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Mon Jun 11 11:36:20 2001
 

Inhaltsverzeichnis Inhalt Das Jahr, in dem wir nirgendwo Aufwärts

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Ankunft in Forces


DREKE: Wir brachen um sechs Uhr morgens auf, beim Gehen vergaß man die Kälte. Nach einer Stunde Marsch kamen wir auf einen Abschnitt des Weges, den wir nicht kannten.

Ich lief in der Vorhut und M'bili dahinter. »Wenn mir irgendetwas zustößt, greifst du ein.« Als wir die Geschwindigkeit erhöhten, verlangten die Ruander eine Pause. Wir machten zum ersten Mal halt, bevor wir eine Siedlung erreicht hatten.

Die Bevölkerung hatte bemerkt, daß eine Kolonne sich näherte, und kam, um die Kubaner zu sehen. Wir stellten Wachtposten auf und blieben eine halbe Stunde. Es gab einen Kongolesen, der portugiesisch sprach, und so konnten wir uns verständigen, weil es eine ähnliche Sprache ist.

Wir brachen erneut auf, im Schutze des Dschungels. Unterwegs machten wir noch mehrfach Halt. Über den See flogen Flugzeuge. Wir fürchteten, daß sie uns entdeckt haben könnten. Aber nein, sie flogen nur routinehalber. Wir hörten, daß sie einige Salven abfeuerten. Sie beschossen Boote oder versuchten es wenigstens, da sie aus dieser Höhe niemals trafen. Sollten sie einen Angriff am See fliegen? Wir schickten jemand ein Stück zurück, und er kam mit der Nachricht wieder, daß der Angriff nicht in Richtung der Basis ging. Die Nacht brach an. Wir trafen eine Reihe von Maßnahmen zum Schutz gegen die Kobras.


MENA: Mundandi, auf den gewartet worden war, trifft ein.

DREKE: Die Sprache der Ruander war verschieden vom Kisuaheli. Wir machten uns Notizen und schrieben die Worte auf Kisuaheli dazu, wir legten ein Wörterbuch an, um uns zu verständigen. Wir waren dabei, uns zu alphabetisieren.

Wir wußten nicht, was geschehen würde, weil wir die Meinungsverschiedenheiten zwischen Kongolesen und Ruandern bemerkt hatten. Die Parole, die Tatu ausgegeben hatte, war, sich nicht einzumischen.

Als wir im Lager der Ruander eintrafen, hatte ich eigentlich angenommen, eine kleine Gruppe von Männern anzutreffen, versprengt und schlecht bewaffnet.

Das waren meine Erwartungen. Eine Gruppe von Ruandern empfing uns in der Nähe des Lagers. Ein paar Compañeros, Jerome und Compañi (ein schlanker, sehr lustiger Schwarzer), die später große Freunde der Kubaner geworden sind, kamen und umarmten uns, während sie uns zum Lager führten. Ihr Chef, Zakarias, kam heraus und gab uns die Hand, umarmte uns. Wir verständigten uns mehr schlecht als recht, er in seinem Kinyaruanda, der andere in Kisuaheli und wir, die überhaupt nichts verstanden.

Wir setzten uns und warteten ab, und nach kurzer Zeit bringen sie M'bili, Inne und mich zu einem großen Platz mitten im Dschungel, den sie gerodet hatten. Dort trafen wir auf eine Formation von bewaffneten Männern in dunklen Uniformen mit Mützen in derselben grünlichen Farbe, etwas über hundert, gut bewaffnet, mit fünf oder sechs Bazookas und dreifüßigen Maschinengewehren.

Es wurde eine schöne Zeremonie abgehalten, freundlich, angenehm. Wir verbrüderten uns. Damit verging dieser Tag. Es war ein verlassenes Dorf, das die Guerilleros als Lager benützten. Mir gefiel es nicht, es machte den Eindruck von Seßhaftigkeit, manche Häuser grenzten unmittelbar an den Dschungel.


MENA: Am 25. ein Treffen, auf dem mit Mundandi diskutiert wird, und am Tag darauf verläßt die Gruppe von Nane, die sich Calixte anschließen wird, die Kolonne. Indem fünf Mann an diese Front gehen, bleiben wir hier mit vierunddreißig.

DREKE: Am nächsten Tag setzten wir ein Treffen an, um den Angriffsplan zu analysieren. Wir wollten die Ankunft einer weiteren Gruppe von Compañeros abwarten, unter ihnen der Artillerist Sultán, der die chinesische 75 mm-Kanone bedienen sollte. Dieser Compañero hatte Durchfall gehabt, und wir hatten ihn zurücklassen müssen.

Inne hatte eine Erkundung zur Kaserne unternommen. Wir wollten eine weitere Erkundung durchführen. Warum wollten sie, daß wir am 29. angriffen?

Wir machten die Erkundung am 26. Inne brach mit einem Grüppchen auf, M'bili war zu schwer, zu langsam. Wir brauchten schnelle Leute. Der Weg führte durch einen tiefen Graben, in dem einige Gefechtsspuren zu sehen waren. Wir hatten den Jungen dabei, der etwas Portugiesisch sprach. Die Wachen feuerten manchmal aus den Mörsern, wenn sie nachts irgendein Geräusch hörten, und gingen dann schlafen. Wir nähern uns und sehen einen der großen Gebäudekomplexe; man sah einen Stacheldrahtzaun rund um die Kaserne und mehrere Trakte und Hütten. Man erklärt uns, daß an einem Ende des Lagers die Belgier wohnen. Schützengräben waren zu erkennen. Wir sahen zwei oder drei Weiße umherlaufen, einer machte Übungen. Einen Teil des Lagers konnten wir nicht sehen und die feindlichen Kräfte deshalb nicht genau einschätzen. Wir entschieden, wo das Maschinengewehr aufgestellt werden sollte, das von Asmari bedient werden würde.

Ein zweites Treffen mit den Chefs der Ruander. Man unterhält sich, zeichnet Skizzen auf die Erde. Der Kundschafter beginnt Fragen zu stellen, er verständigt sich auf Englisch mit Inne. Wir versuchen noch einen Kundschafter zu finden. Wir machen einen Plan für den Angriff auf das Kraftwerk und beschließen, daß die Attacke am 29. stattfinden soll. Die Leute sind ein wenig müde. Eine Gruppe von fünfundzwanzig oder dreißig Ruandern sagte, daß sie nicht am Angriff teilnehmen würden. Zakarias, der ruandische Kapitän, nahm ihnen Kleider und Waffen weg, teilte Ohrfeigen aus, ließ sie in Unterwäsche stehen. Wir forderten den Ruander auf, sie nicht vor unserer Rückkehr aus dem Gefecht wieder freizulassen.

Der Zeitpunkt des Angriffs wurde auf fünf Uhr morgens festgelegt. Etwas später bliesen sie dort zum Wecken und formierten sich im Kasernenhof.


MENA: Am 27. stoßen sechs weitere Kubaner hinzu, darunter Wasiri und Sultán, die Che aus der Basis nachgeschickt hatte.

DREKE: Wir brechen am 27. auf. Eine Nacht verbringen wir ohne Schlaf und marschieren durch. Inne (Landstraße nach Albertville) und Olachea/Mafu (Landstraße nach Lulimba) sollten dort Hinterhalte legen, und sie nach Beginn der Attacke abfangen.

Wir hatten die Uhren verglichen. Um fünf Uhr morgens würden wir das direkte Feuer eröffnen. Sie hatten genug Zeit, um die Hinterhalte zu legen. Ich schlage tausend Meter von ihnen entfernt das Hauptquartier auf, wegen des Fehlens von Telefonen und Funkgeräten mußte es ein Ort in der Nähe sein, von dem aus man soviel wie möglich direkt beobachten konnte. Bei mir bleiben Pablito und Anga, der Sanitäter, M'bili, Zakarias und vier oder fünf Ruander. Wir warteten ab, bis es fünf wurde.

Im Lager waren zwei Kranke zurückgeblieben: Bahaza, einen sehr kräftigen Burschen, der einen Asthmaanfall und Malariafieber hatte, ließen wir gegen seinen Willen zurück, außerdem Anane, mit Sumpffieber.



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