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Inhaltsverzeichnis Inhalt Das Jahr, in dem wir nirgendwo Aufwärts

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18. November: Die Gardisten rücken weiter vor


Che steigt am folgenden Tag zu einem Treffen in der Basis am See mit Tremendo Punto, Masengo, Charles Bemba, Kent (einem Kenianer) und einigen anderen hinunter. Der Rückzug nach Fizi wird aufgrund der dort herrschenden Bedingungen verworfen.

Es bleibt die Möglichkeit, sich nach Norden zu bewegen, in Richtung Uvira, wozu man am See entlang marschieren mußte, zu Fuß und über die feindlichen Linien hinweg durch ein sehr gefährliches Gebiet. Die andere Option war Richtung Süden, nach Bondo. Moja und Aly werden für einen Tag auf eine schnelle Erkundung nach Süden geschickt.


CHE: Aly führte das auf einen neuen Streich Tremendo Puntos zurück. Er hielt es für eine sehr schlechte Idee. Ich hatte einen kleinen Wortwechsel mit Aly, der brummte, er hätte genug davon, auf den Bergen herumzurennen, ohne daß die Leute hier kooperierten. Ich antwortete ihm scharf, daß wir die Evakuierung von Bondo aus organisieren müßten und er mit der ersten Gruppe fahren könnte, die aus dem Kampf entlassen würde. Er entgegnete sofort, daß er bis zum Ende bei mir bleiben werde. Aber um doch nicht das Gesicht zu verlieren, fügte er noch hinzu: »Um für die nächsten zwanzig Jahre auf den Bergen herumzurennen.«

Am Abend wird Che von Tremendo Punto informiert, daß Masengo ihn hatte sprechen wollen. Dieser wollte ihm vorschlagen, den Kampf einzustellen, hatte sich dann aber doch nicht getraut. Er hätte gesagt: »Alle verantwortlichen (kongolesischen) Compañeros sind einverstanden, daß wir einstweilen den Kampf einstellen.«

CHE: Ich antwortete ihm, daß dies eine sehr weitreichende Entscheidung sei. In Fizi und Mukundi und auch an dieser Front hatten wir noch organisierte Verbände, außerdem blieben diejenigen in Uvira und am Frontabschnitt von Mulele. Würden wir abziehen, könnten die feindlichen Truppen diese Gruppen ohne Schwierigkeiten angreifen; durch unsere Flucht würden sie aufgerieben werden, denn wir wußten, daß sie allein nicht stark genug waren, um durchzuhalten. Ich bat um eine schriftliche Nachricht, in der Masengo uns seine Entscheidung darlegte. Tremendo Punto war leicht erstaunt und etwas beleidigt, aber ich bestand darauf. Ich erklärte ihm, es gebe etwas, das sich Geschichte nennt, und diese besteht aus vielen fragmentarischen Daten, die allzu gerne verdreht werden.

DREKE: Er bittet die Kongolesen um einen Brief, um ein offizielle Gesuch, den Kampf aufzugeben. Sie saßen auf dem Boden: Chamaleso, Tatu, Tembo. Ich befand mich in Luluaburg an der Spitze der Truppen.

Das Gespräch wird unterbrochen. Siki funkt von der oberen Basis, daß die Gardisten in drei Kolonnen und in großer Zahl vorrückten, und daß sich Azima kampflos zurückgezogen habe, nachdem er unter Beschuß geraten sei. Die Kundschafter, der Kubaner Suleimán und ein Kongolese, seien bei einer vorausgehenden Attacke der Luftwaffe versprengt worden und nicht wieder aufgetaucht.

NANE: Die Söldner kamen den Berg herauf, und wir wichen zurück, bis wir an unseren Ausgangspunkt zurückgekehrt waren, an das Seeufer, nach Kibamba.

Che beschließt mit Masengo den Rückzug. Tremendo Punto berichtet, daß der Beschluß der Kongolesen auf endgültigen Rückzug lautet, dem Gerücht nach steht der Chef der Militärpolizei dahinter, und bald versinkt alles im Chaos.

POMBO: Wegen der fehlenden Kontakte zur Führung der Bewegung kommt Tatu plötzlich auf die Idee, den gesamten Kongo zu durchqueren, von Katanga aus bis in den Norden des Landes, wo Lumumbas einstiger Erziehungsminister an der Spitze einer Guerilla stand. Aber das bedeutete einen Marsch von mehr als tausend Kilometern durch unbekanntes Gebiet, ohne Ortskundige, durch den unberührten Dschungel. Diese Schwierigkeiten wurden abgewogen, und andere, die nicht von uns abhingen.

VIDEAUX: An diesem Tag beschloß Tatu, angesichts der Unmöglichkeit, die feindliche Offensive aufzuhalten, daß alles, was von der Basis übrig war, zerstört werden und wir uns nach Jungo begeben sollten, einen Ort am Ufer des Tanganyika-Sees. Aus einigen Compañeros, zu denen auch ich gehörte, sollte eine neue Einheit gebildet werden. Für diejenigen, die wegen Verletzungen oder Krankheit zurückbleiben mußten, blieb eine Schutztruppe vor Ort. Die Übrigen sollten versuchen, die Einkreisung zu durchbrechen und den Dschungel in Richtung der Grenze zu Brazzaville zu durchqueren. Dort befand sich Mulele, der letzte, der noch kämpfte. Aber es war nicht möglich, Kontakt zu Mulele herzustellen, um den Kampf fortzusetzen.

Che schlägt Masengo vor, daß dieser den Rückzug seiner Männer und er den der seinigen organisieren soll.

Er schickt ein Telegramm:


CHE: [an Rafael] Die Situation ist ausweglos. Vollständige Einheiten und viele Bauern laufen zum Feind über. Keiner kongolesischen Einheit ist mehr zu trauen. Von nun an können unsere Nachrichten über den Hauptsender jederzeit unterbrochen werden, wir werden dann den Kontakt zu Kigoma über den Hilfssender aufrechterhalten. Changa hier wegen Maschinenschaden. Benötigen dringend Boot mit Besatzung in gutem Zustand.

Che und Rafael tauschen weitere Telegramme zur Einschätzung der internationalen Situation aus, in denen sie besprechen, daß die tansanische Regierung am ehesten über die Chinesen, die Sowjets und die Vereinigte Arabische Republik unter Druck gesetzt werden könnte. »Wie lautete das Abkommen von Accra? Uns im Stich zu lassen?« Rafael spricht davon, Tansania zur Rechenschaft zu ziehen, sollte es sich weiterhin unter Druck setzen lassen. Alles ist sehr verwirrend.

MENA: Der Che schlägt abschließend vor, was er sich mit Dreke ausgedacht hat.

CHE: [an Daressalam] »Wir werden zunächst die hier stationierten Verbände evakuieren und in einer zweiten Etappe die Mehrzahl der Kubaner. Mit einer kleinen Gruppe werden wir hierbleiben und das Ansehen Kubas verteidigen. Setzt Havanna davon in Kenntnis.«

Ich beabsichtigte, die Kranken, die Schwachen und diejenigen, die weiche Knie bekommen hatten, zurückzuschicken, und mit einer kleinen Gruppe zu bleiben, um den Kampf fortzusetzen. Dieses Ziel im Blick, führte ich einen kleinen Test (...) unter den Compañeros durch, dessen Ergebnis entmutigend war. Fast niemand war bereit weiterzukämpfen, es blieb allein meiner Entscheidung überlassen ...


Probleme bei der Evakuierung: Mafu hatte zwei Kundschafter nach Kazima geschickt, jemand wurde ihnen hinterhergeschickt, und sie kamen eilig zurück. M'bili und seine Gruppe würden einen Gewaltmarsch zurücklegen müssen ...

CHE: ... damit wir die untere Basis noch im Morgengrauen räumen konnten. Aus den bisherigen Erfahrungen mit feindlichen Angriffen rechnete ich damit, daß sie uns einen Tag in Ruhe lassen würden, um daraufhin neue Manöver zu unternehmen. Dies würde es uns ermöglichen, relativ leicht herauszukommen. Doch wir mußten auf der Hut sein, um jeden Feindkontakt zu vermeiden und einen Großteil der Sachen zu retten.

DREKE: Dem Che war klar, daß das Hauptziel des kommenden Angriffs darin bestand, uns in Richtung des Sees abzudrängen. Wir legten uns in die Schützengräben. Wir hatten einen Verteidigungsring bis zu Terrys Position gezogen.

Eine Liste der Leute wurde erstellt, die bleiben würden. Die Verletzten, Kranken und die Schwächsten würden wir evakuieren. Mit einigen Compañeros wurden geheime Gespräche geführt.


MENA: Changa brach eine halbe Stunde, bevor der Beschluß zum Rückzug bekannt gegeben wurde, nach Kigoma auf. Als er sich am folgenden Tag nicht meldete, fürchtete Tatu, daß ihm etwas zugestoßen sei.



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