nadir start
 
initiativ periodika Archiv adressbuch kampagnen suche aktuell
Online seit:
Fri Sep  4 00:21:08 1998
 

Kieler Nachrichten vom 30.01.97

Brandprozeß: Zeuge widerspricht Zeugin

Lübeck (km) Im Mittelpunkt des 34. Verhandlungstages im Lübecker Brandprozeß stand die Aussage eines 34jährigen Libanesen, eines Zeugen, von dem sich die Staatsanwaltschaft einiges versprochen hatte. In dessen Wohnung soll der Angeklagte Safwan Eid nach Angaben einer Zeugin unmittelbar nach dem Brand geduscht und die Kleidung gewechselt haben. Doch der Zeuge, ein langjähriger Freund der Familie des Angeklagten, bestätigte die Angaben nur zum Teil. An vieles konnte er sich gestern nicht mehr erinnern.

Safwan habe ihn nach dem Brand angerufen, woraufhin er ihn in der Klinik abholte. Eid, dessen Gesicht "so schwarz, wie das eines Negers" gewesen sei, habe in der Klinik geduscht und sich dort auch umgezogen. Später habe er sich in der Wohnung des Zeugen gewaschen und erneut die von einer Krankenschwester geliehene Kleidung gewechselt.

Der Inhalt des Gesprächs mit der Zeugin war ihm weitgehend entfallen. Nach ihrer Darstellung hatte sie dem Libanesen Vorwürfe gemacht, weil er Safwan geholfen habe, möglicherweise Spuren zu verwischen. Ihr gegenüber soll der gestern gehörte Zeuge reumütig bekundet haben, das sei wohl ein Fehler gewesen. Das dementierte er gestern. Vielleicht habe man darüber gesprochen, daß Eid sich gewaschen habe. Über eine mögliche Brandursache habe er weder mit der Zeugin noch ihrer Familie gesprochen.

Zuvor hatte die Verteidigung mit einer umfangreichen Erklärung bei der Staatsanwaltschaft offene Türen eingerannt. Anlaß der seltenen Harmonie: Eine vernichtende Kritik an polizeilichen Versäumnissen bei der Spurensicherung nach dem Brand - Ermittlungsfehler, von denen sich die Staatsanwaltschaft umgehend distanzierte. So habe die Kripo den Vorbau, wo das Feuer laut Verteidigung ausgebrochen sein soll, nicht unmittelbar nach dem Brand fotografiert. Zudem habe sie, weder Löcher im Fußboden auf Durchbrennungen geprüft, noch den Fundort der im Vorbau gefundenen Leiche dokumentiert. Teile, die möglicherweise Aufschluß über einen (von der Verteidigung vermuteten) Brandanschlag hätten geben können, seien einfach weggeworfen worden, darunter auch zwei Span- bzw. Bodenplatten aus dem ersten Stock: Beweisstücke, die für die umstrittene Frage des Brandausbruchs nach Ansicht aller Prozeßbeteiligten unstrittig erheblich gewesen wären.


[Lübeck - Hauptseite | Presse | Was gibt's Neues | Inhalt | Feedback ]