Autonome Antifa Nordost
[AANO] Berlin
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Die Geschichte der Jüdenstraße
in Spandau, ist ein Spiegelbild der Geschichte
des aktuellen Antisemitismus in Deutschlands.
In dieser typisch deutschen Umgebung, am
Rand der Hauptstadt, artikuliert sich der
Hass gegen 'die Juden' regelmäßig.
Ein Beispiel. Der Vormittag des
1. November 2002.
Alexander Brenner, der damalige Vorsitzender
der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, war
an jenem Morgen nach Spandau gekommen, um
der Umbenennung einer Straße beizuwohnen,
die von 1938 bis zu diesem Tage Kinkelstraße
hieß und nun, wie Jahrhunderte zuvor,
wieder in Jüdenstraße umbenannt
werden sollte. Endlich, nach jahrzehntelangem
Streit der lokalen Administration und mannigfaltigem
Protest der Bewohner.
Am nächsten Tag war dies kein Thema
in der Presse. Ein Skandal war Thema. "Aus
der Zuhörermenge heraus", berichteten
Berliner Zeitungen, "wurde Brenner
mit Parolen wie 'Juden raus' oder 'Ihr Juden
seid an allem schuld' beschimpft."
Brenner brach seine Rede daraufhin ab und
lief mit dem FDP-Fraktionsvorsitzenden von
Spandau, Karl-Heinz Bannasch, noch gemeinsam
durch die Jüdenstraße um deutlich
zu machen: Dass Sie dem Mob nicht weichen.
Einige Wochen später demonstrierten,
auch um dem Mob die Stirn zu bieten, rund
hundert Antifaschisten in Spandau, einige
Monate später kündigte die Spandauer
Partnerstadt im US-Bundestaat Florida, Boca
Raton, die seit 1974 bestehende Städtefreundschaft
auf. Mehr Reaktion auf die antisemitische
Eruption gab es kaum. Im Gegenteil, zwei
Monate nach der Aufkündigung der Städtepartnerschaft,
fast ein Jahr nach den Ereignissen, stellte
die Berliner Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren
im Zusammenhang mit antisemitischen Äußerungen
bei der Rückbenennung der Spandauer
Kinkel- in Jüdenstraße ein.
Wir rufen dazu auf, in Spandau gegen jeden
Antisemitismus auf die Straße zu gehen.
Demonstrieren wollen wir gegen den antisemitischen
Normalzustand in diesem Land. Gegen die
Entschädigungsverweigerungen, gegen
antijüdische und antiisraelische Propaganda
im Alltag sowie die Versuche das Kontingent
für jüdische Zuwanderer aus der
ehemaligen Sowjetunion einzuschränken.