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Sat Jul 29 23:40:43 1995
 

Veranstaltung: Kriminalisierung & Diffamierung

Wir *dokumentieren* jetzt eine Information der Gruppe: AStA der HWP

Veranstaltung: KRIMINALISIERUNG UND DIFFAMIERUNG DER ANTIFASCHISTISCHEN

BEWEGUNG

Am 20. September 1994 begann in Berlin der Prozess gegen sieben Antifas,;

die Mehrzahl von ihnen sind junge tierkische und kurdische ImmigrantInnen,

denen gemeinschaftlicher Mord vorgeworfen wird. Es drohen lebenslange

Haftstrafen. Sie sollen am 4. April 1992 nach spontaner antifaschistischer

Mobilisierung ein Treffen fuehrender Funktionaere der "Deutschen Liga fuer

Volk und Heimat" in einem Restaurant in Berlin-Neukoelln angegriffen haben.

Im Laufe der Auseinandersetzung wurde Gerhard Kaindl, Landesschriftfuehrer

der DL, schwer verletzt und starb. Unter dem Vorwand der Tataufklaerung

wurden drastische Ermittlungsverfahren eingesetzt, in deren Verlauf die

gesamte Berliner Antifa-Szene unter Druck gesetzt wurde. Die

Ermittlungsergebnisse wurden schon nach kurzer Zeit von der Polizei an die

Zeitung der DL weitergegeben. Auffaellig ist, dass hier ein besipielloses

Exempel gegen organisierte Antifas statuiert werden soll, waehrend

gleichzeitig neofaschistische Moerder als irregeleitete jugendliche

Einzeltaeter mit geringen Haftstrafen, die teilweise zur Bewaehrung

ausgesetzt werden, davonkommen.

In Goettingen fand am 5. Juli 1994 eine grossangelegte Razzia bei 17

Personen, dem AStA der Georg-August-Universitaet, dem Buchladen Rote Strasse

und zwei Druckereien statt. Den oeffentlichkeitswirksamen Aktionen und der

erfolgreichen Buendnispolitik der Goettinger Antifa(M) soll damit ein Ende

gesetzt werden. Die Vorwuerfe lauten: Bildung einer kriminellen Vereinigung,

schwerer Landfriedensbruch und Noetigung. Gerade weil es in Goettingen

gelungen ist, autonome Politik in breite Kreise bis hin zur SPD zu tragen,

stehen die AntifaschistInnen im Mittelpunkt staatlicher Repression. Der

Prozess, der unter Umstaenden mehrjaehrige Haftstrafen zur Folge hat, soll

um den Jahreswechsel 94/95 eroeffnet werden.

Die beiden Prozesse sind nur ein Beispiel fuer den massiven Angriff

staatlicher Organe auf die antifaschistische Bewegung nach 1989. Nach dem

Anschluss der DDR und dem internationalen Sieg des Kapitalismus gibt es ein

neues Feindbild: den Antifaschismus. Nicht nur mit der autonomen Antifa soll

aufgeraeumt werden. Im Sinne einer aktualisierten Totalitarismustheorie

werden Faschismus und Kommunismus, Drittes Reich und DDR gleichgesetzt. Die

Rede von "rotlackierten Faschisten" und dem "DDR-KZ" soll die Verbrechen der

Nazis relativieren, um unbelastet von der Vergangenheit wieder grossdeutsche

Politik betreiben zu koennen. Die antifaschistische Bewegung, die nicht

nur gegen Stiefelnazis auftritt, sondern auch reaktionaere staatliche

Politik kritisiert und an die Kontinuitaet (west-)deutscher Geschichte

erinnert, ist deswegen in ihrer ganzen Breite staatlicher Diffamierung und

Kriminalisierung ausgesetzt.

Die Veranstaltung, deren Schwerpunkt in der Analyse liegen soll, gliedert

sich in drei Teile:

- staatlicher Anti-Antifaschismus, die Ideologie des Innenministeriums

- Berichte von AntifaschistInnen aus Goettingen und Berlin

- Einschaetzung der Kriminalisierung vor dem Hintergrund "Lage

der Nation"

Anschliessend erhoffen wir uns eine rege Diskussion.

DONNERSTAG, DEN 27. OKTOBER 1994 UM 19:00 IN DER HOCHSCHULE

FUER WIRTSCHAFT UND POLITIK, RAUM S 31

VeranstalterInnen: AStA der HWP, Hochschul-Antifa, Von-Melle-Park 9

bzw 5, 20146 HH

mit Unterstuetzung der GRL (Gruppe Radikale Linke)

--(a)

Infogruppe Hamburg (ifghh@krabat.comlink.de)