Reuters, 1.6.03, 7.34 Uhr

Proteste in Annemasse gegen G8-Gipfel

- von Jon Boyle -

Annemasse, 01. Jun (Reuters) - Im französischen Annemasse nahe der Schweizer Grenze haben sich am frühen Sonntagmorgen Hunderte von Demonstranten auf den Weg nach Genf gemacht, von wo aus zahlreiche Delegationen ins nahe gelegene Evian zum Weltwirtschaftsgipfel reisen wollen. Die Demonstranten trugen Transparente mit sich und skandierten Slogans wie "Sie sind acht, wir sind Milliarden" oder "Widerstand gegen G-8", wie ein Reuters-Korrespondent aus Annemasse berichtete.

Der Gipfel, an dem unter anderem auch US-Präsident George W. Bush teilnimmt, soll am Sonntag unter hohen Sicherheitsvorkehrungen beginnen. Vor zwei Jahren waren beim G-8-Gipfel in Genua ein Demonstrant erschossen und Hunderte verletzt worden.

Ein zweiter Zug mit rund 2000 Demonstranten habe sich ebenfalls von Annemasse aus auf dem Weg in das zehn Kilometer entfernt liegende Evian gemacht, berichtete ein weiterer Reuters-Korrespondent. Trotz des großen Polizeiaufgebots sei die Stimmung der Demonstranten fröhlich. Die Demonstranten wollten lediglich die Straße nach Evian zeitweise blockieren und dann wieder nach Annemasse zurückkehren. Die Polizei hat die genehmigten Demonstrationsrouten mit Barrikaden auf beiden Seiten der französisch-schweizer Grenzen gesichert. Der Kurort Evian selbst ist weitgehend abgeriegelt, so dass die Demonstranten mit ihren Protestaktionen voraussichtlich auf Annemasse, Genf und Lausanne ausweichen werden.

Am Samstagabend war es in Annemasse zu Zusammenstößen von Globalisierungsgegnern mit der Polizei gekommen. Die Demonstranten warfen Steine, die Polizei antwortete mit Tränengas. Berichte über Festnahmen oder Verletzte lagen am Sonntagmorgen nicht vor. Rund 25.000 französische und Schweizer Polizisten sichern auf beiden Seiten des Genfer Sees den Gipfel. Taucher suchten den See ab, an Dutzenden Kontrollpunkten wurden Autos überprüft. Zum Schutz der Staats- und Regierungschefs wurden Boden-Luft-Raketen in Stellung gebracht.

Bislang verliefen die meisten Protestaktionen eher heiter oder gaben zum Schmunzeln Anlass. So tanzten rund 20 niederländische Aktivisten am Samstag nackt im Jet d'Eau, dem 140 Meter großen Springbrunnen von Genf, der das Wahrzeichen der Stadt ist. Sie wollten damit gegen die nach ihrer Ansicht stattfindende Plünderung der Ressourcen - darunter eben auch Wasser - der armen Länder durch die reichen Länder protestieren.

In dem französischen Kurort Evian werden die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen und Russland (G-8) sowie zahlreiche Staatsmänner aus aller Welt erwartet. Außer den USA, Russland, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Kanada sind in diesem Jahr auch unter anderem China, Indien, Brasilien, Mexiko, Südafrika und Ägypten vertreten. Der Gipfel dauert insgesamt drei Tage.


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