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Fri Sep  4 00:21:55 1998
 

Datum=04.11.1996; Seite=7; Artikel=safy; Schlagwort=Kriminalität/Brände/Prozesse/;


Titel: LÜBECK (lno).

Text:

Die Aussagen eines Rettungssanitäters haben gestern im Lübecker Brandprozeß die Angaben des Hauptbelastungszeugen Jens L. im Kern bestätigt. Sein Freund und Kollege Jens L. habe ihm von dem Geständnis des Angeklagten Safwan Eid berichtet, sagte der Zeuge.

am 13. Verhandlungstag vor der Jugendstrafkammer des Landgerichts. Er könne sich allerdings nicht mehr genau an den Zeitpunkt dieses Gespräches erinnern.
Auf das angebliche Geständnis Eids stützt sich unter anderem die Anklage der Staatsanwaltschaft.
Sie wirft dem ehemaligen Hausbewohner Eid vor, am 18. Januar Feuer in einem Lübecker Ausländerwohnheim gelegt zu haben. Bei dem Brand waren zehn Menschen getötet worden.
Der Libanese dagegen bestreitet die Tat. Er will dem Sanitäter L. in der Brandnacht gesagt haben: "Die warn's" und damit Neonazis gemeint haben. Der 24 Jahre alte Zeuge erklärte, er könne sich noch an einen Teil des Wortlauts erinnern, den L. ihm übermittelt habe. Außerdem erinnere er sich daran, daß dieses Gespräch zu einem Zeitpunkt stattgefunden habe, als er gerade viel zu tun gehabt habe, sagte er weiter. Das könne vor der Abfahrt der Busse zum Krankenhaus oder nach Rückkehr der Sanitäter zur Rettungswache gewesen sein.
In früheren Vernehmungen hatte der Zeuge erklärt, L. habe ihm bereits vor Abfahrt der Busse von dem Geständnis erzählt. Aus seiner heutigen Erinnerung seien beide Varianten möglich, genauer könne er es nicht sagen, erklärte der Zeuge.
Der Sanitäter L. hatte vor Gericht angegeben, Eid habe ihm während der Fahrt ins Krankenhaus gesagt: "Wir warn's." Gestern ging es auch um mögliche Kontakte des Zeugen zur rechten Szene. Der junge Mann bestätigte, daß er Anfang 1995 in Lübeck eine Gruppe mit dem Namen "Lübeck Leathernecks" gegründet habe. Auch sein Freund L. habe sich einige Male an dem von der Gruppe veranstalteten Spiel beteiligt, bei dem sich die Teilnehmer aus langläufigen Luftpistolen mit Farbkugeln beschießen. Der Zeuge bestritt jedoch, daß diese Wettkämpfe den Charakter von Wehrsport gehabt hätten. Die Verbindung des Sanitäters zu der umstrittenen Sportart hatte im Vorfeld des Prozesses zu Spekulationen geführt, er könne seinen Freund L. möglicherweise dazu überredet haben, den Angeklagten zu belasten. Während die Staatsanwaltschaft davon ausgeht, daß das Feuer im ersten Stock gelegt wurde, glaubt die Verteidigung, daß das Feuer von außen im Vorbau des Hauses gelegt wurde. Der Brandgutachter Ernst Achilles hatte wiederholt erklärt, ein solcher Tathergang sei wahrscheinlich. Diese Version wurde gestern durch die Aussage eines Feuerwehrmannes gestützt. Er erklärte, bei seinem Eintreffen habe der Vorbau "licherloh" gebrannt.


Eingang=DPA_04/11_15:27


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