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Online seit:
Sun Sep 10 22:44:33 1995
 

Gülnaz Baghistani ist unsterblich!

Aufruf zum Trauermarsch

Am Donnerstag, dem 27. Juli 1995, starb in Berlin die 41jährige Kurdin Gülnaz Baghistani. Die Verantwortung für den Tod von Gülnaz Baghistani trägt die Bundesregierung, die mit ihrer Verbotspolitik gegen kurdische Vereine und Organistationen den Boden bereitet hat für die Verfolgung und Kriminalisierung der hier lebenden Kurdinnen und Kurden. Am 26. Juli hatte die Polizei den Hungerstreik von 200 KurdInnen, unter den sich auch Gülnaz Baghistani befand, am Breitscheidplatz gewaltsam aufgelöst. Die Hungerstreikenden waren gezwungen, eine acht Kilometer lange Strecke bis zum Navca Kurd in der Zossener Straße zu marschieren, um dort ihre Aktion fortsetzen zu können. Jede medizinische Versorgung der geschwächten TeilnehmerInnen wurde durch die Einkesselung durch die Sondereinsatzkommandos der Polizei verhindert. An den Folgen der Angriffe durch die Polizei und der Anstrengungen durch den Marsch ist Gülnaz Baghistani gestorben.

Seit dem 14. Juli 1995 befinden sich in der Türkei und in Kurdistan 10.000 kurdische Kriegsgefangene für die Menschenrechte und für eine politische Lösung in Kurdistan im Hungerstreik. Zahlreiche Kurdinnen und Kurden außerhalb der Gefängnisse haben sich diesem angeschlossen. Am 24. Juli starb in Yozgat der hungerstreikende PKK-Kriegsgefangene Fesih Beyazcicek, weil ihm trotz schwerer Erkrankung die zeitige medizinische Hilfeleistung verweigert wurde.
Entgegen aller Prognosen wurden die Solidaritätshungerstreiks außerhalb der Gefängnisse in der Türkei und in Kurdistan bis zum jetzigen Zeitpunkt von den türkischen "Sicherheitskräften" nicht überfallen. Dagegen hat die Polizei in der Bundesrepublik vom ersten Tag des Hungerstreiks an versucht, die Protestaktion in Berlin und Frankfurt anzugreifen und zu kriminalisieren. So wurden zahlreiche Bücher und Publikationen, mit denen die Menschen in der Bundesrepublik über den Völkermord in Kurdistan und die deutsche Beteiligung an diesem informiert werden sollten, von der Polizei beschlagnahmt. Diese Versuche, die Information der internationalen ffentlichkeit über den schmutzigen Krieg in Kurdistan zu unterdrücken, waren begleitet von zahlreichen anderen Provokationen durch die Polizei, wie Festnahmen und rassistische Beschimpfungen der Hungerstreikenden. Am 26. Juli wurde der Hungerstreik in Berlin und am 27. Juli der in Frankfurt von der Polizei überfallen und aufgelöst. Damit hat die Bundesregierung erneut gezeigt, daß sie jede kurdische Lebensäußerung mit Gewalt unterdrücken will und daß sie bedingungslos hinter dem Regime in Ankara steht. In der Bundesrepublik soll jede Stimme gegen den Völkermord in Kurdistan zum Schweigen gebracht werden.
Die Bundesregierung macht sich mit dieser Vorgehensweise zu einem Hauptstörfaktor auf dem Weg zu einer politischen Lösung des Konflikts in Kurdistan. Sie hat den KurdInnen den Kampf angesagt; nicht zuletzt um mit dem Krieg in Kurdistan weiter ihre schmutzigen Waffengeschäfte betreiben zu können und ihre anderen agilen wirtschaftlichen und militärischen Interessen in der Region durchzusetzen.
Die Bundesregierung sollte von ihrer Position des Kriegstreibers abrücken und einen Beitrag leisten zu einer politischen Lösung in Kurdistan, anstatt den Konflikt in Kurdistan und in der Bundesrepublik weiter anzuheizen.

Die Hungerstreikenden fordern:

Die internationale ffentlichkeit wird dazu aufgerufen, die Erklärungen des Vorsitzenden der PKK, Abdullah calan, zu einem politischen Dialog als den ersten Schritt zu einer politischen Lösung anzuerkennen und zu unterstützen.
Die Einhaltung und Uuml;berwachung der in der Genfer Konfention niedergelegten Schutzregeln für Kombattanten in Kurdistan zu sichern. Die Beendigung der Morde an Zivilisten, der Massenhinrichtungen, der Folter in den Gefängnissen und des Niederbrennes der Siedlungen. Die Anerkennung aller politischen Gefangenen in den türkischen Gefängnissen als offizielle Kriegsgefangene.
Die Beendigung aller militärischen Operationen, die auf die Vernichtung unseres Volkes abzielen.
Die Entsendung von Delegationen unter der Aufsicht der UN und des Internationalen Roten Kreuzes nach Kurdistan, um vor Ort den Kriegszustand und die Haftbedingungen in den Gefängnissen zu beobachten

Desweiteren forden wir:

Die europäischen Staaten, insbesondere die Bundesrepublik, müssen ihre Angriffe und Verhaftungen beenden und die Verbote aufheben. Die Freilassung der in Deutschland und Frankreich inhaftierten Kurden.

Fesih Beyacicek und Gülnaz Baghistani sind unsterblich!
Sie leben weiter im Kampf des kurdischen Volkes um sein legitimes Recht auf Selbstbestimmung!

Trauermarsch am Dienstag, 1. August 1995
Treffpunkt: 11.oo Uhr Blücherplatz (U-Bahnhof Hallesches Tor)

Hungersteikkomitee Berlin