02.Oktober 2002 Erfurt, This is not a love song vol.II

This is not a love song vol.II
Es gibt 1000 Gründe Deutschland zu hassen
Für das Ende der Gewalt

Samstag | 02. Oktober| 18.oo Uhr
Hirschgarten| Erfurt

Eine Initiative der Atag (Autonome Thüringer Antifa Gruppen)

Warm up für vol.II

Keine Demo im thüringischem Lande hatte im vergangenem Jahr für soviel Aufregung gesorgt wie die von der Gruppe YAFAGO initierten Demo am Vorabendder "Tag der Einheit". Mit dem Motto "Es gibt 1000 Gründe Deutschland zu hassen" lieferten sie die entsprechende Antwort auf Deutschtümelei, Liebserklärungen "Ich liebe Deutschland.." (Gabi Zimmer, PDS) und "Stolz auf Deutschland"-Retorik der CDU. Die Demo wurde verboten und dieses durch die berüchtigte BFE (Beweisicherungs-und Fest- nahmeeinheit) durchgesetzt. Distanzierungen gingen dem Voraus, die PDS trennte sich sogar von ihrem Innenpolitischen Sprecher.

Zum zweiten Anlauf setzt nun die ATAG (Autonome Thüringer Antifa Gruppen) an. Es bleibt dabei, keine Liebeserklärungen sondern
"Es gibt 1000 Gründe Deutschland zu hassen". Grund genug für uns diese Demo zu unterstützen.
Nähere Infos unter:

[ atag ]

...im folgenden dokumentieren wir den Aufruf der [ ATAG]




















Aufruf


Deutschland im Herbst
Am 3. Oktober 2002 jährt sich zum 12ten Mal der Jahrestag der deutschen Einheit. Schon im vergangenen Jahr plante die Gruppe
yafago aus Erfurt am Vorabend des 3. Oktobers eine Demonstration unter dem Motto: Es gibt tausend Gründe, Deutschland zu
hassen. Mit dieser Demonstration sollte dem Feiertag des wiedererstarkten Deutschlands eine Kritik an Staat, Nation und Kapital
entgegengesetzt werden. Auf einen Plakatspruch der CDU: "Es gibt 1000 Gründe, stolz auf Deutschland zu sein!" folgte die
Antwort mit der allen unmißverständlich klar werden sollte, was von diesem Land zu halten ist.
Ein Motto mit dem Ende "...Deutschland nicht zu lieben" wäre den Behörden im letzten Jahr noch angenehm gewesen. Da uns
"Liebeskummer" aber nicht ausreicht, bleibt es dabei : es gibt tausend Gründe, Deutschland zu hassen.

Alle Jahre wieder...

In Deutschland kann man zunehmenden Antisemitismus und einen rasanten Ausbau des Überwachungsapparates beobachten,
Rasterfahndung und rassistische Kontrollen sind mittlerweile Alltag geworden. In diesem Jahr jährt sich auch zum zehnten Mal
das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen. Nach der Wiedervereinigung setzte in Deutschland eine ungeheure Welle rassistischer
Übergriffe auf Flüchtlingsheime und Einzelpersonen ein. Im August 1992 war es dann in Rostock soweit. Mehr als 1000 Bürger
versammelten sich vor der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (Zast) und feuerten mehrere hundert Neonazis an, die die
HausbewohnerInnen angreifen und das Haus anzünden. Ein Großteil der Verhafteten an diesen Tagen waren AntifaschistInnen, die gegen die Rassisten vorgehen wollten.
Das Pogrom wurde durch die Zusammenarbeit von Mob, Medien, Politikern und Polizei zu einem großen Schritt im
Selbstfindungsprozess im wiedervereinigten Deutschland. Kurze Zeit später gelang es, das im Artikel 16 des Grundgesetzes
festgelegte Recht auf Asyl, faktisch abzuschaffen. In den Jahren danach wurde die Situation keineswegs besser, über 100 durch
Nazis ermordete Menschen und eine rassistische Flüchtlingspolitik setzten sich bis ins Jahr 2002 fort und verschlechtern sich
kontinuierlich.

Was gibt es da zu feiern?

Weil es am 3. Oktober nichts zu feiern gibt, nutzt die Linke seit 1990 diesen Tag um an ihm deutlich zu machen, dass es noch
Protest gegen eine immer aggressivere Expansionspolitik, die mit zunehmenden Militarismus verbunden ist, gibt. Denn an kaum
einem anderen Datum wird das "wir sind wieder wer" und die Einverleibung des realsozialistischen Staates DDR öffentlicher und
deutlicher gefeiert. Unübersehbar ist die Freude über ein neues Deutschland, dass endlich mit seiner eigenen Geschichte
abgeschlossen hat. Und dann kann auch wieder über den "deutschen Weg" (Gerhard Schröder) und die Rücknahme der Benes-
Dekrete diskutiert werden. (mehr Infos zum Bund der Vertriebenen und die Benes-Dekrete gibt's im Aufruf der Gruppe yafago unter
www.puk.de/atag) Aktuellestes Beispiel dafür ist der Beschluß des Bundestages, in Berlin ein Zentrum der Vertreibung
einzurichten - damit sich deutsche Täter in aller Öffentlichkeit endlich wieder als Opfer darstellen können.

Für einen Herzinfarkt - im "grünen" Herz Deutschlands!
Thüringen ist mittlerweile das Versuchsfeld, was die Einschränkung des Demonstrationsrechts oder die Erweiterung von
Polizeibefugnissen angeht. Was hier gut durchgeht, könnte in anderen Bundesländern auch bald an der Tagesordnung sein.
Bekannt sein dürfte vielen die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit der Thüringer Polizei (BFE), der Exportschlager aus
Thüringen. Diese Einheit ist für ihre brutalen Übergriffe auf Demonstrant(innen) auch in anderen Bundesländern bekannt. Die
Spezialeinheit BFE, mit großen Befugnissen ausgestattet, fungiert hauptsächlich zur Überwachung und Kontrolle von
Demonstrationen in Thüringen und darüber hinaus. Trotz dieser Situation gibt es Protest von Gruppen und Zusammenhängen die
diesen Zustand so nicht hinnehmen wollen. Aus diesem Protest Widerstand erwachsen zu lassen, sollte unsere Aufgabe sein.

Das wir in diesem Jahr erneut zu dieser Demonstration aufrufen, ist die richtige Antwort auf das Verbot im letzten Jahr und dasschon im Vorfeld in der öffentlichen Meinung entworfene "Horrorszenario".
"Deutschland? Nie Wieder!" (Marlene Dietrich) Der 3. Oktober, als Tag der Deutschen, steht für Einverleibung der DDR, nationalen Größenwahn, Rostock-Lichtenhagen, Antisemitismus, für die Morde an Antonio Amedeu, Silvio Meier und hunderten Anderen. Er steht für kollekive Geschichtsentsorgung und soll, laut dem Erfurter Oberbürgermeister Manfred Ruge, den Deutschen vorbehalten werden.
Das es für uns eine Alternative jenseits von Kapitalismus - der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen - und Nationalismus gibt, für die es sich lohnt weiter gegen Deutschland aktiv zu werden, ist Grund genug, diese Demonstration zu unterstützen!


Kapitalismus abschaffen! Gegen Deutschland!

Autonome Thüringer Antifa-Gruppen [ATAG]
August 2002

Plakat

[ATAG], September 2002

Autonome Antif [M], September 2002