 25.000 französische und Schweizer Polizisten sichern auf beiden Seiten des Genfer Sees den Gipfel. Taucher suchten den See ab, an Dutzenden Kontrollpunkten wurden Autos überprüft. Zum Schutz der Staats- und Regierungschefs wurden Boden-Luft-Raketen in Stellung gebracht.

In Evian werden die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen und Russland (G-8) sowie rund zahlreiche Staatsmänner aus aller Welt erwartet. Außer den USA, Russland, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Kanada sind in diesem Jahr auch unter anderem China, Indien, Brasilien, Mexiko, Südafrika und Ägypten vertreten. Der Gipfel dauert insgesamt drei Tage.


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