...Klonen, DNA, Embryonenforschung, therapeutisches Klonen, Keimbahnmanipulation....

Die Verwertung der Gene oder
das geklonte Paradies des Mehrwerts.

Veranstaltungsreihe zu Biotechnologie, Bevölkerungspolitik und Neoliberalismus.

Veranstaltungen

Biotechnologien und "positive" Eugenik - Leistungsethik und Ausgrenzung
Mittwoch 23.Januar 2002, 19 Uhr Apex, Burgstrasse, mit Udo Sierck, Mitinitiator der Behinderten- und Krüppelbewegung, veröffentlichte u.a. die Wohltätermafia und Normalisierung von rechts. Biopolitik und Neue Rechte

Biotechnologien und Neoliberalismus - Die Verwertung der Gene
Mittwoch 13.Februar 2002, 19 Uhr Apex , Burgstrasse, mit Fritz Storim, Uni Bremen

 

Aufruf

Die Verwertung der Gene oder das geklonte Paradies des Mehrwerts
Zugegeben, wer sich heute um radikale Gesellschaftskritik kümmert, denkt nicht in erster Linie an Novartis und Nestlé oder allgemein gesagt, an die "Biotechnologien". Bei den Biotechnologien handelt es sich um eine der sog. Schlüsseltechnologien, die in Zukunft nicht nur den globalisierten Markt erobern und hohe Gewinne abwerfen, sondern (wie angeblich keine andere Technologie zuvor) vor allem dem Menschen dienen sollen. In Folge der Entschlüsselung des menschlichen Genoms hat sich zwar eine gesellschaftliche Debatte entwickelt; diese kommt jedoch in ihrer Einschätzung, die Biotechnologien verändern irgendwie das Welt- und Selbstverständnis des Menschen, über eine bio-ethische Betrachtungsweise nicht hinaus und beinhaltet somit im Kern typische Merkmale eines Absegnungsdiskurses. In diesem bleiben Ideologiekritik und ökonomische Aspekte weitestgehend ausgeklammert. Die radikale Linke kommt an der Biotechnologiedebatte allerdings nicht vorbei, wenn sie die Auswirkungen von Neoliberalismus und globalisierten Kapitalismus auf ihre Tagesordnung setzt, da die Verbindungen der Biotechnologien mit freiem Markt und Neoliberalismus offensichtlich sind.

Das Ende vom Anfang...
Scheinbar sind sich in der öffentlichen Debatte alle einig: Die Biotechnologien werden der Zukunft ihren Stempel aufdrücken wie es die Informations- und Kommunikationstechnologien in der letzten Modernisierungsperiode getan haben. Im aktuellen gesellschaftlichen Biotechnologie-Diskurs gehen sowohl Befürworter wie Gegner davon aus, dass die Definition davon, was überhaupt menschliches Leben ist, sich fundamental verändert. Diese Entwicklung wird auf die seit ungefähr 10 Jahren immens erweiterten Möglichkeiten zurückgeführt, in die biologischen Grundlagen von Lebewesen einzugreifen. Was das im Einzelfall bedeutet, bleibt jedoch ziemlich unkonkret. Während die Befürworter in religiöser Faszination eine Welt ohne Krankheit, Leid und allzu frühen Tod prophezeien, warnen demgegenüber viele Gegner in linken Kreisen vor dem Horrorszenario eines gentechnisch aufgemotzten Übermenschen oder Klerikal-Konservative vor "der Aneignung der Schöpfung durch den Menschen". Doch die Betrachtung der schon heute durchgesetzten Praxis reicht aus um den Propheten des Biotechnikzeitalters samt ihrer durchweg als positiv und unvermeidlich dargestellten Techniken entgegenzutreten.
Wenn von biotechnologischen Möglichkeiten die Rede ist sind meist Manipulation der DNA (chemische Formel der Gene), künstliche Befruchtung, Stammzellgewinnung Organtransplantation und Klonieren, Gentherapien, Retortenbabys aber auch gentechnisch hergestellte Nahrungsmittel und Saatgut in der Landwirtschaft gemeint. Dabei beruhen nicht alle Biotechnologien auf der Gentechnologie. Diese stellt den radikalsten Eingriff in die Funktionsweisen von Lebewesen dar und ist am umstrittensten, während die "traditionellen" Biotechnologien wie Gentech-Lebensmittel, künstliche Befruchtung und Organtausch sich praktisch ohne gesellschaftlichen Widerstand durchgesetzt haben.

Eine demokratische Debatte
In der Öffentlichkeit verliert sich die Debatte dann auch durchweg in wissenschaftlichen Detailfragen und sog. Expertentum, das in der Konstituierung der Bioethik-Kommission durch Bundeskanzler Schröder einen vorläufigen Höhepunkt fand. Vorläufiges Fazit: das Übel liegt nur in der falschen Anwendung ("ja zum therapeutischen Einsatz, nein zur Menschenklonierung").
Im Verein mit den klerikalen Gegnern beruft sich diese Kritik im allgemeinen auf vage und fragwürdige ethische Prinzipien, die bloß das Schlimmste verhüten sollen und trägt insofern von vornherein den Charakter eines Rückzuggefechtes. Das gilt auch für die bloße Aufzählung der negativen Auswirkungen der Biotechnologien, in der sich neben der zurück-zur-Natur-Fraktion auch viele Linke hervortun. Bereits reale Folgen, wie die völlige Abhängigkeit der Bauern in der Peripherie von bio-multinationen Konzernen und deren Gen-Saatgut, sowie die beschleunigte Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen werden zwar genannt, jedoch selten in den Zusammenhang mit der kapitalistischen Verwertungslogik gebracht. Ebenfalls richtig benannt wird von diesen Kreisen die Verbreitung einer quasireligiösen Anbetung des genetischen Materials in der wissenschaftlichen Welt, die jeden gesellschaftlichen Aspekt negiert und einen eugenischen Sozialdarwinismus fördert. Aber auch hier ergibt sich das Problem, dass die Kritik in der Regel darüber nicht hinaus geht.
Zunächst einmal darf sich Biotechnologiekritik nicht auf Einzelaspekte und -interessen beschränken, weil sie dadurch Gefahr läuft in Fragen des Verbraucherschutzes sowie Petitionen in Sachen mangelnder demokratischer Transparenz gefangen zu bleiben. Auch ausschließlich die zukünftige praktische Art der Anwendung von Biotechnologie in Frage zu stellen, führt in eine Sackgasse, genauso wie die Reduktion der Kritik auf ungerechte Verteilungspraktiken. Es kann nicht das Ziel sein, zu bemängeln, dass etwa nur die Wohlhabenden in den Genuss der verheißungsvollen Biotech-Produkte kommen werden. Ebenso in die Irre führt die Forderung dass auch die Länder, aus denen das meiste Rohmaterial der Bioindustrie stammt, anständig am Gewinn beteiligt gehören.
Eine grundsätzliche Kritik der Biotechnologie muss sich deshalb vom laufenden klerikal muffelnden Ethik-Diskurs deutlich abheben, der bloß vor Auswüchsen bei ihrer Anwendung warnt. Eine Aufteilung in eine gute und schlechte Anwendung der Biotechnologien macht keinen Sinn. Auf den Punkt gebracht lassen sich die Biotechnologien von der Entwicklung, durch die sie hervor gebracht wurde, schwerlich trennen oder als deren monströsen Auswuchs einfach abschaffen, um dann mit derselben Wissenschaft, derselben Technik und derselben Medizin wie vorher weiterzumachen. Ähnlich dem unkontrollierten globalen Finanzmarkt als Entwicklungsstufe der kapitalistischen Arbeitsgesellschaft stellen auch die Biotechnologien nur die logische Weiterentwicklung am Profit orientierter Wissenschaft, Technik und Medizin dar. Wer diesen Entwicklungen grundsätzlich zustimmt, kann dann wirklich nur noch über das Für und Wieder der Gentherapie oder die Etiketten genmanipulierter Lebensmittel diskutieren.

Verwertung der Gene
Dem Kapitalismus wohnt das Streben nach totaler Verwertung inne. Die Gentechnik stellt dabei eine äußerste Konsequenz des modernen, warengesellschaftlichen Naturverständnisses und -verhältnisses dar, weil in ihr das Prinzip des Werts auf die Spitze getrieben wird. Alle Formen des Lebens, ob es sich nun um Pflanzen, Tiere oder Menschen handelt, werden wie ein und dasselbe undifferenzierte genetische Material behandelt. Gentechniker behaupten, dass jedes lebende Wesen auf die DNA als zugrunde liegendes biologisches Material reduzierbar ist, das man beliebig auseinander nehmen und neu zusammensetzten kann. Von allen Unterschieden und Besonderheiten wird damit radikal abstrahiert.
Trotzdem macht es keinen Sinn dem Phantom eines genetisch optimierten Übermenschen auf den Leim zu gehen, wie es nicht wenige Kritiker praktizieren, die bloß in negativer Besetzung selber dem Machbarkeitswahn der Betreiber der Biotechnologie aufsitzen. Es muss eher darum gehen die immanenten Grenzen naturwissenschaftlichen Größenwahns aufzuzeigen. Katastrophale Perspektiven ergeben sich weniger daraus, dass die gentechnologischen Hirngespinste der Betreiber eins zu eins Wirklichkeit werden könnten. Vielmehr ist die in der Gentechnik materialisierte Form der Naturbeherrschung in der Lage, jede Form des Lebenden auf die Stufe eines mechanischen Baukastens bzw. Ersatzteillagers zu degradieren. Das Vorhaben der kapitalistischen Verwertung des biologischen Erbmaterials offenbart aber auch die gentechnologische Eindimensionalität der kapitalistischen Wissenschaft. Alle Problemstellungen in Sachen Krankheit, Hunger, Tod haben sich in treuer Wissenschaftsgläubigkeit ihren Heilsversprechen zu unterwerfen. So wie in der kapitalistischen Arbeitswelt das Individuum als bloßes Rädchen der "Maschine" sein Leben fristet und seine Arbeitskraft verkauft, so fordern Wissenschaft und Bioindustrie nun den Organismus selbst in seinen Einzelteilen als Wertobjekt ein.

"Wer die Vergangenheit beherrscht, beherrscht die Zukunft; wer die Gegenwart beherrscht, beherrscht die Vergangenheit" (G. Orwell, 1984)
Die öffentliche Verbreitung technischen Machbarkeitswahns schlägt sich wiederum auch in der gesellschaftlichen Debatte nieder, in der Nutzen-Kosten-Rechnungen negiert und zunehmend einer "positiven" Eugenik das Wort geredet wird. In Zeiten weitgehender Befreiung des Kapitals von staatlicher und arbeitsrechtlicher Regulierung haben auch biologistische Denkstrukturen Hochkonjunktur. Die privatwirtschaftlich organisierte doppelte Freiheit des Lohnabhängigen favorisiert die Freiheit des privaten Glücks, die von Effizienz- und Rentabilitäts-Denken, dem Prinzip des individuellen Überlebens und der Gier nach dem persönlichen Vorteil dominiert wird. Auf dieser ideologischen Grundlage entwickeln sich neue gesellschaftliche Normierungs- und Selektionsprinzipien, die durch die Möglichkeiten der Biotechnologien letztendlich gesellschaftlich konsensfähig gemacht und durchgesetzt werden. Die Gentechnik wird als Höhepunkt der hunderttausendjährigen Menschheitsgeschichte und als Triumph der modernen Wissenschaft begeistert abgefeiert, wie etwa die Entschlüsselung des menschlichen Genoms durch das staatlich finanzierte internationale Human Genom Project (HUGO). Ziel ist die "Verbesserung" des Menschen unter der Vorgabe "Leben zu fördern". Dabei geht es im Kern um eine neue "positive" Eugenik, die nicht von Rassenfanatikern betrieben, sondern vielmehr von braven Eltern nachgefragt wird, die sich Sorgen um die genetische Ausstattung ihrer Kinder machen. Bioethiker und Mediziner übernehmen hierbei eine nicht unwichtige vermittelnde Rolle, da sie durch das eine oder andere ethische Geplänkel für scheinbar ausreichende gesellschaftliche Transparenz sorgen. Blinde Wissenschaftsgläubigkeit und sog. Eigenverantwortung vereinigen sich zu so etwas wie Hoffnung auf gesellschaftlichen Fortschritt, eine Perspektive, in der soziale/r Fortschritt und Befreiung keine Rolle mehr spielt. Somit verlagert sich im gesellschaftlichen Diskurs die Hoffnung auf Emanzipation und Souveränität mehr und mehr aufs Biologische.
Dabei wird die neue Eugenik im Gegensatz zur Bevölkerungspolitik im Nazifaschismus ihre Selektions- und Ausgrenzungsprinzipien ohne Massenmord und -sterilisationen durchsetzen, zumindest in den kapitalistischen Zentren. Die Mittel der "positiven" Eugenik sind demgegenüber subtiler: Kein Bus, der die "Volksschädlinge" zur Vergasung abholt, wie während des Euthanasie-Programms im Nazifaschismus im sog. T4-Programm; vielmehr gesellschaftlicher Druck bis in die kleinsten Poren, der unausgesprochen Zwang zum Gencheck, zum "gesunden" Nachwuchs, "rechtzeitiger" Abtreibung etc.. Nach dem Verständnis ihrer Vertreter geht es ihnen nicht um Volksgesundheit oder andere staatlich verordnete Kollektivzwänge, sondern um Gesundheitsmaximierung von Individuen unabhängig ihrer äußerlichen Merkmale wie Haut- oder Augenfarbe. Auf dieser Grundlage lassen sich gesellschaftliche Risiken individuell zurechnen und müssen dementsprechend selbst verantwortet werden. Dementsprechend lassen sich z.B. Arbeitslosigkeit oder Krankheit nicht mehr als gesellschaftliche Risiken oder gar als Folgen kapitalistischer Verwertungsprinzipien identifizieren, sondern stellen zukünftig nur noch einen unverantwortlichen Umgang mit den eigenen biologischen Ressourcen dar. Kurz gesagt handelt es sich um eine Eugenik ohne Eugeniker bzw. um Sozialrassismus ohne Rassisten. Dennoch stellen bei allen Unterschieden weder die Gentechnologie noch die Nazimedizin Monströsitäten einer an sich "guten" Medizin dar. Eher kommt in beiden Fällen die Medizin, die ihren Gegenstand völlig verdinglicht hat, zu sich selbst.

Verfügungsgewalt über Frauenkörper
Eine weitere Bedeutung erlangt dieses Prinzip in der Beratung und Vorsorge schwangerer Frauen sowie in der aktuellen Diskussion über die Stammzellenforschung. Die in den letzten Jahren entwickelten Angebote der selektiven pränatalen (vorgeburtlichen) Diagnostik und deren rechtlichen Absicherung mit ihrer Verheißung auf den Ausschluss von Krankheit und Behinderung führen letztendlich dazu, dass keine schwangere Frau mehr am gesellschaftlichen Zwang zum gesunden Kind vorbei kommt. Während die Notwendigkeit der Ausweitung der pränatalen Diagnostik anfangs mit typischen Kosten- Nutzen-Rechnungen begründet wurde, ist der öffentliche Diskurs mittlerweile von den gentechnologischen Möglichkeiten bestimmt, die angeblich einen Zuwachs an reproduktiver weiblicher Selbstbestimmung mit sich bringen. Vor allem bei den Biotechnologien wie der In-Vitro-Fertilisation (IVF) oder der Präimplantations-diagnostik (PID) sind Frauen einerseits Konsumentinnen und Interessentinnen, auf der anderen Seite steigt die Nachfrage der Bioindustrie nach den Forschungsprodukten "Ei" und "Embryo" zur Stammzellengewinnung. Die Grenze zwischen der "freien Wahl" der IVF oder dem gesellschaftlichen oder persönlichem Zwang dazu lässt sich jedoch nur schwer ziehen, da der gesellschaftliche Druck zum gesunden Kind deutlich zugenommen hat. Letztendlich manifestiert sich in der Nutzung "weiblicher Rohstoffe" wie auch im Zwang zum Gebähren "gesunder" Kinder der patriarchale Verfügungsanspruch auf Frauenkörper. Mit einer als "frei" unterstellten Entscheidung von Frauen für oder gegen ein Kind hat das jedenfalls nichts gemeinsam.
Besonders aktuell und aufschlussreich in diesem Kontext ist die Frage nach der "menschlichen Würde" eines eingefrorenen Embryos als aussichtsreicher Stammzelllieferant. Den Stammzellen wird ein großes medizinisches und therapeutisches Potenzial zugesprochen. Die Bundestagsenquete-komission hat jüngst nach "viel Kopfzerbrechen" diese Frage ethisch-moralisch mit "ja" beantwortet und dem Gesetzgeber die Ablehnung des Stammzellenimports empfohlen. Damit hat sie sich in Opposition zu der v.a. von Forschern besetzten Bio-Ethik-Kommission des Bundes begeben, die den Zellimport ausdrücklich befürwortet. Dass der Stammzellimport aber schon längst gängige Praxis ist, demonstriert die Rolle der Petitionisten, die der Realität hinterher zu laufen haben. Allenfalls wird es solchen Bedenkenträgern gelingen, dass einigen der schlimmsten Auswüchse Grenzen gezogen werden. Meist handelt es sich dabei aber um ohnehin notwendige Reformen und Regulierungen, die als großzügige Zugeständnisse an systemkonforme gesellschaftliche Gruppen verhökert werden.
Die viel weitergehende aber auch nahe liegende Frage wäre, wie die Gesellschaft überhaupt dazu kommen kann, eingefrorene Embryos zu produzieren. Diese bleibt jedoch von der allgemeinen Kritik unberührt und damit weiterhin unbeantwortet. Dabei müssen wissenschaftliche Entwicklungen über den manipulierbaren ethisch-moralischen Rahmen hinaus unter den herrschenden kapitalistischen Verwertungsbedingungen betrachtet werden, den sie sich, wie alles andere auch, zu unterwerfen haben.

Ein Modernisierungsschub wie wir ihn kennen... und deshalb ablehnen
Die Biotechnologien stellen einen enormen "Fortschritt" in der seit der Neuzeit andauernden Enteignung und Privatisierung aller für das Leben der Menschen notwendigen Ressourcen und der Abschaffung aller ansatzweise kollektiv oder individuell selbst bestimmten Lebenszusammenhänge dar. Der Begriff von Privateigentum erreicht in der Verbreitung von Patenten auf Lebewesen (einschließlich Teilen und Funktionen des Menschen) ein groteskes Stadium. Am Ende soll der Mensch selbst in seinen elementarsten Funktionen und Verrichtungen von der Wissenschaft und der sie vermittelnden Industrie abhängen. Nach Auffassung der Betreiber hat sich in einem neuen Akkumulationsschub die unendliche Genmasse in eine ebenso unendliche Wertmasse zu verwandeln, verheißungsvolle Gewinne werden in Aussicht gestellt. Tatsächlich werden in diesem Sektor jedoch kaum Realinvestitionen getätigt und Arbeitsplätze geschaffen. Beeindruckender sind da eher die satten spekulativen Kursgewinne der Bioindustrie und die enorme Kapitalkonzentration in den zehn marktführenden Biotechnologiefirmen, die der fanatischen Jagd nach dem Patent frönen. Trotz weltweiter wirtschaftlicher Rezession nach dem 11. September sorgen sie bei den Anlegern weiterhin für hohe Renditen. Im Vergleich zur seiner Zeit ähnlich umwälzenden Atomtechnologie, die sich weitestgehend unter staatlicher Aufsicht und vermutlich in der Hand weniger Staaten befindet, stellen die Biotechnologien, als Hort des freien Marktes, eine fast völlig unkontrollierte Spielwiese für größenwahnsinnige Biotechniker dar, die ihre Verfahren quasi überall wiederholen und praktizieren können.

"Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt und Genetiker!"
Eine Wissenschaft wie die Gentechnologie ist unter kapitalistischen Bedingungen als Ganzes abzulehnen. Dafür bedarf es nicht jedes Mal des Nachweises, warum ihr jeweils jüngster Einfall katastrophale Folgen haben wird ohne als vermeintlicher Nutznießer jahrelang als Versuchskaninchen dienen zu müssen. Es genügt, die komplette Abhängigkeit von den Profiterwartungen der Bioindustrie zu betrachten sowie die völlige Unverantwortlichkeit, mit der Genetiker vorgehen und die Ausgrenzung derer, die grundlegende Zweifel an ihr äußern.
Von positiven Auswirkungen der heutigen Bio-Technik zu schwadronieren hat deshalb schon gar keinen Sinn. Denn kaum eines der Probleme, die heute die Welt und ihre Bewohner plagen, ist technologisch lösbar. Es handelt sich nämlich um gesellschaftliche Probleme. Genau darauf hinzuweisen und den Kapitalismus als Ganzes abzuschaffen, ist Aufgabe der radikalen Linken.

Veranstaltungen

Biotechnologien und "positive" Eugenik - Leistungsethik und Ausgrenzung
Mittwoch 23.Januar 2002, 19 Uhr Apex, Burgstrasse, mit Udo Sierck, Mitinitiator der Behinderten- und Krüppelbewegung, veröffentlichte u.a. die Wohltätermafia und Normalisierung von rechts. Biopolitik und Neue Rechte

Biotechnologien und Neoliberalismus - Die Verwertung der Gene
Mittwoch 13.Februar 2002, 19 Uhr Apex , Burgstrasse, mit Fritz Storim, Uni Bremen


Plakat

coming soon...