nadir start
 
initiativ periodika Archiv adressbuch kampagnen suche aktuell
Online seit:
Mon Jun 11 11:35:36 2001
 

Inhaltsverzeichnis Inhalt Das Jahr, in dem wir nirgendwo Aufwärts

Voherige Seite Che und sein Lehrer, Unterricht in Das Fieber Nächste Seite

Freddy Ilanga erzählt dem Che die Anfänge der Bewegung


ILANGA: Als Kasabuvu, Kalonge und Tshombé in Brüssel waren, um mit der belgischen Regierung über die Unabhängigkeit des Kongo zu diskutieren, saß Lumumba im Gefängnis. Da wurde erklärt, daß es keinen runden Tisch geben würde, solange Lumumba nicht dabei sei. Lumumba kam aus dem Gefängnis frei, ihm fehlte ein Zahn, weil sie ihn geschlagen hatten. So kommt er nach Brüssel. Mobutu nimmt als Regierungssekretär an den Gesprächen teil. Damals war der Kongo in sechs Provinzen unterteilt: Leopoldville (wo Kinshasa liegt), Kokiativille, Kasavi, Kivu, Stanleyville und Katanga. Tshombé wollte die Unabhängigkeit Katangas. Kasabuvu wollte die Unabhängigkeit Leopoldvilles. Lumumba wollte die Unabhängigkeit für das ganze Land. Der 30. Juni 1960 ist das Datum der Unabhängigkeit. Später wird Mobutu zum Oberst und zum Chef der Armee ernannt.

1961 unternimmt Mobutu einen Staatsstreich und setzt die Regierung ab, läßt Lumumba festnehmen und dorthin schicken, wo Tshombé, sein ärgster Feind ist, nach Katanga. Denn siebzehn Tage nach der Unabhängigkeit hatte Tshombé die Sezession von Katanga erklärt. Die ganze belgische Bürokratie hat Zuflucht in der Provinz Katanga gesucht. Daraufhin fängt Lumumba einen Krieg an, um die Provinz Katanga zurückzugewinnen. Und deshalb unternimmt Mobutu einen Staatsstreich, ohne selbst die Macht zu ergreifen, er übergibt die ganze Macht Kasabuvu und schickt den gefangenen Lumumba nach Katanga, wo er ermordet wird. So erscheint Mobutu nicht als derjenige, der Lumumba umgebracht hat.

Die Bewegung für die Befreiung des Kongo entsteht nach Lumumbas Tod im Januar 1961. Die Partei des MNPC, die Nationale Kongolesische Volksbewegung, ist die Partei Lumumbas und Pierre Muleles (letzterer hatte das Erziehungsressort in der Regierung Lumumba inne). Sie treffen sich in Brazzaville, weil man sie zu verfolgen beginnt. Und gegen Ende 1963 gründen sie den Nationalen Revolutionsrat und teilen sich die Fronten untereinander auf, in Übereinstimmung mit den Einflußgebieten der einzelnen Führer: Soumaliot, Kabila und Ildephonse Masengo im Osten und Mulele im Westen, in der Gegend von Kwilo. Nach dem Treffen von Brazzaville versammeln sie sich in Kairo, und schon Ende 1963 wird im Osten, das heißt in Uvira, die erste Aktion bei einer Versammlung durchgeführt, bei der eine Granate (aber keine Splittergranate) auf die Tribüne geworfen wird. Nach dieser Aktion werden nahezu alle Mitglieder des MNPC festgenommen, befreien sich aber in einer Kommandoaktion, ohne daß ein einziger Schuß fällt, indem sie die Wachen betrunken machen. Von da an beginnt der Krieg im östlichen Teil des Landes, wo wir uns befinden. In Uvira führten wir den Krieg, als handelte es sich um eine Demonstration: mit Steinen, Speeren und Macheten. Auf diese Weise überfielen wir einen Polizeiposten und eroberten ihn mitsamt den Waffen. Die Gendarmerie von Bukavu stufte das Geschehen als Meuterei ein. Sie schickten eine Einheit, aber von dieser Einheit kam keiner zurück. So begann der Krieg. Es war kein Krieg der Hinterhalte, sondern einer der Massen, die in großen Mengen vorrückten. Die Losung war, daß man nicht nach hinten schauen sollte, denn wenn du nach hinten schautest und sahst, wie einer fiel, bekamst du Angst. Die Gardisten feuerten, und wir warfen uns auf sie.

So fingen wir an.



Voherige Seite Che und sein Lehrer, Unterricht in Das Fieber Nächste Seite

Inhaltsverzeichnis Inhalt Das Jahr, in dem wir nirgendwo Aufwärts

Kontakt: nadir@mail.nadir.org