Empfänger: /Z-NETZ/GESUNDHEIT/DROGEN Absender: T.Vogler@CBRA.ZER Betreff: TV1: Vom Recht auf Rausch (I) Route: CBRA!INFINET!BIONIC!HOT!TTB!AWORLD Msg-ID: 50QUiTCurP@CBRA Datum/Zeit: 07.05.93/06:47 Uhr Länge: 4126 Bytes O.O :::::/-\öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö Diese Publikation ist *SPREADWARE*! Verbreitung ungekürzt erwünscht! Der Autor freut sich über kleine Aufmerksamkeiten zum Geburtstag (s.u) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Publikation: * Vom Recht auf Rausch * (‡) 1992 by TV1 ______________________ I. 'Tierische' Räusche ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Meine Eltern hatten einmal einen Cockerspaniel mit einer seltsamen Angewohnheit, die sich jedes Jahr nach der Schnee- schmelze beobachten ließ: zielstrebig steuerte er bestimmte Plätze an und grub dort in den Schneeresten nach liegenge- bliebenem Fallobst. Wenn er genug davon fand, war er ganz glücklich, aber nicht mehr für solche Banalitäten wie Stöck- chen Apportieren zu begeistern. Auch die Koordination seiner vier Beine lief nicht mehr ganz so zufriedenstellend wie üblich. Der Grund: die Äpfel waren vergoren und enthielten Alkohol. Das hatte er irgendwann einmal entdeckt und war seitdem zur bewußten Jahreszeit nicht zu halten. Er wollte sich seinen Rausch abholen und tat es auch. Von einem Flußgebiet in Na- mibia weiß man, daß zu einer bestimmten Jahreszeit dort Früchte überreif und bereits angegoren vom Baum fallen - Grund genug für tausende von Tieren vom Elefanten übers Zebra bis zum Pavian, den Platz trotz einer 'Anreise' von mehreren hundert Kilometern aufzusuchen und sich hemmungslos dem Rausch zu ergeben. Koalabären leben ausschließlich von Eukalyptusblättern und befinden sich wegen deren leicht berauschender Wirkung ihr ganzes Leben in einem Dämmerzustand, regen sich über nichts auf und sind nicht aus der Ruhe zu bringen. Bei einer Über- dosis kommt es schon mal vor, daß sie einfach vom Baum fal- len und ein paar Stunden liegenbleiben. Gefressen werden sie trotzdem nicht, weil ihr Fleisch einen gräßlichen Beige- schmack von Eukalyptus hat - wie australische Farmer berich- ten. Der Beispiele gibt es noch mehr, und sie deuten darauf hin, daß der Rausch keine typisch menschliche Eigenart ist. Menschlich ist allenfalls, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und gezielt Rauschmittel zu erzeugen, die sich zudem angenehmer konsumieren lassen als vergorenes Obst. Das 'Recht auf Rausch', um dessen verfassungsgemäßer Veran- kerung es gemäß einiger Kommentatoren angeblich geht, ist de facto Naturrecht. Es geht aber nicht um seine verfassungsge- mäße Verankerung, sondern um eine praxis- und erfahrungs- orientierte Revision der diesbezüglichen jämmerlich geschei- terten Gesetzgebung. Es geht um die Frage, ob der Staat ohne eindeutige, sachbezogene und stichhaltige Begründung bestim- men darf, welche Art von Drogen genommen werden dürfen und welche nicht. Fortsetzung folgt... ------------------------------------------------------------ > In gebundener Form kann das vollständige Essay auch gegen < > DM 10.-- (beizulegen als Scheck, Überweisungsbestätigung < > u.ä.) unter folgender Adresse bezogen werden: < > < > ###### ## ## /## Realitäts- & Mediendesign < > ## ## ## ## Unteres Seefeld 5 < > ## ### ## 8110 Seehausen < ______________________________________________________________________ Autor : Thomas Vogler BLZ : 70010080 GebTag: 30. Mai (Pfingstsonntag) Kto.: 0536930806 :::::::\-/öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö OøO ## CrossPoint v2.1 ## Empfänger: /Z-NETZ/GESUNDHEIT/DROGEN Absender: T.Vogler@CBRA.ZER Betreff: TV1: Vom Recht auf Rausch (II) Route: CBRA!INFINET!LDB!BIONIC!HOT!TTB!AWORLD Msg-ID: 50YXVLWerP@CBRA Datum/Zeit: 09.05.93/03:29 Uhr Länge: 8096 Bytes O.O :::::/-\öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö Diese Publikation ist *SPREADWARE*! Verbreitung ungekürzt erwünscht! Der Autor freut sich über kleine Aufmerksamkeiten zum Geburtstag (s.u) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Publikation: * Vom Recht auf Rausch * (‡) 1992 by TV1 __________________________ II. Recht auf Nüchternheit ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Tatsächlich bestreitet nämlich niemand ein Recht auf Rausch. Und Drogensucht findet statt - legal wie illegal. Schon Ende der Sechziger Jahre verspotteten die Rolling Stones in einem Song 'Mother's little Helper', die kleinen bunten Tablett- chen, die der Mama über ihren tristen Alltag weghelfen (und nichts anderes sind als Drogen von der übelsten Sorte bis zum Leberschaden). Gerade beim Tablettenkonsum tun sich nämlich Abgründe auf, wenn man ein wenig an der Oberfläche zu kratzen wagt. Ich habe das zweifelhafte Vergnügen, dazu in meiner Familie gleich zwei Fälle zu haben, die in keiner Statistik auftau- chen werden, weil niemand eine solche Statistik erstellt und mächtige Interessen einer objektiven Durchleuchtung entge- genstehen. Meine Mutter wurde Anfang der Sechziger operiert. Ein klei- ner, noch gutartiger Tumor. Für die Zeit der Nachbehandlung wurde ihr Valium verschrieben - ein im Prinzip normales Ver- fahren. Daß diese 'Nachbehandlung' sich aber über 20 Jahre erstreckte und zu realer physischer Abhängigkeit führte, war nicht mehr normal. Dabei war meine Mutter völlig unschuldig. Nie kam ein Arzt auf die Idee, ihr zu sagen, daß ver- schiedene Symptome einfach nicht mehr auf Spätfolgen der Operation zurückzuführen waren, wie sie annahm, sondern auf eine real vorhandene Tablettensucht. Es wurde nie auch nur der Versuch unternommen, die 'Nachbehandlung' therapeutisch zu beenden. Sie wurde in Unwissen *und* Abhängigkeit gehal- ten - zum finanziellen Nutzen des verschreibenden Arztes und der Pharmaindustrie. Meine Mutter war völlig geschockt, als meine Schwester, mittlerweile approbierte Sozialtherapeutin, ihr Symptome und Zusammenhänge akribisch und kompetent darlegte. Davor hatte sie so etwas mit dem Hinweis auf die ärztliche Kompetenz immer geleugnet. Der zweite, noch schäbigere Fall, ist der meiner Großmutter. Sie litt, seit ich denken kann, an Wetterfühligkeit. Das Übel begann mit Ohrensausen, einer bei älteren Leuten durch- aus normalen Reaktion des Kreislaufs auf frappante Luft- druckveränderungen wie Föhn etc. Die alte Dame, allein in Innsbruck wohnend, wurde eines Tages völlig verwirrt und unterernährt von der Polizei aufgegriffen. Ihr drohte die Einweisung in ein Altenhospiz als hoffnungsloser Pflegefall. Als meine Eltern sie zu sich in Pflege nahmen, stellte sich heraus, daß ihr der neue Hausarzt (der alte war verstorben) seit Jahren ein ganzes Sammelsurium schwer abhängig machen- der und suchterzeugender Medikamente verschrieben hatte: Ge- gen das Ohrensausen bekam sie Herzmittel, das Herzmittel machte sie nervös, dagegen bekam sie Betablokker, die mach- ten sie schlapp und apathisch, dagegen bekam sie Amphetami- ne, die ließen sie nachts nicht schlafen, dagegen bekam sie Barbiturate, der Drogencocktail führte zu Allergien, gegen allergische Reaktionen bekam sie Mittel, für die ein Straßenjunkie jederzeit eine Apotheke ausräumen würde, wenn er wüßte, was da drin ist... Besonders fatal erwies sich dabei, daß unter dem Drogenein- fluß ihr Gedächtnis schwer litt, sodaß sie die komplexe Me- dikation (diese 2 mal täglich, jene 3 mal, diese vor dem Schlafengehen usw...) nicht mehr einhielt und seit einiger Zeit 'sicherheitshalber' ein paar mehr nahm, manchmal bis zu 10 mal am Tag. Ihr Hausarzt hatte nie ein Medikament abge- setzt, nur zusätzliche verschrieben. Er ignorierte auch den ständig wachsenden Bedarf und verschrieb ihr einfach etwas, wenn sie in die Praxis kam, weil eine der Schachteln leer war. Von den Symptomen wie zunehmende Verwirrung, deutlich erkennbare Unterernährung etc. wollte er nichts bemerkt haben... Der hiesige Arzt faßte sich angesichts der Medikamente an den Kopf und setzte sie alle mit einem Schlag ab, gab ihr dafür ein Vitaminpräparat und Baldriantabletten. Nach einer Phase heftiger physischer Entzugssymptome stabilisierte sich der Gesundheits- und Geisteszustand meiner Oma zusehends, wenn auch vieles einfach nicht mehr zu retten war. Der Arzt, der sie jahrelang als lebende Pharma-Entsorgungsstation miß- braucht hatte, blieb natürlich unbehelligt. Nachforschungen in Altenstationen ergaben, daß diese Dinge vorzugsweise bei älteren, alleinstehenden Damen geradezu üblich sind. Dazu sage ich nur: ein Junkie weiß wenigstens, was er da tut, und sein Dealer läßt ihn nicht im Unklaren. Da wird die Sucht nicht 'untergeschoben', wie in den beschriebenen Fällen 'legaler' Drogenverabreichungen. Nun, diese beiden Fälle haben nichts mit dem 'Recht auf Rausch' zu tun. Sie zeigen aber auf, wie der Staat ein mit Sicherheit unumstrittenes 'Recht auf Nüchternheit' oder gar 'Recht auf Suchtfreiheit' durch Untätigkeit verletzt, solan- ge nur gesetzlich abgesegnete Drogenverteilungswege einge- halten werden. Dabei ist noch gar nicht berücksichtigt, daß die Pharmakon- zerne einen erklecklichen Teil ihrer Gewinne durch rezept- freie Medikamente einfahren, die zumindest psychisch abhän- gig machen und bei unkontrolliertem Gebrauch nahezu aus- nahmslos schwer leberschädigend sind. 'Schmerzmittel' heißen sie, und obwohl die Forschung längst weiß, daß bestimmte (die meisten) Arten von Schmerz psychische Ursachen haben und als solches therapiert werden müßten, bietet die Werbung diese praktischen 'Helferlein' an wie Sauerbier. 'Schmerz' resultiert dabei aus persönlichen Zwangssituationen, die Betäubung des 'Schmerzes' ist nicht zuletzt eine Betäubung der Wahrnehmung dieser Umstände. In diversen Werbefilmen wird 'Schmerz' als Ausrede für den Drogenkonsum gezielt her- vorgehoben (natürlich ist da nicht von 'Drogenkonsum' oder 'Rausch' die Rede, sondern von 'Schmerzfrei sofort, jetzt neu mit Depotwirkung!'). Zu Risiken und 'Neben'-Wirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Freiwillig sagt er gar nichts... Fortsetzung folgt... ------------------------------------------------------------ > In gebundener Form kann das vollständige Essay auch gegen < > DM 10.-- (beizulegen als Scheck, Überweisungsbestätigung < > u.ä.) unter folgender Adresse bezogen werden: < > < > ###### ## ## /## Realitäts- & Mediendesign < > ## ## ## ## Unteres Seefeld 5 < > ## ### ## 8110 Seehausen < ______________________________________________________________________ Autor : Thomas Vogler BLZ : 70010080 GebTag: 30. Mai (Pfingstsonntag) Kto.: 0536930806 :::::::\-/öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö OøO ## CrossPoint v2.1 ## Empfänger: /Z-NETZ/GESUNDHEIT/DROGEN Absender: T.Vogler@CBRA.ZER Betreff: TV1: Vom Recht auf Rausch (III) Route: CBRA!INFINET!BIONIC!HOT!TTB!AWORLD Msg-ID: 50f_IeY9rP@CBRA Datum/Zeit: 11.05.93/08:21 Uhr Länge: 7820 Bytes O.O :::::/-\öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö >*TV1*< Realitäts- und Mediendesign, Unteres Seefeld 5, 8110 Seehausen ---------------------------------------------------------------------- Diese Publikation ist *SPREADWARE*! Verbreitung ungekürzt erwünscht! Der Autor freut sich über kleine Aufmerksamkeiten zum Geburtstag (s.u) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Publikation: * Vom Recht auf Rausch * (‡) 1992 by TV1 _________________ III. Historisches ~~~~~~~~~~~~~~~~~ Die Kelten waren in der Antike berühmt für ihre billigen Kneipen, und der zweite Keltenüberfall auf Rom geschah der Überlieferung nach als Folge eines Anspruchs der Kelten auf etruskische Weinberge, nachdem ein etruskischer Edelmann sie mit ein paar Amphoren beglückt hatte. Tacitus berichtet ent- setzt von den ansonsten als sittenstreng beschriebenen Ger- manen, bei ihnen sei es "für niemanden eine Schande, am hel- lichten Tag betrunken zu sein". Wir stammen also von antiken Rauschkugeln ab. Im Gegensatz zu den meisten anderen Völkern, wo die Einnahme von Alkohol und vergleichbaren Drogen oft auf bestimmte Festlichkeiten oder zeremonielle Kulthandlungen beschränkt war, scheinen unsere Vorfahren von je her ein uneingeschränktes 'Recht auf Rausch' beansprucht zu haben, und zwar ohne zeitliche wie örtliche Einschränkungen. Wer dieses 'Recht' so weit aus- nutzte, daß er Haus und Hof versoff, hatte ein Problem, aber das war seines und ging niemanden etwas an. Auch Mord und Totschlag im Zuge von Räuschen war nie ein Grund, dieses 'Recht' einzuschränken. Immerhin führten ge- wisse Auswüchse zum bayerischen Reinheitsgebot, das als er- ste Drogengesetzgebung im moderneren Sinne verstanden werden kann. Es galt seinerzeit nämlich nicht, die bayerische Bier- produktion gegen chemieversetztes Importbier zu schützen, sondern die nicht unübliche Beimengung von Bilsenkraut zu unterbinden, einem Halluzinogen, das bei entsprechender Do- sierung zum völligen Realitätsverlust führen kann. Da kam es schon mal vor, daß ein Zecher im vermeintlichen Dämonenkampf seinen Zechgenossen erschlug oder die Einrichtung demo- lierte. Das Bilsenkraut selbst wurde übrigens nicht verboten, es ging ja lediglich um eine Gesetzgebung zur Drogenreinheit und nicht - wie in der heutigen Diskussion zum Drogenthema nach konservativer Argumentation - um die widerwillige Zu- lassung einer einzigen und angeblich einzig traditionell begründeten 'Volksdroge' unter gleichzeitigem Verbot aller anderen. Das Bilsenkraut war wesentlicher Bestandteil des sogenannten 'Pfeifenkrauts', das verantwortlich dafür ist, daß es hierzulande schon Pfeifen gab, bevor Sir Walter Ra- leigh den Tabak aus Amerika nach Europa brachte. Ein anderer Bestandteil des 'Pfeifenkrauts' war übrigens Hanf... Hanf kam durch die Skythen schon sehr früh nach Europa. Von Anfang an war seine Nützlichkeit zur Herstellung von Seilen und Geweben ebenso bekannt wie die berauschende Wirkung. Von den Skythen berichtet Herodot, bei ihnen gäbe es die Sitte, eigene Zelte aufzubauen und mit Fellen abzudichten, um auf einer zentralen Räucherpfanne Hanfsamen zu verkohlen. Nach kurzer Zeit in dem Zelt jauchzten die von den Dämpfen be- rauschten Skythen laut auf, rannten hinaus und machten Platz für die brav anstehenden Nachrücker. Es wurden dem Hanf auch universelle Heilkräfte zugeschrie- ben, allerdings galt er im Gegensatz zur 'Gemeinschaftsdro- ge' Alkohol als 'Hausdroge' zu medizinischen ebenso wie zu Rauschzwecken. Rom bezog die Hanfseile für seine Flotte im wesentlichen von keltischen Exporteuren, die im Altertum ei- ne florierende Hanfindustrie betrieben, ohne selbst in größerem Umfang Schiffe zu bauen. Sollten die Kelten damit den rein für den Export bestimmten Wirtschaftszweig erfunden haben? Oder haben sie für ein Abfallprodukt einen zahlungs- kräftigen Abnehmer gefunden? Vom Mittelalter ist kein spezieller Cannabis-Gebrauch be- kannt, wohl aber vom Mischgebrauch in besagtem 'Pfeifen- kraut'. Heute noch bezeugen umgangssprachliche und Dialekt- ausdrücke die Verwendung: "Pfeife" ursprünglich für einen Menschen, der sich am Pfeifenkraut berauscht und nicht ernst genommen wird, ebenso "Pfeifenkopf". "Starker Tobak" nannte man nach Einführung von Tabak das ursprüngliche Pfeifen- kraut, als umgangssprachliches Synonym steht er für etwas, was einen sprichwörtlich 'umhaut'. "Pfeifendeckel!" bedeutet in manchen, vor allem schwäbischen Landstrichen soviel wie: "Alles Quatsch", "Unsinn", "egal", "Schwamm drüber" etc. Gesellschaftlich geachtet und von Mythendichtern als Götter- gabe verehrt war der Hanf als Rauschmittel nur in Indien, wo der Legende nach die Götter Amrita regnen ließen und der Hanf dort wuchs, wo die Tropfen des himmlischen Nektars zur Erde gefallen waren. Der Islam verbot ursprünglich den Ge- brauch von Haschisch ebenso wie den von Alkohol, trug aber letztlich am meisten zu seiner Verbreitung in Nordafrika bei. Der Koran konnte sich nicht gegen Cannabis durchsetzen, dessen Gebrauch als Droge in Syrien bereits für das 9. Jahr- hundert vor Christus nachgewiesen ist. Im gesamten Verbrei- tungsgebiet des Islam erfüllt das gemeinsame Haschischrau- chen zum Tee eine ähnliche Funktion wie das gemeinschaft- liche Trinken am hiesigen Stammtisch. Verpönt ist allerdings das Essen von Haschisch, da es von der Wirkung her leicht unkontrollierbar wird. In den 'Märchen aus 1001 Nacht' (na- türlich nicht in der handelsüblichen, jugendfreien Version) findet sich ein kurzes 'Märchen vom Haschischesser', der nach einem Trip ins Paradies mit entblößtem erigiertem Penis auf den Stufen einer Moschee erwacht, umringt von einer Men- schenmenge. Die heutige Stellung der westlichen Gesellschaft gegenüber Cannabis beginnt mit einer Ächtung durch den Völkerbund im Jahre 1925, als der Hanf zusammen mit Kokain und anderen Drogen in einen Katalog verbotener Rauschmittel aufgenommen wurde, weil man die Disziplin der Untertanen durch den Kon- sum bedroht sah. Vor dem ersten Weltkrieg gab es mit Canna- bis versetzte Zigaretten und Tabak ganz legal im Handel. Die UNO übernahm - vor allem auf Drängen der USA - diese Äch- tung, und seit 1988 verpflichtet sich jedes Mitgliedsland, keine explizite Legalisierung einzuführen. Fortsetzung folgt... ====================================================================== > NicePrint gebunden: DM 10.-- Aufwandsentschädigung auf u.a. Konto < > & PM mit Adresse & Verwendungszweck wie in Überweisung angegeben < ---------------------------------------------------------------------- Autor : Thomas Vogler > T.Vogler@CBRA.ZER < BLZ : 70010080 GebTag: 30. Mai (Pfingstsonntag) ~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kto.: 0536930806 :::::::\_/öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö OøO ## CrossPoint v2.1 ## Empfänger: /Z-NETZ/GESUNDHEIT/DROGEN Absender: T.Vogler@CBRA.ZER Betreff: TV1: Vom Recht auf Rausch (IV) Route: CBRA!INFINET!LDB!BIONIC!HOT!TTB!AWORLD Msg-ID: 50nbu4cPrP@CBRA Datum/Zeit: 13.05.93/08:41 Uhr Länge: 9841 Bytes O.O :::::/-\öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö >*TV1*< Realitäts- und Mediendesign, Unteres Seefeld 5, 8110 Seehausen ---------------------------------------------------------------------- Diese Publikation ist *SPREADWARE*! Verbreitung ungekürzt erwünscht! Der Autor freut sich über kleine Aufmerksamkeiten zum Geburtstag (s.u) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Publikation: * Vom Recht auf Rausch * (‡) 1992 by TV1 _______________________________ IV. Amerika, mir graut vor dir! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Vor ein paar Jahren lief im Münchener Szene-Kino Maxim's wo- chenlang ein Film namens "Reefer's Madness" (dt. etwa: Kif- ferwahnsinn). Es handelte sich dabei um einen in den Vierzi- ger Jahren von der amerikanischen Regierung in Auftrag gege- benen 'Aufklärungs'-Film über die Gefahren des Cannabis-Kon- sums. Die Handlung im Kurzen: Ein braver Familienvater wird zum Rauchen eines Joints verführt und trudelt anschließend unaufhaltsam in die Marihuana-Suchthölle, bis er blutunter- laufenen Auges Amok läuft. Das Publikum, das sich diesen Propagandamüll schenkelklat- schend und an den irrsten Szenen grölend applaudierend teils mehrfach ansah, bestand fast durchweg aus Kiffern. Amüsiert haben sich alle, denn was dort geliefert wurde, war ein so hanebüchener Nonsens, daß Heinz Ehrhardt vor Neid erblaßt wäre. Zur Zeit, als dieser Film produziert wurde, gab es den My- thos der 'Einstiegsdroge' Haschisch offenbar noch nicht. Cannabis selbst wurden alle negativen Drogen- und Suchtwir- kungen zugeschrieben, die es nur gab. Die 'Einstiegsdroge' wurde erst erfunden, als die Lächerlichkeit dieser Propagan- da offensichtlich geworden war. Die USA scheinen ein ganz besonders gestörtes Verhältnis zu Cannabis-Drogen zu haben. Es gibt auch ein Büchlein mit dem Namen "Haschisch, Zerstörung einer Legende" (1978), das ei- nen ähnlich unfreiwilligen Unterhaltungswert hat. Amerika 'kämpft' mit solch untauglichen Propagandamitteln schon seit Anfang des Jahrhunderts gegen den Drogenmißbrauch, und doch gibt es keine Gesellschaft, in der der Drogenkonsum derart bedrohliche Ausmaße angenommen hat wie die USA. Die Polizei ist völlig hilflos gegen die ganz offen agierenden Crack- Händler, und die Stadt New York hatte Jahr 1991 eine höhere Zahl von Drogentoten zu verzeichnen als ganz Deutschland im darauffolgenden Jahr. Das legt den Schluß nahe, daß die restriktive Drogenpolitik, wie die USA sie betreibt und wie sie bei uns nachgemacht wird, alles andere als in der Lage ist, das Drogenproblem einzudämmen. Hiesigen Politikern, die das Problem mit Hilfe einer Aufrüstung der Polizei und polizeilichen Sonderrechten wie Abhörberechtigung und Undercover-Agents beizukommen trachten, sei eingebleut, daß dies in den USA längst Praxis ist - ohne sichtbaren Erfolg. Die lateinamerikanischen Län- der haben erst kürzlich die USA zu einer Änderung ihrer Dro- genpolitik aufgefordert, da sie bei immensen Kosten nicht die Spur einer Verbesserung gebracht habe ('Drug Squads' der USA ermitteln und verhaften hoheitsrechtlich und unkontrol- liert von der jeweiligen Staatsregierung in diesen Ländern, wen immer sie kriegen wollen). Vielleicht hat der enorme Aufwand der USA aber auch nur Ali- bifunktion. Ich erinnere mich noch gut an den Sturz des Pa- nama-Diktators Noriega. Selbiger war immer ein 'guter' Dik- tator gewesen. Einen Tag, nachdem er sich auf der Konferenz lateinamerikanischer Länder in Costa Rica in einer öffentli- chen Rede beschwert hatte, die USA hätten versucht, sein dortiges Abstimmungsverhalten zu kaufen, war er plötzlich ein Drogenschieber unermeßlichen Ausmaßes, womit die USA letztlich die militärische Intervention Panamas rechtfertig- ten. Dabei ist klar, daß Noriega jahrelang eng mit der CIA zusam- mengearbeitet hatte. Die 'Beweise', die seine Verstrickung in Drogenschiebereien belegten, mußten zudem vorher schon vorgelegen haben. Noriega sitzt derzeit immer noch in den USA ein, ohne daß ihm der Prozeß gemacht wird. Eigenen An- gaben zufolge hat er an mehreren Stellen der USA Dokumente deponiert, die belastendes Material gegen offizielle Kreise der USA enthalten - seine 'Versicherungspolice' sozusagen. >Fußnote:___________________________________________________ Kurz, nachdem dieser Text verfaßt wurde, sind die amerika- nischen Justizbehörden aktiv geworden und haben Noriega 'schuldig gesprochen'. Die Rede ist davon, daß ihm 'bis zu 160 Jahre Haft drohen'. Ein abschließendes Urteil steht nach wie vor aus. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Es fällt auch auf, daß das militärische und paramilitärische Vorgehen offizieller Sicherheitskräfte der USA in Lateiname- rika zusammenfallen mit dem Erstarken nationaler Drogenkar- telle, die der amerikanischen Mafia das Monopol erfolgreich streitig machten. Wer kämpft hier eigentlich gegen wen und worum? Die Illegalität von Drogenkonsum, des sozusagen 'freien Rechts auf Rausch' hat jedenfalls keinerlei präventive Wir- kung, wie immer von offizieller Seite beschworen wird, sie sichert de facto dem organisierten Verbrechen lediglich eine Monopolstellung im Markt. Dem Syndikat ist es egal, ob der eine oder andere, kleine oder große geschnappt und mit großem Brimborium angeprangert wird - für jeden rückt ein anderer nach. Dem Syndikatwesen wiederum ist es egal, ob mal ein ganzes Syndikat zerschlagen wird. Das setzt nur 'Ar- beitskräfte' für die anderen frei. Für jeden abgeschlagenen Kopf wachsen der Hydra zehn neue, und das Syndikatwesen ist unbesiegbar, solange es eine Mo- nopolstellung hat - denn das Geld fließt in der Illegalität, weil niemand sich sein 'Recht auf Rausch' nehmen läßt, der es ausüben will. Legalisierung, auch Abgabe von Ersatzdrogen und - wo es nicht anders geht, den Drogen selbst - durch staatliche Stellen (siehe aktueller Hamburger Modellver- such), ist die einzige Möglichkeit, den Kapitalfluß zu stop- pen, aus dem die Hydra ihre Lebenskraft bezieht. Auch die derzeit aktuelle Diskussion über die Kontenüberwa- chung doktert diesbezüglich lediglich an Symptomen herum. Machen die deutschen Banken nicht die Drecksarbeit und wird der Boden hier zu heiß, gibt es irgendwo anderen Boden mit verträglicheren Temperaturen. Wo viel Geld fließt, wollen auch viele mitverdienen, denen es letztlich egal ist, ob das Geld schmutzig ist oder nicht. Konservativen Politikern, die sich gerne als Herkules gebärden, sei das ins Stammbuch geschrieben: Es ist Spiegelfechterei und Volxverdummung, anderes zu behaupten! In diesem Sinne möchte ich noch einmal zurückkommen auf das genannte Propagandamaterial. Es ist so dümmlich, daß es nicht dazu taugt, einen halbwegs kritischen (=zu eigenen Schlüssen fähigen) Geist zu überzeugen. Bestenfalls reicht es zur Spießerberuhigung, daß 'etwas getan wird'. Dabei wäre es naiv, anzunehmen, daß es keine besseren Leute für Public Relation gäbe. Für Kenner und Liebhaber von Verschwörungs- theorien sei auf eine Stelle in besagtem Büchlein verwiesen, die von einem mehrere Hektar großen 'Marihuana-Versuchsfeld' in den USA berichtet. Dort werden verschiedene Hanfsorten gezüchtet und nach Angabe des Leiters an 'Marihuana-Forscher in aller Welt' versandt. Zudem züchtet man hauptsächlich 'die am besten erforschte und wirkungsvollste Sorte, die des mexikanischen Hanfs', welche auch hauptsächlich versandt wird. Da frage ich mich schon - und zwar zwei Dinge: Zum einen in- teressiert mich, warum ausgerechnet die am besten erforschte und wirkungsvollste Sorte zu Forschungszwecken am gefragte- sten ist, zum anderen frage ich mich, was ich als Gelegen- heitskiffer täte, wenn ich im amerikanischen Senat, im Kon- greß oder gar in der Regierung säße, um mir den Nachschub von garantiert reinem Cannabis aus kontrolliertem Anbau zu sichern. Ich kann nur die zweite Frage kompetent beantwor- ten: Ich würde mich als 'Marihuanaforscher' in die Versand- liste eintragen lassen... (Aber ich sitze ja nicht dort, und die, die dort sitzen, sind mit Sicherheit über jeden Verdacht erhaben ;^) Fortsetzung folgt... ====================================================================== > NicePrint gebunden: DM 10.-- Aufwandsentschädigung auf u.a. Konto < > & PM mit Adresse & Verwendungszweck wie in Überweisung angegeben < ---------------------------------------------------------------------- Autor : Thomas Vogler > T.Vogler@CBRA.ZER < BLZ : 70010080 GebTag: 30. Mai (Pfingstsonntag) ~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kto.: 0536930806 :::::::\_/öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö OøO ## CrossPoint v2.1 ## Empfänger: /Z-NETZ/GESUNDHEIT/DROGEN Absender: T.VOGLER@CBRA.ZER Betreff: TV1: Vom Recht auf Rausch (V) Route: AWORLD!TTB!HOT!BIONIC!LDB!INFINET!CBRA Msg-ID: 50veWmterP@CBRA Datum/Zeit: 15.05.93/03:37 Uhr Länge: 9214 Bytes O.O :::::/-\öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö >*TV1*< Realitäts- und Mediendesign, Unteres Seefeld 5, 8110 Seehausen ---------------------------------------------------------------------- Diese Publikation ist *SPREADWARE*! Verbreitung ungekürzt erwünscht! Der Autor freut sich über kleine Aufmerksamkeiten zum Geburtstag (s.u) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Publikation: * Vom Recht auf Rausch * (‡) 1992 by TV1 ____________________________ V. Kiffen macht gleichgültig ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Alkohol ist eine Leistungsdroge. Sie wird relativ schnell abgebaut, der Konsument steht im Allgemeinen der Produkti- vität der Gesellschaft schnell wieder zur Verfügung. Erst nach langem und dauerhaftem Gebrauch stellen sich spürbare negative Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit ein, und dann zeigt die Gesellschaft die Klauen: Wird einerseits auf den meisten Büroparties geschluckt, was Fässer und Champag- nerflaschen hergeben, wird der - einmal entlarvte - Alkoho- liker gemieden, als hätte er die Pest. Niemand will die letzte Konsequenz vor Augen geführt bekommen, zu der der ei- gene Drogengebrauch in bestimmten psychischen und sozialen Konstellationen führen kann. Der Alkoholiker am Arbeitsplatz wird meist ein paarmal er- mahnt, schließlich gefeuert. Niemand denkt daran, den teil- weise wirklich hemmungslos praktizierten Alkoholkonsum (wer hier vom 'gemütlichen Beisammensein' spricht, macht sich der Verharmlosung schuldig!) einzuschränken oder gar zu verbie- ten. Pikanterweise läßt sich häufig beobachten, daß die einzigen Freunde von Alkoholikern in Betrieben die wenigen dort anzu- treffenden Anti-Alkoholiker sind. Der Alkohol hilft, den Alltagsfrust zu verdrängen, und er- scheint dem von Alkoholsucht Bedrohten geradezu als 'Brenn- stoff', um überhaupt noch mithalten zu können. Als ver- meintliche Alternative zu einer dringend benötigten Kur oder Therapie aufgrund persönlicher Umstände hält Alkohol den Produktionseinsatz aufrecht, und der Alkoholiker in spe läßt sich im wahrsten Sinne des Wortes 'verheizen'. So werden er und seine Sucht geduldet, bis es zu spät ist. Erst in letz- ter Zeit unterhalten manche größeren Unternehmen Abteilungen zur betriebsinternen Suchtberatung. Üblich ist aber nach wie vor der Zyklus "Verdrängen, Verhei- zen, Fallenlassen". Der Suchtgefärdete läßt sich anstacheln bis zum Umfallen, und das macht den Alkohol zum Helfer des Goldenen Kalbes namens 'Umsatz'. Sein schlechtes Gewissen (zumindest latent weiß er ja, was ihm blühen kann) macht ihn zum willfährigen Robotnik, der immer mehr die euphori- sierende Alkoholwirkung benötigt, um ungebrochene Leistungs- fähigkeit zur Schau und unter Beweis zu stellen. Er schöpft aus dem Alkohol Aggressivität, 'dopt' sich, um auf der Lang- streckendiszplin Leistungsgesellschaft nicht zusammenzubre- chen. Cannabis dagegen hat Wirkungen, die das genaue Gegenstück sind. Eine der treffendsten Beschreibungen fand ich in einem vierbildrigen Comic-Strip aus Kowalski, dem einzig freien Blatt im Westen: - Erstes Bild: Eine Mauer, darauf Graffitti: "Kiffen macht gleichgültig!" von links betritt eine Person das Bild - Zweites Bild: besagte Person entpuppt sich als wu- scheliger Langhaarfreak und Hippie, passiert die Mitte der Graffiti - Drittes Bild: Der Freak schreibt etwas hinter die Graffiti - Viertes Bild: Er verläßt das Bild. Geschrieben hat er: "Mir egal!" Wer Haschisch raucht, denkt nicht an maximale Arbeitslei- stung - wenn er überhaupt in Zusammenhang mit seiner Arbeit Haschisch zu sich nimmt. 'Relaxen' hat er im Sinn, Entspan- nung, das genaue Gegenteil der beschriebenen Alkoholwirkung. Der Haschischraucher läßt sich nicht anstacheln und zeigt in der Regel keinerlei Bedürfnis, seine Leistungsfähigkeit zur Schau zu stellen. Die Leistungsphilosophie an sich ist ihm fremd. Laut Untersuchungen handelt er 'oft impulsiv, aber nur selten aggressiv'. Aggressivität wird von unserer Gesellschaft aber positiv be- wertet; man sieht in ihr die Triebfeder für menschliches Handeln und Ehrgeiz schlechthin. Nur die Auswüchse der Agg- ressivität, ihr Umschlagen in gewalttätige Handlungen, wird negativ bewertet. Das Fehlen von Aggressivität gilt als 'Laschheit', nicht aggressive Menschen gelten als nicht lei- stungsfähig. Eine Gesellschaft, die sich gerne als 'Lei- stungsgesellschaft' feiert (bei näherer Betrachtung entpuppt sich das allerdings als Mythos, um die untergeordneten Mit- glieder der Gesellschaft zur Leistung anzustacheln), kann eine solche Droge natürlich nicht gutheißen. Sie ist ein Verstoß gegen die von oben verordnete Leistungsphilosophie und rüttelt an den vermeintlichen Grundfesten des hier- archisch strukturierten Gemeinwesens - von oben betrachtet. So gesehen ist Haschisch eine Gefahr für das von der Gesell- schaft gezeichnete Selbstbildnis. Haschischrauchern sind die Mythen von Karriere, unbedingtem Leistungswillen und 'gesun- dem' Aggressionspotential schwer bis überhaupt nicht zu ver- mitteln. Die Lockmittel, mit denen die Gesellschaft Leistung aus ihren Mitgliedern kitzelt, orientieren sich aber aus- nahmslos an diesen Mythen. Sie nehmen Form an in Statussym- bolen wie Autos, Fernseher und Luxusurlauben, verschie- dentlich in Gehaltserhöhungen, bei denen wegen der Steuer- progression ein niedrigeres Netto-Gehalt herauskommt, grös- seren Büroräumen und der Möglichkeit, selbst mal Vorgesetz- ter zu sein - alles Ideale, mit denen sich kaum ein Kiffer hinter dem Ofen vorlocken läßt. Der will selten mehr als seinen gerechten Lohn, ein gerüttelt Maß an Lebensqualität und ansonsten seine Ruhe. Hinter der vielbeschworenen 'Gefahr für die Gesellschaft' steckt bei genauerem Hinsehen die Angst vor der Gefahr einer Nivellierung der keineswegs unumstrittenen Leistungsideo- logie, wie den Verantwortlichen in der Politik sehr wohl be- wußt ist. Die einseitige Ausrichtung auf Leistung steht von Psychologen- und Soziologenseite aber bereits seit einiger Zeit unter scharfem Beschuß, nicht zuletzt wegen - trau schau wem - ihrer Auswirkung auf das Drogenverhalten. Erst die sogenannten Leistungsgesellschaften produzieren Drogen- süchtige in bedrohlich großer Zahl, Motivation ist nicht selten der als unerträglich empfundene Leistungsdruck. Damit erzeugt die Gesellschaft den Hang zum Drogenkonsum, den sie anschließlich in Form einer Symptombehandlung auszumerzen sucht. Eine politische Argumentation in dem Sinne, Alkohol ließe sich bedauerlicherweise nicht verbieten, andere Rauschdrogen seien daher umso vehementer zurückzudrängen, ist mehr als scheinheilig. Zum einen ist der alkoholabhängige Politiker kein Einzelfall, zum anderen wird die Droge Alkohol ganz ge- zielt eingesetzt. Ein klassisches Beispiel dafür ist der kürzlich wieder einmal abgehaltene 'Politische Aschermitt- woch' der CSU in Passau. Wer hier beispielsweise den Waigel hat reden hören, bekommt eine Ahnung davon, wie hier mehr oder weniger dümmliche Parolen dem angedudelten Parteivolk der CSU von seinen Häuptlingen reingedrückt werden. Für Ar- gumentationen ist hier kein Platz; wer sein Bier nicht trinkt (Aschermittwoch ist in Bayern weniger der Auftakt zur Fastenzeit als vielmehr das Startsignal für die Starkbier- zeit), muß seine Enthaltsamkeit schon triftig begründen kön- nen (Leberschaden, Herzschrittmacher u.ä.), um nicht als Marsmensch zu gelten. Fortsetzung folgt... ====================================================================== > NicePrint gebunden: DM 10.-- Aufwandsentschädigung auf u.a. Konto < > & PM mit Adresse & Verwendungszweck wie in Überweisung angegeben < ---------------------------------------------------------------------- Autor : Thomas Vogler > T.Vogler@CBRA.ZER < BLZ : 70010080 GebTag: 30. Mai (Pfingstsonntag) ~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kto.: 0536930806 :::::::\_/öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö OøO ## CrossPoint v2.1 ## Empfänger: /Z-NETZ/GESUNDHEIT/DROGEN Absender: T.VOGLER@CBRA.ZER Betreff: TV1: Vom Recht auf Rausch (VI) Route: AWORLD!TTB!HOT!BIONIC!INFINET!CBRA Msg-ID: 512hNOyurP@CBRA Datum/Zeit: 17.05.93/06:08 Uhr Länge: 4295 Bytes O.O :::::/-\öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö >*TV1*< Realitäts- und Mediendesign, Unteres Seefeld 5, 8110 Seehausen ---------------------------------------------------------------------- Diese Publikation ist *SPREADWARE*! Verbreitung ungekürzt erwünscht! Der Autor freut sich über kleine Aufmerksamkeiten zum Geburtstag (s.u) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Publikation: * Vom Recht auf Rausch * (‡) 1992 by TV1 _____________________________ VI. Die süchtige Gesellschaft ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Wir leben in einer süchtigen Gesellschaft. Sie ist gewinn- süchtig, geltungssüchtig, konsumsüchtig, freßsüchtig, illu- sionssüchtig, fernsehsüchtig. Seit sie sich von einer Be- darfsdeckungsgesellschaft hin zu einer Bedarfsweckungsge- sellschaft entwickelt hat, nehmen Drogenverhalten und dro- genähnliches Konsumverhalten zu. Die Werbung reagiert darauf und verkauft zunehmend Träume, anstatt das Produkt selbst anzupreisen: Die Lebensversicherung katapultiert den glück- lichen Beitragszahler in ein kanadisches Seenparadies, glückliche Opas lutschen in sonnendurchfluteter Natur noch glücklicheren kleinen Mädchen das Joghurt mit naturidenti- schen Aromastoffen weg, um sie anschließend mit der nächsten Plastikdose voller Buttersäureesterpampe zu beglücken, Kopfschmerztabletten machen beliebt und erfolgreich, ganz zu schweigen von diversen Parfums und Rasierwässerchen, das Ticket nach Rio kostet 12 Mark 50 und heißt Bacardi... Das Fatale daran: die Werbung spült uns weich mit absolutem Unsinn - und jeder weiß es. Wirken tut sie trotzdem, nicht umsonst ersinnen Werbestrategen solche Traumkampagnen, um an das Innerste der potentiellen Kunden zu appellieren, ihnen im Vertrauen auf den Placebo-Effekt der erwarteten Wirkung auch das sinnloseste oder gar gesundheitlich bedenkliche zu verkaufen. Unsere Gesellschaft ist verkommen zu einer Ge- sellschaft der nicht eingelösten Versprechen. Die Werbung nutzt die allerorten anzutreffende Unzufrieden- heit für ihre Zwecke. Vorzugsweise verkauft sie Träume, die dem einzelnen Menschen im Alltagsleben fehlen. Hau ab von der langweiligen Party, setz dich in deinen Opel Corsa, und schon röhrt Joe Cocker "Unchain my Heart", du düst über menschenleere Straßen und findest dich im Nu auf der Spitze einer Klippe am Meer vor einer eindrucksvollen Naturkulisse. Die Wirklichkeit kommt allerdings auch im Opel Corsa im nächsten Stau zum Stocken. Aggressionen richten sich im Straßenverkehr gegen die Mit-Verkehrsteilnehmer, die dem von der Werbung versprochenen rauschigen Glücksgefühl durch ihre Anwesenheit im Wege stehen - ohne daß der Fahrer sich des ursächlichen Zusammenhangs bewußt wäre. Von der Ersatzdroge Konsum (sie aktiviert tatsächlich kör- pereigene Endorphine, wer hat noch nie etwas vom sprichwört- lichen 'Kaufrausch' gehört?) zur 'richtigen' Droge ist es nur ein kleiner Schritt. Ob die nun Alkohol oder anders heißt, ist zunächst einmal nebensächlich. Entscheidend ist, daß eine wirkliche Befriedigung nie stattfindet - der Rausch ist meist Sublimation eines nicht erfüllten Bedürfnisses, nicht die tatsächliche Stillung dieses Bedürfnisses. Fortsetzung folgt... ====================================================================== > NicePrint gebunden: DM 10.-- Aufwandsentschädigung auf u.a. Konto < > & PM mit Adresse & Verwendungszweck wie in Überweisung angegeben < ---------------------------------------------------------------------- Autor : Thomas Vogler > T.Vogler@CBRA.ZER < BLZ : 70010080 GebTag: 30. Mai (Pfingstsonntag) ~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kto.: 0536930806 :::::::\_/öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö OøO ## CrossPoint v2.1 ## Empfänger: /Z-NETZ/GESUNDHEIT/DROGEN Absender: T.VOGLER@CBRA.ZER Betreff: TV1: Vom Recht auf Rausch (VII) Route: AWORLD!TTB!HOT!BIONIC!INFINET!CBRA Msg-ID: 51Ak0ET9rP@CBRA Datum/Zeit: 19.05.93/06:29 Uhr Länge: 5263 Bytes O.O :::::/-\öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö >*TV1*< Realitäts- und Mediendesign, Unteres Seefeld 5, 8110 Seehausen ---------------------------------------------------------------------- Diese Publikation ist *SPREADWARE*! Verbreitung ungekürzt erwünscht! Der Autor freut sich über kleine Aufmerksamkeiten zum Geburtstag (s.u) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Publikation: * Vom Recht auf Rausch * (‡) 1992 by TV1 _________________________ VII. Der Drogenbauchladen ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Erst in diesem Jahrhundert wurden körpereigene Drogen ent- deckt, die sogenannten Endorphine (endogene Morphine). Mit zunehmender Forschung auf diesem Gebiet kamen erstaunliche Dinge zutage: Nahezu unser gesamtes Triebleben wird durch Drogen gesteuert! Kein normaler Mensch übt Geschlechtsver- kehr so aus, wie ihn die Kirche gerne hätte: als rein ratio- nalen Akt der Kinderzeugung. Das Euphoriegefühl des Orgasmus beruht auf einem wahren Feuerwerk von endogenen Drogen. Der Sex-Süchtige ist in Wahrheit nicht süchtig nach Sex, er ist süchtig nach dem dabei entstehenden endogenen Drogencocktail und dem explosiven 'Flash', der ihn dabei überkommt. Und der 'normale' Mensch wird - wie jedes höhere Lebewesen - von der Natur mit Drogen 'belohnt', wenn er sich in dieser oder anderer Weise um die Evolution verdient macht. Solange der Mensch nicht einer akuten Ausnahmesituation der Unterernährung (Hunger) ausgesetzt ist, wird sogar der Eß- trieb durch körpereigene Drogen gesteuert. Der Freßsüchtige ist nicht freßsüchtig, er ist ebenso wie der Sex-Maniac süchtig nach einem ganz bestimmten endogenen Drogencocktail. Auf der Suche nach endogenen Drogen braucht man sich nur der Sprache zu bedienen; instinktiv richtig spricht der Volxmund dort von 'Rausch' und 'Sucht', wo körpereigene Drogen auch tatsächlich im Spiel sind. Das gilt auch für den 'Geschwin- digkeitsrausch' und den 'Machtrausch'. Bezüglich letzterem wurde erst jüngst ein außerordentlich diffiziler Zusammen- hang von Endorphinausschüttungen und der Stellung in einer hierarchisch strukturierten Gesellschaft entdeckt: Je höher die Stellung in einer Gruppe (kann auch eine Firma sein bzw. die soziale Stellung schlechthin), umso konzentrierter wer- den bestimmte Endorphine ausgeschüttet. Die niedrigsten Mit- glieder einer solchen Gruppe werden von ihrem eigenen Körper durch Drogenentzug bestraft. Damit scheint die Natur den einzelnen Menschen geradezu an- stacheln zu wollen, eine möglichst hohe soziale Stellung an- zustreben. Bequemer wäre es ja vielleicht ohne diesen Ehr- geiz, aber zur Überwindung dieser Bequemlichkeit behilft sich die Natur mit Verlockungen in Form von endogenen Dro- gen. Einen Mangel kompensiert der Mensch mit Ersatzbefrie- digung. Das muß nicht heißen, daß er gleich zum Drogenkon- sumenten wird. Vielleicht kompensiert er beispielsweise seine mangelnde soziale Stellung mit einem schnellen Auto und drückt jedesmal auf die Tube, wenn ihm was stinkt... Das Spiel, welches die Natur hier besonders mit den Säuge- tieren spielt, ist dabei keineswegs gefahrlos. Wie überall, wo Drogen im Spiel sind, besteht im Zusammenhang mit psychi- schen Dispositionen das Risiko von Abhängigkeit und Sucht. Wie immer, wenn Drogen verwendet werden, um sich von be- stimmten Dingen abzulenken, wenn Mängel durch Euphorien kom- pensiert werden sollen, ist es zur Sucht nur ein kleiner Schritt. Und ob es nun ein wesentlicher Vorteil ist, sich auf körper- eigene Drogen zu beschränken, kann man so pauschal auch nicht sagen. Der 'Geschwindigkeitsrausch', mit dem andere Mängel kompensiert werden, ist akut lebensgefährlich. Wer seine Frau oder Kinder verprügelt, um als Underdog seine mangelhafte Ausschüttung an 'Machtendorphinen' zu kompensie- ren, ist gemeingefährlich. Letzteres geschieht vor allem un- ter dem Einfluß der 'externen' Droge Alkohol; unter dem Ein- fluß von Cannabis scheint ein Hang zum Mißhandeln von Mit- menschen dagegen nicht zum Wirkungsspektrum zu gehören. Ein Grund mehr! Fortsetzung folgt... ====================================================================== > NicePrint gebunden: DM 10.-- Aufwandsentschädigung auf u.a. Konto < > & PM mit Adresse & Verwendungszweck wie in Überweisung angegeben < ---------------------------------------------------------------------- Autor : Thomas Vogler > T.Vogler@CBRA.ZER < BLZ : 70010080 GebTag: 30. Mai (Pfingstsonntag) ~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kto.: 0536930806 :::::::\_/öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö OøO ## CrossPoint v2.1 ## Empfänger: /Z-NETZ/GESUNDHEIT/DROGEN Absender: T.VOGLER@CBRA.ZER Betreff: TV1: Vom Recht auf Rausch (IIX) Route: AWORLD!TTB!HOT!BIONIC!INFINET!CBRA Msg-ID: 51ImCGTerP@CBRA Datum/Zeit: 21.05.93/05:20 Uhr Länge: 8295 Bytes O.O :::::/-\öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö >*TV1*< Realitäts- und Mediendesign, Unteres Seefeld 5, 8110 Seehausen ---------------------------------------------------------------------- Diese Publikation ist *SPREADWARE*! Verbreitung ungekürzt erwünscht! Der Autor freut sich über kleine Aufmerksamkeiten zum Geburtstag (s.u) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Publikation: * Vom Recht auf Rausch * (‡) 1992 by TV1 ___________________________________ IIX. Die 'drogenfreie' Gesellschaft ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Die 42 000 Drogentoten im letzten Jahr (40 000 Alkoholtote, 2000 Herointote) sind mehr als nur eine Unzahl von Einzel- schicksalen. Sie beschreiben das letale (=tödliche) Suchtpo- tential der Gesellschaft als Ganzes. Die Anzahl der Süchti- gen ist weit höher, und noch höher ist die Zahl aller Dro- genkonsumenten. Allein die ermittelten 3 bis 4 Millionen Ha- schischraucher stellen 5% *aller* 80 Millionen Bundesbürger. Addiert man die (nicht haschischrauchenden) Alkoholtrinker, Tablettenschlucker vom 'Schmerzmittel' bis zu diversen Auf- putschern und Schlaftabletten und die Benutzer schwerer Dro- gen wie Kokain und Heroin, zieht davon die Kinder ab - sagen wir mal: unter 12 Jahren - bleibt nur ein Bruchteil der Be- völkerung übrig, der gar keine Drogen zu sich nimmt. Tatsächlich hält von wenigen Ausnahmen abgesehen auch nie- mand eine drogenfreie Gesellschaft im Sinne einer staatli- chen Organisation für möglich oder gar für wirklich erstre- benswert. Zu den wenigen Ausnahmen gehören auch noch Politi- kerstatements, die man angesichts des parlamentarischen Al- koholismus nur als verlogen bezeichnen kann. Eine Gesell- schaft kann zum Einen nur dann drogenfrei sein, d.h. völlig frei vom Konsum nicht körpereigener Drogen, wenn die Sti- mulation der körpereigenen Drogen ausreichend ist (jeder Mangel würde durch Drogeneinnahme kompensiert), zum Anderen, wenn sie ihren Mitgliedern ohne Drogen ein Leben bieten kann, das Drogenkonsum als Verschlechterung der Lebensquali- tät wahrnehmen läßt. Das ist in Gesellschaften ab einer ge- wissen Größenordnung aber schlicht unmöglich, weil einfach Frustpotential und Kompensationsbedürfnis allein durch die Anzahl der Menschen zu sehr zunehmen. Drogenfreie Gesellschaften existieren daher nur in geschlos- senen und überschaubaren Gruppen, meist solchen mit religiö- sem Hintergrund. Solche Gemeinschaften kultivieren ganz be- wußt ein Gemeinschaftsgefühl, institutionalisieren es durch gemeinsames Essen, Meditieren etc. Es werden Techniken an- gewendet, die die Ausschüttung von Endorphinen sicherstellen (dazu gehören Meditationstechniken zum Erreichen gewisser Glücksgefühle übrigens ebenso wie die Selbstquälung der Fla- gellantentruppe vom Opus Dei). Die überall sonst herrschende 'Hackordnung' wird entweder bewußt ausgesetzt (alle sind gleich) oder durch ein striktes hierarchisches Gehorsams- system lahmgelegt. Übertragen auf ein amorphes und vielschichtiges Gemeinwesen wie einen Staat lassen sich solche Konzepte allerdings nicht. Das beste Beispiel dafür war die amerikanische Prohi- bition, massiv betrieben von den damals politisch sehr ein- flußreichen Quäkern. Die Quäker trinken keinen Alkohol und nehmen auch sonst keine Drogen, sie rauchen nicht einmal Ta- bak. Ihren politischen Einfluß gewannen sie in der Zeit der Rezession, als ihre wohlgeordneten Gemeinschaften so ziem- lich als einzige noch funktionierten. Ehrenamtlich betrie- bene Quäkerküchen ernährten die vom Staat alleingelassenen Arbeitslosen, untereinander brauchten sie kein Geld und konnten daher wirtschaftlich weitgehend unabhängig agieren. Die Quäker sahen das Übel der Rezession vor allem durch den traditionellen Alkoholkonsum verursacht, mit dem sie sich durch ihre eigene Wohltätigkeit konfrontiert sahen und der ihre heile Welt zutiefst erschütterte. Da sie scheinbar ohne Rausch auskamen, wollten sie dem amerikanischen Volk eine Radikalkur verpassen - und die wirkte sich katastrophal aus: Der Alkoholkonsum wurde nicht zurückgedrängt. Millionen von Liquor-Stores (dort gab's vorher Whisky, Bier etc.) mußten dichtmachen oder umsatteln, das Geschäft übernahmen die sich zunehmend organisierenden Gangsterbanden (der Zwang zur großflächigen Organisation rührte aus der Notwendigkeit des Aufbaus eines eigenen und autark funktionierenden Ver- triebsnetzes), Schnapsbrennen wurde geradezu zum Volkssport. Das Experiment Prohibition scheiterte kläglich, wie mittler- weile jeder weiß. Gangsterbanden und Familienclans kamen zu Macht und Einfluß, viele davon bis heute. Es wurde mehr und vor allem heftiger getrunken als je zuvor, denn wo es keine Möglichkeit gibt, offen zu trinken, wird heimlich das ver- meintliche Defizit aufgeholt - und weit übertrieben. In ge- ringerem Ausmaß kann man etwas ähnliches beim Pub-Syndrom beobachten, einer irisch/englischen Spezialität: die Poli- zeistunde, für unsere Begriffe extrem früh um 09:45 Uhr abends eingeläutet, führt dort nicht wie hier zur Bestellung eines letzten Biers, sondern derer drei, vier oder gar fünf, die dann auch im Schnellverfahren (15 min) eingesaugt wer- den. Auf diese Sitte spielt übrigens der 'Anhalter' an - dies für Kenner der Materie 42. Dabei lebten die Quäker gar nicht ohne Rausch - sie besorg- ten ihn sich nur anders: ihren Namen hat die religiöse Gemeinschaft vom 'Zungenreden', das in der Gemeinde prakti- ziert wird. Dabei fallen einige Mitglieder in Trance (Rausch) und brabbeln für Außenstehende Unverständliches. Für die Gemeindemitglieder (in leichterer Trance) enthält das 'Quaken' göttliche Offenbarungen. Grundlage sind gemein- schaftlich betriebene Meditations- bzw. Bet-Techniken. Die Bevölkerung eines ganzen Staates in solchen Techniken zu unterweisen - hoffnungslos. Es ist schließlich einfacher, Drogen zu nehmen, als körpereigene zu stimulieren. Tatsache ist, daß eine wirklich drogenfreie Gesellschaft überhaupt nicht existieren kann, bestenfalls eine, die dem Körper keine Drogen zuführt. Da das aber illusorisch ist, versucht man eine monotoxische Gesellschaft zu erzwingen, eine, die nur eine Droge nimmt und sonst keine (ach ja, die Pillen - sind doch keine Drogen! Verschreibt doch der Arzt :-). Das ist die Logik der Monokultur mit allen ihren sy- stemimmanenten Fehlern. Einigkeit und Recht auf Alkohol! Es stellt sich die Frage, ob es nicht ein ganz und gar typi- scher Hirnriß dieser monokulturellen Gesellschaft ist, in der Zulassung nur einer Droge ein geringeres Übel zu sehen als in der Zulassung mehrerer, auch wenn diese weit weniger Schaden verursachen. Von atemberaubender Intelligenz zeugt eine derart quantitative Betrachtungsweise jedenfalls nicht. Fortsetzung folgt... ====================================================================== > NicePrint gebunden: DM 10.-- Aufwandsentschädigung auf u.a. Konto < > & PM mit Adresse & Verwendungszweck wie in Überweisung angegeben < ---------------------------------------------------------------------- Autor : Thomas Vogler > T.Vogler@CBRA.ZER < BLZ : 70010080 GebTag: 30. Mai (Pfingstsonntag) ~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kto.: 0536930806 :::::::\_/öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö OøO ## CrossPoint v2.1 ## Empfänger: /Z-NETZ/GESUNDHEIT/DROGEN Absender: T.VOGLER@CBRA.ZER Betreff: TV1: Vom Recht auf Rausch (IX) Route: AWORLD!TTB!HOT!BIONIC!LDB!INFINET!CBRA Msg-ID: 51QoiWserP@CBRA Datum/Zeit: 23.05.93/05:36 Uhr Länge: 5356 Bytes O.O :::::/-\öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö >*TV1*< Realitäts- und Mediendesign, Unteres Seefeld 5, 8110 Seehausen ---------------------------------------------------------------------- Diese Publikation ist *SPREADWARE*! Verbreitung ungekürzt erwünscht! Der Autor freut sich über kleine Aufmerksamkeiten zum Geburtstag (s.u) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Publikation: * Vom Recht auf Rausch * (‡) 1992 by TV1 ____________________ IX. Rausch und Sucht ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Die politische Argumentation gegen Cannabis wird immer wie- der mit der Suchtgefahr bzw. der Gefahr eines Einstiegs in schwere Drogensucht begründet. Das ergibt mehrere Paradoxa, nicht nur im Hinblick auf die geringere Suchtgefährdung durch Cannabis (man spricht hier nur von der Gefahr einer 'Gewöhnung', physische Entzugssymptome sind nicht bekannt) im Verhältnis zum eindeutig potentiell suchterzeugenden Alkohol. Psilocybin etwa, Meskalin oder LSD - alles enorm wirksame Drogen - werden als nicht suchterzeugend, ja nicht einmal als gewöhnungserzeugend geführt. Die Gefahr, die von ihnen ausgeht, ist unmittelbarer. Überdosierungen können zu psy- chischem Zusammenbruch oder zum Tod führen. Andererseits gibt es so etliche Mittelchen, die physisch suchterzeugend sind, ohne einen Rausch oder eine rauschähn- liche Wirkung zu erzeugen. Dazu gehören unter anderem die vielen Abführmittelchen, neben 'Schmerztabletten', Aufput- schern und Sedativa Verkaufsschlager in den Apotheken. Jeder Arzt kennt die bei dauerhaftem Konsum zwangsläufige Ab- hängigkeit (der Körper wird 'faul' und stoppt die Produktion körpereigener Verdauungsförderer), aber es ist zum Einen einfacher, den Rezeptblock zu zücken, als eine Darmflora- Therapie mit noch dazu nicht gerade kooperativen Patienten durchzuführen, zum Anderen stellt die Abhängigkeit eine Art Einkommensgarantie dar. Zu solchen Mitteln gehört übrigens auch die Anti-Baby-Pille. Durch die dauernde Befeuerung des Gehirns mit unwahren Schwangerschaftsbotschaften versucht die Hypophyse nach langjährigem Gebrauch bei vielen Frauen gar nicht mehr, ei- nen Eisprung herbeizuführen. Manchmal stellt sich der natür- liche Rythmus nach einiger Zeit wieder ein, manchmal müssen Frauen aber auch mit Hormonbehandlungen erst wieder auf ge- bärfähig gepeppt werden, wenn sie Kinder kriegen wollen. Sucht und Rausch hängen nicht unmittelbar zusammen. Es gibt rauscherzeugende Drogen, die nicht süchtig machen, und es gibt nicht-rauscherzeugende Drogen, die sehr wohl süchtig machen. Sucht ist auch nicht gleich Sucht. Nur wenige Drogen wie Al- kohol, Morphine (darunter die beiden 'Hustenmittel' Codein und Heroin), Kokain, Amphetamine und Barbiturate erzeugen über kurz oder lang körperliche Abhängigkeit. Dabei findet Drogensucht nie im luftleeren Raum statt. Wer Drogensüchtige (bzw. Alkoholabhängige) kennt, weiß, daß sie in der Regel aus katastrophalen sozialen Umständen stammen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob Vater und/oder Mutter trinken, do- minant bis zum Erbrechen oder Archetypen von Versagern sind, der Stiefvater die Tochter vergewaltigt hat - immer ist die Drogensucht nicht die Ursache, sondern das Symptom schwerer sozialer bzw. psychischer Störungen, die oft lange zurück- liegen. Die Anonymen Alkoholiker wissen das. Sie bezeichnen sich als alkoholabhängig, auch wenn sie Jahrzehnte keinen Tropfen mehr angerührt haben, und sie animieren ihre Mitglieder und Gäste, ganz offen über ihre Probleme zu sprechen. Sie wis- sen, daß diese Probleme und nicht der Alkohol Ursache ihrer Sucht sind. Ihr Ziel ist es, 'trocken' zu werden und zu bleiben, denn sie wissen, daß ein Alkoholiker sein Leben lang Alkoholiker bleibt. Nur die Annahme der Sucht und die Offenbarung vor anderen hilft dabei, von der Droge selbst wegzukommen. Das aber kann nur funktionieren, wenn es eine Gemeinschaft - eben wie die Anonymen Alkoholiker - gibt, die den Süchtigen auffängt. Der Griff zur Flasche beginnt mit der ersten einsamen Stunde neu, wenn man sich an niemanden wenden kann. Fortsetzung folgt... ====================================================================== > NicePrint gebunden: DM 10.-- Aufwandsentschädigung auf u.a. Konto < > & PM mit Adresse & Verwendungszweck wie in Überweisung angegeben < ---------------------------------------------------------------------- Autor : Thomas Vogler > T.Vogler@CBRA.ZER < BLZ : 70010080 GebTag: 30. Mai (Pfingstsonntag) ~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kto.: 0536930806 :::::::\_/öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö OøO ## CrossPoint v2.1 ## Empfänger: /Z-NETZ/GESUNDHEIT/DROGEN Absender: T.Vogler@CBRA.ZER Betreff: TV1: Vom Recht auf Rausch (X) Route: CBRA!INFINET!BIONIC!HOT!TTB!AWORLD Msg-ID: 51YrQgzPrP@CBRA Datum/Zeit: 25.05.93/05:32 Uhr Länge: 7849 Bytes O.O :::::/-\öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö >*TV1*< Realitäts- und Mediendesign, Unteres Seefeld 5, 8110 Seehausen ---------------------------------------------------------------------- Diese Publikation ist *SPREADWARE*! Verbreitung ungekürzt erwünscht! Der Autor freut sich über kleine Aufmerksamkeiten zum Geburtstag (s.u) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Publikation: * Vom Recht auf Rausch * (‡) 1992 by TV1 _____________________________________ X. Knast, Therapie oder Gehirnwäsche? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Therapien gegen Drogensucht gibt es nicht! Das muß an dieser Stelle mal ganz klar gesagt werden. Alkohol- oder Drogenent- zug kann man praktizieren, aber jeder Drogensüchtige war schon süchtig, bevor er 'seine Droge gefunden hat', und wie der Alkoholiker bleibt auch er danach sein Leben lang süch- tig. Seine einzige Chance, von der Droge selbst loszukommen, ist das Akzeptieren seiner lebenslangen Sucht und ihrer Ur- sachen, das bewußte Fernhalten der Suchtbefriedigung und ei- ne Gemeinschaft von Menschen, denen er vertraut und an die er sich jederzeit wenden kann. Auf der Suche nach einem Zivildienstplatz habe ich mich sei- nerzeit in verschiedenen 'Therapiezentren' umgesehen. Das Resultat war letztendlich, daß ich zur Bundeswehr gegangen bin. Das nur mal am Rande... Die 'Therapien', die bei uns angeboten werden, sind keine! Meist handelt es sich dabei um menschenverachtende Gehirn- wäsche: Der Neuankömmling wird rasiert vom Kopf bis zu den Sohlen, seine Persönlichkeit wird bewußt zertrümmert. Es wird bewußt mit einem enormen Leidensdruck gearbeitet, Hier- archien unter den Patienten werden übermäßig ausgebaut - kurz: es wird versucht, den einzelnen Menschen regelrecht umzuprogrammieren, und zwar für ein Leben in Hierarchie, Unterordnung, Leistung... die ganze Philosophie der Gesell- schaft (du mußt dich einordnen, du mußt stark sein, du mußt dein Leben in die eigene Hand nehmen, du mußt... du mußt... du mußt...) wird dem Drogensüchtigen mit Hochdruck in die Hirnschale gepreßt. Dabei ist seine Sucht ja gerade ein indirektes oder auch di- rektes Symptom dieser fragwürdigen Gesellschaftsideale. Be- trieben von rührigen Organisationen oder auch zumindest um- strittenen Institutionen (Scientology etc.) besteht das Per- sonal aus ehemaligen Drogenbenutzern (eben nicht: ehemaligen Abhängigen! s.o.), die es in der therapiezentrumseigenen Hierarchie eben bis zum Kalfaktor gebracht haben. Sie sind wer! Und das hat ihnen ihr Leben lang gefehlt... In Wirk- lichkeit sind sie von der einen Abhängigkeit in die andere geraten: von der Drogenabhängigkeit in die Drogentherapie- zentrumsabhängigkeit. Ohne diese Aufgabe, oft das einzige, wovon sie etwas verste- hen, würden die meisten von ihnen zusammenbrechen. Das The- rapiezentrum sichert ihnen auch die Gemeinschaft, jenen so- zialen Rückhalt, der zum Drogenverzicht nötig ist. Der nor- male Entzugspatient ist ärmer dran. Er muß irgendwann gehen und steht dann im Normalfall vor derselben sozialen Leere wie vor seinem Entzug. Und die Rückfallquoten zeichnen ein trauriges 'Erfolgs'-Bild. Gibt es kein Umfeld, etwa durch angeschlossene Betriebe mit Arbeitsstätten sowie betreute Wohngemeinschaften, liegt die Rückfallquote bei weit über 90%; gibt es dauerhafte Resozialisierung nach der Therapie, sind die Erfolgsquoten immer noch jämmerlich im Verhältnis zum Kostenaufwand der Entzugstherapie. 'Therapie statt Strafe' kann man mit etwas Sarkasmus als ähnlich tautologische Verdrehung betrachten wie 'Freiheit statt Sozialismus'. Ob die Persönlichkeitszertrümmerung im Knast oder einem Therapiezentrum vollzogen wird, ist eher nebensächlich. Das einzige, was im Vergleich für ein Thera- piezentrum spricht, ist im Gegensatz zum Knast die tatsäch- liche Drogenfreiheit. Im Knast an Drogen zu kommen, wenn man Kohle hat, ist nach Aussagen 'Ehemaliger' leichter als 'draußen'. Die Rückfallquoten jedenfalls sind ähnlich hoch, allerdings kommen aus Knästen öfters mal Delinquenten dro- gensüchtig heraus, die vorher noch gar keinen Kontakt zu Drogen hatten (mit schönem Gruß an die bayerische Justiz- vermisterin Berghofer-Weichner: Am Anfang aller Sucht steht die Selbstlüge!). Paradoxerweise verhindert es dieser und fast alle anderen Staaten, daß die einzig sinnvolle Dauertherapie, die nach dem Muster der Anonymen Alkoholiker, eine Grundlage findet. Deren Konzept basiert darauf, daß niemand fortgeschickt wird, auch wenn er rückfällig geworden ist, und auf der Ein- leitungsformel eines jeden Bekenntnisses auf der Versamm- lung: "Ich heiße XYZ und ich bin Alkoholiker." Wie soll das gehen, wenn der Abhängige fürchten muß, aufgrund einer sol- chen Aussage vom Fleck weg verhaftet zu werden? Es ist dabei nicht die Legalität des Alkohols, die ein solches Vorgehen möglich macht, es ist das Fehlen der Kriminalisierung von Süchtigen. Der Griff zur süchtig machenden Droge ist kein krimineller Akt! Niemand wird 'zufällig' süchtig, nur 'weil er mal was probiert hat'. Indem die politischen Vertreter dieser Ge- sellschaft solche Horrorszenarien malen, die in ausreichend verkorksten Familien erst recht zu psychischen Katastrophen führen und spätere Drogensucht (wie war das mit dem Alkohol?) eher fördern als verhindern (wie war das mit der angeblichen Prävention?), versuchen sie, sich selbst von Schuld freizusprechen. Es sind aber die Zustände innerhalb einer Gesellschaft, die erst zu bedrohlichen Drogenproblemen führen. Eine wirklich gut funktionierende - menschenwürdige! - Gesellschaft konsumiert zwar vielleicht Drogen, aber sie fällt nicht verbreiteter Drogensucht zum Opfer. Man könnte hier den Vergleich mit den 'Schädlingen' in der Natur anführen. Sie sind zwar immer vorhanden, werden jedoch erst dann zu einem bedrohlichen Problem, wenn Monokulturen, Raubbau etc. die Widerstandskraft eines Ökosystems ge- schwächt haben. Aber daß unsere Politiker im Bereich Ökolo- gie und vernetztem Denken ein paar fast schon pathologisch zu nennende Erkenntnisdefizite aufweisen, weiß man ja. Sie kennen halt nur, daß man zur Giftspritze greifen muß, wenn zuviele Käfer krabbeln. Daß dabei auch die Vögel draufgehen, die die Käfer dezimieren - wen interessiert's? Sollen sie halt keine Käfer fressen... Fortsetzung folgt... ====================================================================== > NicePrint gebunden: DM 10.-- Aufwandsentschädigung auf u.a. Konto < > & PM mit Adresse & Verwendungszweck wie in Überweisung angegeben < ---------------------------------------------------------------------- Autor : Thomas Vogler > T.Vogler@CBRA.ZER < BLZ : 70010080 GebTag: 30. Mai (Pfingstsonntag) ~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kto.: 0536930806 :::::::\_/öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö OøO ## CrossPoint v2.1 ## Empfänger: /Z-NETZ/GESUNDHEIT/DROGEN Absender: T.Vogler@CBRA.ZER Betreff: TV1: Vom Recht auf Rausch (XI & Schluß) Route: CBRA!INFINET!BIONIC!HOT!TTB!AWORLD Msg-ID: 51fto6Y9rP@CBRA Datum/Zeit: 27.05.93/05:00 Uhr Länge: 7979 Bytes O.O :::::/-\öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö >*TV1*< Realitäts- und Mediendesign, Unteres Seefeld 5, 8110 Seehausen ---------------------------------------------------------------------- Diese Publikation ist *SPREADWARE*! Verbreitung ungekürzt erwünscht! Der Autor freut sich über kleine Aufmerksamkeiten zum Geburtstag (s.u) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Publikation: * Vom Recht auf Rausch * (‡) 1992 by TV1 ___________________________________ XI. Wenn schon, dann bitte sinnlos! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich lebe in einem Ort aus lauter Weißbierdrogis. Wir haben eine gut funktionierende heimische Drogenproduktion (bestes Weißbier von Welt), und ein paar von diesen Weißbierdrogis (mich eingeschlossen) verachten auch einen guten Zug am Joint hin und wieder nicht. Komischerweise bin ich auf mei- ner Drogenkarriereleiter aber nicht so recht über Cannabis hinausgekommen, obwohl ich mittlerweile 36 bin und nach stoiber'scher Logik längst auf dem Höhepunkt, dem Frankfur- ter Bahnhofsklo, heruntergefallen sein müßte. Neben einigen Alkoholikern und einer Unzahl von Freizeit- trinkern kenne ich ein paar Menschen von hier, die im her- kömmlichen Sinne drogenabhängig geworden sind, und ich kenne ein paar mehr, die gelegentlich auch harte Drogen nehmen. Einer ist eben erst nach übermäßigem Gebrauch von Kokain in Verbindung mit dem gegen leicht erhältliches Rezept erhält- lichen Rohypnol draufgegangen. Ich kenne auch ein paar Men- schen, die gar keine Drogen nehmen. Manche von letzteren sind ganz nett, die meisten besaufen sich aber derart an ih- rer Nüchternheit, daß es ganz und gar keinen Spaß macht, mit ihnen zusammen zu sein. Und dann gibt es noch die Legion der vermeintlich Drogenfreien, die nie verstehen werden, warum sie ihre Tablettenschränke nicht mehr zukriegen, ich dagegen nicht mal einen habe... Ich plädiere dafür, daß Drogenkonsum generell entkriminali- siert wird, weil Drogeneinnahme selbst kein krimineller Akt sein kann. Das spricht meinem demokratisch-rechtsstaatlichen Empfinden Hohn: ich gehöre nicht dem Staat, als deutscher Staatsbürger bin ich Mitglied des verfassungsmäßigen kollek- tiven Souveräns, des deutschen Volkes. Als solches spreche ich meinen parlamentarischen Vertretern das Recht ab, unser naturgemäßes und freiwilliges Verhalten einzuschränken, so- lange dadurch nicht andere Mitglieder des Souveräns an Leib, Eigentum oder in Ausübung ihrer Freiheit beeinträchtigt werden. Ich fordere meine Vertreter in den verschiedenen Verfas- sungsorganen auf, der Evolution endlich Rechnung zu tragen und unser allen höheren Lebewesen eigenes und naturgegebenes Recht auf Rausch sowie die eigenverantwortliche und freie Wahl der Mittel nicht länger widernatürlich zu verweigern - ich propagiere nicht den Rausch als Mittel der sozialen Kom- munikation, und ich fordere schon gar nicht zu exzessivem Konsum sozialgefährdender Drogen auf. In diesem Sinne fordere ich die Pflicht der staatlichen Or- gane zur objektiven Aufklärung im Sinne einer Eigenverant- wortlichkeit des Individuums ein. Ich plädiere dafür anstel- le der gängigen Praxis von Verkleisterung, Dauernotlügen und Legendenverbreitung, die wirkungsvoller Prävention wegen ih- rer Unglaubwürdigkeit einen Bärendienst erweisen. Ich plädiere weiterhin dafür, daß im Rahmen einer Behand- lungs-Nachweispflicht mit Priorität von Heilung und Ursa- chenbehandlung eine stärkere Kontrolle auf Pharmaindustrie, Ärzte und Apotheken ausgeübt wird und daß bei Mißachtung des Mißbrauchsverbots bei Industrie, Ärzten und Apothekern durch legalisierte, aber durch keine Indikation unter Berücksich- tigung des Heilungs-Primats abgedeckte Drogenabgabe diesel- ben Strafen gelten wie bei Drogenschiebern, die mit harten Drogen Profit erwirtschaften. Ich plädiere dafür, daß Suchtkranke von kontrollierten Stel- len notversorgt und daß überregionale Süchtigenvereinigungen nach dem Muster der Anonymen Alkoholiker gefördert werden, ebenso damit verbundene Entzugseinrichtungen mit anschlies- sendem Resozialisierungskonzept. Ich plädiere für eine sachbezogene und wissenschaftlich ab- gesicherte Differenzierung von Drogen und ihrer Weitergabe, und ich plädiere dafür, daß im Rahmen einer Gesetzesänderung formulierte Grundsätze einerseits auch für Pharmaindustrie und -handel gelten, andererseits die Produktion von nach- weislich sozial und individuell ungefährlicheren Drogen als den sogenannten 'traditionellen' (Bier, Wein, Schnaps, 'Ma- genbitter') freigegeben und im Falle kommerzieller Verwer- tung denselben Kontrollen unterworfen wird. Ich plädiere für ein generelles Werbeverbot von Drogen aller Art in den Medien, also auch von Schmerz-, Abführ- und ande- ren Mitteln, weil sie nötiger medizinischer und psychothe- rapeutischer Versorgung im Sinne von Heilung entgegenwirken. Ich plädiere dafür, daß die Gesellschaft als Ganzes ihr Suchtpotential als solches anerkennt, damit sie überhaupt sinnvoll dagegen vorgehen bzw. damit umgehen kann. Rausch *ist* Naturrecht, sonst würde sich die Natur nicht bestimmter Rauschmittel bedienen. Und weil sie Naturrecht *ist*, wird kein von Menschen ersonnenes Gesetz den Gebrauch von Drogen durch Menschen verhindern können - erst recht nicht, wenn die Inkonsequenz beim Drogenkonsum derart zum Himmel schreit wie bei gewissen Politikern, die zwar (hin und wieder deutlich alkoholisiert oder barschelmäßig tavor- bedröhnt) im Fernsehen auftreten und inkompetent von 'Ein- stiegsdrogen' schwafeln, während sie lediglich interessiert sind, ihren eigenen Drogenkonsum zu verharmlosen und die Produzenten 'ihrer' Drogen aus der Diskussion herauszuhal- ten. Wer Drogen nehmen will, soll Drogen nehmen - er tut's ja so oder so. Denen aber, die sich ihr Recht auf Rausch - wie auch immer - nehmen wollen, möchte ich doch eine gute alte Trinkerregel auf den Weg geben: Wenn schon, dann sinnlos! Was das heißen soll? Nun: Wer einen anderen Grund zum Rauschdrogenkonsum vorschützt als den, sich einen 'gottge- fälligen' Rausch zu verschaffen, ist suchtgefährdet! In die- sem Sinne sollte man sich die Politikerstatements zur mo- notoxischen Alternative Alkohol zu Gemüte führen: 'soziale Funktion', 'Tradition', 'Gläschen Wein', 'Glas Bier' bla- blabla... Es sind die ganz und gar typischen, geradezu klas- sischen Selbstlügen von Alkoholabhängigen, nachzulesen in der diesbezüglichen Fachliteratur... * Ende * ====================================================================== > NicePrint gebunden: DM 10.-- Aufwandsentschädigung auf u.a. Konto < > & PM mit Adresse & Verwendungszweck wie in Überweisung angegeben < ---------------------------------------------------------------------- Autor : Thomas Vogler > T.Vogler@CBRA.ZER < BLZ : 70010080 GebTag: 30. Mai (Pfingstsonntag) ~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kto.: 0536930806 :::::::\_/öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö OøO ## CrossPoint v2.1 ##