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Datum=02.01.1997; Seite=5; Artikel=hsh043; Schlagwort=Brände/Prozesse/Korr;


Titel: LÜBECK (lno). Der 27. Prozeßtag im Lübecker Brandprozeß war nichts für schwache Nerven. Videobilder aus dem Brandhaus und aus dem Sektionssaal der Gerichtsmedizin ließen am Donnerstag das Grauen der Brandnacht noch einmal lebendig werden.

Text:

Bei dem Feuer in einem Lübeker Asylbewerberheim am 18. Januar 1996 starben zehn Menschen, 38 wurden zum Teil schwer verletzt. Die Aufnahmen von Polizei und Feuerwehr sollten als Beweismittel dienen und allen Prozeßbeteiligten das verheerende Feuer noch einmal vor Augen führen. Stille herrschte im Gerichtssaal, als die Videobilder über zwei Fernsehschirme flimmerten. Plötzlich ein Aufschrei in der ersten Reihe. Als die Nebenklägerin Assia el-Omari die Leiche ihres 17jährigen Sohnes Rabia erblickt, bricht sie in lautes Wehklagen aus. Ein anderer Nebenkläger, der bei dem Brand Frau und Tochter verlor, ringt nur stumm die Hände. Der Angeklagte dagegen reagierte wie fast immer in den zurückliegenden 27 Prozeßtagen. Der ehemalige Hausbewohner, dem die Staatsanwaltschaft vorwirft, das Feuer im ersten Stock des Hauses gelegt zu haben, wirkte unbeteiligt, fast gelangweilt. Der filmische Gang durch die Brandruine zeigte, mit welcher Gewalt das Feuer gewütet haben muß. Im Vorbau und im Treppenhaus verkohlte Holzverkleidungen, die Treppe zum zweiten Obergeschoß ist weggebrannt, ebenso ein Teil des Daches. Im Flur des ersten Obergeschosses zeigen die Videoaufnahmen ein Loch von der

Größe einer Untertasse in der Spanplatte, die den Fußboden bedeckt. Rund um das Loch, so zeigte ein Beamter, wies die Platte sowohl an der Ober- als auch an der Unterseite starke Brandspuren auf. Die Experten von Bundes- und Landeskriminalamt gehen davon aus, daß das Feuer genau an dieser Stelle gelegt wurde. Brandbeschleuniger könne unter die Spanplatte gelaufen sein, das Feuer unter dieser Platte eine Weile geschwelt haben, bevor es durch Zugluft angefacht wurde, erklärte einer von ihnen. Durch diese Bilder sah die Staatsanwaltschaft ihre Anklagevorwürfe erhärtet. Sie geht davon aus, daß Eid Benzin in dem Flur verschüttet und angezündet hat. Diesen Tathergang soll er in der Tatnacht einem Sanitäter gestanden haben.


Eingang=DPA_02/01_15:03;


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