Presseerklärung vom 29.1.2000

Über 2000 Menschen demonstrieren gegen geplanten Nazi-Aufmarsch und polizeiliche Überwachung!

Über 2000 Menschen haben trotz schlechten Wetters in Göttingen gegen den für heute geplanten NPD-Aufmarsch demonstriert. Etwa 1500 linke StudentInnen und autonome AntifaschistInnen zogen noch vor der Abschlusskundgebung zur Polizeiwache in der Jheringstraße, um gegen die Überwachungspraxis der Polizei auf dem Göttinger Campus und die Kriminalisierung antifaschistischen Widerstandes zu protestieren. Auf dem Weg kam es immer wieder zu kleineren Rangeleien mit provokantem Spalier der Polizei. Dennoch war heute in Göttingen das Vermummungsverbot außer Kraft gesetzt, mehrere Hundert AntifaschistInnen machten durch Vermummung deutlich, dass sie sich im Kampf gegen Faschismus nicht auf die Polizei verlassen.
Eine Sprecherin der Autonomen Antifa [M] wertete den Tag als Erfolg: "Besonders freuen wir uns, dass dreiviertel der Teilnehmenden linksradikale StudentInnen und autonome AntifaschistInnen waren. Mit dem spontanen Entschluß zum Polizeineubau zu demonstrieren, wurde unübersehbar, dass das Verständnis von antifaschistischer Arbeit über den Kampf gegen Nazis hinaus reicht."
Eine grundsätzliche Kritik an den Überwachungspraktiken und den Ausbau des Polizeiapparates als Teil des rechten Vormarsches in der Gesellschaft sei Konsens großer Teile der Linken.
Auch auf der abschließenden Kundgebung am Marktplatz sprach neben dem DGB und dem Vizepräsident des Zentralrates der Juden Michel Friedmann, eine Vertreterin der Autonomen Antifa [M]. Die vermummte Rednerin kritisierte die totalitaristische Gleichsetzung von antifaschistischem Widerstand mit Nazis durch Staat, Polizei und konservative Parteien, wie sie auch im Vorfeld des 29. Januars 2000 praktiziert wurde. Gerade am Rande von Nazi-Aufmärschen werden die riesigen Polizeiaufgebote dazu genutzt, um auch massiv gegen Linke vorzugehen.
In umfangreichen Vorkontrollen nahm die Polizei sechs Linke fest, von 68 Personalienfeststellungen waren größtenteils Linke betroffen. Ein Aktivist der Autonomen Antifa [M] erhielt einen Platzverweis für den ganzen Tag, obwohl er nicht vorbestraft ist.


 
Autonome Antifa (M) 
organisiert in der
Antifaschistische Aktion/Bundesweite Organisation