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junge Welt, Mittwoch, 21. August 1996, Nr. 195, Seite 5, inland

Lübecker Brandspuren

> Ankläger lassen neues Gutachten erstellen

Die Lübecker Staatsanwaltschaft hat ein weiteres Gutachten in Auftrag gegeben, das sich mit den Brandspuren beschäftigen soll, die bei den jungen Männer festgestellt wurden, die kurzzeitig als Tatverdächtige im Zusammenhang mit dem Brandanschlag auf das Flüchtlingswohnheim am 18. Januar festgenommen worden waren. Wie aus einer Meldung der Kieler Nachrichten vom Dienstag hervorgeht, soll damit geklärt werden, wie drei der vier Grevesmühlener zu ihren Versengungen von Wimpern, Augenbrauen und Haaren gekommen sind.

Die Strafverfolger stehen offenbar unter Erklärungsdruck. Am 11. Juli wurden Ergebnisse einer Untersuchung der Universität Lübeck bekannt, nach denen die Männer sich ihre Brandspuren in der Tatnacht zugezogen haben müssen. Zuvor hatte sich die Staatsanwaltschaft mit etwas merkwürdigen Erklärungen zufriedengegeben. So hatte einer der Verdächtigen angegeben, er habe vier Tage vor dem 18. Januar seinen Hund mit Haarspray eingesprüht und angezündet. Ein weiterer will beim nächtlichen Abzapfen von Benzin mit einem Feuerzeug in einen Kanister geleuchtet haben.

Zwar hatten diese Erklärungen auch den Anklagevertreter Klaus-Dieter Schultz nicht »in vollem Umfang überzeugt«. Er aber hatte gemutmaßt, die drei könnten sich die leichten Verbrennungen beim Abfackeln eines Autos zugezogen haben. Von einem abgebrannten Auto hatten die Männer selbst allerdings nie gesprochen. Schultz war leider am Dienstag für jW nicht zu sprechen.

Wolf-Dieter Vogel