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Sun Dec 11 09:42:22 2005
 

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Stürmung einer Antifa-Party

antifaschistische brigade berlin | jugend@antifa.de
Jemand rief „die Bullen kommen!“ und schon ein paar Sekunden später waren wir von unzähligen Schlagstöcken umgeben. Nachdem die Berliner Polizei in der jüngeren Vergangenheit wieder massiv in der Antifa-Szene der Hauptstadt gewütet hatte und man dachte es geht kaum mehr schlimmer, kam ein neuer Tiefschlag.

Am 27. August 2005 stürmten ca. 150 Polizeibeamte die Szene-Kneipe Subversiv in Berlin-Mitte, wo gerade unsere Jugendantifa-Party in vollem Gange war. Zeitgleich wurden der linke Laden und Treffpunkt Fusion und das APaBiZ (Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum) in Kreuzberg, sowie Privatwohnungen und Büroräume durchsucht, wobei u. a. Computer beschlagnahmt wurden. Zum Anlass nahm sich die Polizei „Auskunft über politische Aktivitäten außerhalb der freiheitlichen demokratischen Grundordnung und dem übersteigerten Hass der Beschuldigten auf die NPD“ (Auszug aus dem Durchsuchungsbeschluss) zu erhalten zu wollen. Dies bezog sich auf den Aufruf, dass es auf der Party für jedes mitgebrachte NPD-Plakat ein Freigetränk geben sollte.

Das konkrete Verhalten der Polizei an besagtem Abend im Subversiv war skandalös: Vielfach ignorierten die Polizeibeamten die Grundrechte der Gäste. Einem jungen Mädchen, das während des Einsatzes einen Asthma-Anfall erlitt und sich sogar übergab wurde es nicht gestattet die Toilette aufzusuchen, geschweige denn das Subversiv zu verlassen. Erst nachdem angedroht wurde einen Krankenwagen zu rufen, durfte sie sich von der Stelle bewegen. Einem anderen Mädchen drückte ein Polizist ihre Zigarette auf der Hand aus – natürlich erst, nachdem er sich Gummihandschuhe angezogen hatte. Ganz nebenbei sackten die sauberen Beamten noch unsere Party-Einnahmen von mehreren hundert Euro ein, ohne diese auf den Durchsuchungslisten aufzuführen.

Auch Anwohner wurden von der Polizei sehr grob behandelt und teilweise nicht in ihre Wohnungen gelassen. Natürlich wurden von jedem Partygast, auch von noch nicht strafmündigen Minderjährigen, ihr ahnt es schon, die Personalien aufgenommen. Ebenso wurden alle anwesenden wie Schwerverbrecher einzeln abgefilmt. Nachdem gegen 2:00 Uhr alle diese Prozedur hinter sich hatten, startete eine Spontandemo, welche nach vermeintlichen Flaschenwürfen von der Polizei brutal beendet wurde. Polizisten prügelten auf einen am Boden liegenden Demonstranten ein, so dass dieser Knochenbrüche davontrug. Ein für die Flaschenwürfe verantwortlich gemachter Genosse sitzt noch immer hinter Gittern.

Wir sehen diese Schikanen und Repressionen als unglaubliche Unverschämtheit dieser selbst ernannten „Freunde und Helfer“ an. Bei eigenständig organisierten Aktivitäten gegen rechts wittern sie sofort einen Verlust von Kontrolle und Macht ihres Gewaltmonopols, was absolut nicht im Interesse der Herrschenden wäre, aber das nur am Rande. Die Beschlagnahme sämtlicher eingesammelter rechter Wahlplakate an diesem Abend, der lächerliche Vorwurf des „übersteigerten Hasses auf die NPD“, sowie das ganze Vorgehen gegen unsere Party betrachten wir als bewusste Verharmlosung und Unterstützung des NPD-Wahlkampfes. Die Begründung des Einsatzes mit unserer Ankündigung von Freibier für mitgebrachte Nazi-Propaganda kann dabei nur als billiger Vorwand zum Losschlagen gewertet werden. In der Vergangenheit sind schon ähnliche Aktionen gelaufen, ohne dass die Polizei sich genötigt sah derart aufzutreten.

Es ging ihnen am 27. August darum Teile der organisierten Antifa-Szene Berlins zu durchleuchten und allen antifaschistisch gesinnten Menschen der Stadt eine unmissverständliche Ansage zu machen. Gerade uns als relativ junge und aktive Gruppe wollten sie bei unserer ersten Aktion einschüchtern... Aber wir lassen uns nicht einschüchtern! Jetzt erst recht! Gegen Naziterror und Polizeiwillkür!


www.antifa.de



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