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Fri Sep  4 00:27:45 1998
 

Der Verdacht

Seit Über zwei Monaten sitzt Safwan Eid in U-Haft. Er soll das Asylbewerberheim am Lübecker Hafen angezündet haben. Zehn Menschen starben, 38 wurden verletzt. Doch ist der Libanese wirklich der Täter?

Von Uli Hauser, Peter Sandmeyer und Andreas Schmidt

Der Lauschangriff begann am 1. Februar 1996. Als der 21jährige Libanese Safwan Eid. des zehnfachen Mordes und der besonders schweren Brandstiftung beschuldigt. an diesem Tag in der Besucherzelle der JVA Lübeck seinem Bruder Bilal gegen-übersaß, da waren die beiden nicht unter sich. Per Wanze mit dabei: die Ermittler, die seit dem mörderischen Feuer im Asylbewerberheim in der Lübecker Hafenstraße am 18. Januar dessen Hintergrund und Verlauf aufzuklären versuchen. Bislang ohne großen Erfolg.

Auch das Ergebnis ihrer Abhör-Operation war enttäuschend. Neben zahllosen Anrufungen Allahs, seiner Größe, Güte und Gerechtigkeit, übersetzte der Dolmetscher vor altem Beteuerungen des Beschuldigten aus dem Arabischen. » Bei Gott, ich bin unschuldig«, versicherte Safwan seinem Bruder, »wie kann ich jemanden umbringen ich bin unschuldig. Die Deutschen sind gefährlich.«

Sitzt der Falsche?
Davon sind nicht nur seine Familienangehörigen überzeugt sondern auch eine rege Unterstützer-Szene und manche Journalisten. Die Ermittlungen in Lübeck seien schlampig bis »vorsätzlich rassistisch« geführt worden, so Sympathisanten »ein Ermittlungsskandal erster Ordnung«, so das ARD-Magazin »Monitor« - aus Opfern sollten offenbar Täter gemacht werden und die wahren Brandstifter im dunkeln bleiben. Die vermutet Marwan Eid, der Vater des Beschuldigten, nach wie vor im Dunstkreis der Skins und Neonazis.
Der 44jährige Libanese kam 1990 mit seiner Frau und sieben Kindern nach Deutschland und hatte sich fortan in der Grauzone des nicht anerkannten, aber geduldeten Asylbewerbers eine halbwegs komfortable Existenz aufgebaut. Mit seinen älteren Söhnen verdingte er sich als Putzer auf dem Bau: nebenher besserte auch der Handel mit alten Autos, die in den Libanon verschifft wurden, die Sozialhilfe auf, von der die Familie offiziell lebt.
In dem dreistöckigen Haus in der Hafenstraße bewohnte Familie Eid vier Zimmer - eins im Dachgeschoß, wo die Söhne Safwan, Mohammed und Ghasswan schliefen, drei weitere im ersten Stock. wo der Vater mit seiner Frau, der Tochter Jinan und drei weiteren Söhnen ihre Betten hatten.
Er habe lange wachgelegen in der Nacht vom 17. zum 18. Januar erzählt Marwan Eid, weil die Afrikaner im Stockwerk über ihm mal wieder Lärm gemacht hätten. Unruhig schlafe er sowieso seit man vor wenigen Monaten versucht habe, sein Auto vor der Tür zu knacken. Gegen 2.30 Uhr sei er endlich eingenickt, kurz darauf aber wieder von einem Geräusch geweckt worden. Marwan Eid will das Quietschen der Gartenpforte vor dem Haus und gleich darauf das Splittern einer großen Glasscheibe gehört habendas große Fenster neben der Eingangstür im Erdgeschoß, vermutet er. » Unmittelbar danach hörte ich einen Knall, ähnlich wie bei der Explosion einer Bombe.« Als er zum Fenster gerannt sei, habe er sehen können, wie aus dem von ihm beschriebenen Fenster, welches zuvor eingeworfen worden sei. Flammen herauskamen.
Ein klarer Fall, wie es schien: Die Brandstifter kamen von außen. Und fürdiesen Schein sprach auch das Zusammenleben der Hausbewohner aus dem Libanon und Syrien, aus Angola, Liberia, Togo und Zaire, das »wie in einer großen Familie« gewesen sei, geprägt von »Frieden und Freundschaft«. Es sei, sagte Marwan Eid seinen Vernehmern »das beste Haus in ganz Deutschland« und völlig ausgeschlossen, daß darin einer gegen den anderen mit Feuer vorginge.
Im Laufe der Ermittlungen ergab sich allerdings Korrekturbedarf am Bild der romantischen Sozialidylle. Streit war in der Hafenstraße an der Tagesordnung. Mal ging es um zu laute Musik, mal um den ruhestörenden Lärm der Waschmaschine, deren Stromkabel dann von einem Mitbewohner kurzerhand gekappt wurde. Auch das Auskippen einer Bitumen-artigen braunen Flüssigkeit im Erdgeschoß am 26. Juni 1995 wurde von den Sozialarbeitern der Hafenstraße nicht auf Außen-Einwirkung zurückgeführt, sondern darauf, »daß jemand aus dem Haus irgendwie seinen Frust abgelassen haben könnte«.
Als besonders frustriert fielen immer wieder der 13jährige Ray Sossou aus Togo und der gleichaltrige Libanese Miaz auf, der jüngste Sohn der Familie Eid. Beide provozierten häufig die Sozialarbeiter, beide standen im Verdacht, deren Bereitschaftspläne angekokelt und Streben aus der Treppe herausgetreten zu haben. Beide sind Kickboxer. Miaz tat sich in seiner Schule überdies mit »Heil Hitler«-Grüßen, Sprüchen wie »Super, alle Juden abschlachten« und wiederholten Ausfällen gegen die Schwarzafrikaner im Haus hervor: Die nervten ständig, brieten morgens schon Fisch, so daß es überall stinke, und wären überhaupt Menschen zweiter Klasse. Ähnlicher Ansicht ist offenbar sein Vater, der im - abgehörten - Gespräch mit seinem einsitzenden Sohn die Afrikaner grundsätzlich »Sklaven« nannte. » Es handelt sich um eine abfällige Wortwahl«, merkte der Dolmetscher ausdrücklich an.
Daß das Motiv für die Brandstiftung innerhalb und nicht außerhalb des Hauses zu suchen ist, hat den Ermittlern auch das Brandgutachten des Landeskriminalamtes nahegelegt. Es lokalisiert den Brandherd zweifelsfrei »im ersten Obergeschoß im Flur der rechten Wohnung von der Eingangsseite aus gesehen«. Der Gutachter schließt weitere Brandherde ebenso eindeutig aus wie die Entstehung des Feuers durch Unachtsamkeit, beispielsweise eine weggeworfene Zigarettenkippe. » Es ist von einer Entzündung unter Zuhilfenahme fester oder flüssiger Brandlegungsmittel auszugehen.« Und ebenso klar wie die Tatsache der Brandstiftung ist für den LKA-Gutachter, daß alle Zerstörungen im Eingangsbereich - wo Vater Eid die ersten Flammen beobachtet haben will - lediglich »Folgeschäden« sind.
Der Libanese steht mit seiner Version der Brand-Entstehung allein. Kein Zeuge kann sie bestätigen. Und auch in sich ist die Version des Familienvaters unplausibel. Warum, beispielsweise, sollte ein Attentäter eine quietschende Gartenpforte öffnen, wenn unmittelbar daneben ein freier Zugang zum Haus ist? Theoretisch wäre denkbar daß Marwan Eid seine Wahrnehmung nur falsch zugeordnet hat und das Glassplittern nicht aus dem Erdgeschoß, sondern vom Flurfenster im ersten Stock hörte, durch das jemand vom außen einen Molotowcocktail geschleudert haben könnte. Praktisch aber schlossen die Kriminalisten diese Möglichkeit aus: Das Fenster war zu hoch und der Wurfwinkel zu steil, um mit einer vollen Flasche eine Thermopanescheibe einzuwerfen. Außerdem ergab das Spurenbild. daß dieses Fenster nicht zertrümmert, sondern von der Hitze geborsten war. Überdies verursacht ein explodierender »Molli« schlagartig eine Flammenwand - die aber hat keiner der Hausbewohner gesehen. Wahrgenommen wurde zunächst nur beißender Qualm. Als der 13jährige Ray Sossou im Zimmer am Ende des Korridors der ersten Etage davon wach wurde, daß sein Bruder Silvio neben ihm »Feuer, Feuer« schrie, war es 3.10 Uhr. Dic Brüder tiefen auf den Gang, sahen nur Rauch. aber keine Flammen, und versuchten zunächst zum Treppenhaus und weiter nach unten zu kommen. Wegen des starken Qualms dort kehrte Ray aber um und sprang schließlich aus einem Fenster. Silvio schaffte es offenbar bis ins Erdgeschoß, wo aber die Eingangstür verschlossen war. Er kam in den Flammen um. Der Brandgutachter glaubt, daß das Feuer in der ersten Etage sich in zwei Phasen entwickelt hat. Das »Brandlegungsmittel« - vermutlich Spiritus oder Benzin - lief dort wahrscheinlich den Gang hinunter weil das Haus eine leichte Neigung hat, und sorgte entlang der rechten Wand für eine Glimm-Zone, an der Ray und sein Bruder - beide barfuß - noch gefahrlos vorbeilaufen konnten. Möglicherweise schwelte der Brand eine Zeitlang sogar nur in den Holzpaneelen der Wandverkleidung. Erst als Türen und Fenster von den durch Rauch alarmierten Bewohnern aufgerissen wurden und der Schwelbrand frische Sauerstoffzufuhr bekam, wurde er zu lodernden Flammen angefacht. Rays Tante Marie Agonglovi, die im Nachbarzimmer schlief und vom Geschrei des Neffen geweckt wurde, sah von ihrer Tür am anderen Ende des Ganges »in Höhe der Wohnung Davidson Flammen, die ca, einen halben Meter hoch gewesen sein dürften es war nur ein kleines Feuer«. Auch sie riß dann »spontan« ihr Fenster auf. Als Kate Davidson von den Flammen vor ihrer Zimmertür aufgescheucht wurde, öffnete sie ebenfalls sofort ein Fenster, das auf einen hölzernen Anbau führte, und brachte über diesen Vorbau ihre beiden Kinder und sich selbst in Sicherheit.
»Nachdem ich von dem Anbau runtergesprungen war, sah ich mich noch einmal zu meiner Wohnung um und konnte sehen, daß die ganze Einrichtung hell in Flammen stand. Die Flammen schlugen zu der Zeit bereits aus dem Fenster nach draußen«, erinnert sich die Frau aus Liberia. Auch ein Polizeiobermeister des BGS, der (nach der Kontrolle eines russischen Frachters) kurz nach 3.30 Uhr als einer der ersten Zufalls-Zeugen am Brandort war sah die beiden Fenster der Wohnung von Kate Davidson als einzige zu diesem Zeitpunkt »voll in Flammen, also die Flammen schlugen weit aus dem Fenster«. Mit rasender Schnelligkeit breitete das Feuer sich unter dem Einfluß der Zug-Iuft jetzt vom Brandherd in alle Richtungen aus. Es fraß sich durch die Decke in das zweite Stockwerk und entwickelte sich durch den nun auch noch entstandenen Kamineffekt zu einer Feuerwalze. Von 15 Bewohnern des zweiten Stockwerkes konnten nur acht gerettet werden. Safwan Eid, der sich mit seinen Brüdern Mohammed und Ghasswan noch ein Stockwerk höher ein Mansardenzimmer unter dem Dach teilte, wurde angeblich erst durch den Alarm eines Feuermelders wach. Gleichzeitig habe die Zimmernachbarin an die Wand gehämmert. » Ich habe geschrien: Mohammed Safwan, Ghasswan, bitte helft uns«, sagt Aida Alias aus Syrien. Sie bewohnte mit ihren drei Kindern die Zimmer neben den Brüdern. » In heiden Zimmern war bereits sehr viel Rauch. Wir mußten schon husten.« Die Brüder handelten umsichtig. Sie kletterten raus dem Fenster ihres Zimmers auf die Dachrinne, hangelten sich zum Küchenfenster der Nachbarin und halfen dort ihren drei Söhnen - einer ist geistig behindert - und ihr selbst auf das Dach. Von dort konnten alle später durch die Feuerwehr gerettet werden. Safwan, der sich bei der Rettungsaktion beide Ohren verbrannte verließ das Dach als letzter. Mörder oder Held? » Safwan ist kein Brandstifter«, sagt seine Familie, »er ist kein Kind, das mit Feuer spielt und sich dann ruhig ins Bett Iegt, bis das Feuer sein Gesicht verbrennt.« In der Tat erscheint es unwahrscheinlich, daß jemand im ersten Stock eines Hauses Feuer legt und anschlie-ßend im Dachgeschoß zu Bett geht. » Aber erstens« sagt der ermittelnde Staatsanwalt Michael Böckenhauer, »verhalten sich Straftäter nicht immer plausibel, sonst würden sie keine Straftaten begehen. Und zweitens hat der Täter vermutlich selber nicht geahnt, was sich aus dem kleinen Schwelbrand entwickeln würde.« Noch auf dem Dach des brennenden Hauses habe Safwan gesagt: »Keine Angst, es ist » nur ein kleines Feuer.«
Für den Lübecker Ankläger steht fest: Safwan war's.
Zunächst stützte sich diese Überzeugung lediglich auf die Aussage eines 25jährigen Rettungssanitäters, der in der Katastrophen-Nacht Verletzte aus der Hafenstraße auf dem Bus-Transport ins Krankenhaus begleitete. Ihm fiel ein Mann auf der letzten Bank auf. Er saß allein in der Mitte und verhielt sich sehr ruhig. Da der Sanitäter wußte, daß solche Ruhe häufig die Fassade eines Schocks ist, ging er zu dem Mann - es war Safwan - und fragte ihn, ob alles okay sei. » Er sagte dann wortwörtlich: "Wir warn's". Ich war zunächst erstaunt stand auf und setzte mich genau links neben ihn auf die Bank. Dabei sagte ich: »So was sagt man nicht, wie kommst du darauf? Das kann einen doch Kopf und Kragen kosten.Ohne daß ich ihn gefragt habe, erzählte er mir dann die ganze geschichte. Er sagte mir, daß sie streit mit einem Familienvater hatten. er sagte:Wir wollten uns dafür rächen. Und dann haben wir ihm Benzin an die Tür gekippt, angezündet, und dann ist das brennend die Treppe runtergelaufen, und mit einem Mal stand die Treppe in Flammen« dieser Zeuge ist für die staatsanwaltschaft glaubwürdig, obwohl er sich erst anderthalb Tage später bei der Kriminalpolizei meldete - aus Skrupel, die Verstörtheit eines Hilfebedürftigen auszunutzen wie er angab. Doch unmittelbar nach dem Gespräch mit Safwan hatte der Helfer einer Kollegin von dem »Geständnis« erzählt, was diese bestätigt. Für die Ermittler steht damit fest: Safwan hat zu einem Zeitpunkt, als die Ursache des Feuers noch vollkommen unbekannt war, Wissen offenbart, das nur der Täter haben konnte. Der Beschuldigte bestreitet. Zunächst leugnete er, überhaupt mit dem Sanitäter gesprochen zu haben. Dann behauptete er, von ihm falsch verstanden worden zu sein: »lch habe ihm das erzählt, was ich von meinem Vater wußte und auch den Kriminalbeamten erzählt habe. Ich habe wörtlich gesagt: >Die haben das gemacht. Die haben zuerst die Treppe verbrannt, damit wir nicht runtergehen können.<" für die staatsanwaltschaft eine nachgeschobene schutzbehauptung, in sich unschlüssig und von keinem der von Safwan benannten Zeugen bestätigt. Ungereimtheiten ergeben sich allerdings auch aus dem angeblichem nächtlichen Geständnis: Einerseits paßt das Bekenntnis, der Brand sei gleich zu Beginn außer Kontrolle geraten weder zu der Sachverständigen-Annahme eines längeren Schwelbrandes noch zu Safwans anschließender Rückkehr ins Dachgeschoß. Und andererseits gibt es dort, wo der Experte den Brandherd lokalisierte, keinen »Familienvater«. Kate Davidson, vor deren Tür die ersten Flammen aufloderten, lebt mit ihren beiden Kindern allein. Allerdings ist die 22jährige Afrikanerin eine ebenso ansehnliche wie lebenslustige Frau. die häufig Besuch von Männern - auch über Nachthatte. Deswegen gingen die Ermittler hesonders intensiv dem Verdacht nach, der Brand vor ihrer Tür sei aus verschmähter Liebe gelegt worden. Doch beim Verdacht ist es bislang gebliehen. Safwan Eid habe sie kaum gekannt, sagt die junge Schwarze zum STERN. » Ich habe auch zu keiner Zeit mit einem von der Familie irgendwelchen Ärger gehabt. Es gibt keinen Grund, daß die Verdächtigen meinetwegen eine Brandstiftung begangen haben könnten.« In den daneben liegenden Wohnungen fanden die Fahnder ebenfalls keinen Anlaß für einen feurigen Racheakt oder »Denkzettel«. Nirgendwo wohnt ein »Familienvater«, niemand hatte Streit mit Safwan oder einem seiner Brüder. » Was das Motiv für die Brandstiftung angeht«, räumt Staatsanwalt Böckenhauer ein, »tappen wir leider noch im dunkeln.« Dennoch hat er keinen Zweifel daran, daß für Safwan Eid dringender Tatverdacht besteht. Dessen Unschuldsbeteuerungen zum Trotz hätten auch die abgehörten Gespräche des Libanesen mit seinen Brüdern und seinem Vater diesen Verdacht erhärtet. In der Unterhaltung mit Bilal sagte Safwan beispielsweise weinend und mit zitternder Stimme: »Wenn ich den Koran lese, erkenne ich meine Fehler. Ich habe meine Fehler erkannt. Ich weiß was ich im Gebäude gemacht habe.« Und wenig später: »Ich saß und dachte nach, wie das ist, was ich tat, und ich bat meinen Herrn Gott um Verzeihung.« Die Abhör-Protokolle bestätigen tür den Staatsanwalt eine weitere Vermutung, die sich bei den Ermittlungen ergeben hatte: Bewohner des Hauses seien unter Druck gesetzt und Zeugenaussagen abgesprochen worden. » Niemand kann etwas gegen dich beweisen«, beruhigte Bilal seinen Bruder im Gefängnis, »ich habe alle zum Schweigen gebracht. Alle Leute sind gekommen und haben ihre Zeugenaussagen verglichen, alle.«

Versengte Haare...

aber vier anfangs Festgenommene aus Grevesmühlen scheiden für die Staatsanwaltschaft als Täter aus Vier junge Männer aus Grevesmühlen, die nach dem Brand festgenommen und tags darauf wieder freigelassen wurden, scheiden für die Staatsanwähe als Täter aus. Zwar habe einer von ihnen, der 18jährige Skin Maik W., sich von Freunden »Klein Adolf« nennen lassen und Anfang Januar einem Bekannten erzählt, daß er "in Lübeck was anstecken will«. Doch die vier Freunde aus Mecklenburg haben nach Ansicht der Ermittler ein Alibi: Sie hatten in jener Nacht einen schwarzen Golf GTl geklaut, den einer dann nach Hause fuhr. Die drei anderen wurden um 2.30 Uhr am Lübecker Bahnhof von einem Taxifahrer beobachtet, um 2.45 Uhr von einem Feuerwehrmann auf einem Parkplatz in Lübeck-Schlutup, um 3.19 Uhr auf einer Tankstelle im Stadtteil Moisling - fünf bis sechs Kilometer vom Brand entfernt, der laut Haftbefehl gegen Safwan Eid "gegen 3.30 Uhr oder geraume Zeit zuvor" gelegt worden ist. Um 3.47 Uhr wurden sie von Polizisten vor dem brennenden Haus überprüft und gaben an, zufällig vorbeigekommen zu sein. Ungeklärt ist, weshalb drei der vier Grevesmühlener "im Bereich des Kopfhaares, der Augenbrauen und der Wimpern Hitzeschädigungen im Sinne von versengten Haarenden« aufwiesen, wie ein Rechtsmediziner nach der Festnahme feststellte. Die Ermittler prüfen nun, ob diese »frischen Veränderungen« daher stammten, daß die Männer geklaute Autos nach dem Ausschlachten angesteckt hatten.


Quelle: STERN
Datum: 28-03-1996
Ausgabe: 14
Seite: 29
Autor: *Uli Hauser*
*Peter Sandmeyer*
*Andreas Schmidt*

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