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Als wäre nichts geschehen

Doch auch die Konfiszierung der Kaffeeplantagen blieb letztlich nur eine Episode, an die sich die Schimpfs, von Knoops & Co. heute zwar mit Schaudern auf dem Rücken, aber einem Lächeln im Gesicht erinnern können. Zwischen 1946 und 1950 wurden die beschlagnahmten Plantagen wieder ihren deutschstämmigen Besitzern übergeben. Obwohl die Betriebe mangels Fachkräften ziemlich heruntergewirtschaftet waren, warfen sie schon nach nur kurzer Zeit wieder dicke Profite ab. Der Nachkriegsaufschwung in Deutschland und der sich ausweitende konsumorientierte Binnenmarkt in den USA ließen die Kassen im Kaffeegeschäft klingeln. Schnell besetzten die deutschen Familien wieder ihre alte Position an der Spitze der Kaffeepflanzer in Chiapas, wenn auch nicht mehr in ganz so beherrschender Form wie vor dem Krieg. Das neue Agrargesetzbuch von 1943 begrenzte jetzt den Landbesitz einer einzelnen Person auf höchstens 300 Hektar. Doch das Gesetz störte nicht weiter. Die weit über 300 Hektar großen Plantagen der deutschen Familien wurden einfach pro forma auf Familienmitglieder, Freunde oder Strohmänner verteilt. Die Familien Bernstorff, Edelmann, Giesemann, von Knoop, Lüttmann, Pohlenz und Schimpf zählen so nach wie vor zu den größten Kaffeeproduzenten in Chiapas.

Wirtschaftliche Macht paart sich gerne mit politischem Einfluß. Jorge Constantino Kanter, Sproß einer deutschen Kaffeepflanzerfamilie der Nordregion von Chiapas, exponiert sich seit dem Ausbruch des zapatistischen Aufstandes als Führer einer reaktionären Vereinigung von Grundbesitzern, Viehzüchtern und Geschäftsleuten. Er fordert ein hartes Durchgreifen gegen die Landbesetzer und fungiert als einer der Hauptdrahtzieher der Konterrevolution. Im Herbst 1995 gibt er einem Journalisten zu Protokoll: »Wenn wir hier allen Indianern ihr Land zurückgegeben müßten, den Azteken, den Tarahumaras, den Huicholes und wie sie alle heißen, dann müßten wir doch gehen. No cabemos todos - für alle reicht der Platz hier nicht.«



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