Presseerklärung vom 21.7.2002

"Piazza Carlo Giuliani"
Über 200 Menschen bei Kundgebung und Platzumbenennung in Göttingen

Über 200 Menschen haben sich am Samstag Abend in Göttingen an einer Kundgebung zum ersten Todestag des italienischen Demonstranten Carlo Giuliani beteiligt. Carlo Giuliani wurde während der militanten Massenproteste gegen das G8-Treffen in Genua am 20. Juli 2001 von der Polizei erschossen.

In Redebeiträgen und während einer Dia-Show ließen die VeranstalterInnen die Ereignisse des letzten Jahres Revue passieren. Kritisch auseinandergesetzt wurde sich hierbei auch mit den Möglichkeiten und Grenzen der Antiglobalisierungsbewegung und insbesondere der Rolle des "black bloc". "So wie sich die Bewegung bis Genua dargestellt hat, besteht sie offensichtlich nicht weiter. Auf die Fragen der inhaltlichen Widersprüche, der Militanz und massiven staatlichen Repression bedarf es Antworten für die Zukunft", erklärte eine Sprecherin der Autonomen Antifa [M]. Die Gruppe hatte unter dem Motto "Lotta continua - Der Kampf geht weiter! Antikapitalistischen Widerstand globalisieren!" zur Kundgebung aufgerufen.

Den Höhepunkt und Abschluss der Veranstaltung bildete die Umbenennung des Göttinger Bahnhofsplatzes in "Piazza Carlo Giuliani". "Die Bereitschaft des bürgerlichen Staates gegenüber seinen unliebsamen KritikerInnen in offen Terror umzuschlagen, gilt es ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. (...) Mit der heutigen Umbenennung des Bahnhofsplatzes in Piazza Carlo Giuliani nehmen wir uns die Öffentlichkeit innerhalb derer sich Bewusstsein weiterentwickeln soll." erläuterte eine Rednerin die Aktion. Noch am Sonntag Morgen hing ein an der Bahnhofs-Pergula gehisstes großer Transparent. Während der Kundgebung plakatierten TeilnehmerInnen den neuen Namen um den Platz. Bereits in der Nacht zum Freitag hatten Unbekannte zahlreiche Straßenschilder in der Göttinger Innenstadt mit dem Schriftzug "Via Carlo Giuliani" überklebt.

Die Kundgebung und Platzumbenennung in Göttingen stand im Zusammenhang europaweiter Aktionen zum Genua-Jahrestag. Allein in Genua demonstrierten gestern 100.000 Menschen. Mittels einer Telefonschaltung ließen sich die Göttinger KundgebungsteilnehmerInnen direkt aus Genua berichten und sandten solidarische Grüße an die AktivistInnen in Italien.

Eine Sprecherin der Autonomen Antifa [M] bewertete die Kundgebung als vollen Erfolg: "Wir wollen die Diskussionen um die Erfahrungen und Perspektiven der Antiglobalisierungsbewegung neu beleben. Die relativ große Resonanz ist dafür ein gutes Zeichen." Für den Spätherbst 2002 kündigte die Göttinger Antifagruppe eine Beteiligung an den Mobilisierungen gegen die NATO-Tagung in Prag und den EU-Gipfel in Kopenhagen an.


Mit antifaschistischen Grüßen
Autonome Antifa [M]