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Quebec: Massive Repression
From I-AFD_2@anarch.free.de (FdA/IFA Hamburg)
Date Wed, 25 Apr 2001 05:03:33 -0400 (EDT)

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## by mbubuv@yahoo.com

Quebec-city, 22. April 2001, 13 Uhr - Waehrend der großen Gewerkschaftsdemo gestern (Samstag) sind mehrere Tausend Leute losgegangen und haben die Sicherheitszone angegriffen. Der Schwarze Block und die GewerkschafterInnen (die meisten offenbar aus der Autoindustrie) haben einige spektakulaere Aktionen gemacht (es geht um mehrere Stellen, an denen der Zaun eingerissen wurde).

Die Polizei hat mit intensiver Repression reagiert, die Luft war in wenigstens zwei Wohngebieten in der Innenstadt nicht mehr zum Atmen. Die Konfrontationen zwischen DemonstrantInnen und Riot-Polizei dauerten ueber 14 Stunden und die Polizei hat cirka 1000 Traenengaskanister abgefeuert, manchmal bis zu 30 Kanister in der Minute, wie eine Live-Reportage im Radio meldete.

Es scheint, dass es nicht viel Zerstoerungen gab (ausser Banken und Konzernen), aber es wurden an einigen Stellen auf der Straße Feuer angezuendet. Die Bullen haben nach und nach am spaeten Abend die Kontrolle in der Oberstadt wieder uebernommen, und tausende von Leuten sind jetzt bei riesigen Straßenparties in der Innenstadt.

Die Behoerden sprechen von insgesamt 450 Festnahmen seit Beginn des Gipfels am Freitag (darunter viele Massenfestnahmen, so z.B. eine Gruppe von 30 Personen, die des Mitfuehrendes von Molotow-Cocktails beschuldigt wird. Zum gegenwaertigen Zeitpunkt bestaetigt das Legal Committee uns 200 festgenommene Personen in Polizeibussen vor dem Gefaengnis Orsainville warten, einige sitzen seit 10 Stunden in diesen Bussen). Die Festgenommenen muessen sich zur Durchsuchung voellig ausziehen, bevor sie das Gefaengnis betreten. Dort kommen sie sofort unter die Dusche, wegen der hohen Konzentration von Traenengasrueckstaenden auf ihrer Haut und Bekleidung. Fuer mehrere Stunden wurden die Durchsuchungen oeffentlich vorgenommen und alle Maenner und Frauen mussten sich vor allen anderen Personen ausziehen.

Die letzte Meldung spricht von 34 verletzten Polizisten und 60 verletzten DemonstrantInnen (die Zahl der verletzten DemonstrantInnen ist vermutlich eine "konservative" Angabe). Die Bullen feuern Plastikgeschosse auf die Oberkoerper der DemonstrantInnen, wodurch es zu schlimmen Verletzungen gekommen ist. Ein Typ erlitt einen Kieferbruch, als er von einem Plastikgeschoss im Gesicht getroffen wurde. Eine weitere Person musste operativ versorgt werden und liegt auf der Intensivstation, nachdem ihn ein Plastikgeschoss in Hoehe der Kehle traf.

Rights and Liberty League haben gerade eine Pressekonferenz beendet, bei der sie das horizontale Abfeuern von Traenengasgranaten auf DemonstrantInnen und das Abfeuern elektrischer Ladungen mit Tazern auf friedliche DemonstrantInnen verurteilt haben. Vor Gericht haben AnwaeltInnen versucht, das persoenliche Erscheinen (Habeas Corpus) von 40 Festgenommenen vor Gericht durchzusetzen. Bisher sind alle per Video im Gefaengnis Orsainville vorgefuehrt worden. Die Justizangestellten haben den Zugang zum Gericht fuer die Oeffentlichkeit gesperrt, obwohl Richter Yvon Mercier gestern erklaerte, dass die Verhandlungen fuer die Oeffentlichkeit zugaenglich seien.

Nur 11 der am Freitag festgenommenen Personen konnten per Video gestern (Samstag) vorgefuehrt werden. Staatsanwaelte haben erfolgreich argumentiert, das die naechste Videovorfuehrung am Mittwoch stattfindet, obwohl sie gegen die Festgenommenen keine Beweise vorlegen konnten. Die Anklagen reichen von "Behinderung der Polizei", ueber "Waffenbesitz" zu "Teilnahme am Riot".

Intensive Polizeiobservation von am Ort wohnenden AnarchistInnen ist bestaetigt worden. Wir versuchen zu ermitteln, wer festgenommen wurde und wer nicht. Wir werden bei den Plena bei CLAC und CASA heute nachmittag mehr erfahren. Bis jetzt ist fuer heute 14 Uhr eine Soli-Demo geplant.

Vielen Dank fuer eure fortgesetzten Proteste gegen diese massive Repression.

Nicolas Phebus
Emile-Henry Anarchist Group (NEFAC-Quebec)
Francophone secretariat of the NEFAC

Alexandre Popovic
Collective Opposed to Police Brutality
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Uebersetzung: FdA Hamburg


Québec, A20 Reports
A20 Berichte auf deutsch