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Mon Jun 11 11:22:43 2001
 

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»Ausländer sind Ausländer« - Neues von der Multikultur

Daß über einen einzigen dürftigen Gedanken dickleibige Wälzer geschrieben werden, ist nichts Neues. Selten jedoch wurde der Leser für dümmer gehalten als in Heimat Babylon vom Frankfurter Kulturdezernenten und der 68er-Ikone Daniel Cohn-Bendit und seinem Mitstreiter Thomas Schmid, die selbst Horst-Eberhard Richter und Luise Rinser, bisher unumstrittene Koryphäen auf dem Gebiet, alles zu Quark breitzutreten, was es zu einem Thema zu sagen gäbe, alt aussehen lassen.

»Deutschland ist ein Einwanderungsland«, stellen Cohn-Bendit/Schmid fest. Jetzt könnte ein Gedanke kommen. Stattdessen: »Wir werden zeigen, daß es keinen Sinn hat, diese Wirklichkeit zu leugnen«, oder: »Wir plädieren für die Anerkennung dieser Realität.« Und für den, der es immer noch nicht begriffen hat: »Wir werden zeigen, daß dies Land ein Einwanderungsland ist.« Auf der nächsten Seite: »Deutschland ist ein Einwanderungsland, und auch dadurch multikulturell.« Vielleicht jetzt? »Wir feiern das nicht, wir stellen es nur fest ... Das ist das Anliegen dieses Buches.« Entnervt blättert man weiter. »Die multikulturelle Gesellschaft ist also ein verwirrendes Phänomen.« Etwas später: »Ausländer sind Ausländer, aber nun einmal da.«

Nicht nur physiognomisch, auch stilistisch haben sich die ehemaligen Wortführer der Studentenbewegung Helmut Kohl anverwandelt. Gedankenlos flechten sie Beschwörungsformeln unfreiwilliger Komik zu redundanten Girlanden: »Ausländer sind Ausländer, also keine Deutschen«, oder »Eine Gesellschaft ist kein Eimer«.

Im Bemühen, alles zu relativieren und möglichst nirgends anzuecken, sind sie bis zur Schmerzgrenze harmlos und bräsig. Die ausländerfeindliche Stimmung ist für sie nicht mehr als eine beklagenswerte Angelegenheit und die Schlägerbanden sind bloß irregeleitete und eigentlich bedauernswerte Menschen. Weil man dasselbe aber auch aus den Tagesthemen und dem Bericht aus Bonn erfahren kann, ist das Buch ungefähr so überflüssig wie ein Kropf oder, um mit Cohn-Bendit/Schmid zu sprechen: »Das mag ein etwas kühner und ... allzu leichtfertiger Schluß sein«, aber wenigstens kein endloses Geschwafel.



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