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Mon Jun 11 11:36:26 2001
 

Inhaltsverzeichnis Inhalt Das Jahr, in dem wir nirgendwo Aufwärts

Voherige Seite Der Plan für den Angriff auf Che ist überall Nächste Seite

Das Gefecht


DREKE: Unser Hauptquartier, in dem sich auch Comandante Mundandi aufhielt, war etwa 800 Meter von der Front enfernt (am Ufer des Flusses), und ich blieb gemeinsam mit M'bili, Paulu, Saba und Anga dort. Wir ließen nicht mehr als diese Gruppe im Hauptquartier zurück, da wir aufgrund der großen Entfernungen Verstärkungen an den Hinterhalten für erforderlich hielten.

Drei oder vier Kubaner und ungefähr zwölf Ruander sollten mit Azima über die Flanke angreifen. Dabei ging es darum, den Belgiern so große Verluste wie möglich zuzufügen. Die Afrikaner begruben sie vor Ort in der Kaserne, weil sie ihnen nichts bedeuteten, sie betrachteten sie als Kanonenfutter. Unsere Compañeros waren besorgt über das Dorf und die Anwesenheit von Familien dort. Wir fragten die Ruander. Sie sagten uns, es gäbe keine.

Alles beginnt mit direktem Maschinengewehrfeuer, flach auf die Kaserne gehalten, und einem 75-mm-Kanonenschlag, ausgeführt von Azi, einem sehr bereitwilligen, sehr brauchbaren Kerl.


AZI: Ich brachte den Mörser, die Kanone, die Luftabwehr- und Bodengeschütze in direkter Schußlinie in dreihundert Metern Entfernung zum Feind in Stellung, ausgenommen den Mörser, der fünfhundert Meter entfernt war, und rückte mit fünfundvierzig Ruandern und fünf Kubanern über den Fluß vor, der zweihundert Meter von den feindlichen Mörsern entfernt war. Als wir den Fluß überquert hatten, etwa hundert Meter vor den feindlichen Stellungen, entwich einem Ruander ein Schuß, der die Truppe durcheinanderbrachte, so daß fünf verlorengingen.

DREKE: Bei einem Ruander löste sich ein Schuß, aber wir blieben diszipliniert und schossen nicht. Um halb sechs schwärmt die andere Gruppe aus, um sechs ist der Weckruf. Als das Granatfeuer auf die Kaserne eröffnet wird, ist die Armee überrascht. Später haben wir erfahren, daß es Schützengräben in den Schlafräumen gab, die mit dem Hauptschützengraben verbunden waren.

Fast unmittelbar nach Beginn des Beschusses erwidern sie das Feuer mit Mörsern und Artillerie. Und es kommt zu einem allgemeinen heftigen Sperrfeuer. In dieser Phase feuern nur noch die Kubaner. Die Ruander schossen in die Luft. Wir hatten nicht viel Munition dabei. Erst Salven, dann Schuß für Schuß. Die Ruander, die nicht wußten, wie man kurze Salven schießt, hielten den Finger auf dem Abzug und verschossen ihre 30 Kugeln.

Wir kämpfen gegen ein Bataillon von fünfhundert bis sechshundert Mann. Es ging nicht darum, die Kaserne zu erobern (außer, es ergab sich die Möglichkeit), sondern, sie in Hinterhalte zu locken. Deshalb hatten wir eine Kanone und Maschinengewehre an den Hinterhalten gelassen.

Dies bedeutete, daß wir den Angriff aufrechterhalten mußten, bis die Armee selbst ausrückte. Unsere Leute blieben hinter den Bäumen in Deckung. Die Ruander hatten etliche Verluste, weil sie sich während des Gefechts bewegten. Wir hatten zwei Verletzte. Bei denen, die die Stellung am Kasernentor hielten, null Verluste.

Von Azis Gruppe machten sich fünf oder sechs Ruander im Laufschritt davon. Unser Urteil über sie fiel sehr schlecht aus: sie warfen die Gewehre weg, sie flohen, sie ließen verletzte Compañeros zurück ... Später fanden wir heraus, daß unter ihnen viele Neulinge waren. Sie sagten, die dawa sei sehr schwach. Angst im Krieg hat jeder, aber du lernst darüber hinwegzukommen, aus dem Leben einen Beruf zu machen. Das Geräusch eines 50er oder eines 30er-Kalibers in einem dunklen Urwald, mit Nebel und flüchtenden Tieren, hat etwas Beeindruckendes. Es war für niemanden leicht, auch für die Unsrigen nicht, die sich sehr würdig verhalten und ausgeharrt haben. Zwei oder drei Ruander hielten mit uns die Stellung. Wenn Zeichen der Feigheit aufgetreten sind, kann auch ein Held geboren werden. Das wissen wir. Aber unsere Leute konnten es nicht verstehen; wir hatten viel mehr von ihnen erwartet.


CHE: Das war der Grundton der Operation: es begann mit Schwung, aber noch bevor das Gefecht einsetzte, waren auf verschiedenen Positionen Männer verloren worden, und schließlich kam es zu einem kompletten, ungeordneten Rückzug.

DREKE: [in einem Bericht an den Che] »Wir müssen Sie davon in Kenntnis setzen, daß die ruandischen Compañeros sich auf ganzer Front ungeordnet zurückgezogen und Waffen, Munition, Verletzte und Tote zurückgelassen haben, die durch unsere Compañeros geborgen wurden, wie Comandante Mundandi bezeugen kann«.

AZI: Um 10 Uhr waren mir von den Ruandern noch vier geblieben, unter ihnen ein Offizier. Ich hielt bis 12 Uhr die Stellung und zog mich etwa 25 Meter nach hinten zurück, nachdem es weitere zwei Gefallene und drei Verwundete gegeben hatte. Ich schickte noch eine Botschaft an Moja, hielt die Stellung bis 12 Uhr 30 und zog mich dann über den Fluß auf die Stellung des Mörsers und der Kanone zurück. Vorher suchte ich die Position auf, an der sich Tano und Sita befinden mußten, beide waren nicht zu sehen, lediglich Sita erschien etwas später. Ich empfing Befehle von Moja, den Mörser, die Maschinengewehre und die Kanone zu entfernen und einen Hinterhalt zu legen, für den Fall, daß die Gardisten den Fluß überquerten.

Währenddessen war Innes Gruppe am falschen Ort in das Gefecht eingetreten.

DREKE: Die Aufgabe des Compañeros Inne war die wichtigste und bestand darin, die Landstraße von Albertville nach Force zu besetzen, um die feindlichen Verstärkungslinien zu unterbrechen. Doch er kam nie am richtigen Ort an, weil der Kundschafter, plötzlich von Todesangst befallen, keinen Schritt weiter gehen wollte, und niemand sonst den Weg kannte. Als er sieht, daß er sich verirrt hat, beschließt er querfeldein zu marschieren und die Landstraße nach diesem Posten oder nach einem Ort für einen Hinterhalt abzusuchen. Inne beginnt das Vertrauen in die Ruander zu verlieren. Er schlägt den Weg über die Landstraße ein, um den Hinterhalt zu legen. Als sie die ersten Schüsse hören, ohne am vereinbarten Ort zu sein, finden sie sich vor der Kaserne wieder, aus der die Soldaten schon über die Landstraße ausgerückt sind, und werden unterwegs von diesen gestellt. Die Hinterhaltgruppe im Hinterhalt. Als der Kampf beginnt, beschließt Inne, die nächstgelegene Position anzugreifen, ausgerechnet die Militärakademie, und dort wird er von heftigem, gezielten Feuer aus schweren Waffen empfangen. Zu Beginn des Gefechts bat der Compañero Inne darum, die Kanone in Stellung zu bringen, nachdem die Ruander, die sie transportiert hatten, in Richtung des Lagers geflohen waren und die Munition und andere Teile zurückgelassen hatten, die durch einige unserer Compañeros geborgen werden mußten. Den Augenzeugen zufolge wurde nach kurzer Zeit auch Inne selbst getroffen. Inne wird an beiden Beinen verwundet. Er hält das Feuer aufrecht und wird an beiden Armen verwundet. Er ruft Kawawa [Warner Moro] herbei, damit er das Maschinengewehr übernimmt. Auch dieser wird bei einer Explosion verwundet. Ansurune [Kapitän Crisógenes Vinajeras], der stellvertretende Anführer, nähert sich von der Nachhut, um ihn herauszuholen. Thetayne-Thelatini [Leutnant Ballester, der Ingenieur] ruft ihm zu, daß er ihm Deckung gibt, und in diesem Moment sterben beide bei einer Explosion.

Die Compañeros versuchen die Leichen zu bergen [Inne, der Leutnant Norberto Pio Pichardo, ist bereits tot], aber es gelingt ihnen nicht, weil sie von der Armee eingekesselt sind, zwei Ruander, einer von ihnen Compañí, werden verletzt. Mehrere Versuche werden unternommen, um die Leichen zu bergen. Zwei weitere Compañeros werden leicht verletzt und zogen sich zurück. Kurz darauf fand ein Kundschafter den Leichnam Thelatinis. Ansurune ist verschwunden, so daß angenommen wird, er sei gefallen. Das Gefecht fand ungefähr 200 Meter vor der feindlichen Stellung statt, offenbar in einem vollkommen vom Feind umstellten Gebiet. Außer den vier kubanischen Compañeros starben mindestens vierzehn Ruander, unter ihnen ein Bruder des Comandante Mundandi. Die genaue Zahl konnte nicht näher ermittelt werden, weil die Bilanzen der Ruander äußerst ungenau waren.

Dennoch fiel ein großer Teil der Schuld an dieser unglückseligen Aktion auf die kubanische Führung; mit unbestreitbarem Wagemut, doch in Unterschätzung des Feindes, glaubte der Compañero Inne seine Pflicht zu erfüllen, indem er zum Frontalangriff überging, obgleich dies nicht seinem genauen Auftrag entsprach. Während er und andere Kämpfer dabei umkamen, blieb der Weg nach Albertville, über den die feindlichen Verstärkungen eintreffen mußten, offen.

Ich schicke M'bili und Saba an die Front, da uns das heftige Sperrfeuer beunruhigt. Ebenso, daß wir kein Angriffsfeuer von Azimas Flanke aus bemerken konnten. M'bili trifft auf die Geflohenen. Er sieht, daß der Feind aus gut befestigten Stellungen das Feuer erwidert. Und er weiß nichts vom Angriff Azimas. Er kehrt zurück, um zu berichten. Der Abstand der Schüsse auf die Kaserne wird größer, einige Ruander haben ihre Munition verschossen, die Gefechtslinie ist nach hinten gerückt.

Ein Compañero wurde losgeschickt, um nachzusehen, was mit Azima geschehen war. Einer der verletzten Ruander kehrt mit ihnen zurück, kurz darauf trifft ein zweiter mit einer Rückenverletzung ein, möglicherweise von einem unserer Schüsse getroffen. Wir schicken Saba zu Azi, um Maßnahmen zur Beibehaltung einer einheitlichen Gefechtslinie zu treffen, da es einen Verwundeten mit einer Verletzung im Rücken gegeben hat. Azi läßt die Compañeros einige Meter zurückweichen.

Zwischen dem Hauptquartier und Innes Hinterhalt liegen ungefähr fünf Kilometer sehr schlechten Weges. Um 8 Uhr 20 trifft ein Ruander mit der Nachricht von Innes Tod ein. Auch Pepechá und ein weiterer Ruander, kufa cabeza, sind tot. Wegen der Sprachschwierigkeiten wissen wir nicht, was genau passiert ist. Heftiges Geschützfeuer in diesem Bereich. Der eine hatte seinen Bericht kaum beendet, als ein zweiter Ruander eintraf, der berichtete, es seien keine Kubaner gefallen und an allen Fronten werde gekämpft.

Als wir vom Tod des Compañeros Inne erfuhren, schickten wir den Compañero M'bili mit 20 Mann Verstärkung vor Ort, um zu sehen, wie es wirklich um die Situation stand. Auf der Höhe des Hinterhalts von Mafu traf er auf die Compañeros Kasambala, Sultán, Ahili und andere, die zur Gruppe Innes gehört hatten.

Azima traf mit zwei Kubanern und zwei Ruandern ein. Er berichtete, daß er sich zunächst verirrt hätte und daß daraufhin die Leute geflohen seien. Die Ruander sagten, dort sei ein Elefant, und gaben die Stellung auf. Ich befahl ihm, Azi im Kampf zu unterstützen, weil dieser umstellt worden war.

Ich schicke den verletzten Ruander mit einem kurzen Bericht zu Tatu, was, wie ich weiß, zu Fuß zwei Tage dauern wird. M'bili bricht mit vierzig Ruandern, die er aufgehalten hat (Stehenbleiben, stehenbleiben!), zu Innes Hinterhalt auf. Ein weiterer verletzter Ruander trifft im Hauptquartier ein und berichtet, alle Kubaner seien tot. Später kommt ein Kubaner (Saba) mit einer leichten Verletzung, der uns schließlich erklärt, was eigentlich geschehen ist. Die Ruander sind auf dem Rückzug, auf der Flucht.

In diesen Momenten beunruhigte uns nicht so sehr die Situation an der Front, als vielmehr die Situation am Hinterhalt. Mir ist klar, daß ich die Compañeros dort abziehen muß. Und das mit den Mitteln, die mir zur Verfügung stehen, kleine Grüppchen und auf sich selbst gestellte Kubaner.

Sita, einer der Zwillinge, trifft mit einem ruandischen Verwundeten ein. Einen Toten hat er zurückgelassen. Er ist ein kräftiger, ideenreicher Bursche, den Toten mußte er am Fluß zurücklassen, da ihn die Soldaten verfolgten. Daß er einen Toten zurückgelassen hat, schmerzt ihn sehr.

Ein weiterer Ruander mit einer Notiz von Azi, der weiterkämpft und um Orientierung bittet, unterdessen hält er seine Stellung. Eine zweite Botschaft, schon fast gegen Mittag, in der er mir mitteilt, daß die Lage schwierig ist und daß sie praktisch auf sich selbst gestellt sind.

Um 12 Uhr 30 erscheinen zwei Flugzeuge. Die Ruander werfen die Waffen von sich. Aber sie bombardieren uns nicht, es sind nur Aufklärer. Sie kreisen über der Kaserne, fliegen mehrere Schleifen, immer weitere, damit verschrecken sie die letzten Männer, die uns noch geblieben sind.

Wir verlegen das Hauptquartier und lassen zwei Mann zurück, um nach Versprengten zu suchen. Auch Pablo bleibt eine Weile mit zwei Ruandern vor Ort, die die ganze Zeit über bei uns gewesen sind. Wir ziehen uns sechshundert Meter zurück, suchen uns einen Hügel und legen dort einen Verteidigungsring an. Ich nahm eine AK und eine Makarov-Pistole mit. Stufenweiser Rückzug.

Pablo setzt sich unter einen Strauch und geht die Liste der Leute durch, um festzustellen, wo alle geblieben sind.

Der Compañero M'bili schickt mir einen Bericht, nachdem er die Situation in Augenschein genommen hat, und fordert gleichzeitig Verstärkung an, um sich mit dieser, sofern ich dies für sinnvoll halte, zur Landstraße in Marsch zu setzen, wo er um sechs Uhr nachmittags eintreffen würde. Als ich dies mit dem Comandante Mundandi bespreche, erklärt dieser, die ruandischen Compañeros weigerten sich weiterzukämpfen, weswegen keine Männer zur Verstärkung des Hinterhaltes zur Verfügung stehen würden. Die überlebenden Ruander aus Innes Gruppe seien bereits zur Basis aufgebrochen, die zwanzig Ruander, die M'bili mitgenommen hatte, verweigerten ebenfalls den Kampf, und dieselbe Situation herrsche auch unter den Männern, die mit Mafú unterwegs waren. Wir beschlossen daher, M'bili anzuweisen, daß er vier oder fünf unserer Compañeros für die Suche nach den Leichen vor Ort lassen und sich mit den anderen bei Anbruch der Nacht zurückziehen sollte.

Gegen sieben Uhr, als die Verwundeten mit einer Notiz von M'bili eintreffen, erfahren wir, was geschehen ist: der Hinterhalt ist gescheitert, er bleibt mit den Übriggebliebenen vor Ort, um nach den Leichen zu suchen. Er schickt mir eine Liste der Gefallenen.

Verdammt, aber wieso ist er bei Mafús Hinterhalt und nicht bei Innes?

Weil sich die Wege gekreuzt hatten, gerade als er an die Stelle gekommen war, die beide Hinterhalte voneinander trennte. Mafú war dorthin zurückgewichen, um einen zweiten Hinterhalt zu legen. Und dort trifft ihn M'bili an. Er erzählt mir, was geschehen ist.

Er schickt mir eine Notiz:


M'BILI: Ich suche weiterhin nach der Stelle, wo nach Auskunft der Compañeros die Leichen liegen sollen.

DREKE: Ich denke, daß in dieser Phase des Gefechts eine definitive Entscheidung getroffen werden muß. Es besteht keine Möglichkeit mehr, einen erfolgreichen neuen Hinterhalt zu legen.

Die Compañeros, die das Kraftwerk angegriffen haben, kehren zurück. Zeitweise war der Strom weg, dann wieder da.


CHE: Ishirine sollte sich mit weiteren Kubanern und sieben Ruandern, ausgerüstet mit Raketenwerfern und Gewehren, in Marsch setzen; sein Auftrag bestand darin, den chariot unter Beschuß zu nehmen, um ein Maschinengewehrnest auszuschalten und die Stromversorgung zu beschädigen; die Lichter gingen für ein paar Minuten aus, und das war alles. Die ruandischen Kämpfer blieben in zwei Kilometern Entfernung vom Ort der Aktion zurück, durchgeführt wurde sie allein von Kubanern.

DREKE: Bei Anbruch der Nacht wurde Bilanz gezogen und eine Ringverteidigung mit Kommunikationsverbindungen aufgestellt. Niemand kann schlafen. Einige Leute sind versprengt. Wir vermuten, daß die Armee es nachts nicht wagen wird, zum Angriff gegen uns auszurücken.

Am nächsten Tag lasse ich M'bili ausrichten, daß er kommen möge. »Wenn du nicht hierher kommen kannst, ziehe dich mit allen Compañeros zurück.«

Am 30. um vier Uhr sind auf Azis Position nur noch er selbst und die kubanischen Compañeros übrig. Comandante Mundandi wird von dieser Situation unterrichtet, und es wird die Entscheidung getroffen, daß wir uns auf einen in der Nähe dieser Zone gelegenen Berg zurückziehen.


MENA: Doch Mundandi hatte zu dieser Zeit praktisch die Kontrolle über seine Leute verloren. Die Nachricht geht um, daß am Abend des 30. der Rückzug eingeleitet werden soll.

AZI: Ich hielt die Position [Hinterhalt nahe des Flusses] bis zum 30. Juni um 6 Uhr, als ich den Befehl zum totalen Rückzug erhielt. Im Hinterhalt waren nur noch wir Kubaner übriggeblieben, Ansali, Achali, Ajili, Abdala, Almari, kein einziger Ruander. Wenn die Ruander vom Hauptquartier den Befehl erhielten, eine Stellung anzugreifen, liefen sie einfach über die Berge zu ihrem Lager davon. Die Ruander ließen Waffen und Munitionsbatterien einfach zurück, und ihre Leichen wurden nicht geborgen. Compañero Azima stand mit Alakre, Arobo und fünfzig Ruandern unter meinem Befehl und hatte den Auftrag, die andere Seite zu besetzen (das rechte Flußufer, ungefähr fünfhundert Meter von unseren Stellungen entfernt), und in der Nacht, in der sie den Fluß überquerten, um in Stellung zu gehen, hörten die Ruander ein Geräusch, von dem sie sagten, daß es ein tembo (Elefant) sei, und ließen sie allein im Busch zurück, worauf sie umkehren mußten.

DREKE: Der zweite Tag im Hauptquartier, noch ein Stück weiter zurückgezogen. Tano ist verlorengegangen. Über Radio Moskau hören wir Nachrichten von dem Angriff, sie sagen, es seien Ausländer unter den Angreifenden gewesen. Tagsüber sahen wir zwei oder drei Hubschrauber landen. Wir folgerten daraus, daß es belgische Gefallene oder Verletzte geben mußte, weil sie die Schwarzen einfach vor Ort beerdigten.

Vor dem Gefecht hatten alle Compañeros, um jeden Zufall auszuschließen, den Befehl erhalten, keine Dokumente oder Papiere mitzunehmen, die eine Identifikation erlauben könnten. So wurde es auch gehandhabt, doch Innes Gruppe hatte in ihren Rucksäcken immer noch einige Dokumente, da sie damit gerechnet hatten, daß sie ihre Sachen in einer gewissen Entfernung lassen und daraufhin an ihrem Hinterhalt ins Gefecht eintreten würden. Als sie gestellt wurden, hatten sie ihre Rucksäcke noch dabei, und in einem fand der Feind eine Zeitung, die auf eine kubanische Beteiligung an den Gefechten schließen ließ. Dies bedeutete eine schwere Verletzung der Sicherheitsvorschriften. Es war verboten, eine Zeitung mit sich zu führen, aber Ansurune hatte einige Aufzeichnungen dabei. Und einer der Toten trug sogar eine Unterhose »hecho en Cuba«. Was sie nicht wußten, war, daß es an dieser Stelle vier Tote gegeben hatte, denn die Zeitungen haben immer nur von zweien berichtet.


Später sollte Che über einen Gefangenen genauere Informationen von den Verlusten in Force bekommen: siebzehn Angreifer starben, zunächst nahmen ihnen die Gardisten Uhren und Schuhe ab, dann wurden sie von Zivilisten begraben. Während des Gefechts kamen vier feindliche Offiziere und mehrere Soldaten ums Leben, zwei weitere in Katenga.

DREKE: Wir Kubaner haben das Gleichgewicht des bewaffneten Friedens zerbrochen, in dem sich die Kongolesen eingerichtet hatten. Sie waren zwar bewaffnet, doch sie blieben zuhause bei Frau und Kind. Sie kämpften nicht.

Und Dreke weiß in diesem Moment noch nicht, was dies bedeuten könnte.



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