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Thu Jul 27 03:13:30 1995
 

Absender : TELEGRAPH@VLBERLIN.comlink.de (telegraph)
Betreff : Re: Skinheads von Rechts
Datum : So 07.05.95, 15:30

Skinheads von Rechts

Kurzer Abriss ueber die Entstehung von Nazi-Skins und ihr Weg bis heute

Noch immer haelt sich in der Bevoelkerung die Maer von den ausschliesslich rechtsgerichteten, gewalttaetigen,kinder- fressenden Skinheads (engl. f. Hautkopf oder Glatzkopf) und selbst in den angeblich so aufgeklaerten, vorurteilsfreien, solidarischen Linken haelt man auch heute teilweise fest an dem Bild des boesen, ausschliesslich faschistischen Skin. Zu guten alten Vorwendezeiten galt lange Zeit in der westdeutschen und westberliner Antifa-Bewegung die sogenannte 80%-Regel: Jedem, der eine Glatze hat, auf den Kopf hauhen. 80% sind dabei Nazis und die restlichen 20% haben Pech gehabt. Im nachfolgenden Artikel moechte ich etwas ueber die Entstehung der Skinheadbe- wegung schreiben und ueber den Weg eines Teils dieser Bewegung nach rechts. Im letzten Teil gehr es zum die neue Bewegung der Hammerskins. Dies waere nicht moeglich gewesen, haetten uns nicht Journalisten-Kollegen und Antifaschisten ihr Material zur Verfuegung gestellt. Dafuer bedenken wir uns.

Die Urspruenge der Skinheadbewegung

Die Urspruenge der Skinhead-Bewegung liegen in der Karibik. Dort entstand in den 60igern, in den Armen - Gettos und Elendsvierteln der Staedte eine farbige Protestbewegung. Wie jede Bewegung hatte auch sie ihre eigene Musik - Reggea und Ska. Westindische Einwanderer brachten dann diese Musik nach Grossbritannien. Auch hier waren es hauptsaechlich schwarze und weisse arbeitslose Jugendliche aus den Slums, den Docks, den Gettos der Grossstaedte die sich 1968/69 Skinheads nannten, sich die Schaedel kahl rasierten, Werftarbeiterschuhe der Marke Dr. Martens anzogen, Jeans, Dunky-jakets oder Bomberjacken trugen. Sie tanzten nach der Musik der Einwander von den westindischen Inseln. Es entstand ein proletarisches Bewusstsein. Ihr Widerstand und ihre Wut richtete sich gegen das britische Establishment. Skins waren ueberall dort, wo es darum ging Streikposten zu stellen, Demonstrationen zu schuetzen. Doch bald verschwanden sie von der Bildflaeche.

Mitte der Siebziger tauchten sie wieder auf. Zur gleichen Zeit boomtedie Punkbewegung. Oi-Musik entstand. Eigentlich als Binde- glied zwischen Punksund Skinheads gedacht, wurde sie jedoch von den meisten Punks abgelehnt. Die beiden Jugendkulturen entfernten sich voneinander. Auf Konzerten kam es immerwieder zu Schlaegereien zwischen Punks und Skinheads. Durch ihre simple Brutalitaet waren Skinhead schnell verpoent und vonder Presse diffamiert. Sie wurden zu Aussenseitern der Gesellschaft.Auch diebritische Linke wollte nichts von ihnen wissen. In ihrer Wut richtete sich dieGewalt der Skins mehr und mehr gegen die, die noch schwecher und ausgestossener waren als sie - die aus- laendischen Zuwanderer. Das vormalige Klassenbewusstsein verwandelte sich mehr und mehr zu einem Rassenbewusstsein. Viele alte Skins die davon nichts wissen wollten zogen sich zurueck, liessen sich die Haare wieder lang wachsen. Einige nannten sich Red- Skins um sich abzugrenzen. Mitte der Achtziger dann entstand mit SHARP (Skinheads gegen Rassismus) der Versuch einer antirassistischen Gegen- bewegung, um die Skinheadswieder zurueck zu den Urspruengen zu bringen und den Irrweg von Rassismus und Faschismus zu beenden. Mittlerweile ist diese Bewegung weltweit aktiv.

Die Stunde der faschistischen Parteien

Die ploetzliche rassistische Entwicklung vieler Skinhead weckte Interessebei den britischen Faschisten. Ploetzlich war da ein Potential voller Entschlossenheit, Gewaltbereitschaft, das auszunutzen sich lohnen wuerde. Von allen verstossen, griffen viele Skins nach der scheinbar einzigen Hand, die ihnen von der britischen Nazi-Organisation "National Front (NF)" entgegengestreckt wurde. Eine traurige Allianz begann, die die Skinheadbewegung bis heute vollends diffamieren sollte. Die Urspruenge galten nun erst recht nicht mehr. Dieser Trend setzte sich in allen westeuropaeischen Laendern, in denen es Skinheds gab, also auch in Deutschland, fort. Immer mehr faschistische Organisationen erkannten das Potential, welches in der Skinheadbewegung steckte und versuchten es fuer sich zu gewinnen. In Deutschland war es als erster Michael Kuehnen, Leitbild der Deutschen Neonaziszene. 1983 in einem Interwiev danach gefragt, wo er neue Anhaenger rekrutieren wolle, antwortete er: "Unter den Skinheads und Fussballfans, die uns sehr helfen, aber politisch natuerlich noch nicht ganz zu uns gehoeren." Bereits 1982 wurde dies von ihm als neue Strategie im Rundbrief seiner Organisation "Aktions- front Nationaler Sozialisten (ANS)", "Die innere Front", Nr.5 als klar abgestecktes Ziel formuliert: "Unter den Fans und Skinhads neue Mit- kaempfer zu gewinnen." Die Idee war einfach. Viele Skinheads waren regelmaessig unter den Fan-Gruppen der verschiedenen Fussball-Stadien anzutreffen. Man musste also nur in die Fan-Kurven einsickern und die dort vorhandene explosive Stimmung durch spezielle Fan-Clubs buendeln und in die gewuenscht Richtung lenken. Wer sich prugeln kann, konnte schnell in der Hierachie aufsteigen, den Ton angeben und andere mit sich reissen. In den Anfaengen klappte auch alles ganz wunderbar. Das Paradebeispiel dafuer enstand in Dortmund. Mit der beruemt- beruechtigten "Borussenfront" existierte eine der wenigen wirklich geschlossenen FAP-Kammeradschaften. Unter Fuehrung von Siegfried (SS-Siggi) Borchert, bis zum Verbot stellvertretender Bundesvor- sitzender der FAP, beherrschte die Borussenfront ueber Jahre hinweg die Fankurve von Dortmund und praegte das Bild des Borussen-Fans. In Berlin waren es die Herta BSC-Fan-Clubs "Endsieg" und "Zyklon B", die unter der massgeblichen Fuehrung von Berliner Kadern der Nationalistischen Front standen. Und so konnte man dann am 30.09.1983 im "West-Kurier" lesen: "Nach einer kuerzlichen Mitteilung der Hamburger Innenbehoerde sucht der 1982 aus der Haft entlassene Neonazi Michael Kuehnen zur Zeit verstaerkt Kontakte zu Mitgliedern der Fussball-Fanklubs und den `Skinheads . Dem Verfassungsschutz liegt unter anderem ein `Informationsbrief zur Lage der Nation vor, indem Kuehnen seine Anhaenger auffordert, bundesweit unter `Skinheads- und `Fussballfans aktiv zu werden. Zur Europameisterschaft 1988 erlangte die Mobilisierung in den Stadien ihren Hoehepunkt. Es gelang kurzzeitig vereinsuebergreifend deutsche Fans unter einen Hut zu bekommen. Doch nach der EM war endguelt ig Ruhe. Viele Skinheads zogen sich aus den Stadien zurueck. Ihn en waren die Fanblocks zu lau geworden und zu sehr ueberwacht. Viele Fa n dagegen wollten mit Faschisten in ihren Reihen nichts mehr zu tun haben. Es kam hin und wieder auch dazu, dass Nazi-Kader von Fans und Skins Pruegel bezogen, die keine Lust mehr hatten, fuer ein paar Kisten Bier Saalschutz zu spielen. Hinzu kam, dass vielen das stramme Parteileben, Aufmaersche, Flugblattverteilen, Parteivertsammlungen und vor allem bedingungslose Disziplin und Gehorsam zu viel waren. Das war nicht ihre Welt. Das Auseinanderdriften von Hooligans und Skinheads entzog den Naziorganisationen sehr schnell den Boden unter den Fuessen. Zwar gab es weiter Nazi-Skin-Gruppen in den Stadien, aber der 1982/83 formuliert e und erhoffte Mobilisierungserfolg war ausgeblieben. Der letzte Bundesvorsitzende der Nationalistischen Front (NF) und jetzige Fueh rer der Nachfolgeorganisation Sozialrevolutinaere Arbeiterfront (SrA), stieg 1988 frustriert aus der Skin-Bewegung aus. In einem Interview sagte er dazu: "Zu Skins und Hools halte ich nur dann Verbindung , wenn sie wirklich politisch aktiv sind." Pohl war bis zu seine m Ausstieg, bei den oben bereits erwaehnten faschistischen Herta-Fan- Clubs aktiv, trommelte in der Nazi-Skin-Band "Kraft durch Froide " und gab das Skin-Fanzine "Attacke" herraus. Ausserdem bemuehte sic h Pohl zwischen 1983 und 1985 aktiv um Skin-Anhang des Ostberliner Fuss ballclubs BFC Dynamo. Aber auch die Ideologen der "Neuen Rechten" interessierten sich in dieser Zeit fuer die Skinheads. So schrieb der Herausgeber der neur echten Nazipostille "Nation und Europa", Peter Dehoust, 1987 im Vorwort seines Themenheftes "Skinheads. Buhmaenner der Jugendkultur": "Wir muessen u ns dieser jungen Deutschen annehmen und froh sein, dass es nich tangepasste junge Deutsche gibt. Unsere Aufgabe ist es, sie fuer das Volksganze und einen freiheitlichen Rechtsstaat zu gewinnen, zu versu chen, ihnen den Weg dahin zu zeigen." Parallel zum Versuch, Skinheads zum Eintritt in faschistische Parteien und Organisationen zu bewegen, keimte die Idee, ueber die kulturelle Identifizierung der Skinheads faschistisch ideologisierte Skinhead-Gruppierungen zu schaffen und durch diese eine mit rechtsextremen Ideologien verbraemte Musikkultur innerhalb der Skinheadbewegung zu schaffen. Sie sollte massiv in die OEffentlichkeit treten und den Anschein erwecken, Skinhead sein, hiesse Rechts sein.

Blood and Honour

Ein schon laenger bekannter Versuch der Vernetzung rechter Skinheads, der in den letzten Jahren des oefteren fuer Schlagzeilen gesorgt hatte, ist das, in Grossbritanien beheimatete, europaeische Netzwerk "Blood and Honour" (zu deutsch Blut und Ehre) des 1993 durch einen Autounfall zu Tode gekommenen Chefs und Saengers der Nazi-Skin-Cult-Band "Screwdriver", Ian Start Donaldson. Ausserdem wird ein gleichnamiges Fanzine herausgegeben, welches ebenfalls europaweite Verbreitung hat. Den offizellen Vorsitz bekleidet das Mitglied der faschistischen "British National Party (BNP)". Doch eigentlich leitete Donaldson das Netzwerk aus dem Hintergrund. Hauptaufgaben des Netzwerks sind, die Organisierung, einer Europaweiten Zusammenarbeit der verschiedenen rechten Skingruppen. Dazu dient das vom "Blood And Honour" herausgebrachte gleichnamige Fanzine, um, europaweit rassistische, faschistische und antisemitische Hetze in die Skinheadbewegung zu streuen. Ausserdem wird versucht moeglichst viele Nazirock-Bands zu einer Art Konzertagentur zu vereinen. So sind unter anderem im Blood and Honour Netz Nazi-Bands wie "No remorse", "Brutal Attack", "Skullheads". Deutsche Bands wie "Endstufe" und "Stoerkraft" stehen dem Netz seit Jahren nahe. Ausserdem betreibt das Netzwerk einen florierenden Vertrieb. Durch die Produktion von Platten, Cassetten, CDs, Poster der Waffen-SS, T-Shirts, Buttons, Aufnaeher und anderem Zubehoer nimmt der offizielle Nazi-Musikverlag "Rebelles Europeens in Brest/Frankreich, Tausende von Mark ein. Einige Platten werden auch in Bruehl, Westdeutschland, von Rock-a-Rama produziert. Den Vertrieb eines immer mehr wachsenden Marktes besorgt die Firma Thunor Services, in London. "Blood And Honour" hat guten Kontakt zu Naziorganisationen weltweit, speziell in Schweden. Dort baute Ian Stuart Donaldson ab 1988 das Nazi-Netzwerk "Storm" auf. Zum Storm-Netz gehoert seit Anfang der neunziger Jahre die schwer bewaffnete Terrorgruppe "Vit Ariskt Mostand (VAM)", zu deutsch "Weisser Arischer Widerstand", hinter der,bis zu seinem Tod als Schluesselfigur Donaldson stand. Weitere Kontakt pflegt "Blood And Honour" zu Klu Klux Klan- Gruppen inden USA, aberauch zu Naziorganisationen in Deutschland. 1991 zetteltedie Securityvon Donaldsons Band "Screwdrever" vor einem Konzert der "Deutschen Alternative" in Cottbus schwere Ausschreitungen an, Infolge dessen 56 Personen von der Polizei verhaftet wurden, unter ihnen vier von Donaldsons Security-Leuten. Nach Holland gibt es Kontakte zu dem einzigen Nazi-Skin-Magazin "Hou Kontakt". Die Macher Martin von der Grind und Frankie Kattenburg ver- suchen seit einiger Zeit ueber das Fanzine ein internes Netz innerhalb der etwa 350-450 niederlaendischen Nazi-Skins zu schaffen. Vor allem versuchen sie das durch die Organisation von Konzerten, auf denen auch die "Blood And Honour"- Bands "No Remorse" und "Skullheads" spielten. Ausserdem fanden 1992 ein Skin-Treffen in Amsterdam und Utrecht statt. Am Randedes ultarechten Treffens wurden fuenf Nazi-Skins von der Polizei verhaftet, weil sie am Bahnhof einen Schwarzen zusammengeschlagen hatten. Unter den Verhafteten war "Blood and Honour" - Chef Donaldson. In Grossbrittanien veranstaltet "Blood and Honour" regelmaessig "Rock Against Communism". Donaldsons versuchte am 27.Mai 1989 in London ein riesiges internationales Konzert zu organisieren, das wie er selbst sagte, eine Antwort auf die ganze Aggression der Juden und Roten sein sollte. Das wurde durch die Gegenaktionen der britischen Antifaschistischen Aktion verhindert. Nachdem erreicht wurde, dass die Londoner Bezirksverwaltung des Stadtteils Camden den Veranstaltungsort kuendigte, lieferten sich am Hyde Park etwa 1000 Antifaschisten mehrere Stunden eine Strassenpruegelei mit den aus ganz Europa zusammengekommenden Nazi-Skin. Der Versuch, zwei Zuege mit ein paar hundert Nazi-Skins nach Northfleet zubringen, um das Konzert dort durchzufuehren, wurde von der Polizei am Zielort unterbunden. Die Zuege fuhren wieder zurueck. Ein beteiligter Nazi aus Hamburg beschrieb den Tag so: "Ich habe fuer den Flug Hin und Zurueck bezahlt, und das Konzertticket, ich kam zum Hyde Park und die Juden und Kommunisten haben mich verpruegelt und ich kann mein Geld nicht zurueck kriegen. Jetzt haben sie mich ueber eine Meile vom Bahnhof weggeschickt um von euren Bullen gejagt zu werden. Nehmt Ian Stuart in die Zange.

Hammerskins - Die neue Bewegung

Wir druckten einen Text ueber tschechische Hammerskins im "telegraph" Nr.10/94 ab. Zu diesem Zeitpunkt war uns noch nicht bewusst, was sich dahinter verbirgt. Die Hammerskin-Bruderschaft ist ein Netzwerk ganz anderer Art, das mitlererweile auf der ganzen Welt existiert. Das Netz vereint verschiedenste Komponenten der vorher beschriebenen Nazi-Skin-Netze. Die Hammerskin-Idee kommt aus den USA. 1986 gruendeten zwei Maenner namens Wollin Lange und Scan Tarret in Dallas/Texas diese Bewegung mit dem Ziel, alle nationalistisch eingestellten Skinheads der USA zusammenzufuehren. Der Name leitet sich angeblich davon ab, dass in der USA der Hammer das Zeichen der weissen Arbeiter sein soll. Das Symbol der Hammerskins sind zwei gekreuzte Zimmermanshaemmer in einem auf die Spitze gestellten Viereck. Es soll nach Richtlinie auf dem linken Unterarm, moglichst auf einer Bomberjacke getragen werden. Um die Ausbreitung unter Kontrolle zu halten wurden die Organisation in einen Nordteill und einen Suedteil aufgegliedert und zum Verband Northern Hammerskins/Division. Etwas spaeter weitet sich das Netz nach Kanada aus. Dort heissen sie Hammer-Skins/Division Canada -Amerika/Northern Hammerskins. Im Laufe der letzten Jahren breitete sich das Netz weltweit aus. Dabei wurde das Netz kontinental ebenfalls in Divisonen, in National, in Hammerskin-Nations untergliedert. Bekannt sind derzeit Southern Cross Hammer Skinhead/Divison Australia, und eine Hammerskin Division Europa. In Europa s ind Hammerskin-Nations bekannt in der Schweiz, in England, Frankre ich, Tschechien und natuerlich in Deutschland. Die einzelnen nation alen Untergruppen nennen sich Sektionen In Deutschland soll es Hammerskins bereits seit eineinhalb bis zwei Jahren geben. Es sind zwei Untergruppen bekannt, eine Berlin/Lichtenberg un d Brandenburg und eine in Sebnitz/Sachsen. Interessan t ist, dass der Kontakt der Berliner und Brandenburger ueber das Postfach der Partei "Die Nationalen" laeuft. Hinter den Nationalen verbirgt sich ein Wahlbuendnis aus Deutsche Liga, Nationalistisc he Front, NPD und Wiking Jugend. Schon hier wird klar, dass d iese Bewegung eng mit den organisierten faschistischen Strukturen zus ammenarbeitet. Die Richtlinien und Aufnahmebedingungen der Hammerskins erinnern eher an die Gebote einer puritanischen Sekte als an eine rassistischen Bewegung. Sie sind eine Mischung aus Raeuberpistole,Maennerbuendelei. So bet rachten sie sich als eine weisserassistische Bruder schaft und fuehlen sich inspiriert durch den Glauben ihrer Ahnen. Fuer sie ist Rassismus Mittel zum Erhalt ihrer arischen Art, Erbe und Kultur, fuer die sie sich zuerst einsetzen. Diese Bew egung sei daher auch ausschliesslich fuer weisse Skinheads bestimmt. Jeder Hammerskin muss sich einer Probezeit unterziehen, "deren Dauer von der Persoenlichkeit des Einzelnen abhaengt" Es ist Bedingung, dass die Mi tglieder: "ehrenhaft, mutig, selbstbewusst sind und keine Drogen- und Psychoprobleme haben. Zu den erklaerten Feinden der Hammerskins gehoeren: "Punks, Diebe, Feiglinge, Alkeholiker, Junkies, Verruec kte jeglicher Couleur, sexuell Abartige, Maulhelden oder Problemfaell e, die sich nicht selbst im Griff haben." Ausserdem bezeichnen sie sich als Bruderschaft, was natuerlich heisst das diese Bewegung vorrangig fuer Maenner gedacht ist und Frauen, wenn ueberhaupt, nur bedingt zugelassen sind: "Was die Rolle der Frauen bei den Hammerskins angeht, so haben weisse Rassisten die Frau stets mit hoh em Respekt behandelt und in Ehren gehalten, denn schliesslich garantieren sie die Zukunft unserer Rasse. Wir haben uns trotzdem aus Sicher heitsgruenden gegen eine Teilnahme von Frauen bei den gefaehrlichen Aktionen der Hammerskins entschieden, aus den selben Gruenden sollten Frauen nie in selbigen eingebunden oder eingeweiht werden. Wir bieten ihnen andere, ebenfalls interessante Alternativen." Wie diese Alternativen aussehen, das wird zum Beispiel in dem saechsischen Hammerskin-Zine "Hass Attacke, Nr. 3" gezeigt. Dort wird auf Seite 31 ein Interview mit einer Frau von der sogenann ten "Skingirl Front Deutschland" abgedruckt Auf die Frage "seid ihr EMANZIPIERT? Wenn ja, hoffentlich nicht so viel?" antwortet die Fra u brav. "NEIN! Ganz und gar nicht. Viel eher moechte ich als voller Partner angesehen werden und verstanden werden. (Dank meinen Mann...) . Frau und Mann, sollten sich ergaenzen (ganz nach germanischen Vorbild). Wir wollen auch Frauen sein und keine Kerle mit Rock. " und auf Seite 61 trauern Kevin und Stefan, dass der "Renee und Sk inheadgirl Fotokalender" nun doch nicht erscheinen kann und man es noch mal probieren will. Soweit zur Rolle der Frauen bei Nazi-Skins. Das Hammerskin-Netzwerk setzt natuerlich auch voll auf den propagandistischen Effekt der Fanzins und der Musik-Kultur. In den offiziellen deutschen Hammerskin-Zins "Hammerskin", "Wehrt Euch", "Hass Attacke" wird kraeftig die Werbetrommel geruehrt, fuer diverse Bands wie "Celtic Warrior", "Bound For Glory", "Nordic Thander", natuerlich "Skrewdriver" und der Gitarrenbarde Frank Rennicke, um nur einige zu nennen. Ausserdem werden Konzerte besprochen und Werbung gemacht fuer Schallplatten, T-Shirts, Aufnaeher, weltweit. Den Vertrieb von Platten betreibt unter anderen eine Firma namens Hammerskin Records in Bogota/New Jersey-USA, aber auch das Label "Resistance Records" in Marseille/Frankreich. Ausserdem gibt es auch eine Knasthilfe. Es werden Adressen von inhaftierten Kameraden abgedruckt m it der Bitte, diese nicht nur zur Kenntnis zu nehmen sondern auch an sie zu schreiben, ihnen Pakete zu schicken. Noch ist schwer einzuschaetzen welche Dimension diese Gruppierung hat und in Zukunft einnehmen wird. In der USA soll es mitlerweile in jedem Bundesstaat eine Sektion geben. Die Boehmischen Hammerskins sagen von sich selbst, dass sie 10 Leute in der zentralen Organisation haben, die in verschiedenen Staedten wohnen, wo sie weiter Skinheads um sich scharen. Im letzten Winter fand in Lichtenberg eine Hammerskinparty mit ca. 300 Leuten statt. Es gibt Informati onen, dass Kader aus verschiedensten Naziparteien zu den Hammerskins Kontakt halten oder direkt in Hammerkin-Gruppen aktiv sind. Es sollen auch Leute unter ihnen sein, von den man seit laengeren vermutet hatte, dass sie sich zur Ruhe gesetzt haben. Es ist interessant, dass das Hammerskinmodell in Deutschland gerade in einer Zeit zu boomen beginnt, in der eine legale Naziorganisation nach der anderen verboten wird. Es ist also gut moeglich das das Hammerskin- Netz hier in Deutschland zum Auffangbecken fuer die Kader und Strukturen der verschiedenen verbotenen Naziparteien werden koennte. Fazit: Die Nazi-Skin-Bewegung lebt. Eins ist jedoch klar, sie ist nicht natuerlichem Ursprungs. Durch die Ablehnung der Gesellschaft, die Verteufelung der Presse und der bornierten Herabwuerdigung durch die Linke wurden die Skinheads in die Arme der Naziparteien getrieben, die sie bis heute nicht losgelassen haben und alles dafuer tun werden, dass das Bild vom Skinhead so bleibt wie es ist. Die wenigen antirassistischen und antifaschistischen Skinheadgruppen werden es da weiter sehr schwer haben um sich durchzusetzen und das Bild von Skinheads etwas gerade zu ruecken. Auch heute ist es mehr denn je noetig, den Boneheads, wie die Nazi-Skins bei den SHARPS heissen, entschieden entgegenzutreten. Doch sollten wir alle genau hinsehen wenn wir jemand mit Glatze und Bomberjacke begegnen. Nicht jeder Skinhead ist gleich ein Faschist. Barni Geroellheimer.

(Der Artikel kann mit dem Hinweis "Aus der Ostberliner ZeitschriftMtelegraph Nr 3/95" nachgedrucktwrden.)