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junge Welt, Sonnabend/Sonntag, 20./21. April 1996, Nr. 93, Seite 5, inland

>> Schultz: »Keine Fakten«

> Lübecker Staatsanwalt beharrt auf Eid als Täter

Auch nach der Veröffentlichung des Gutachtens von Brandexperten Ernst Achilles am Donnerstag im WDR-Magazin »Monitor« hält Staatsanwalt Klaus-Dieter Schultz den Libanesen Safwan Eid für dringend tatverdächtig, den Brand in der Lübecker Hafenstraße gelegt zu haben. Der Aussage des Sachverständigen stehe immer noch eine Untersuchung der Kriminalämter gegenüber, sagte der Strafverfolger am Freitag in einem Interview mit der jW. Während die Behörden den Brandausbruch im ersten Stock geortet hatten, geht Achilles davon aus, daß das Feuer im Erdgeschoß ausgebrochen sein muß. Der Vorwurf gegen Eid, der seit drei Monaten in Untersuchungshaft sitzt, wäre damit gegenstandslos.

Schultz ist anderer Meinung. »Ich habe der Monitor-Sendung keine Fakten entnehmen können.« Allein die Möglichkeit, durch ein Fenster in das Haus einzusteigen, wie sie bei einem Ortstermin mit Achilles festgestellt wurde, spreche noch nicht dafür, daß auch tatsächlich jemand eingestiegen sei. Die Staatsanwaltschaft hatte nach dem Brand einen Anschlag von außen mit der Begründung ausgeschlossen, alle Türen und Fenster seien verschlossen gewesen.

Für die Internationale Untersuchungskommission, die nächste Woche in Lübeck über den Fall recherchieren wird, sieht Schultz keine Legitimation. »Wir haben es hier mit einem rechtsstaatlich korrekt ablaufenden Verfahren zu tun.« jW wird das Interview in der Montagausgabe veröffentlichen.

Wolf-Dieter Vogel