Anleitung

Nach Polizeiwarnungen vor Briefbomben gegen AntifaschistInnen...

Anleitung zum Erkennen und Öffnen von Briefbomben

eine Dokumentation aus der Zeitschrift radikal (Nr.150, Juni / 1994)



Terror gegen Linke ? Organisiert die antifaschistische Selbsthilfe !


[Presseerklärung vom 24.12.99]  
[Presseerklärung vom 30.12.99]



Praxis: Über das Erkennen und Öffnen von Briefbomben

In dieser Ausgabe setzen wir unsere „Praxis"-Reihe fort. Im Vorwort zur letzen Radi schrieben wir, daß wir diesen Beitrag ohne eine Diskussion darüber geführt zu haben nicht veröffentlichen wollen. Unsere Hauptschwierigkeit damit war die Möglichkeit, daß er von der Gegenseite zur Perfektionierung des Baus von Briefbomben zweckentfremdet werden könnte. Unsere Absicht - die Erhöhung unserer eigenen Sicherheit - wäre damit ins Gegenteil verkehrt worden. Andererseits hieße das, das uns vorliegende Wissen zurückzuhalten - ein Know-how, daß Menschen durchaus vor schweren Verletzungen oder Schlimmeren schützen könnte. Diese Überlegung gab den Ausschlag für die Veröffentlichung. Potentielle Briefbomben-Hersteller werden vielleicht dadurch vom Bau abgehalten, (weil ihnen die Mittel fehlen, die zur Herstellung einer von uns nicht zu erkennenden Briefbombe, notwendig sind. Und den „Profis", gegen deren Briefbomben wir mit unseren Möglichkeiten eh' nichts ausrichten können, erzählen wir sicherlich nichts neues. Öffnen von Briefbomben Ähnlich verhielt es sich mit dem letzten Beitrag der Praxisreihe über das sichere Arbeiten mit Computern (radi 147). Mit der Veröffentlichung gaben wir einen Teil unseres Wissenstandes an die Bullen preis. Andererseits schützt der Artikel Computerlaien vor drohender Strafverfolgung. Eure Reaktionen darauf gaben uns recht...
Der Anlaß für die aktuelle Auseinandersetzung mit Briefbomben war die Veröffentlichung von Adressen linker Menschen und Zentren in der Nazi-Postille „Einblick" und der nahezu zeitgleich stattfindenden Briefbombenwelle in Österreich. Dadurch wurde in linken Zusammen hängen verstärkt darüber nachgedacht, wie mensch sich gegen Briefbomben schützen kann - nur wenige hatten jedoch konkrete Anhaltspunkte, wie mit verdächtiger Post umzugehen ist. Die „interim" veröffentlichte daraufhin in einer Dezemberausgabe einen ursprünglich aus Schweden stammenden Artikel, der vor allem auf die Problematik des Öffnens verdächtiger Post eingeht. Doch auch nach seiner Lektüre blieb ein Haufen Fragen offen. Wir haben diesen Artikel überarbeitet und die Frage “Wie erkennt mensch eine Briefbombe?” ergänzt. Das Befolgen der Tips dieses Artikel stellt keinen vollständigen Schutz gegen Briefbomben dar. Um allen denkbaren Varianten etwas entgegen zu setzen, haben wir nicht die geeigneten Mittel wie Röntgengeräte, Sprengstoffdetektoren oder Schutzräume und -geräte zum Öffnen verdächtiger Sendungen. Und die Varianten, die wir behandeln, decken wahrscheinlich nur einen Bruchteil der Postsendungen ab, die z.B. in einem durchschnittlichen Infoladen eingehen. Aus dem, was wir im Folgenden schreiben, ergeben sich drei GROSSE Einschränkungen:
A) Sendungen, die dicker als ca. 1cm sind (z.B. Päckchen), können mit diesen Tips nicht als Briefbomben erkannt werden. B) Sendungen, die weder Metall noch starre Gegenstände enthalten, können nicht als Briefbomben erkannte werden. C) Sendungen mit einem Gewicht von mehr als 100g (bzw. 50g vermuteten Sprengstoff), bei denen ihr vermutet, daß es sich um eine Briefbombe handeln könnte, dürfen nicht mit der Methode der schwedischen Genossinnen geöffnet werden. Unsere Tips sollen denjenigen, die sich Gedanken über verdächtige Post machen, mit der Vermittlung von einfachen technischen Fakts Orientierungshilfen geben, um eine verdächtige Sendung besser einschätzen zu können. Um zu wissen, mit welchem technischen Know-how die Faschos arbeiten und auf was wir uns einstellen müssen, wäre es wichtig, sich intensiv mit ihren einschlägigen Publikationen auseinander zu setzen. Uns lag nur eine Datei aus einer ihrer Mailboxen vor, in der zwar der Bau von Sprengkörpern beschrieben wird, aber zum Thema Briefbomben fanden wir dort nichts. Wir sind uns jedoch sicher, daß es unter unserer geneigten LeserInnenschaft Menschen gibt, die sich genauer in den Faschopublikationen umgeschaut haben. Deshalb ergeht folgender Aufruf: .Solltet ihr solches Material haben, 'schickt es uns zu, damit wir es auswerten können. Das gilt natürlich ebenso für Kritik an diesem Artikel, anderen Tips usw...
Noch ein paar Worte zu Briefbomben an sich: Wir lehnen die Briefbombe als politisches Kampfmittel ab. Denn es ist unter keinen Umständen gewährleistet, daß nicht Unbeteiligte, wie PostbeamtInnen oder Leute, die anstelle des Adressaten die Post aufmachen, zu Schaden kommen.

Das Erkennen...
Eine „gut" gemachte Bombe kann mit den uns normalerweise zur Verfügung stehenden Mitteln nicht erkannt werden. Dennoch einige Hinweise und Anhaltspunkte:

A) Das Äußere der Sendung
1. Absenderin / Art der Zustellung Seid vorsichtig, wenn es sich um unverlangte Post handelt, wenn der Absender unbekannt ist oder die Sendung nicht mit der Post zugestellt wurde. Aber auch dann, wenn diese Kriterien nicht zutreffen, ist Vorsicht angesagt. Denn auch ein Brief, der so aussieht, als käme er von einer Freundin, einer Organisation, mit der ein Briefwechsel besteht oder von einem Bücherversand, von dem normalerweise Post kommt, könnte eine Bombe enthalten. Der schwedische Artikel berichtete von einer Briefbombe, deren Absender dem einer schwedischen antirassistisehen Organisation nachgebildet war. Wenn ein Verdacht besteht und der/die Absenderin bekannt ist, klärt telefonisch, ob diese Sendung wirklich von dem/der Absenderin stammt. Oder vergleicht die Schrift oder Stempel mit evtl. noch vorhandenen Briefen des gleichend Absenders (Vorsicht: das könnte nachgemacht sein!). Um schon an dieser Stelle sicher gehen zu können, ist es sinnvoll, sich folgendes Verhalten anzugewöhnen: Wenn eine Sendung mit ungewöhnlichem Aussehen oder Inhalt verschickt wird, sollte der/die Empfängerin vor Eintreffen dieser Sendung anderweitig informiert werden. Oder macht einen eindeutigen, nur euch bekannten Code bzw. Kennzeichnung aus, der dann immer auf euren Sendungen aufgebracht wird. Macht eine Kopie des verdächtigen Briefes, um wenigsten das ursprüngliche Aussehen des Briefes zu retten, falls das Ding hochgehen sollte. Damit können dann Genossinnen gewarnt werden.
2. Das Aussehen Von Amateuren gefertigte Bomben können nicht so flach sein wie eine Zeitung oder ein paar Blatt Papier. Daher müssen (die meisten) Briefbomben irgendwie vom Aussehen eines Standardbriefes abweichen. Kontrolliert auch, ob Drähte oder metallische Teile aus dem Brief herausragen. Profis hingegen könnten Plastiksprengstoff so formen, daß er aussieht wie ein dünnes Blatt, aber dann müssen immer noch Zünder, Drähte und Batterie so in der Sendung versteckt werden, daß es nicht auffällt. Auch die „österreichischen Briefbomben" wurden angeblich von „Profis" hergestellt (siehe Kasten).In dem schwedischen Beitrag ist an der entsprechenden Stelle vom sog. ”siebten Sinn" die Rede. So unkonkret diese Passage auch ist, wollen wie sie doch hier wiedergeben. Vielleicht kann irgendwer damit was anfangen: “Ein Sicherheitsexperte in Sachen Bomben meinte, es wäre wichtig, einen siebten Sinn zu entwickeln. Da du nicht weißt, welcher Brief eine Bombe enthalten kann, mußt du jeden Brief als potentielle Gefahr behandeln. Du mußt bestimmte Reaktionen entwickeln. Es kann sein, daß du auf einen Brief reagierst und nicht weißt warum. Vielleicht ist die Rechtschreibung auf dem Umschlag, vielleicht weil er so anonym aussieht, vielleicht weil du die Handschrift einer Freundin nicht erkennst. Vielleicht auch, weil, “Büchersendung" draufsteht, du aber das Gefühl hast, daß es zu leicht oder zu schwer ist, um Bücher zu enthalten. Immer, wenn du ein komisches Gefühl hast, muß du den Tips entsprechend handeln”. Zum Schluß dieser Passage folgt noch ein Hinweis, dem wir uns uneingeschränkt anschließen können: “Zögere niemals, sei nicht unschlüssig, versuche nicht, dich selbst zu überreden, du würdest dir nur etwas einbilden. Gehe immer davon aus, daß es eine Bombe ist.”

B) Das Innere der Sendung
Welche Mittel stehen uns zur Verfügung, das Innere einer verdächtigen Sendung zu erforschen, ohne sie aufmachen zu müssen? Die hier folgenden Überlegungen basieren auf den Informationen über den möglichen Aufbau von Briefbomben, die in dem untenstehenden Kasten abgedruckt sind.

1. Die Sendung wiegen
Die schwedischen Genossinnen stellen folgende Überlegungen auf: Ein DIN C6- Standardbrief mit Inhalt wiegt in der Regel ca. 25g. Für den Zünder und das evtl. Behältnis des Sprengstoffes rechnen sie weitere 25g, als Obergrenze für die Menge an Sprengstoff, an die mensch sich selbst rantrauen kann, geben sie 50g an. Daraus lassen sich folgende Schlüsse ziehen: Briefe, die weniger als 25g wiegen, enthalten keine Bombe, Briefe mit einem Gewicht über 100g (an anderer Stelle geben sie 75g an) dürfen mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln nicht selbst geöffnet werden. Umgekehrt bedeutet das: Wiegt die verdächtige Sendung. Zieht davon das Gewicht eines vergleichbaren Umschlages plus das Gewicht einer DIN A4 Seite (minimaler Inhalt einer Sendung) ab. Zieht davon nochmal 25g (für den Zündmechanismus) ab - der Rest ergibt die maximale Menge Sprengstoff und darf laut Aussagen der schwedischen Genossinnen nicht größer als 50g sein. Diese Rechnung ist sicherlich sehr ungenau, Allgemeingültigeres ist aber nicht zu sagen. Trotzdem kann das einen Anhaltspunkt für die Einschätzung einer verdächtigen Sendung geben. Allerdings nur einen kleinen, denn in der Regel sind verdächtige Sendungen wohl über 100g schwer. Daraus ergibt sich auch: Die ganzen Überlegungen gelten nicht für Pakete oder Päckchen!

2. Abtasten der Sendung
Kontrolliert, ob sich etwas Hartes oder Starres in dem Umschlag befindet, aber Vorsicht: Nicht biegen, nicht drücken, nur fühlen. Sonst könntet ihr evtl. den Impulsgeber auslösen (z.B. durch das» Aneinanderdrücken zweier Kabel) und der Brief fliegt euch um die Ohren. 3. Durchleuchten der Sendung Die schwedischen Genossinnen schlagen vor, den verdächtigen Brief zu durchleuchten. Sollte die von uns im nebenstehenden Kasten beschriebene Variante des optischen Impulsgebers verwendet werden, könnte dadurch die Zündung ausgelöst werden. Allerdings können optische Impulsgeber nur in lichtdichten Sendungen (z.B.: Umschläge aus festen Karton) verwendet werden, weil sonst das Ding ja früher hochgehen könnte, wenn z.B. die Post in einem hellerleuchteten Raum sortiert. Die Autorinnen des schwedischen Briefes gehen auf diesen Impulsgeber nicht ein, vielleicht erwähnen wir da eine irrelevante Variante. Wir empfehlen: Durchleuchtet nur Sendungen, die nicht' lichtdicht sind. Seit ihr euch unsicher, testet das vorher mit einem vergleichbaren Umschlag aus. Beim Durchleuchten gibt's folgendes zu beachten: Legt den Brief auf einen Leuchttisch oder haltet ihn vor eine starke Lampe (mehr als 100W). Sollte es sich um einen nicht aus Karton bestehenden Umschlag handeln, zeichnet sich im Durchlicht der Umriß des Inhalts ab. Ist jedoch die Bombe z.B. zwischen zwei Kartons eingelegt, werdet ihr nix erkennen können. 4. Kontrolle auf Metall mit einem “Leitungssucher” Wie im nebenstehenden Kasten erwähnt wird. enthalten die meisten Briefbomben Metall. Wenig zwar, aber ausreichend genug, um es mit einem Leitungssuchgerät zu erkennen. Das Ansprechen des Gerätes hängt jedoch stark von den Umständen ab. Je dicker die Sendung und je kleiner der Metallanteil der Bombe ist, desto weniger Schlußfolgerungen können aus den Ergebnissen des Leitungssuchers gezogen werden. Vorder Untersuchung einer Sendung mit dem Leitungssucher müßt ihr folgende Vorbereitungen treffen: 1) verwendet eine volle Batterie, damit die Empfind- lichkeit nicht zu gering ist 2) Wenn der Leitungssucher einen Schalter für die Betriebsarten „stromführende" bzw. „nichtstromführende Leitungen" hat, wählt die Stellung „nichtstromführend''. 3) Stellt mit dem Regler die empfindlichste Einstellung ein, in der das Gerät noch nicht von alleine anfängt zu piepsen bzw. zu leuchten. 4) Untersucht die Stelle, auf der ihr nachher die zu untersuchende Sendung legt, vorher, ob darin oder darunter nicht Metall verborgen ist (Schrau- ben, Beschläge,...). Sollte das der Fall sein, würde das Metall euch die Unter- suchung verfälschen. Zur Untersuchung selber: Zuerst solltet ihr euch ein Vergleichsobjekt zurecht legen. Verwendet ein 1-Pfennig-Stück (entspricht einer „Knopfzelle") und legt darauf soviel Papier, wie die Sendung dick ist. Dann piepst das Vergleichsobjekt mit dem Leitungssucher ab. Er muß jetzt auf das Pfennigstück ansprechen. Wenn nicht, müßt ihr es empfindlicher einstellen, oder die Sendung ist zu dick für die maximale Empfindlichkeit des Gerätes. Dann untersucht den verdächtigen Brief. Piepst es da dabei, könnt ihr davon ausgehen, daß Metall in dem Brief drin ist. Doch nicht nur Bomben enthalten Metall, es könnte sich auch um ganz banale Dinge handeln, wie Heftklammern einer Broschüre, Büroklammern, Disketten im 3,5 Zoll Format, Münzgeld,... Was es genau ist, läßt sich mit einem Leitungssucher nur sehr ungenü- gend feststellen. Die Untersuchungen unserer Forschungsabteilung ergaben, daß sich lediglich Heftklammern (sehr wenig Metall) von Knopfzellen oder ähnlichen Mengen an Metall durch unter- schiedliche Einstellung der Empfindlichkeit unterscheiden lassen. Münzgeld oder besagte Disketten beispielsweise lassen sich nicht von Knopfzellen unter scheiden. Aber vielleicht könnt ihr aus den vorher vorgenommenen Untersuchungen (Tasten, Durchleuchten) Schlußfolgerungen ziehen. Sind es mehrere Münzen, müßten sie klappern, eine 31/2-Diskette sollte sich ertasten lassen.... Verwendet für die Versuche Metallstücke zu unterscheiden, immer entsprechende Vergleichsobjekte, wie eine Heftklammer bzw. Büroklammern unter der entsprechenden Menge Papier. ...und das Öffnen Glücklicherweise haben wir das in Ermangelung einer Briefbombe nicht testen müssen und können. Daher können wir nur die Tips aus dem schwedischen Papier unkommentiert dokumentieren. Wie weiter oben schon gesagt: Macht das auf keinen Fall, wenn der Brief mehr als 100g wiegt, denn das könnte bedeuten, daß über 50g Sprengstoff darin enthalten sind. Trage Schutzkleidung: Auf jeden Fall eine Schutzbrille (aus'm Baumarkt oder dem Chemiezubehörhandel), einen Ohrenschutz (Oropax oder besser einen gewerblichen Gehörschutz) und feste Handschuhe. Lederbekleidung ist zu' empfehlen. Schicke alle Leute aus dem Raum. Für diesem Job brauchst du keine Hilfe und vor allem keine Schaulustigen. Es reicht, wenn sich eineR dem Risiko aussetzt. Lege den Brief auf einen stabilen Tisch und laßt ihn sein Stück über die Tischkante hinausragen. Decke den Brief vorsichtig mit mehreren schweren Büchern ab, so daß nur noch der über die Tischkante ragende Teil hervorschaut. Dicke Telefonbücher eignen sich hervorragend dafür. Sie reichen normalerweise aus, um dich vor einer Bombe zu schützen, die weniger als 50g Sprengstoff enthält. Stelle einen Spiegel auf einen Stuhl gegenüber der potentiellen Bombe. So kannst du im Spiegel auf das vorstehende Teil des Briefes blicken. Nun muß der Brief an dem vorstehenden Ende vorsichtig aufgeschnitten werden. Damit du den Brief aufschneiden kannst, ohne mit der Hand hinter die Bücher zu greifen, mußt du dir ein Werkzeug anfertigen: Klebe an ein Teppichmesser o.a. im rechten Winkel einen Holz- oder Metallgriff. Schneide (hinter dem Tisch und den Büchern stehend) das Ende des Briefes auf. Achte darauf, daß du weitgehend in Deckung bist. Benutze evtl. eine Abdeckung unter dem Tisch um deine Beine zu schützen. Wenn's jetzt noch nicht gerumst hat, ' hebe die obere Seite des Umschlags vorsichtig mit einem stabilen hakenähnlichen Gegenstand (Stahldraht o.a.) an. Wenn du jetzt in den Spiegel schaust, müßtest du entscheiden können, ob in dem Umschlag eine Bombe ist. Falls es sich um eine Bombe handelt, verlasse den Raum (hoffentlich hast du den Tisch so aufgebaut, daß du nicht um ihn herumlaufen mußt, um zur Tür zu kommen). Überlegt, wie ihr die Bombe entsorgt. Aber Achtung: Eine bereits geöffnete Briefbombe, die noch nicht hochgegangen ist, kann weit empfindlicher reagieren wie im geschlossenen Zustand. Wenn ihr die Bombe irgendwo aufbewahren wollt, benutzt keine druckdichte Kiste. Durch eine evtl. Detonation würde sonst die Wirkung der Bombe durch die umherfliegenden Splitter der Kiste nur noch verschärft. Versucht nicht die Bombe ohne entsprechende Ausbildung selbst zu entschärfen. Informiert möglichst schnell mit der vorher angefertigten Kopie eure GenossInnen.

 

Kasten: Die Briefbomben, die im Dezember '93 in Österreich detonierten, hatten (laut Tagesschau) folgende Eigenschaften; Sie sahen wie ein „normaler" Brief mit weißem DIN CG-Umschlag (16cm x 11,5cm) aus, die mehr als 4 (doppelt gefaltete) DIN A4- Seiten enthielten. In ihnen war jedoch ein mit Nitroglyzerin gefüllter, ca. 8 cm langer Trinkhalm und eine Knopfzelle untergebracht. Über den Zünder ist uns nur soviel bekannt, daß die Explosion durch das Zerreißen von Drähten ausgelöst wurde. Sie waren etwas dünner als 1cm, ihr Gewicht lag zwischen 50 und 100 Gramm.

Wie können Briefbomben gebaut sein und was kann daraus für die Untersuchung geschlußfolgert werden?

Eine Bombe besteht im wesentlichen aus zwei Teilen: Dem Sprengstoff und dem Zündmechanismus. Als Sprengstoff können verschiedene, sehr unterschiedlich reagierende Materialien verwendet werden. In Österreich war es Nitroglyzerin, in Schweden Schwarzpulver. Plastiksprengstoff bietet sich wegen seiner leichten Formbarkeit an. Kein Sprengstoff selbst besteht ausschließlich aus Metall, auch wenn der Name „Plastiksprengstoff" nahelegt, daß andere Sprengstoffe aus selbigem bestehen. Mit unseren Mitteln ist Sprengstoff selbst daher nicht zu erkennen, nur das evtl. verwendete Gefäß (Nitro ist flüssig, Schwarzpulver muß auch irgendwie zusammengehalten werden). Die Frage, welche Gefahr von einer gewissen Menge an Sprengstoff ausgeht, ist nicht zu allgemeingültig zu beantworten, weil sie extrem von der Art des verwendeten Sprengstoffes ausgeht. Welche Sprengstoffart die schwedischen Genossinnen für ihre Überlegun- gen zu Grunde legen, geben sie nicht an. Ihrer Einschätzung nach sind “25g Sprengstoff gefährlich, auch wenn sie nicht tödlich sind; sie können dich, auch wenn du vorsichtig bist, dein Augenlicht, deine Finger oder deine Knochen kosten... . ..50g können einen höllischen Knall verursachen." Sie schlußfolgern daraus, daß die 50g Sprengstoff die Obergrenze dessen ist, an was mensch sich selbst rantrauen sollte. Der einfachste Zündmechanismus ist ein elektrischer. Er benötigt eine Stromquelle in Form einer Batterie. Hier bieten sich wegen ihren kleinen Dimensionen „Knopfzellen" an, die z.B. in Armbanduhren verwendet werden (Durchmesser 1 bis 2 cm, Höhe: 2 bis 3mm, Gewicht zwischen 5 und 10g, Material: Umhüllung und elektrische Anschlüsse bestehen aus Metall). Weiterhin wird der eigentliche Zünder benötigt, das Teil, das durch elektrischen Impuls die chemische Reaktion im Sprengstoff auslöst. Wie ihr unseren diversen Bastelanleitungen entnehmen könnt, kommt für diesem Zweck in der Regel ein Miniaturglüh- oder Blitzlichtbirnchen, dessen gläserne Umhüllung vorher entfernt wurde, in Frage (Dimensionen (ohne Glas): nicht unter 3 mm, Gewicht: evtl. unter 5g, Material: Glühdraht aus Metall, Sockel aus Keramik). Der Zünder muß in direktem Kontakt zum Sprengstoff stehen und ist daher in der Regel in dessen Behältnis mit eingebaut. Als letztes wird der Impulsgeber benötigt, der den Stromfluß aus der Batterie in den Zünder auslöst. Die einfachste Variante besteht aus zwei Kontakten (z.B.: dünne Drähte oder Metallfolien), die beim Öffnen der Sendung zusammen kommen. Aber auch das umgekehrte Prinzip ist denkbar (funktioniert am wahrscheinlichsten): Ein geschlossener Stromkreis (z.B. in Form eines dünnen Drahtes an den Rändern des Umschlags) wird beim Öffnen zerstört. Ebenso sind optische Impulsgeber denkbar, die den Impuls durch Lichteinfall auslösen können. Die beiden zuletzt genannten Varianten erfordern jedoch die zusätzliche Verwendung elektronischer Bauteile. Das Gewicht eines Impulsgebers ist vernachlässigbar, über Material und Form ist nichts allgemeingültiges aussagbar. Weiterhin sind chemische Zündmechanismen denkbar: Durch das Öffnen des Um- schlags werden zwei Stoffe miteinander in Berührung gebracht. Die dadurch ausgelöste Reaktion löst die Zündung des Sprengstoffes aus. Wird Plastiksprengstoff mit einem chemischer Zünder verwendet, ist in der Bombe kein Stück Metall vorhanden. In wie weit diese Methode praktikabel und damit für unsere Überlegungen relevant ist, können wir nicht sagen. Vielleicht melden sich Leute bei uns, die zu dieser Frage etwas beitragen können. Sieht mensch von der zuletzt genannten Variante ab, enthält daher jede Bombe zumindest ein wenig Metall (wobei der größte Anteil auf die Batterie fallen dürfte) und ein Behältnis für den Sprengstoff. Ist die Sendung nicht allzu dick, kann das Metall mit einem handelsüblichen Leitungssuchgerät festgestellt werden. Erhältlich sind diese Geräte in Baumärkten (Abt. Bohrmaschinen) und kosten weniger als 50 DM. Bei Kauf ist unbedingt darauf zu achten, daß das Gerät auch „nichtstromfüh. rende Leitungen", wie Wasser- oder Gasleitungen erkennt, eine mittels eines Reglers einstellbare Empfindlichkeit hat und eine “Ortungstiefe" für nichtstromführenden Leitungen von mindestens 2 cm besitzt. Tests unserer Forschungsabteilung mit einem solchen Gerät ergaben, daß eine (oben beschriebene) Knopfzelle durch einen festen (Karton-)Umschlag, in dem mehrere Seiten Papier enthalten waren (Gesamtdicke: ca. 1 cm), feststellbar ist. Feine Drähte hingegen werden nicht erkannt. Enthält die Bombe keine empfindliche Elektronik, dürfte durch die von dem Leitungssucher ausgehenden Wellen keine Detonation ausgelöst werden. Der Inhalt von möglicherweise im untersuchten Brief befindlichen Disketten wird von dem von uns getesteten Leitungssucher nicht zerstört. Wer einen professionellen Metalldetektor (ab 500 DM aufwärts) zur Verfügung hat, sollte diesen benutzen . Sie sind empfindlicher und außerdem (je nach Gerät) sogar auf unterschiedliche Metalle einstellbar.


 

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