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Das SVZ online Archiv
Nachrichten aus Deutschland und der Welt vom 05. Dezember 1996


Viertes Brandgutachten durch englischen Experten erwartet

Nicht öffentlicher Ortstermin gestern im Lübecker Prozeß

Kombianzüge statt Richterroben: Ortstermin gestern morgen in der Brandruine des Asylbewerberheimes an der Hafenstraße, in dem in der Nacht vom 17. auf den 18. Januar zehn Menschen starben und 38 zum Teil schwer verletzt wurden. Mehr als zehn Monate nach der Brandkatastrophe ließen die Verwüstungen und die verkohlten Holzkonstruktionen das Grauen jener Nacht wieder gegenwärtig werden. Assia el Omari (43), Mutter des bei dem Feuer ums Leben gekommenen 17jährigen Rabia, bekam einen Weinkrampf.

Staatsanwalt Dr. Michael Böckenhauer bedauerte es, daß der Ortstermin in nicht öffentlicher Sitzung stattfand. Für Gesprächsstoff sorgte dennoch ein bis gestern nicht in das Verfahren eingebundener Gast aus England, den Rechtsanwältin Gabriele Heinecke als "Hilfskraft der Verteidigung" bezeichnete: Rodger Ide, Experte für die Obduktion von Brandleichen, der jetzt, so scheint es, die Verteidigung bei der Ursachenfindung des Feuers unterstützen soll. Er inspizierte das Gebäude eingehend mit dem Verteidigerinnen-Duo und ließ sich mehrmals mit dem Rettungskorb in das oberste Geschoß hieven.

Staatsanwalt Dr. Michael Böckenhauer sagte, es sei nicht auszuschließen, daß es ein viertes Gutachten geben werde. Die Staatsanwaltschaft geht aber weiter davon aus, daß der Libanese Safwan E. (21) das Feuer im Flur der ersten Etage gelegt hat. Verteidigerin Gabriele Heinecke, die vom Rettungskorb aus ebenfalls die oberen ausgebrannten Räume betrat, kam schließlich mit persönlichen Unterlagen der Familie el Omari wieder nach unten, die sie aus dem Brandschutt geborgen hatte. Sichergestellt wurde von der Polizei ein kleiner Wecker, dessen Zeiger auf drei Uhr standen. Ob die Ergebnisse des Ortstermins nun die These der Verteidigung oder die der Staatsanwaltschaft stützen, blieb gestern nachmittag offen. Staatsanwalt Dr. Böckenhauer: "Interessant war für mich, daß es an verschiedenen Stellen im Haus Brandeinwirkungen in unterschiedlichen Stärken gibt." Manfred Rüscher, Lübeck


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