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Kolumbien: Das Imperium schlägt zurück
Von ALBERTO PINZON SÁNCHEZ.

Um die geostrategische Globalstrategie zu verstehen, die das Imperium für Lateinamerika und insbesondere in der Anden-Amazonas-Region entwickelt und die sich sehr schnell ausbreiten wird, nachdem sein Einfluss in Zentralasien einmal gesichert ist, ist es unerläßlich drei zentrale Dokumente zur Kenntnis zu nehmen, die von der us-amerikanischen Regierung entwickelt wurden und sich bereits in voller Anwendung befinden:

Das eine ist das Dokument, bekannt als Santafé IV. Das zweite ist das Projekt zur Herstellung eines Freihandelabkommens in Amerika, bekannt unter seinen (spanischen) Abkürzungsigeln: ALCA. Das dritte ist der Kolumbien-Plan, erweitert um die Anden-Region, um die Länder der alten Großen Republik Kolumbien nieder zu machen.

I. Das Dokument von Santa Fe wurde für die Wahlkampagne von George Bush vom Stab der Republikanischen Partei entwickelt, von dem Diplomaten Lewis Tambs und anderen Mitgliedern des internationalen Zentrums für strategische Forschung und vom Rat der Interamerikanischen Sicherheit, wie Roger Fontaine, Francis Lynn und Gordon Summer. Es handelt sich dabei um einen wahrhaften Plan von Bedrohungen und Chancen für die Sicherheit der Vereinigten Staaten (DOFA).

Die Haupt-Bedrohungen sind die Folgenden:

  1. Die Republik Kuba und ihr Staatschef Fidel Castro.
  2. Die Präsenz der Volksrepublik China in Lateinamerika
  3. Die Drogen als Massenvernichtungswaffen und ihre Produktion in Lateinamerika
  4. Die terroristischen Narco-Guerrillas in Kolumbien
  5. Das Aufkommen des Bolivianarismus als lateinamerikanische und antihegemoniale Ideologie
  6. Die Schwächung des lateinamerikanischen Militärs durch die Schwächung der nationalistischen Militärs
  7. Der Rückzug der us-amerikanischen Armee aus Panama
  8. Die demographische Entwicklung, die zusammen mit der unkontrollierten Migration die Überlegenheit der WASP in Gefahr bringt.
  9. Die Auslandsverschuldung der Vereinigten Staaten (Stand: 1. Juni 2000): sechs Milliarden US-Dollar und die Lateinamerikas, die sich als unbezahlbar erwiesen hat und dadurch das internationale Finanzsystem in Gefahr bringt.
  10. Die Arbeitslosigkeit in den USA, die durch den Tranfer von Fabriken in andere Länder verursacht wurde und die "heilige Orte" oder Freihandelszonen suchen, wo die Löhne extrem niedrig sind und es keine Steuern gibt.
  11. Der wachsende Widerstand in den Bevölkerungen gegen den Neoliberalismus, der sich in den letzten 20 Jahren durch den Kontinent gefressen hat.
  12. Die Unregierbarkeit und die ökonomische und soziale Krise in Mexiko, Brasilien und Argentinien, die aus der Schatzkammer der USA bezahlt werden sollten.
  13. Die beschleunigte Zerstörung des Amazonasgebietes als Lebensquelle (Sauerstoff, Wasser und Gene) und die irrationale Ausbeutung seiner strategischen Ressourcen: Öl, Erdgas und Mineralien.
  14. Der Verfall der USA und die Notwendigkeit die militärische Potenz unter Beweis zu stellen: "Damit die Globalisierung funktioniert dürfen die USA nicht davor zurückschrecken als die einzige Supermacht aufzutreten, die sie in Wirklichkeit auch ist. Die unsichtbare Hand des Marktes funktioniert nie ohne die unsichtbare Faust. Mc Donald's kann nicht ohne Mc Douglas', Hersteller der F-15 Kampfflugzeuge, expandieren. Die unsichtbare Faust, die die weltweite Sicherheit der Silicon-Valley-Technologien garantiert, heisst: US-Army." So die Worte von Madeleine Albright, State Department, 1999.

Und was die Chancen betrifft, so werden die folgenden genannt:

  1. die Gültigkeit und Aktualität der Monroe-Doktrin: Amerika für die Nordamerikaner
  2. Die aktuellen Techniken zur Verteidigung des Kontinentes sind der TIAR (interamerikanische Vertrag der gegenseitigen Hilfe) , Rio de Janeiro, 1947, die interamerikanische Verteidigungs-Junta und die South-Com, die in Miami restrukturiert wurde.
  3. Die asymetrischen "humanitären" Kriege oder "Powell-Doktrin", die die Luftüberlegenheit ausnutzt und anschließend eine humanitäre Rekonstruktion der Schäden in Gang setzt.
  4. Transnationalisierung, zunächst des Finanzkapitals, dann der Justiz zuletzt des Militärs in der Hemisphäre.
  5. Die strategische Verortung Kolumbiens als Angelpunkt zwischen zwei Meeren und als Brücke in das Amazonas-Gebiet, die Anden und Venezuela und deshalb mit dem gleichen strategischen Wert wie Panama.

II. Das zweite Dokument ist der Freihandelsvertrag für Amerika (ALCA / FTAA), der für das Jahr 2005 angelegt ist. Dieser wurde im Mai 2002 auf einer kontinentalen Konferenz vorgestellt wurde. Kuba war und ist von ihm ausgeschlossen. Das Konzept stammt vom Anfang der 90er Jahre, aus der Amtszeit von Bush-Senior und wurde von Bill Clinton weiterentwickelt, nachdem es auf dem amerikanischen Gipfeltreffen 1994 vorgestellt worden war. Es handelt sich um ein Projekt, das ursprünglich die Integration des amerikanischen Kontinents durch einen nicht offensiven Freihandelsvertrag vorsah; in Wirklichkeit aber einen ökonomischen und finanziellen Deregulierungs- und Flexibilisierungsvertrag zwischen der größten ökonomischen, finanziellen, kulturellen, medialen, wissenschaftlichen, technologischen und miltärischen Macht der Welt und seinen Nachbarn darstellt, mit Ausnahme von Kanada. Diese Nachbarn sehen an ihrer Seite aus wie eine ausgezerrte Almosentasche. Sein geheimer Plan ist es, einen juristischen, politischen und ideologischen, transnationalen Überbau herzustellen, der von dem gewählten Monarchen der Vereinigten Imperialen Staaten geführt wird. Dieser Überbau wird dadurch in die Lage versetzt, der europäischen und asiatischen Konkurrenz entgegenzutreten. Dabei geht es um folgende allgemeine Ziele:

Und für die Anden-Amazonien-Region gilt es vor allem, folgende Ziele zu erreichen:

Das Südamerikanische Wasserstraßen-Netz (SARS-IFSA), das den Orino-co mit dem Río Negro, dem Amazonas und den Flüssen Madeira, Mamoré-Guaporé, Paraguay, Tiete, Paraná und La Plata verbinden soll.

III Das dritte Dokument ist der "Plan Colombia", der jetzt Regionale Anden-Initia-tive genannt wird, und der wie jeder Plan eine Darstellung seiner Voraussetzungen und Begründung enthält, sowie seiner Ziele, der Umsetzung und Erfolgskontrolle umfasst.

Voraussetzungen und Begründung:

Nach seinem Amtsantritt legt Präsident Andrés Pastrana 1998 dem Kolumbianischen Parlament einen Entwicklungsplan zur verfassungsgemäßen Erörterung und Abstim-mung vor. Dieser Entwicklungsplan wurde von der Regierung der USA unter der Bezeichnung "Plan for Peace, Prosperity and the Strengthening of the State" entworfen; in ihm wird die bislang benutzte Formulierung "Kampf gegen die Dro-gen" ersetzt durch "Krieg gegen die Drogen", die sich nahtlos einfügt in die bereits dargestellten Konzepte. Die endgültige Fassung wird Ende 2000 fertiggestellt.

Von den ursprünglich veranschlagten Kosten in Höhe von 7 Milliarden US-Dollar sollten 3 Milliarden US-Dollar von den USA und 4 Milliarden US-Dollar mit ko-lumbianischen Mitteln finanziert werden. Der kolumbianische Beitrag sollte zu 80% über Auslandsanleihen und zu 20% über Haushaltsumschichtungen und Steuern unter direkter Aufsicht des IWF aufgebracht werden.

Die Auslandsanleihen konnte nicht wie vorgesehen aufgelegt werden, nachdem die Mehrheit der Europäischen Länder dem Plan wegen des Übergewichts der Militär-ausgaben (70%) nicht zugestimmt hat. Diese Schwerpunktsetzung hatte deutlich gemacht, dass der Entwicklungsplan eigentlich nur eine militärische Operation zur Bekämpfung der kolumbianischen "Narco-Guerrilla" ist, in der die beiden Feinde der Menscheit - Terrorismus und Drogen - fusioniert sind.

Das Ziel: Die radikale Umstrukturierung der kolumbianischen Armee mittels eines "re-engineerings", an dessen Ende die Armee unter der direkten Führung des Süd-Kommandos der US-Army gestellt würde. Gleichzeitig sollte über ein Netz von Militärstützpunkten das Operationsgebiet kontrolliert und beherrscht werden.

Die erste Phase der Umsetzung sollte in der Region Putumayo erfolgen, mit anschließender Ausweitung auf den gesamten Süden und das Zentrum des Landes, um schließlich nach drei Jahren die militärische Kontrolle über das gesamte Land und die vollständige Beseitigung des Drogenhandels zu erreichen.

An die Stelle der US-Basis in der Kanalzone tritt der Marine- und Luftwaffenstütz-punkt Manta (Ecuador), der seinerseits ergänzt wird durch den niederländischen Stützpunkt auf Curaçao und die Basen Liberia in Costa Rica und Sotocano in Hon-duras sowie einen Ring weiterer Stützpunkte, die den militärischen Ring um die Re-gion vervollständigen:

Der "Krieg gegen die Drogen" erfolgt an verschiedenen Fronten:

Zunächst ein kombinierter chemisch-biologischer Krieg mittels massiver Ausstreu-ung des Giftes Gliphosphat - von den Kolumbianern „glifosfacho” genannt - und des „Coca-Killer-Pilzes”, der eine genetische Manipulation von „Fusarium Oxyspo-rum” ist, die in der früheren Sowjetunion bei einem Bio-Labor Unfall entdeckt wurde.

Zweitens mit psychologischen und Medien-Kampagnen, die das Ziel verfolgen, die kolumbianische Gesellschaft zugunsten des Krieges und gegen eine politische Lösung zu mobilisieren und den kolumbianischen Widerstand zu verleumden. Dabei wird fälschlicherweise davon ausgegangen, dass eine Verleumdungskampagne zur politischen Niederlage führt, während eine vermeintliche politische Niederlage des Widerstandes nur durch die Umsetzung der strukturellen Veränderungen erfolgen würde, die er zum Ziel hat.

Und drittens, durch die Zunahme der offenen militärischen Operationen und der verdeckten Aktivitäten der Paramilitärs und Söldner im Dienst des State Departments, den eigentlichen Speerspitzen des Plan Colombia. Diese Aktivitäten verstärken die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Folgen, die das Ergebnis der Eskalation solcher Konflikte niedriger Intensität sind, deren Zeugen wir bereits sind.

Auswertung: Drei Jahre nach Beginn - und nach übereinstimmender Einschätzung durch NGOs und durch staatliche Stellen der USA und Kolumbiens - kann festgestellt werden, dass das erste Ziel, die "Transnationalisierung" und landesweite Präsenz der Kolumbianischen Armee, erreicht ist. Nicht so das zweite Ziel, nämlich die Unterbindung des Coca-Anbaus, des internationalen Drogenhandels und - dies am allerwenigsten - die Beendigung des langjährigen gesellschaftlichen und bewaffneten Konflikts in Kolumbien. Eines Konflikts, der sehr viel länger besteht als der erst mit der Komplizität der herrschenden Klasse Kolumbiens zu DEM inter-nationalen Problem gewordenen Drogenhandel.

Es sei daran erinnert, dass neben den unschätzbaren Gewinnen, die die chemische Industrie weltweit bei der Herstellung der für die Kokainproduktion erforderlichen Hilfsstoffe erzielt, allein 500 Mrd. US-Dollar bei der Kokain-Vermarktung in den Straßen der großen Städte der USA mit rund 23 Millionen Drogenkonsumenten und in den anderen Städten der sogenannten "Ersten Welt" kassiert werden. Davon erhalten die Bauern und kleinen Zulieferanten lediglich 2%, und 13% verbleibt bei den kolumbianischen Maffia-Gruppen, die damit die Operationen der para-militärischen Gruppen und die Präsidentschaftskampagnen finanzieren. Die rest-lichen 85% werden in den multinationalen Banken in Miami, Las Vegas und sonstigen Steuerparadiesen dieser Welt gewaschen.

Währenddessen verlassen nach Angaben der NGO Indepaz in der leidenden Region Putumayo täglich 46 Personen wegen des Krieges gegen die Drogen ihre Wohnungen und Dörfer. Das sind im Monatsdurchschnitt 604, im Jahr 2001 17.143 Menschen, die als Flüchtlinge in den Elendsvierteln der großen kolumbianischen Städte ankommen, wo bereits zwei Millionen Menschen vor dem Konflikt Zuflucht suchen.

08.05.2003


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